Als die Schweizer Thrash / Doom Kapelle gegründet wurde, waren viele Schwermetall-Leser noch nicht einmal auf der Welt. 1984 erschien nicht nur Celtic Frosts Erstling „Morbid Tales“, es formierten sich auch Excruciation...

Als die Schweizer Thrash / Doom Kapelle gegründet wurde, waren viele Schwermetall-Leser noch nicht einmal auf der Welt. 1984 erschien nicht nur Celtic Frosts Erstling „Morbid Tales“, es formierten sich auch Excruciation. Die Band konnte einige Erfolge verbuchen, löste sich aber 1991 auf. Viele jüngere Metal-Hörer haben deshalb wohl noch nie etwas von ihnen gehört. Mir ging es bis vor kurzem genauso, darum war ich gespannt, was Bassist D.D. Lowinger und Klampfer José Venegas alles zu berichten haben. Dass sich alte Hasen nach längerer Absenz wieder für ein Album oder eine Tour zusammentun, ist ja nicht aussergewöhnlich, aber Excruciation scheinen mit viel Herzblut ihrer erneut entdeckten Leidenschaft zu frönen.

Ihr habt euch vor 14 Jahren wegen musikalischen und persönlichen Differenzen aufgelöst, und nun meldet ihr euch in der gleichen Besetzung wie 1991 wieder zurück und habt zusätzlich sogar noch euren alten Gitarristen José mit an Bord. Wie kam es dazu, dass ihr Excruciation wieder aufleben lassen wollt?

D.D.: Nun, eigentlich entstand es aus einem Bandmeeting heraus. Wir hatten uns so ziemlich die ganze Zeit nicht mehr gesehen. Da hat Andy (drums) alle wieder mal an einen Tisch gebracht und so nebenbei zwischen Pizza und Wein erwähnt, dass er so richtig Lust hätte noch einen gemeinsamen Song zu machen. So beschlossen wir uns mal im Proberaum zu treffen um zusammen zu jammen. Wir merkten dabei relativ schnell, dass irgendetwas in der Luft war. Je länger wir zusammen waren, umso intensiver wurden die Sessions. Das Resultat davon ist, dass wir nicht nur einen, sondern drei Songs aufgenommen haben. Heute ist es so, dass wir richtig Spass haben. Es ist echt eine Freude, wieder intensive und harte Musik zu machen! Und ich denke, dass dies auch der Grund ist, weshalb es Excruciation wieder gibt!

José: Ja, das war eine ziemliche Überraschung, als der Andy mich kontaktierte. Ich wusste nicht mal mehr, wie die Jungs heute aussehen, ganz zu schweigen davon, dass ich George gar nicht kannte. Gitarre eingesteckt, Verstärker eingeschaltet und los ging’s… Es war ein grossartiges Gefühl!

Mittlerweile hat sich in der Metal-Welt einiges getan. Die Veröffentlichungsflut hält weiter an und es tummeln sich enorm viele Bands in der Szene. Es wird sicher nicht leicht sein sich da durchzusetzen. Ist es euer Ziel an die früheren Erfolge anzuknüpfen?

D.D.: Es ist uns allen bewusst, dass es heute mit Sicherheit schwerer geworden ist ein Zeichen zu setzen. Die Frage, ob wir da anknüpfen können, wo wir mal waren, werden die Anhänger der harten Töne beantworten. Für uns steht in erster Linie der Spass am Rotzen im Vordergrund! Hinzu kommt, dass wir mit Sicherheit keine „Reunion“ aus wirtschaftlichen Gründen gemacht haben (grins)!

José: ( grins )… He he he, und ich dachte, dass wir mit einer limitierten Picture Disc gross Kohle machen werden… Ach ja stimmt, es ist ja nicht mehr 1986… Da gab es ja noch Plattenspieler… Aber als Wanduhr kommt sie auch ganz gut… Deko-Tipp für alle, die keinen Plattenspieler zu Hause haben…

Habt ihr euch in den letzten Jahren überhaupt noch mit Metal befasst, und gibt es auch aktuelle Bands, deren Werke euch zusagen?

D.D.: Diesbezüglich kann ich eigentlich nur für mich sprechen. Auch wenn ich längere Zeit nicht mehr aktiv in der Szene war, so hab ich deshalb nicht einfach aufgehört Metal zu hören. Für mich ist das wie ein Virus, mit dem ich mit 11 Jahren das erste Mal in Berührung kam... Und seither hat er mich nie mehr losgelassen. Zu aktuellen Bands hab ich natürlich auch Bezug, aber hin und wieder bemerke ich an mir selber, dass ich doch etwas „oldschoolig“ bin (grins).

José: Ich bin seit eh und je ein Metal-Fan, eine Liebe, die vor 26 Jahren entfacht wurde und nie mehr aufgehört hat in mir zu lodern. Zu den aktuellen Sachen zählen bei mir vor allem Black Metal Bands wie Darkthrone (so aktuell sind sie zwar auch nicht), Naglfar, Black Witchery, Leviathan aus den USA, Lord Belial, Khold, 1349 u.v.m. zu meinen absoluten Favoriten. Bei den Klassikern sind für mich immer noch Venom und Bathory (Quorthon, R.I.P.) die Grössten! Vor kurzem habe ich mir die neue Wyrd zugelegt… Genial!

Trotz einigen viel versprechenden Formationen fristet die Schweizer Szene ein ziemlich unbeachtetes Dasein. Die beste Zeit des Schweizer Metal scheint diejenige gewesen zu sein, in der auch ihr aktiv wart, als Celtic Frost, Messiah und Coroner Metal-Klassiker produzierten. Was denkst du über die derzeitige Schweizer Metal-Szene, warum scheint die Zeit der grösseren Erfolge längst vorbei zu sein?

D.D.: Als erstes möchte ich hier mal sagen, dass es einige sehr gute Bands in der Schweiz hat!!! Mit Samael, Cataract, Disparaged, Requiem, Sybreed, Pig Skin, Nekropolis usw. hat es doch ein paar Bands, welche die Vielfalt der Schweizer Szene wiederspiegeln. Was es heute schwieriger macht, ist die Tatsache, dass sich weltweit eine Menge Bands tummeln. In der von dir angesprochenen Zeit war es vor allem einfacher noch etwas Neues zu kreieren.

José: Leider ist eine der besten CH- Bands von uns gegangen: PX-Pain. Eine weniger in der Schweizer Metal-Landschaft… War an ihrem Abschiedskonzert, wow, was haben die gerockt! Vor kurzem bin ich so durch euer Forum gesurft und bin da auf Shever gestossen, die mich ziemlich überrascht haben. Aber ansonsten gilt praktisch für jede CH-Metal Band, dass man auf immer und ewig im Schatten von Celtic Frost und Coroner stehen wird.

Foto © by Patrick Skala

Eure kürzlich erschienene Picture Disc enthält leider nur drei Songs, und davon sind auch nur zwei neu. Sie klingen recht doomig und kraftvoll, machen also definitiv Lust auf mehr. Ist ein Album in Planung und kann man anhand der beiden Songs eure zukünftige Marschrichtung erahnen?

D.D.: Wir werden 2006 ein Album veröffentlichen. Voraussichtlich wird es gegen Herbst erscheinen. Die Stilrichtung wird das beinhalten, was man auf der Picture zu hören kriegt. Aber das heisst nicht, dass auch keine Speedgranate auf dem Album sein kann. Unser Anspruch an uns selber ist, dass wir mit einem Song eine Stimmung erzeugen möchten. Diesem muss auch ein schneller Song genügen, damit er auf das Album kommt. Zudem wollen wir Songs schreiben, mit denen wir hundertprozentig zufrieden sind.

Wie habt ihr euren „ersten Gig“ am 10. November im Abart erlebt?

D.D.: Was soll ich da gross sagen... ES WAR EINFACH NUR HAMMERGEIL! Es ist einfach das Geilste auf der Bühne zu stehen und abzurotzen!

José: Ja was soll ich sagen… Nach fast 20 Jahren mit diesen Jungs wieder auf einer Bühne zu stehen war ja schon ein Erlebnis. Die Publikums- Resonanzen waren durch und durch sehr positiv… Leider waren nur um die 260 Leute dort… Ist aber nicht schlecht für einen Donnerstagabend in Zürich. Man bedenke auch, dass Zürich nicht wirklich Metal ist… (Pass auf, was du sagst! – Anm. des Interviewers)

Wann wird man euch das nächste Mal live sehen?

Im Moment sind zwei Sachen für Januar im Gespräch, aber leider kann ich noch nichts Konkretes sagen.

Ich nehme an, ein Teil von euch ist verheiratet und / oder hat Kinder. Was meinen eure Familien dazu, dass ihr wieder wie in den alten Zeiten am Rocken seid?

D.D.: Puh, da schneidest du das wohl schwierigste Thema an. Zwei von uns haben Kiddies, und einer ist verheiratet. Ich denke, solange wir nicht zwei Monate auf Tour gehen, ist das sicher eine lösbare Angelegenheit. Dazu kommt ja auch, dass wir alle voll im Berufsleben stehen. Das soll jetzt nicht heissen, dass Excruciation nur ein Hobby ist. Im Gegenteil, jeder von uns steckt sehr viel Energie in diese Band. Das heisst, dass bei jedem das Private manchmal etwas zu kurz kommt. Aber solange das Gleichgewicht hergestellt werden kann, denk ich, dass es für keinen ein Problem ist, Excruciation, das Private und Beruf zu koordinieren.

José: Mein Girl findet es ziemlich cool… Sie hat gemerkt, dass es mir gut tut und das kommt ihr am Ende des Tages auch zugute… (Wie sollen wir das nun verstehen? – Anm. des Interviewers)

Sind für euch Hass, Wut, Frustration usw. immer noch Themen, die euch beschäftigen oder seid ihr diesbezüglich „erwachsen geworden“ und nicht mehr so extrem wie in jüngeren Jahren?

D.D.: Ich denke, wenn man sich ein wenig mit dem Tagesgeschehen beschäftigt, haben diese Themen nix an Aktualität verloren. Und nur weil wir etwas älter sind, werden wir nun sicher keine Texte über Blumen und Bienen verfassen (lach).

José: Da kann ich mich nur anschliessen… Moment mal… Blumen und Bienen, dem sagt man doch auch f*****! Hell yeah, so gesehen sind Blumen und Bienen doch ziemlich Rock 'n' Roll…

Demnächst bringen ja auch Celtic Frost wieder eine neue Scheibe heraus. Habt ihr eigentlich noch Kontakt zu alten Bekannten wie Tommy Vetterli oder Tom G. Fischer?

D.D.: Ich muss dir ehrlich gestehen, dass ich leider nur noch wenige Kontakte aus der alten Zeit habe. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass ich mich (siehe Frage 8) eine Zeit lang aus der Szene ausgeklammert hatte. Am meisten sehe ich noch Steve Karrer (Drummer von Messiah, Infected, Bonedust).

José: Ich habe noch Kontakt zu Martin Ain und Tommy. Letzterer hat vor zwei Jahren die Curb Dogs (meine ehemalige Old School Hardcore -Band) CD „Throw Stone Hide Hand“ aufgenommen und produziert.

Ich bedanke mich für das Interview. Das Schlusswort gehört natürlich euch.

D.D.: Und das gebe ich gerne an José, unseren aktiven Poster im Schwermetall-Forum weiter (grins).

José: Ein mächtiges Hails! an alle Schwermetall.ch Foren-Terroristen (lach)!!!

D.D.: Und natürlich auch ein Hellfuck-greez an alle andern... Wir hoffen, dass wir uns mal an einem Gig sehen! Für jegliche News besucht uns auf www.excruciation.net

George (Gitarre): Sowohl neue als auch alte Tracks sind in guter Qualität auf unserer Homepage downzuloaden. Weiter gibt es auch Live-Bilder des Konzertes im Abart vom 10.11.2005 zu bestaunen. Unser ganzes Merchandise ist via den Metal Shop erhältlich: www.metal-shop.net, dann Klick auf Excruciation!

D.D.: STAY BRUTAL!!!

Foto © by Patrick Skala