Wieder ein polnisches Death Metal Ungetüm. Damals in der Schweiz als Vorband von Vader und heute schon als Headliner zurück in der Schweiz. Da tauchen einige interessante Fragen auf...
Wieder ein polnisches Death Metal Ungetüm. Damals in der Schweiz als Vorband von Vader und heute schon als Headliner zurück in der Schweiz. Da tauchen einige interessante Fragen auf, zu denen uns Sauron, Vokalist von Decapitated, einige Antworten liefern wird.

Eure Europatournee kommt nun langsam zum Ende. Wie spielte es sich und wie hat es euch in den verschiedenen Ländern gefallen?

S: Es war verschieden, da es ja ein grosses Experiment war mit uns als Headlinern. Die andern Routen in Polen waren bisher nicht so gross und dort spielten wir auch nicht unbedingt mit sehr bekannten Bands. Wir überlegten uns, wie es wohl mit der Frequenz wäre, ob die Leute unser Konzert hier besuchen würden. Es war verschieden, wobei ich zugeben muss, dass wir in Deutschland nicht unbedingt viele Besucher hatten. Aber ich denke, dass die Route in Ordnung ist, wir sind zufrieden. Wir hatten auch irgendwie noch etwas Promotion, da wir nach dem Erscheinen unserer neuen Platte gar keine Konzerte mehr spielten. Jetzt, wo wir fast am Schluss sind, kannich sagen, dass es gelang, die ganze Route zu einem Erfolg zu machen. Nun sind nur noch 3 Konzerte übrig. Die Atmosphäre war gut, sieh nur, wie gut wir Bands uns kennen. Wir sind alle aus demselben Land. Wir hatten sehr viel Spass, die Konzerte waren eigentlich auch ganz gut. Wir haben es geschafft überall ohne grosse Komplikationen zu spielen, also ich denke es war ein Erfolg.

Wie viele Male wart ihr schon in der Schweiz, und was denkt ihr über dieses Land?

S: In der Schweiz waren wir nur einmal, soviel ich noch weiss. Das war auf der Tour mit Krisiun und Vader. Was wir von dem Land halten... schwer zu sagen. Wir kennen das Land nicht. Heute spazierte ich etwas durch Zürich, fuhr mit dem Tram und ging etwas in der Altstadt herum, sehr schön allgemein, nicht wie in Polen, wo es sehr dreckig sein kann. Es ist alles sehr sauber, und halt recht angenehm. Allein die Stadt macht einen gemütlichen und guten Eindruck. Persönlich gefällt mir zum Beispiel die Natur allgemein. Die Schweiz ist ein wirklich schönes Land. Wenn es um die Konzerte geht, dann weiss ich nicht wie es ist. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wie es war, als wir hier das letzte Mal spielten. Ich weiss nicht mal mehr, was es für ein Ort war… Wil glaube ich… ja, ich glaube wir spielten in Wil… wir werden sehen, wie es heute sein wird. Ich denke, es wird gut. Wie ich sehe hat es eine grosse Menschenmenge heute. Es wird sicher gut, es ist eine gute Szene… Ich kann nur sagen, dass wir zufrieden sind und sein werden.

Vor nicht allzu langer Zeit habt ihr in jungem Alter als Decapitated begonnen Death Metal zu machen. Heute gehört ihr schon zur Elite aus Polen. Wie kam es dazu? Wie könnt ihr Euch das erklären?

S: Also nicht lange her - es sind immerhin etwa 8 Jahre. Das ist trotz allem ein grosses Stück. Und ja, natürlich haben wir es geschafft uns etwas hervorzuheben. Damals 1999 haben wir es geschafft, Mariusz Kmioek zu kontaktieren, welcher jetzt unser Manager ist. Wir sind bei seinem Massive Management und auch bei Earache Records. Dies alles geschah in einem ziemlich kurzen Zeitabschnitt, dann kam mal das erste Album… Irgendwie ist es halt so herausgekommen, aber… die Elite der polnischen Szene, nein. Also ich denke in Polen gibt es momentan nur zwei grosse Namen: Vader und Behemoth. Wir gehören vielleicht zur nächsten Gruppe, in welcher es schon mehr Bands gibt, wie jetzt zum Beispiel Hate und Crionics oder Dies Irae etc. Wir versuchen irgendwie unsere Position zu festigen, wenn wir Konzerte spielen, in Polen und vor allem im Ausland. Ich denke, dies alles beginnt eine interessante Initiative zu werden. Immer mehr polnische Bands gehen ins Ausland, wie man hier sieht, ist dies die Tour von vier polnischen Bands und das Interesse ist vorhanden. Die Leute die kommen, beachten alle vier Bands, man sieht es vor allem am Interesse der Leute an den Verkaufsständen, wenn sie nach den Bands fragen. Es gefällt ihnen genauso was Crionics spielen, genau wie ihnen auch unser Material gefällt. Ich denke wirklich, dass Polen viel herzugeben hat auf dem europäischen Markt. Wie war eigentlich die Frage nochmals?

Wie es dazu kam…

S: Ah ja (lacht) das habe ich ja mehr oder weniger beantwortet.

Euer Musikstil hat sich in all diesen Jahren verändert. Wenn ich den Stil auf "Winds of Creation" und "The Negation" vergleiche, höre ich einige Unterschiede. Was früher wie die älteren Cannibal Corpse klang, klingt jetzt eher nach modernem Death Metal in eigenem Stil. War dies so eine Entscheidung oder hat es sich einfach so ergeben?

S: Nein, eine Entscheidung in dem Sinn gab es nicht. Es war immer so, dass die Tracks hauptsächlich vom Gitarristen stammen oder auch mit dem Schlagzeuger zusammen, welcher sein Bruder ist. Es gab keine Absprachen vor dem Komponieren der Lieder. Man macht ganz einfach die Musik, die man selber am liebsten hören würde, so wie es aus dir rauskommt, wie es dir am besten gefällt. Das war keine eiskalte Entscheidung, aber die Scheiben unterscheiden sich wirklich. Ich habe da so meine eigene Theorie über das Material von "Winds of Creation", weil es sich wirklich unterscheidet, auch zur nächsten Platte "Nihility" hat es ziemliche Unterschiede. Schon beim ersten Durchhören merkt man, dass es eigentlich eine andere Art von Musik ist. Ich denke, es hat Einfluss, dass auf "Winds of Creation" ausser zwei Tracks alles Lieder von unseren Demos sind. Wir bekamen damals kurzfristig das Angebot eine Debüt Platte aufzunehmen und es ist klar, dass man in so einer kurzen Zeit keine neue Platte komponieren kann. Wir schafften es noch zwei Lieder zusammenzustellen und die Leute kannten unsere Demos nicht, da wir sie nie publiziert hatten, also nahmen wir so die ganze Platte auf. Ich denke von dort her kommt die Verschiedenheit, da die Lieder ungefähr von 1997 sind. Das sind wirklich noch alte Zeiten, und die Menschen ändern sich ja die ganze Zeit. Aber eine Entscheidung gab es nicht, und es gibt wirklich Differenzen zwischen "The Negation" und den andern Platten. Und was künftig sein wird, keine Ahnung, wir werden noch sehen. Ich denke, dies ist eine Art natürliche Entwicklung, da man sieht wie wir uns von Material zu Material verändern, wir aber trotzdem Death Metal bleiben. Anders kann man das ja nicht beschreiben, da wir sicherlich Death Metal spielen und im Rahmen dieses Stils suchen wir unsern eigenen Weg.

Schon seit "Winds of Creation" produziert ihr eure Alben über das bekannte Label Earache Records, bei dem auch bekannte Bands wie Entombed und Morbid Angel waren. Meinst Du, dass die Wahl dieses Labels Einfluss auf eure zunehmende Bekanntheit hat?

S: Hmm... die Wahl... Also sicherlich hatte es eine Schlüsselrolle in dem, dass es uns gelungen ist aufzusteigen. Wir gaben ja die Platte im Ausland raus und wir sind sozusagen aus dem Nichts aufgetaucht. Vor der ersten Platte hatten wir dort ja zwei Demos, welche wir einschickten, dort die Covers gestalteten usw. Wir nahmen damals noch alles mit einem schlichten Tonbandgerät auf. Dies war sicherlich ein riesiger Sprung. Aber ich weiss nicht ob es das Ergebnis ist, dass wir bei Earache Records sind. Ich denke, dass ähnliche Labels mit ähnlicher Grösse etwas aus uns machen könnten. Aber wir verdanken ihnen sicher viel, da sie sich entschlossen haben, in uns zu investieren und sie machen eine gute Arbeit. Vor allem wenn es um Länder geht wie die USA, England, da sie dort auch ihre Vertretung haben. Da sieht man wirklich, dass sie sich in das reinsteigern, was sie tun. Es ist schwer für mich zu sagen, inwiefern wir in andern Ländern promotet werden. Sicherlich hat Earache ihre Firmen, der sie ihre Lizenzen rausgeben. Wenn wir eine Tour starten, dann sehe ich genau wo die Leute uns kennen, über uns Bescheid wissen und wo sie uns nicht kennen. Ich denke, wir hatten immer eine etwas miserable Situation in Deutschland. Dies zeigt sich alles an den Touren. Wenn du zu Hause bist, woher willst du wissen, wo du bekannt bist und wo nicht. Aber man kann wirklich nicht klagen über Earache. Wir sind über das sehr zufrieden, was sie für uns getan haben. Wir geben für sie sicher noch eine Scheibe raus, da der Vertrag auf dies hinausläuft. Und später werden wir dann sehen. Es ist noch nicht klar; vielleicht bleiben wir bei Earache, vielleicht gehen wir woanders hin, wir haben freie Hand.

Eure Platte "The Negation" ist euer neustes Ungetüm und ich muss sagen, dass sie einfach rattenscharf ist. Ich vermute, dies war eine Menge Arbeit. Wie lange habt ihr dafür gebraucht?

S: Du würdest dich wundern... Ehrlich gesagt war es gar nicht mal so stressig, also nie in Sachen Aufnahme im Studio. Bei der letzten Platte war es eher eine lockere Atmosphäre, und bei dieser sind wir wirklich hingehockt und haben gearbeitet. Und zur Platte: der grösste Teil dieser Platte entstand schon im Proberaum. Das ist in unserer Geschichte sicher das erste Mal, dass wir so viel Material schon im Proberaum zusammengestellt hatten. Vor dem Beginn der Aufnahmen hatten wir schon 4 ganze Songs fertig und einige übrig gebliebene Fragmente, den Rest machten wir im Studio. Im Ganzen kam es gut raus. Es war nicht so eine fertige Vision, es war nicht bloss ein Aufnehmen, sondern eher ein daran Arbeiten. Zum Beispiel der Track "Lying and Weak": er ist fast ganz im Studio entstanden und ist für mich einer der besten Tracks, der in sich eine Art Energie birgt, etwas nicht Vorherberechnetes. Arbeit gab es schon etwas, etwas Wiederholungen, heraushören, was besser kommt, im Studio war es schwer.

Bleiben wir beim Thema "The Negation": Von wo kommt diese Aggression und dieser Hass in eurer Musik?

S: (lacht) Von wo sie kommt… Ich weiss es nicht, also sicherlich von uns. Schwer zu sagen woher sie kommt. Das Leben ist nicht einfach, aber das ist so ein Slogan. Das sind so die Kanons von unserm Stil. Wir spielen Death Metal so, wie es sich gehört und fühlen es irgendwie, es spricht uns an. Es heisst noch lange nicht, dass wir da irgendwelche Bestien sind und uns jeden Tag so verhalten, wie es unsere Musik andeutet. Jeder Stil hat so seine Kennzeichen, und Death Metal hat halt die, dass er eine Ladung Aggression und Energie in sich birgt. Und dies ist glaube ich normal, auf eine Art ist es sogar der Ausdruck dieser schlechten Energie und das Loslassen. Wir betrachten, also zumindest ich, diesen Musikstil als eine Art Ventil für diese Energie und man lässt halt dieses ganze Übel aus sich raus. Aber im Alltag sind wir normal, mit einem Lächeln auf den Lippen, wie man sieht (lacht).

Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis von "The Negation", oder würdet ihr nachträglich noch etwas ändern?

S: Also sicherlich würden wir nichts ändern wollen. Es gibt Sachen, die wir beim nächsten Mal sicher anders machen werden. Jede Platte ist ein Teil unserer Geschichte und später, wenn die Emotionen weg sind hören wir die und verändern uns. Jede Scheibe machen wir irgendwie anders. Ich habe auch einige Lieblingslieder auf dieser Platte und einige Sachen, bei denen ich will, dass sie auf der nächsten Platte besser klingen. Die nächste wird sicher besser, jedes Mal, wenn wir eine neue Platte herausbringen, wollen wir, dass sie besser klingt, als die alte. Das nächste Mal wird es sicher auch so sein. Momentan ist es schwer für mich zu sagen, was mir gefällt und was nicht. Ich denke, dass so etwas nicht existiert, da es individuell bewertet wird, jedem gefällt etwas anderes. Ich beurteile diese Platte als gut. Ich bin zufrieden und momentan ist es unser bestes Album.

Wer schreibt bei euch am häufigsten die neuen Lieder bzw. Texte?

S: Also die Rollen waren bei uns von Anfang an verteilt. Die Musik schreibt bei uns hauptsächlich Vocc auf der Gitarre, manchmal in Zusammenarbeit mit Vitek. Sie sind zu zweit für die ganze Musik verantwortlich, ausser die Titel und Texte, die schrieb immer ich und so ist es immer noch. Wir versuchen das ziemlich unabhängig voneinander zu machen. Also Vocc schreibt nicht die Musik zu meinen Texten oder ich die Texte zu seiner Musik. Es entsteht sehr unabhängig voneinander und wir fügen es dann im Proberaum so zusammen, damit es irgendwie übereinstimmt. Wir verändern dies nicht, da es sich bisher sehr gut eingespielt hat.

Habt ihr eine bestimmte Thematik, welche ihr in euren Texten behandelt?

S: Nein... Themen... Wenn es um die Texte geht, dann versuche ich vor dem Schreiben ein allgemeines Thema zu finden, irgendeine Handlung. Bei uns ist natürlich klar, dass ich nicht über Blumen oder ähnliches schreiben werde. Ich überlege mir nicht, von was die Texte handeln sollen. Sie beinhalten keine konkrete Geschichte. Es sind ganz einfach Texte. Ich rede da auch nicht viel darüber, da es, wie bei der Musik, eine individuelle Sache ist. Ich lese einen Text, und es ist nicht wichtig, von was er handelt, sondern was er mir bedeutet, was er in sich birgt, was er provoziert. Ich denke ungefähr so und versuche alles im Stil Death Metal zu behalten.

Plant ihr schon die nächste Platte? Was wird uns da erwarten?

S: Die Pläne sehen momentan so aus: Wir gehen im August in das Studio und das Album soll im Herbst herauskommen. So sind die Pläne. Mal sehen, ob sie realisierbar sind. Zur Musik bzw. den Texten kann man noch nichts sagen, denn wenn es um die Texte geht, da habe ich noch nichts geschrieben. Musikalisch hat Vocc gesagt, er hat da schon einige Vorstellungen aber noch nichts Konkretes. Wir werden uns etwas sputen müssen nach der Rückkehr von der Tour. Zu den Konzerten; wir werden diese Route beenden und bis zur Aufnahme im August werden wir keine längeren Touren mehr machen. Vocc und ich beenden dieses Jahr das Studium und müssen uns am meisten diesem widmen. Vielleicht geben wir ein paar einzelne Konzerte. Es sind bereits Vorschläge gekommen, aber es ist noch nichts bestätigt, alles noch unklar.

Anderes Thema: Wer von euch trinkt am meisten Alkohol?

S: Also in der letzten Zeit hat es sich geändert. Früher war es so, dass ich am meisten getrunken habe aber in letzter habe ich darauf fast ganz verzichtet. Ich weiss nicht ob der Rest der Band das von mir abgeguckt hat, aber sie trinken jetzt auch weniger. (lacht) Ich weiss auch nicht warum. Aber am meisten, schwer zu sagen. Jetzt hat es sich etwas ausgeglichen. Ich trinke eigentlich am wenigsten. Die andern trinken manchmal, aber dies sind keine grossen Mengen. Auf dieser Route trinken Crionics sicherlich am meisten. (lacht) Aber wir distanzieren uns da etwas, so ist es einfach ruhiger und sicherer.

Welches ist dein Lieblingsbier? Bier aus der Heimat oder eher andere?

S: Weisst du, ich glaube aus der Heimat, also wirklich aus der Heimat. Wir haben keine wirkliche Gelegenheit um ein paar gute Biere zu probieren, also an Konzerten. Unser Organisator versucht immer zu sparen, er kauft die Biere eher von einem niedrigen Regal, also schlechtere Ware. Wir probieren das nicht gross. Unser Tourbegleiter Tomek hat, glaube ich, einen ganzen Rucksack mit ywiec (polnische Biermarke, Anm. d. Red.) und jeden Tag kommt er im Bus mit einer Büchse ywiec runter. Und wirklich, wenn man nach all diesen Bieren in den Clubs wieder ein ywiec trinkt, dann schmeckt es einfach gut.

Was war deine grösste Dummheit, die du unter Alkoholeinfluss gemacht hast?

S: Ach du scheisse... Da gab es wirklich viel... Auf mein Konto gehen sehr viel merkwürdige Taten. Wirklich, da gibt es nicht viel zu Erzählen, aber es gab da verschiedene merkwürdige Exzesse: das Bewerfen einer ganzen weissen Wand mit Orangen zum Beispiel irgendwo bei einigen Freundinnen nach dem Konzert. Zerstörung von sich selbst und vielen verschiedenen Sachen. Ich wachte einige Male mit Blauen flecken auf. Runterrutschen auf der Treppe, danach hatte ich einen ganz violetten Hintern und dann nach einigen Tagen Kopfsprünge auf den Betonboden, es gab da wirklich viel davon. Lohnt sich nicht davon zu erzählen. Aber dies ist jetzt vorbei, genau deswegen ist es vorbei, weil ich schon zu viele Dummheiten gemacht habe.

Danke vielmal für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.

S: Ein grosser Dank! Wir grüssen alle Leser aus der Schweiz und bis zum nächsten Mal, wenn wir hier wieder auftauchen. Danke!