Kategorie: Interview
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Bifröst sind eine junge österreichische Pagan Metal Band, die mit den rockigen Hymnen ihres Debuts der Szene eine Frischzellenkur verpasst hat. Der Kopf der Truppe zeigte sich freundlich und offen, um mit mir über den Tellerrand...

Bifröst sind eine recht junge Pagan Metal Band aus Österreich, die zu Beginn dieses Jahres ihre Debut Scheibe "Heidenmetal" via Einheit Produktionen unters Volk brachte. So lag der Gedanke nicht fern, mal an die Pforte ihrer Siedlung zu klopfen und um Audienz zu bitten. Da sie mir gewährt wurde, entstand ein gemütlicher Plausch zwischen Matthias Sollak, seines Zeichens Axtschwinger und künstlerisches Oberhaupt, und meiner Wenigkeit. Im Verlaufe unseres Gesprächs wurden jedoch nicht nur Huldigungen betrieben, sondern auch Stellung hinsichtlich der "Vereinnahmung" des Pagan Metal durch die rechte Szene bezogen.

Was war das Besondere, was das leider "Nötige" für Euch in der Entstehung von "Heidenmetal"?

Matthias: Rückblickend gesehen war sowohl der Entstehungsprozess als auch die Aufnahme der CD eine durchweg positive Erfahrung. Die Arbeit im Studio war sehr entspannt und liess uns auch noch genügend Freiraum für weitere Ideen und Ergänzungen. Die einzige kleine Strapaze war der lange Zeitraum zwischen abgeschlossener Aufnahme und dem Release von Heidenmetal. Aufgenommen habe wir im Frühjahr 2008, erschienen ist das Album im Jänner 2010. Das war jedoch auch nicht so wild, im Endeffekt ist alles glatt gegangen und jetzt haben wir auch einen Labelpartner gefunden, der uns bei der Realisierung unserer Vorhaben zur Seite steht.

Warum habt Ihr auf "Heidenmetal" ein paar alte Stücke neu aufgenommen?

Matthias: Diese beiden Stücke stachen für uns persönlich bei der Demo heraus und wir wollten die Chance nutzen, um die Songs klang- und arrangementtechnisch ein wenig aufzupolieren. Fertig aufgenommen passten sie ausgezeichnet zu dem übrigen Songmaterial, weshalb sie schlussendlich auch noch einen Platz auf dem Album fanden.

Bezüglich meiner Frage zuvor: Kann man in nächster Zeit mit einem Rerelease Eures Debuts rechnen?

Matthias: Geplant ist eine kleine Neuauflage des Demos in näherer Zukunft, da dieses komplett vergriffen ist. Jedoch wird diese CD nur auf Konzerten erhältlich sein.

Wie entstand "Heimgang"? Da es sich durch seine theatralisch epische Wirkung sowohl von den Metalsongs als auch von dem restlichen Einsatz traditioneller Instrumente stark abhebt.

Matthias: Ursprünglich wollte ich ja ein Intro schreiben, verlor mich während des Prozesses in dem Stück und im Endeffekt kam ein knapp 6 Minuten langes Instrumental heraus, welches mir als Intro zu lang und auch nicht wirklich passend schien. Als entspannender Ausklang des Albums schien es aber gut geeignet und dort fand das Stück dann auch seinen Platz. Für mich war und ist es kein Widerspruch ein rein orchestrales Stück in ein Metalalbum einzubauen, da es trotz des starken Unterschieds zu den anderen Stücken das Gesamtbild abrundet.

Was hat sich für Euch seit der Veröffentlichung von "Heidenmetal" geändert?

Matthias: Da durch das Release des Albums und die Werbung, die wir klarerweise bei unserer Demo nicht hatten, mehrere Leute auf uns aufmerksam geworden sind, hat sich, angefangen von den vielen positiven Feedbacks aus allen Landen bis hin zu den Konzertoptionen, viel getan. Für uns ist vor allem das Spielen ausserhalb des lokalen Umfeldes eine schöne Neuerung und dies geniessen wir auch in vollen Zügen.

Wie seit Ihr zu Eurem Stil gekommen?

Matthias: Als wir die Band gründeten waren wir drei 15-jährige Buben, die ihre Leidenschaft zur Musik auch aktiv ausleben wollten. Unsere ersten Stücke waren noch eher Melodischer Deathmetal mit der nordischen Mythologie als zentraler Thematik. Im Laufe der Zeit wurden die traditionellen Einflüsse in der Musik stärker und zugleich nahm der Drang ab, einfach nur vertonte Sagen zu machen und schrieben Texte die sich zwar noch immer mit dem Flair des vergangenen umgaben, jedoch verpackt in eigene Geschichten. Dass diese so ziemlich die gesamte Bandbreite an Klischees bedienen will ich nicht abstreiten und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte mich nicht bewusst daran bedient. Aber...who gives a shit...unsere Texte setzen nicht den Anspruch philosophisch oder anderwertig tiefgründig zu sein. Solange die Leute Spass daran haben und die Stimmungen der Songs auf sie überspringen sind wir glücklich und mehr wollen wir auch nicht.

Wie entstehen Lieder in der Bifröst-Schmiede?

Matthias: Songs und Texte schreibe ich, erstere Teil für Teil aus mehreren über längere Zeit angehäuften Ideen und zweitere nach Abschluss des Songs und der jeweils einwirkenden Stimmung. Im Proberaum wandelt sich dann noch der eine oder andere Teil, manches wird verworfen, dann kommt wieder eine neue Melodielinie, die man einbauen möchte. Ein strukturierter Prozess ist das bei uns auf jeden Fall noch nie gewesen. Das schöne daran ist, dass man immer wieder ältere Riffs findet, die man schon länger nicht mehr gehört hat und plötzlich hat man eine passende Idee dazu, die einem zuvor nicht gekommen wäre.

Verstehe ich es recht, dass du sowas wie das Mastermind der Band bist? Und welchen Anteil tragen die anderen an Eurer Musik? Hier speziell der Sänger, da du angibst die Texte zu schreiben.

Matthias: Im Grunde kann man das so sehen, das soll aber nicht heissen, dass ich mit fertigen Liedern ankomme und die anderen widerspruchslos nachspielen müssen was ich ihnen vorsetze.^^ Wie schon erwähnt wird dann gemeinschaftlich noch ausgebaut. So ist das auch mit dem Sänger. Er ist zuständig die Texte stimmig zum Song umzusetzen.

Was machte Euch persönlich zu "Anhängern" der nordischen Mythologie?

Matthias: Es ist wohl mehr Faszination und Begeisterung dafür als eine Anhängerschaft im religiösen Sinne. Wenn man tiefer in diese Thematik eintaucht, verliert man sich in dieser fantastischen Welt. Nicht viel anders verhält es sich bei anderen Mythen, wie beispielsweise denen der Ägypter oder Griechen, die durch erstaunlich viele Parallelen zur nordischen Mythologie auffallen. Unser Interessengebiet geht ja über die Mythologie hinaus, die Lebensweise der Menschen im damaligen Europa ist genauso interessant für uns.

Das mit den "Anhängern" war auch nicht religiös gemeint. Finde es sehr interessant, dass du verschiedene Mythologien anhand ihrer Eigentümlichkeiten und Gemeinsamkeiten schätzt und betrachtest. Ich kenne das auch, beispielsweise die alten Werke von Nile (US) sind unglaublich in ihrer Intensität, welche sie erst durch den Ägyptizismus erhalten. Muss jedoch gestehen, dass ich von vielen Mythologien (Ägypten, Griechenland, Nordisch) stets nur vereinzelte Sagen kenne, selten eine "Gesamtüberblick" habe.

Matthias: Besonders gefällt mir, dass sie sich von den ganzen monotheistischen Religionen durch das Nichtvorhandensein des Missionarsgedankens ganz klar unterscheiden. Das spricht für mich klar für Toleranz, jedem seine Art und Weise zu leben zu gönnen, ohne ihn zu einer Moral voller Zwänge und Ängste bekehren zu wollen.

Ihr bezieht im metalnews.de Interview und auf Eurer myspace Seite klar Stellung gegen politischen Missbrauch der nordischen Mythologie und Rassismus allgemein. Wie wichtig war es Euch ein Label zu finden, dass diese Grundsätze ebenfalls berücksichtigt?

Matthias: Das war für uns ein essentieller Punkt, da wir nicht mit Leuten zusammenarbeiten möchten und würden, die so hirnlosen Missbrauch mit dieser von uns geschätzten Thematik tolerieren oder, noch schlimmer, unterstützen. Glücklicherweise sind wir hier mit den Leuten von Einheit voll und ganz auf einer Wellenlänge und vertreten bei diesem Problem exakt den gleichen Standpunkt. Es ist ein Trauerspiel mit anzusehen wie der Paganmetal immer mehr in die rechte Ecke gedrängt wird, und das alles nur, weil vereinzelte Bands meinen, den verquerten und kranken Ideologien des Nationalsozialismus und des fundamentalisierten Germanentums huldigen zu müssen. Diese geprädigte Intoleranz und die faschistoiden Einflüsse haben mit nordischer Mythologie absolut gar nichts zu tun und das sollten sich auch die Leute durch den Kopf gehen lassen, die damit die Szene ruinieren. Zum Thema Rassismus gibt es sowieso nur eines zu sagen...Wir leben in einer aufgeklärten Welt, und wer andere Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Nationalität herabsetzt oder als weniger wertvoll empfindet, ist für seine Rückständigkeit nur noch zu bemitleiden. Es sollte einem zu denken geben, dass man sich heutzutage noch dezitiert gegen Extremismus und Rassismus aussprechen muss, eigentlich sollte das selbstverständlich sein!

Wie denkst du dann über eine Band/ihr Verhalten wie Men Enter Tavern, die bei Christhunt Productions unterzeichnet haben, weil sie ihnen die besten geldlichen Konditionen anboten, obwohl man wusste, dass das Label auch eindeutig rechte Bands wie Ad Hominem oder Absurd vertreibt. So weit ich weiss, "vertreiben sie nur" rechtes Zeugs, haben aber keine offen rechte Band unter Vertrag. Auf der myspace Seite der Band nehmen sie selber dazu Stellung: Ihre Aussage sinngemäss: Wir sind nicht rechts oder irgendwie politisch, doch das unser Label rechten Stuff vertreibt ist uns auf Grund von Geld und sonstigen Leistungen egal.

Matthias: Es läge mir fern eine seriöse Band zu verurteilen, nur weil ihre Plattenfirma ein fragwürdiges Sortiment im Onlineshop hat. Allerdings darf sich die Band dann nicht wundern, wenn aufgrund dieses Zusammenhangs Stimmen laut werden, welche sie in diese Sparte werfen. Für uns käme so ein Label nicht in Frage. Dass man rechte Musik im Sortiment haben muss, um Kohle zu machen halte ich allerdings für Blödsinn.

Wann kann man Euch live erleben? Gibt es eine Tour oder einzelne Gigs? (Vor allem in NRW: Essen, Oberhausen, Mühlheim, Dortmund, Duisburg, Köln, Gelsenkirchen, Bochum etc., denn da könnte ich Euch mal sehen, ohne 200 km und mehr zu fahren!)

Matthias: Im Moment ist nur das Fimbul Festival (in Fürth) im September fixiert, es werden aber sicher noch einige andere Auftritte in Deutschland dazukommen. Wir freuen uns auf jeden Fall schon sehr auf die Konzerte im Nachbarlande :-)

Und Eure Fans freuen sich sicherlich darauf, Euch in ihrer Stadt/Umgebung begrüssen zu dürfen. Damit danke ich dir für deine Zeit und wünsche euch noch alles Gute für die Zukunft.

Matthias: War mir eine Freude mal ein Interview mit nicht immer den gleichen Fragen beantworten/geben zu dürfen.^^

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