Das Album Hamingja hat bei the renewal gelinde gesagt wie eine Bombe eingeschlagen. Riger produzieren eine selten gelungene Mischung mit Zusätzen aller extremen Metalsparten...

Das Album Hamingja hat bei the renewal gelinde gesagt wie eine Bombe eingeschlagen. Riger produzieren eine selten gelungene Mischung mit Zusätzen aller extremen Metalsparten und dürften Musikfans aus den verschiedensten Hörergruppen ansprechen. Wer Der Wanderer verpasst hat, sollte für Hamingja schnellstens den nächsten Plattenladen besuchen. Denn wenn's nicht mit dem Teufel zugeht, und die Leute von Riger bald mal auf eine ausgedehnte Tour gehen können, werden sie bald in aller Munde sein.

Gebt uns doch bitte zuerst mal ein eine kurze Bandbiographie und das aktuelle Line-Up zu Riger.

Jan: Zusammengefunden haben wir uns am 16. Juni 1996. Vorher spielten wir alle schon in kleineren Bands bzw. Projekten. Zum Line-Up gehören Ingo (voc), Peter (g), Nicola (g), Stefan (dr), Roberto (keyb) und ich, Jan (b). Wir hatten in diesem Line-Up bisher auch keine Veränderungen, spielen also schon seit Gründung in dieser Konstellation. Aber zurück zur Biographie: Schon im Oktober 1996 entschlossen wir uns, das bisher bestehende Material auf Tape zu bannen, und nahmen im Proberaum das Demo Die Belagerung auf. Gut, von einem Demo zu sprechen wäre wohl schon etwas übertrieben, da der Sound wirklich extrem zu wünschen übrig liess. Trotzdem entschlossen wir uns, davon 100 Kopien zu ziehen, welche dann auch sehr schnell ausverkauft waren. 1998 meldete sich Claus von CCP-Records bei uns. Nachdem wir ihm einige Aufnahmen von uns zukommen liessen, erhielten wir von ihm ein Vertragsangebot, welches wir natürlich sofort wahrnahmen. Im Juni 1997 erschien dann auch unser erstes Album Der Wanderer, welches durchweg gute bis sehr gute Resonanzen hervorrief. Getrieben von diesem überwältigenden Feedback machten wir uns erneut sofort an die Arbeit, so dass November 1999 unser neues Album Hamingja erscheinen konnte.

Es scheint eher wieder aus der Mode zu kommen, sich haarsträubende Fantasynamen als Künstler zu verleihen. Die Namen im Booklet sind wohl Eure eigenen. Facepaint ist auf den Photos auch nicht zu sehen. Passen diese Dinge nicht zu Riger oder legt Ihr einfach keinen Wert auf diese Art von Imagepflege?

Jan: Wir hatten uns nie Gedanken darüber gemacht, uns irgendwelche Pseudonyme zuzulegen, insofern beliessen wir es einfach bei unseren richtigen Namen. Ob das nun Mode ist oder nicht beeinflusst uns sowieso nicht sonderlich. Genauso verhält es sich beim Thema Facepainting. Es ist einfach nicht unser Ding, wobei wir nicht sagen wollen, dass wir es irgendwie albern finden o.ä.

Erklärt doch mal zwei Begriffe. Was bedeutet Riger und woher stammt der Ausdruck Hamingja?

Jan: Riger ist ein anderer Name von Heimdall, dem Wächter von Asgard. Heimdall begab sich unter diesem Namen nach Midgard, dem Reich der Menschen. Dort brachte er verschiedenen Menschen verschiedene Dinge bei, je nach körperlichen und geistigen Voraussetzungen. So schuf er die Stände: Bauern, Knechte und Fürsten. Das Interessante daran ist, dass hier die Menschen nach ihren wahren Qualitäten eingeteilt wurden, und nicht, wie es heute so oft ist, nach ihrem Stand durch die Geburt. Denn wer heute in ein reiches Elternhaus geboren ist, hat es, egal wie stark und intelligent er ist, oft sehr leicht. Hamingja hingegen ist etwas umfangreicher zu erklären. Es ist eine Art Schicksal, auf welches sämtliches Tun und Handeln einen Einfluss hat und dies so verändert. So, glaubte man, war es möglich, wesentliche Dinge von Generation zu Generation weiterzugeben. Das Cover von Hamingja stellt die grafische Umsetzung dieser Idee dar.

Nach Der Wanderer ist dies ja Euer zweites full-length Album. Wo man hinhört … nur begeisterte Stimmen und Kritiken. Eure Mischung zwischen aggressiven Death Metal Parts und atmosphärischen Black Metal Einsätzen ist zwar nicht neu, aber dermassen perfekt umgesetzt, dass diese Platte eigentlich jedem Fan des extremen Metals gefallen kann, egal, welche Ecke er normalerweise bevorzugt. War es schwierig, ein solches Album zu schreiben oder gingen Euch diese Songs leicht von der Hand?

Jan: Danke erstmal für dieses Lob. Nun, ich kann nicht sagen, dass wir die Songs nach einer gewissen Richtlinie schreiben, also auf ein gewisses Thema oder eine gewisse 'Zielgruppe' bezogen. Insofern war es auch nicht unbedingt schwierig, dieses Album zu schreiben. Versteh das nicht falsch. Sicherlich steckt eine Menge Arbeit in Hamingja. Aber wie gesagt ist das Album nicht auf etwas Spezielles bezogen, sondern spiegelt einfach nur unseren musikalischen Geschmack wieder. Da auch dieser sehr weitgreifend ist, kommt es bei uns wahrscheinlich auch zu diesem etwas weitgreifenden Stil, von dem Du gesprochen hast.

Ihr singt in deutscher Sprache, die sicherlich sehr ausdrucksstark ist. Normalerweise bevorzugen deutsche Death und Black Metal Bands jedoch Englisch, abgesehen von einigen Ausnahmen wie beispielsweise die Dunkelgrafen. Gibt es für die Sprachenwahl einen speziellen Grund?

Jan: Ja sicherlich. Es ist einfach unsere Muttersprache, und insofern fällt es uns natürlich leichter, uns direkter und besser in deutscher Sprache auszudrücken. Es wird natürlich einige Leute im Ausland geben, welche damit ein paar Probleme haben. Allerdings möchten wir auch nicht versuchen, uns irgendwas in Englisch aus den Rippen zu leiern, was dann vielleicht nicht so rüberkommt, wie wir es ausdrücken wollen. Daher fiel unsere Wahl auf deutsche Texte.

Alle Beteiligten von Riger bringen unbestritten eine tolle Leistung. Die Keyboards möchte ich jedoch speziell erwähnen, denn genau die sind ja oft ein grosser Diskussionspunkt. Roberto Liebig hat offensichtlich ein feines Händchen, die Songs mit viel Atmosphäre anzureichern, ohne die Titel auseinanderzureissen oder zu sehr die Federführung zu übernehmen, nicht wahr?

Jan: Ja, da hast Du wahrlich recht. Mit dem Keyboard sind wir alle sehr zufrieden, da es unserer Musik nochmals eine gewisse Atmosphäre verleiht. Es passt einfach wunderbar zur restlichen Musik. Ich weiss auch nicht, woher der Junge manchmal seine Ideen zaubert, und das, obwohl er sich sämtliche Fertigkeiten am Keyboard selbst beigebracht hat. Ist schon recht beeindruckend.

Bei dem Song Hamingja erinnern mich die Anfangseinsätze des Keyboards extrem an The Doors. Reiner Zufall, oder hat Roberto Liebig was übrig für die 70'er?

Jan: Ich würde hier doch eher von einem Zufall sprechen. Du bist allerdings nicht der erste, der das erwähnt, was mich etwas verwundert. Ich kenne zwar The Doors nicht so gut und bin auch ehrlich gesagt kein Liebhaber solcher Musik, aber diese Keyboard Melodie scheint wirklich etwas in diese Richtung zu gehen. Dass Roberto ein Fan von 70er-Jahre Musik ist, wage ich aber eher zu bezweifeln.

Ein guter Zeitpunkt, um nach Euren Einflüssen zu fragen. Gibt es Bands, die bei Eurem Songwriting Spuren hinterlassen haben?

Jan: Unbewusst sicherlich schon. Es ist nicht so, dass wir uns hinstellen, um musikalische Themen anderer Bands bewusst original zu kopieren. Das wäre auch recht traurig. Es wäre allerdings auch genauso dumm zu sagen, dass wir vollkommen unbeeinflusst Songs schreiben. Ich denke, das ist vollkommen unmöglich. Insofern kommt es bei unseren Songs wahrscheinlich auch zum oben genannten Facettenreichtum, da wir alle recht unterschiedliche Musik hören. Das geht los bei diversen Filmsoundtracks über Danzig und Manowar bis hin zu Death, Six Feet Under, Marduk, Emperor, Falkenbach und ähnlicher Musik. Du siehst also, dass wir ziemlich unterschiedliche Musik hören. Und da jeder von uns einen gewissen Teil beim Songwriting beisteuert, klingt unsere Musik wohl etwas stilübergreifender.

Eure Texte sind ja wirklich in bemerkenswerter Art verfasst. Mal abgesehen von der tollen Umsetzung der alten Sprache sind sie auch interessant zu lesen. Wer schreibt die Lyrics bei Euch?

Jan: Um die Lyrics kümmert sich ausschliesslich Ingo, unser Sänger. Insofern sind alle Texte natürlich relativ persönlich, wobei wir alle seine Texte kennen und auch vertreten.

Und wer ist für die musikalische Seite zuständig?

Jan: Das Songwriting läuft normalerweise so ab, dass jemand, vorzugsweise Peter oder Roberto, mit einer Idee kommt. Diese wird dann von allen zusammen ausgebaut und verfeinert. Dann versuchen wir zusammen, diese Idee um andere Themen zu erweitern, bis schliesslich ein ganzer Song entstanden ist. Beim 'Zusammenstellen' eines Songs wirken wir also alle mit.

Jetzt kommt eine Frage, von der ich nicht genau weiss, wie ich sie stellen soll. Sie betrifft ebenfalls Eure Texte. Einige davon, wie zum Beispiel Krieg oder Hamingja, gehen ein bisschen weit über das Mystische und Symbolische hinaus und wirken beim ersten Betrachten etwas unsensibel in Bezug auf an für sich äusserst sensible Themen wie zum Beispiel Kriegsglorifizierung oder Volksstolz. Ehrlich gesagt, wäre ich schon beruhigter, wenn Ihr erklären könntet, inwiefern diese Texte mit dem Gesamtkonzept von Riger in Verbindung stehen.

Jan: Wie bereits gesagt, stehen die Texte in starker Verbindung zur Musik und somit auch zu uns. Mit dem von Dir angesprochenen Thema wurden wir schon sehr oft konfrontiert. So gab es sehr viele Aufreger zum Titel Germania von Der Wanderer. Dort wurde uns unterstellt, das dritte Reich zu verherrlichen, da Hitler ja vorhatte, Berlin in Germania umzubennen und es zur europäischen Grossmetropole auszubauen. Dieser Song hatte aber einen ganz anderen Hintergrund, und zwar die Schriften von Tacitus, welche auch den Namen Germania trugen und überlieferte Informationen über das Leben und die Kultur der alten Germanen darstellen. Insofern kann ich nur davor warnen, unsere Texte auf die jüngere deutsche Geschichte zu beziehen. Wie eigentlich aus den Texten ersichtlich sein sollte, geht es bei uns um das alte Germanentum, um die Kultur und Lebensweise unserer vorgeschichtlicher Ahnen. Man sollte also nicht davon ausgehen, dass wir versuchen, eine politische Message zu vermitteln. Politik hat in unserer Musik keinen Platz, wenngleich auch jeder von uns selbst natürlich seine eigene politische Meinung vertritt. Diese geht aber keinen etwas an, da sie, wie bereits erwähnt, nichts mit unserer Musik zu tun hat.

Und das Coverphoto muss einen auch nicht beunruhigen?

Jan: Es handelt sich hierbei um eine Zeichnung von Ingo, und ich denke, dass ich Dir Deine Zweifel mit der letzten Antwort genommen habe.

Sind bereits Tourdaten bekannt? Ich bin sicher, viele Leute würden Euch gerne mal live erleben.

Jan: Bisher sind noch keine konkreten Tourdaten bekannt. Wir wollen dieses Mal unbedingt auf Tour gehen und hoffen natürlich auch, dass das klappt. Ich weiss aber, dass wir auch diesmal sicher zahlreiche, einzelne Auftritte abreissen werden, wobei eine komplette Tour natürlich absolut genial wäre.