Altar hatten schon mit dem 99er Album In The Name Of The Father sehr gut bei the renewal abgeschnitten, und so wurde es mit Red Harvest wirklich Zeit, mit den Holländern endlich mal ein Interview zu machen, für welches sich Gitarrist ...

Altar hatten schon mit dem 99er Album In The Name Of The Father sehr gut bei the renewal abgeschnitten, und so wurde es mit Red Harvest wirklich Zeit, mit den Holländern endlich mal ein Interview zu machen, für welches sich Gitarrist und Hauptsongwriter Marcel auch sofort bereiterklärte. Also hängte sich der renewal-Mensch mit einem in Englisch zusammengebröselten Notizzettel ans Telefon und staunte nicht schlecht, als ihm von Marcel in Hochdeutsch angeboten wurde, das Interview in dieser Sprache weiterzuführen ...

... da muss ich Dich doch erst mal fragen, ob denn alle Holländer so gut Deutsch sprechen wie Du?

Marcel: Nein, aber als Kind habe ich immer deutsches Fernsehen geschaut. Dabei lernte ich die Sprache. Die meisten anderen Holländer sprechen natürlich auch ein bisschen Deutsch.

Ihr besteht jetzt seit gut 10 Jahren. Kannst Du mal etwas über die ersten Tage von Altar erzählen?

Marcel: Kann ich, wobei ich eigentlich erst nach der ersten CD zur Band gestossen bin. Früher hiessen Altar Menticore. Von der Besetzung, die 1994 das Debut Youth Against Christ eingespielt hat, war dann aber nur noch der Drummer und der Bassist übrig. Nach einem ersten Demo unter dem Namen Menticore hat der damalige Sänger die Band verlassen und wurde durch Edwin Kelder ersetzt. Dieser brachte auch die Idee auf, für die Band einen anderen Namen zu suchen, und daraus ist Altar entstanden.

Du warst es dann wohl auch, der vor allem den Gitarrenstil bei Altar ein wenig verändert hat.

Marcel: Ja. Es war so, dass ich und meine Gruppe zusammen mit Altar den selben Übungsraum hatten. Der damalige Gitarrist von Altar wollte eigentlich sowieso weg, weil er vor Konzerten immer viel zu nervös war oder sogar krank wurde. Das Spielen im Übungsraum war für ihn in Ordnung, aber Konzerte wollte er nicht machen. Ich hatte mich mit Altar immer gut verstanden, und irgendwann haben sie mich angerufen, um zu fragen, ob ich denn keine Lust hätte, bei ihnen zu spielen. Ich sagte mir, warum nicht? Obwohl ich damals die Musik von Altar eigentlich nicht so gut fand, weil ich eher in Richtung Thrash oder klassischer Heavy Metal tendierte, sagte ich zu. Als ich angefangen habe, für Altar Songs zu schreiben, achtete ich mich stets darauf, dass die Blastbeats und die anderen Death Metal Elemente drin blieben, denn das war schliesslich der eigentliche Stil von Altar, was ich auch respektierte. Natürlich wollte ich meine Einflüsse ebenfalls einbringen, was ja klar ist, denn Dein eigener Spielstil beeinflusst das Songwriting eben auch, mal ganz abgesehen von anderen Bands, deren Einflüsse Du ebenfalls integrierst. Altar klangen später natürlich nicht mehr wie auf der ersten CD, aber ich habe immer mein Bestes versucht, um die alten Elemente in den Songs zu erhalten. Selbstverständlich haben die zwischenzeitlichen Umbesetzungen an der Gitarre und am Schlagzeug einiges verändert, doch mittlerweile ist Altar eigentlich dort, wo wir die Band haben wollen.

Diese klassischen Heavy Metal Einflüsse hört man wirklich sehr gut bei Euch heraus.

Marcel: Klar. Ich bin mit den 80er Jahre Bands wie Iron Maiden oder Accept aufgewachsen. Für die dritte CD hatte ich eigentlich bereits alle Songs selbst geschrieben. Als noch ein weiterer Gitarrist zu Altar kam, mit dem ich früher oft zusammengespielt hatte, tauchten diese Einflüsse verstärkt in unserer Musik auf. Wir mögen beide die gleichen Gruppen, und spätestens seit In The Name Of The Father (1999 - Verf.) hat Altar einen Stil, den alle in der Band mögen.

Eine Altar Spezialität ist die Produktion. Keine grossen Effekte, nur staubtrockener, rauher und harter Death Metal.

Marcel: Wir haben immer bewusst so produziert, denn dieser Sound gehört zu unserer Band, live übrigens auch. Wir verfügen über sehr gute Soundtechniker, die seit In The Name Of The Father auch immer im Studio anwesend sind. Und was die Effekte betrifft: Früher war ich andauernd mit anderen Verstärkern und Effekten am Rumexperimentieren gewesen. Vor einigen Jahren habe ich mir dann aber einen Verstärker gekauft, an welchen ich überhaupt keine Geräte mehr anschliesse, lediglich ein Wah-wah Pedal für die Solos. Aber ansonsten verwende ich keine weiteren Effekte mehr. Der Verstärker wird wie er ist vor ein Mikrophon gestellt und fertig. Was man also auf CD hört, können wir auch live genau gleich umsetzen.

Red Harvest scheint mir eine Weiterführung von In The Name Of The Father zu sein. Ihr habt auch bezüglich des Songwritings nicht besonders herumexperimentiert. Welches waren denn Eure eigenen Vorgaben für die neue Platte?

Marcel: Als wir damals In The Name Of The Father eingespielt hatten, wussten wir, dass wir auch in Zukunft genau so klingen wollten. Es ist bei uns auch nicht so wie bei anderen Gruppen, dass wir das ganze Jahr über neue Songs schreiben. Wenn wir beispielsweise planen, im November ins Studio zu gehen, dann begebe ich mich mit dem Schlagzeuger so gegen Ende August anfangs September in den Übungsraum, und dann fangen wir einfach an zu spielen. Wir haben demnach zu Beginn einer neuen Platte eigentlich keine Vorstellung davon, wie sich das Ganze am Ende anhören soll. Die Songs entstehen einfach, und wenn mal einer ein wenig anders klingt als die anderen, dann macht uns das auch nichts aus. Ich denke mal, mit der nächsten CD wird das genau gleich laufen. Ich habe zu viele Bands gesehen, die ihren Stil komplett veränderten und damit ihre Fans enttäuschten. Natürlich haben sie dadurch auch neue gewonnen. Aber ich denke, dass man immer auch die Fans der ersten Tage zufrieden stellen sollte. Man kann nicht plötzlich alles anders machen. In Holland hatten wir ein gutes Beispiel dafür - Gorefest. Die haben sich eigentlich selbst kaputt gemacht.

Ich will Dich nicht allzu sehr über die Texte ausquetschen, denn ich denke mal, dass die von Edwin selbst geschrieben werden. Aber es gibt da einen Song, der mir aufgefallen ist, und zwar The Unbeliever, der sich nach einer "persönlichen Abrechnung" mit jemandem anhört.

Marcel: Ja, damit liegst Du richtig. In diesem Stück geht es um einen ehemaligen, sehr guten Freund von Edwin. Sie waren immer zusammen, hatten immer die gleiche Linie und machten alles genau gleich. Eines Tages hat dieser Freund aber ein Mädchen kennengelernt und sich völlig verändert. Er wollte beispielsweise von Heavy Metal überhaupt nichts mehr wissen. Klar, es muss jeder selbst entscheiden, wie er sein Leben führen will, aber natürlich gab es zwischen den Beiden durch die Veränderungen auch ein wenig Streit. Edwin hat zufälligerweise mit diesem ehemaligen Freund noch telefoniert, als wir gerade im Studio waren, und er erzählte im, dass er gerade einen Text über ihn schreiben würde. Irgendwoher hat dieser Freund dann die CD bekommen und natürlich auch den Text gelesen. Danach ist er gleich zu unserem Sänger gefahren und hat ihn gefragt, warum er ihm denn sowas antun würde und so weiter. Edwin hat ihm dann darauf geantwortet, dass es eben nun mal so wäre, wie es im Text stünde, und dass er diesen jetzt nicht SO persönlich nehmen sollte. Sein Verhalten hätte Edwin damals einfach weh getan, und durch diesen Text hätte Edwin diese Gefühle quasi "abgeschrieben".

Früher hattet Ihr ein paar Probleme, wenn Ihr in Holland auftreten wolltet. Christliche Politiker versuchten immer wieder mal, Euch einen Strich durch die Rechnung zu machen und Eure Auftritte zu verbieten. Ist das mittlerweile besser geworden? Klar, Engel seid Ihr keine, aber die Schlimmsten sicherlich auch nicht.

Marcel: Nö, die Schlimmsten sind wir ganz sicher nicht. Aber mit den ersten paar CDs haben wir uns in Holland einen grossen Namen gemacht. Eigentlich hatten wir immer nur zu den Wahlen Probleme mit gewissen Politikern, weil die uns als schlechtes Beispiel "verwendeten". Aber wie gesagt, das passierte immer nur zu den Wahlen. Waren die mal vorbei, hast Du nichts mehr von denen gehört, haha. Es ist heute immer noch ein wenig so, aber nicht mehr so extrem wie vor ein paar Jahren. Es ist natürlich schwierig, einen solchen Ruf wieder wegzubekommen, aber eigentlich macht es uns auch nichts aus, wenn die Leute sich von uns ein wenig provoziert fühlen.

Ich glaube, es war ein Demo von Euch, dass den Titel "God Created Satan To Blame His Mistakes" trug. Wiederspiegelt dieser Titel Eure Einstellung zum Thema Religion? Wen kritisiert Ihr als Band? Die Kirchen, die Religionen im Allgemeinen, grundsätzlich alle "fanatischen" Gruppenbildungen?

Marcel: Nein, dieser Titel wiederspiegelt eigentlich nur die Einstellung unseres Sängers, hat aber nichts mit dem Rest von uns zu tun, weil ich und auch alle anderen Bandmitglieder eigentlich alle Religionen respektieren können. Wir müssen mit diesen Religionen ja nicht einig sein. Wenn wir in unseren Songs allerdings Kommentare dazu abgeben, dann wollen wir für diese ebenfalls respektiert werden. Ich kann mit jedem quatschen, egal ob er jetzt ein Christ ist oder einer Sekte angehört. Damit habe ich kein Problem. Natürlich kritisieren wir vor allem die Kirchen, einfach aus dem Grund, weil es ständig Streitereien oder sogar Kriege wegen des Glaubens gibt. Wir kritisieren auch die Bibel, beispielsweise deswegen, weil darin einerseits steht, dass man niemanden diskriminieren soll, andererseits eine Apokalypse beschrieben wird, in welcher alle Nicht-Christen in einem Höllenfeuer verbrennen würden. Aber wenn jetzt ganz normale Leute wie Du und ich an Gott Glauben wollen, na dann lass sie doch. Jeder glaubt an irgendetwas. Das kann ich ohne Weiteres respektieren.

Euer neues Album finde ich super, die Farbenzusammenstellung auf dem Booklet allerdings schrecklich. So ein hässliches Rot und dann dieses Himmelblau!

Marcel: Haha. Na ja, wir hatten jemanden für das Booklet, der das dann einfach so entworfen hat. Das von In The Name Of The Father hat mir auch besser gefallen. Das Cover von Red Harvest entstand aus einem Photo, welches diese Farben bereits hatte, und daher übernahmen wir diese auch ins ganze Booklet. Aber sieh's mal so. Es gibt wahnsinnig viele CD Booklets, die gleich aussehen, ganz in Schwarz gehalten sind oder Fantasy Bilder drauf haben. Wenn Du also in ein CD Regal schaust, sieht alles ziemlich ähnlich aus, nur nicht die Altar CD, die sticht sofort heraus, haha.

Wenn wir jetzt mal von Holland sprechen, dann gibt es wohl drei Leute, die alle Schweizer kennen. Es würde mich interessieren, ob Ihr die in Holland auch kennt. Da wäre beispielsweise Rudi Carell ...

Marcel: Jahaha, den kenn ich!

... dann Linda de Mol

Marcel: Die kenn ich auch, haha.

... und eine Frau aus einem Werbespot, welche sich Frau Antje nennt und den Käse aus Holland bringt.

Marcel: Klar, die auch.

Ein Holländer hat mir mal gesagt, dass man Linda de Mol in ihrem Heimatland nur Linda de Snol nennen würde. Stimmt das und würdest Du uns dies übersetzen?

Marcel: Ja, das stimmt. Snol ist eigentlich ein frecheres Wort für "Hure".

Schlampe?

Marcel: Genau, Linda die Schlampe, haha. Aber Leute wie Linda de Mol sind natürlich keine guten Vertreter für Holland.

Kennt man denn in Holland irgendwelche Schweizer?

Marcel: Coroner natürlich, das war eine ganz tolle Gruppe, wie ich finde. Die höre ich mir auch heute noch oft an. Ich habe auch alle ihre CDs. Aber bekannte Schweizer ... Henri Dunant!

Der Schriftsteller?

Marcel: Nein, das war soviel ich weiss der Gründer des Schweizerischen Roten Kreuzes.

Oh (ja oh! - Red.)

Marcel: Haha. Das habe ich in Geschichte während meiner Schulzeit gelernt.

Wird man Euch denn auch mal in der Schweiz live zu sehen bekommen?

Ich hoffe doch! Wir haben jetzt auch eine deutsche Bookingfirma, und die meinten, dass es vielleicht eine Möglichkeit gäbe, auch in der Schweiz aufzutreten, wenn wir ab Ende Oktober eine einwöchige oder sogar zehntägige Tour durch Deutschland machen.