Dieses Jahr beginnt die Festivalsaison schon Mitte April. Zumindest wenn es einen in die Kulturwerkstatt in Paderborn verschlägt wo die Damen und Herren des örtlichen Metalinferno e. V. ihr eigenes Festival veranstalteten...

Freitag, 15.04.2005:
Dieses Jahr beginnt die Festivalsaison schon Mitte April. Zumindest wenn es einen in die Kulturwerkstatt in Paderborn verschlägt wo die Damen und Herren des örtlichen Metalinferno e. V. ihr eigenes Festival veranstalteten. Bei gutem Wetter trudelt man pünktlich um 18:00 Uhr zum Auftakt ein, sichert sich ein Bier und wartet auf das, was da kommen soll. Den undankbaren Job des Openers übernehmen die Death / Thrasher von Spectre Dragon. Trotz des Namens, der eher nach Power Metal klingt, wird von Beginn an engagiert die härtere Soundschiene gefahren. Die Band, und hier sei vor allem der Frontmann hervorgehoben, gaben sich alle Mühe das noch zurückhaltende Publikum anzuheizen. Angesichts eines dumpfen Sounds gelang dies allerdings nur bedingt, dennoch durfte die Band eine Zugabe zum besten geben.

Die folgenden Like Thousands Suns hinterliessen bei mir ein mehr als skeptisches Stirnrunzeln. Offiziell spielt die Band wohl melodic Death Metal, doch bei dem schlechter werdenden Sound war davon nicht viel zu hören. Für meine Ohren klang es wie eine Mischung aus bestenfalls durchschnittlichem Death Metal mit Hardcore-Schlagseite. Der Umstand, dass die Band etwas unsicher wirkte, passte irgendwie zum gesamten Eindruck. Merkwürdigerweise sah das Publikum das anders und so kam zum ersten Mal Bewegung in den Saal. Zudem liess die Menge die Truppe nicht ohne Zugabe ziehen, Sachen gibt’s.

Das musikalische Kontrastprogrammn erschien dann in Form von Black Destiny, welche traditionellen Metal im Stile von Judas Priest bot. Der Sound war zwischenzeitlich nicht mehr ganz so katastrophal und die Mannen wirkten wesentlich sicherer auf der Bühne. Somit wunderte ich mich schon wieder über die anwesenden Metalheads, liessen sich doch die Anwesenden zunächst nur zu Höflichkeitsapplaus bewegen und zollten erst mit zunehmender Spieldauer den Kompositionen Respekt.

Mit Laid In Ashes war dann wieder Kost der raueren Sorte angesagt. Die Herren boten ordentlichen, traditionellen Death Metal und versprühten Spielfreude, dass es Spass machte, ihnen zuzusehen. Lediglich die immer noch nicht ganz behobenen Soundprobleme, welche vor allem den Gesang mehrfach übersteuern liessen, sorgten wieder für einige skeptische Blicke in der Menge. Nichtsdestotrotz war der Saal mittlerweile gut gefüllt und der Mob feierte die Band, die es ihrerseits mit Todesblei der gehobenen Leistungsklasse dankte.

Nach zwischenzeitlicher Stärkung an der Theke wartete ich gespannt auf Ordan Ogan. Die Folk Metaller waren mir vor dem Auftritt als klasse Liveband schmackhaft gemacht worden. Und sie gaben sich Mühe zu fortgeschrittener Stunde die Masse zum Mitsingen zu animieren, was auch klappte und die Stimmung in den vorderen Reihen ungemein hob. Leider schlugen die technischen Probleme, welche den ganzen Tag latent vorhanden waren, den Plänen hier die volle Ladung Folk Metal loszulassen ein Schippchen. Irgendwann konnte auch die Band ihren Ärger darüber nicht mehr verbergen. Somit war es unterm Strich ein nicht wirklich befriedigender Auftritt der stilistischen Aussenseiter des Festivals.

Mittlerweile war die Running Order aufgrund der technischen Probleme und der damit verbundenen längeren Umbaupausen komplett aus dem Ruder gelaufen. Des weiteren machte bei einigen Fans die bange Frage die Runde wie God Dethroneds Songs unter derart ungünstigen Bedingungen aus den Boxen tönen würden. Doch die Sorge war unbegründet. Die vier Holländer brachten ihren eigenen Soundmenschen mit, der dem Headliner einen Sound verpasste der den Kompositionen würdig war. Hauptaugenmerk lag natürlich auf den Stücken des aktuellen Albums „lair of the white worm“, aber natürlich durften auch Klassiker wie „the execution protokoll“, „the somberness of winter“, „boiling blood“ und - mein persönliches Hightlight - „villa vampiria“ nicht fehlen. Uhrzeitbedingt war der Saal nicht mehr so gut gefüllt, dennoch holzten die Mannen um Henri Sattler ihre Kompositionen mit einer Wucht ins Publikum, dass zwangsläufig die Rüben geschüttelt wurden, egal wie kaputt man schon war. Um 02:00 Uhr war dann aber doch Schluss und nachdem man seine Nackenwirbel nach diesem Death Metalinferno wieder sortiert hatte machte man sich nach dem finalen „Feierabendbier“ auf den Weg nach Hause.

Samstag, 16.04.2005:
Petrus meinte es ausgesprochen gut mit den Metalheads und so trudelte das musiksüchtige Volk bei strahlendem Sonnenschein am frühen Samstagabend vor der Kulte ein um den zweiten Tag in Folge dem Metal und Bier zu fröhnen. Der Konsum des letztgenanntem wurde durch ein Schild der Veranstalter zusätzlich angeregt auf dem man dem Publikum vorhielt am Vortag lediglich sechs Fässer Gestensaft verköstigt zu haben. Zumindest einige Metaller liessen diese Herausforderung nicht zweimal sagen und schlugen ordentlich zu.

Neuer Tag neues Glück, getreu diesem Motto wurde ich von einem deutlich besserem Sound überrascht. Erste Nutzniesser waren die Death Metaller von Demonity die diesen Abend eröffneten. Dummerweise hielten sich zu diesem Zeitpunkt noch viele Metaller draussen auf, was sich jedoch mit zunehmender Spielzeit änderte da der nette Death Metal des Quintetts Lust auf Rübeschütteln machte.

Aus derselben musikalischen Kategorie stammen auch Abscence. Allerdings zählen sie zu den eher melodischen Vertretern des Genres. Dem Publikum gefiel es, Indiz dafür war die zunehmende Bewegung in den ersten Reihen. Mich konnten sie aber letztlich nicht überzeugen, zu durchschnittlich klang das gebotene Material. Oder um es anders zu sagen, das letzte bisschen Intensität fehlte.

Beim Namen Boomerang machte sich bei mir die Befürchtung breit, es mit einer modernen Groove Metal Band zu tun zu haben, aber weit gefehlt. Power Metal in Reinkultur bekam der geneigte Hörer zu hören, und dieser wurde überzeugend vorgetragen. Vor allem der überaus agile Sänger begeisterte durch ständige Bewegung auf der Bühne, und bewies zudem, dass er stimmlich einiges zu bieten hat. Gelegentlich wurde er von einem Bandkollegen am Mikrophon unterstützt, was den Stücken zusätzliche Abwechslung verlieh. Das Publikum reagierte zwar erst sehr reserviert, taute im Verlauf des Auftritts doch noch auf und honorierte das Gebotene.

Dass die Thrasher Guerilla keine Unbekannten mehr sind, bewiesen schon die Shirtträger im Publikum. Und so kam es wie es kommen musste, der Saal war gut gefüllt und die Menge tobte ab dem ersten Song, als gäbe es kein Morgen mehr. Kein Wunder, verstehen es Guerilla doch mit ihrem derben Thrash die Leute zu begeistern. Und da der Sound auch in Ordnung ging stand dem gepflegten Ausrasten nichts im Wege. Den Coolness Award des Festivals hat sich auf jeden Fall der Bassist des Fünfers verdient. Der Mann sprang und tobte auf der Bühne wie ein Irrer, schnitt Grimassen und spielte schliesslich mitten aus dem Publikum. Daumen hoch für soviel Entertainment.

Als nächstes gab es wieder Power Metal, diesmal von Edge Of Thorns. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich für deren Variante des Sounds nicht begeistern konnte und so nach einigen - nicht sonderlich spannenden Songs - den Weg nach draussen angetreten habe. Den zwar handwerklich soliden Songs fehlte einfach das gewisse Etwas.

Nach kurzem Plausch an der frischen Luft ging es mit Contradiction wieder ordentlich auf die Zwölf. Der Vierer bot eine abwechslungsreiche Mischung Thrash aus ihrer 16jährigen Historie und zog damit wieder eine ordentliche Anzahl Banger vor die Bühne. Leider mussten sie, genau wie zuvor schon Guerilla, ihren Auftritt verkürzen damit die Running Order nicht wieder derartig ausartete wie am Vortag. Schade, denn diese Band wusste zu begeistern.

So enterten dann Dew-Scented als Headliner des Samstag gegen Mitternacht die Bretter der Kulturwerksatt und als erstes fiel auf, Dew-Scented sind gewachsen. Des Rätsels Lösung: man hatte sich einen zusätzlichen Klampfer für die Show angeschafft, was sich als gute Idee erwies, bekamen die akustischen Abrissbirnen doch dadurch noch mehr Schwung. Zwar hatte auch die Mannschaft um Leif Jensen anfangs kleinere technische Probleme, doch liessen sich diese nach einigen Songs in den Griff kriegen und dem kollektivem Ausrasten stand nichts mehr im Wege. Klassiker des Schaffens, Vorstellung neuer Songs, Rotierende Rüben, Moshpit, Crowdsurfer, alles da, was ein Headlinerauftritt braucht. Nur der Aufforderung des Frontmanns, einen reinen Frauenmoshpit zu bilden, wurde leider nicht nachgekommen. Trotz dieses kleinen Wehmutstropfens ein würdiger Abschluss des Festivals.

Für mich war an dieser Stelle Schluss und es wurde der Heimweg angetreten. Die als Rausschmeisser fungierenden Nausea sollen Zeugenberichten entsprechend noch ordentlich Klamauk veranstaltet haben. Neben der Veralberung verschiedener Metalklassiker wusste sich die Gruppe wohl durch eine extravagante Bühnendeko und nackte Tatsachen in Szene zu setzen.

Abschliessend kann man dem Metalinferno-Team zu dieser Aktion gratulieren. Klar: Wo es Licht gibt, gibt es zwar auch immer Schatten (Technik- und Soundprobleme, verkürzte Spielzeiten am Samstag), aber letztlich überwog das Positive. So war der Preis von 16 € im VVK für 14 Bands mehr als fair, und auch die Getränkepreise mit 1,50 € für ein Bier absolut angebracht. Zudem wurden den Fans neben bei beiden Headlinern einige interessante Undergroundbands geboten die man im Auge behalten sollte. Ich hoffe auf ein weiteres Metalinferno-Festival im nächsten Jahr.