Kategorie: Dossierartikel
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Requiem ist zweierlei in einem: Eine der bekanntesten und zugleich eine der hoffnungsvollsten Todesstahltruppen aus der Schweiz...

Requiem ist zweierlei in einem: Eine der bekanntesten und zugleich eine der hoffnungsvollsten Todesstahltruppen aus der Schweiz. Mittlerweile kann der Vierer stolz auf drei Veröffentlichungen zurückblicken und hat mit Massacre Records im Rücken nun auch den richtigen Partner fürs Grobe gefunden. In nicht allzu ferner Zukunft darf auch die neue Scheiblette erwartet werden. Grund genug, Ralf zu den Themen Todesmetall und Requiem im Zeichen unseres Death Metal Specials zu befragen.

Was für hoffnungsvolle Death Metal Bands seht ihr in der Schweiz? Begründung?

Ralf: Tja, da gibt es schon ein paar: Your Own Decay aus der Romandie zum Beispiel - vor allem weil sie eine sehr gute Liveband sind. Creeping Vengeance aus Biel haben diesen Old-School Spirit, der mir sehr gefällt. Die haben sich aber nun ja aufgelöst, um weiterhin anderen Sound zu spielen. Und natürlich Disparaged sowie Mumakil aus der Westschweiz.

Wo seht ihr Unterschiede zwischen den 90er-Jahren und jetzt betreffend der Death Metal Szene in der Schweiz. Sind diese Veränderungen positiv oder negativ zu beurteilen?

Ralf: Was ich damals von meinem deutschen Wohnsitz her mitbekommen habe, war, dass es vor allem Anfang der 90er kaum Bands oder eine Szene gegeben hatte. Das fing dann erst Ende der 90er an, als sich auch bestimmte (heutzutage) erfolgreiche Veranstalterteams gründeten. Heute sehe ich eine sehr gut vernetzte organisierte Death Metal Szene. Musikalisch gesehen hat sich sehr viel in die Brutal Death/Grind Ecke verschoben, was wohl daran liegen mag, dass es vielen, vor allem jüngeren Fans nicht krass genug sein kann. Wenn das Qualität hat, ist dagegen ja nix einzuwenden. Allerdings gibt's da natürlich auch ganz üble Sachen dabei. Grundsätzlich gesehen aber, finde ich die Entwicklung sehr positiv, da im Gegensatz zu den 90ern heutzutage meistens viel mehr Leute zu Konzerten kommen als dies noch vor 10 bis 15 Jahren der Fall war. Bestes Beispiel Januar 2006 im Z 7. Obituary und Bolt Thrower zwei Tage hintereinander ein volles Haus. Fantastisch!

Wie beurteilt ihr das gesellschaftliche und politische Umfeld (bspw. Kulturförderprogramme), um in der Schweiz Musik zu machen?

Ralf: Aus Zürich her kenne ich hier nur den Popkredit der Stadt Zürich. Proberäume gibt es zwar auch ein paar, aber ansonsten läuft da nicht viel, was ich so von Bekannten höre. Death Metal oder Metal allgemein hat ja immer noch den Ruf Lärm zu sein, was sich darin manifestiert, dass es zum Grossteil nicht akzeptiert ist in der Gesellschaft. Von daher werden da auch weiterhin wenig Gelder fliessen für unsere Art von Sound. Aber auch bei Bands der weicheren Sorte scheint da wenig rüber zu kommen, was man so hört aus dem Punk, Hardcore und Rockbereich. Wie überall ist selber machen und selbst investieren angesagt. Wobei die Gesellschaft es schon gerne sieht wenn vor allem Jugendliche lieber Musik machen anstatt an Bahnhöfen rum zu hängen.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft für den Death Metal?

Ralf: Die Weltherrschaft! Nein, lassen wir mal diesen sehr alten Scherz beiseite. Es wäre durchaus wünschenswert wenn endlich mal Death Metal auch im TV komme würde, oder Metal allgemein. Da gibt es meiner Meinung nach momentan einen sehr grossen Nachholbedarf, nach dem kläglichen Niedergang von Headbangers Ball und dem kleinen versuch bei Viva 2 den Sound laufen zu lassen. Akzeptanz ist auch noch eine Sache. Klar ist Death Metal nicht die kommerzielle Sparte mit der sich viel Geld verdienen lässt, dennoch hat diese Art von Musik einiges zu bieten was zum Beispiel Texte, Sounds und Songstrukturen angeht. Bestes Beispiel sind z.B. Napalm Death. Sie gehen Themen an, die uns alle betreffen und versuchen Leute zum Denken zu bewegen. Natur, Politik und natürlich auch die Pay-To-Play-Preispolitik bei Touragenturen usw.

Vor allem das Jahr 2005 war geprägt vom Clubsterben. Wie begründet ihr dies aus eurer Sicht? Gibt es für Underground-Bands aus der Schweiz trotzdem noch genügend Auftrittsmöglichkeiten?

Ralf: Das hatte viele Gründe. Zum einen Wirtschaftlichen. Als Veranstalter oder Clubbesitzer trägt man immer ein immens hohes Risiko. Manche haben oft auf das falsche Pferd gesetzt bzw. sind nicht mit dem Trend gegangen. Bestraft wurden sie leider damit, dass die Zuschauer ausblieben, obwohl es grundsätzlich sehr wichtig ist Leute zu unterstützen, die sich nicht nur mit dem Mainstream befassen. Ein anderen Grund meiner Meinung nach ist, dass es bei der Schwemme von Veranstaltungen für die meisten Leute schwierig ist, dies bezahlen zu können. Und da gehen die meisten doch eher zu einer bekannteren Veranstaltung, als für das gleiche Geld mehrere unbekanntere Bands zu sehen. Aber da kann der Phil noch mehr darüber sagen, da er momentan auch wieder als Clubgeschäftsleiter tätig ist. Was meinst du denn dazu???

Euer nächstes Album wird im Stage One Studio (bei Andy Classen) aufgenommen. Weshalb habt ihr euch gerade für dieses Studio entschieden? Dürfen wir von Requiem eventuell sogar Thrash Metal Einflüsse erwarten?

Ralf: Andy Classen ist ja nun schon sehr lange als Produzent und Studioinhaber tätig. Vorgeschlagen wurde er von unserem Label Massacre Records und da uns das gefiel, was er bisher gemacht hatte, waren wir davon überzeugt, dass er auch uns zu einem passenden Soundgewand verhelfen kann. Zudem hat er ja nicht nur Thrashplatten gemacht, sondern auch Sachen wie Krisiun und Dew Scented aufgenommen

Können wir noch etwas über eure neue CD erfahren? Gibt es merkliche Unterschiede zu vorherigen Werken?

Ralf: Es wird weiterhin auch das sein, was man von Requiem gewöhnt ist. Viele Grooves und viele Blastparts. Dennoch sind die Songs sehr viel ausgereifter, abwechslungsreicher, als das in der Vergangenheit der Fall war. Kein Song gleicht dem anderen, aber insgesamt gesehen oder besser gesagt gehört, zieht sich ein roter Faden durch alle neuen Songs. Da stehen melodiösere Songs neben absoluten Grind/Crust/Blast Krachern oder walzenden Groovemonstern. Es wird also nicht langweilig werden, wenn man die 10 oder 11 Songs hintereinander durchhört.

Danke für das Interview! Man sieht sich.

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