Klein, aber fein! Vom 20. - 21. August war's wieder soweit - es war Zeit für das Barther Metal Open Air. In seinen nunmehr 12 Jahren spielten schon so einige grössere Namen, zum Beispiel Nocte Obducta, Menhir, Negura Bunget, Aaskereia, Dornenreich und Dark Fortress, um nur ein paar zu nennen. Für viele im Nordosten der Republik, darunter auch für mich, stellt dieses Festival zweifelsfrei das musikalische Highlight des Jahres dar. Und auch dieses Jahr war die Teilnahme Pflicht. Besonderer Dank auch nochmal an die Kollegen vom Metal Guardian, die mir freundlicherweise ihr Bildmaterial zur Verfügung stellen, da ich meine eigene Kamera glorreicherweise zu hause vergessen habe. Dafür lag sie da aber dann auch gut.

Los ging es traditionsgemäss am Freitag. Terminverschuldet liess es sich erst am späteren Nachmittag einrichten, ein Blick auf die Bühne zu werfen. Vorher war aber, ebenfalls traditionsgemäss, ein Rundgang über die Stände der anwesenden CD/Vinyl/Kassetten-Händler angesetzt (an dieser Stelle noch ein Gruss an die beiden netten, kompetenten und verhandlungsfreudigen Herren vom Twilightstand ;) ). Nach dem das ein oder andere Exemplar erworben und im Zelt verstaut wurde, war unsere quasi-erste Band NIDHØGG, die Band von BMOA-Veranstalter Heiko. Ich muss zugeben, deren mit Amon Amarth vergleichbare Viking-Metal liegt mir nicht unbedingt. Trotzdem gefiel der Auftritt irgendwie besser als die letzten Jahre, woran genau dies lag, kann ich gar nicht so richtig sagen.


Danach kamen EIS (ex-GEIST), die als Ersatz für die abgesprungenen Den Saakaldte gastierten. Der Anfang des Konzerts wirkte auf mich auf seine Art irgendwie langweilig: zum einen wirkten die Musiker etwas antriebslos, zum anderen war der Sound noch unterirdisch. Beides besserte sich mit fortschreitender Spielzeit, letztendlich war der Auftritt ganz in Ordnung.
Als nächstes standen die Thüringer GERNOTSHAGEN auf dem Plan. Schon 2006 spielten sie als Ersatz für die damals abgesprungenen ADORNED BROOD, die dieses Jahr ebenfalls zugegen waren. Was soll man sagen? Vor vier Jahren überzeugten sie und dieses ebenfalls - live einfach eine hervorragende Band.


Nächstfolgende Truppe kam aus Österreich - HELLSAW gaben sich die Ehre. Mir wurden sie von einem Kumpel empfohlen, der sie letztes Jahr auf dem Party.San sah und schwer begeistert war. Nicht nur deshalb hatte ich hohe Erwartungen, sondern auch, weil ich deren Album "Phantasm" sehr schätze. Sound- und rifftechnisch waren die Herren voll da, an Elan mangelte es ebenfalls nicht: Keine Frage, ein sehr gelungenes Konzert! Wenn ich mich recht erinnere, spielten sie meines Erachtens nicht "The Inner Revenge Of Nature", aber man kann nicht alles haben.


Nach einer kurzen Essenspause ging es eine halbe Stunde später mit den Finnen SARGEIST weiter. Wäre es nicht sowieso schon zappenduster gewesen, wäre dies spätestens jetzt passiert. Meine Herren, wenn die Burschen spielen, brennt echt das Dach! Startend mit Klassikern wie "Black Treasures Of Melancholy", gab es auch Material vom anstehenden Langspieler auf die Ohren. Leider gingen die an sich guten Riffs etwas unter, da die Gitarren mal wieder etwas dünn klangen. Trotzdem atmosphärisch top, diesen Auftritt werde ich wohl gerade deswegen noch länger in Erinnerung halten.


Nun kam der Zeitpunkt, auf den ich mich seit 2007 gefreut habe - ANGANTYR live, vor Ort und in Farbe. Los ging es mit "Et Varsel Om Død", samt des genialen Cellointros. Selten habe ich erlebt, dass eine Band einen so in den Bann zieht, da stört auch der etwas sehr doll posende Bassist nicht. Bei "Danermordet" waren wieder kämpfende Mitglieder der anwesenden Wikingersippe auf der Bühne, was eine sehr gute optische Untermalung der Musik ist. Gegen Ende gab es noch eine Feuerspuckeinlage, was bekanntlich gerade im Dunklen verdammt gut wirkt. Bleibt abschliessend zu sagen: Die Vorfreude hat sich gelohnt! Ynleborgaz und Konsorten kann man sich immer wieder anschauen. Doch Abzüge in der B-Note: Der Tonmann hat immer noch die Gitarren zu leise, es waren praktisch nur Gesang und Schlagzeug zu hören - für Leute, die die Alben nicht kennen, war der Auftritt deshalb vielleicht nur die halbe Miete.


Fortgesetzt wurde das Festival Samstag Mittag. Zu sehen waren AMOK VEDAR vor einer überschaubaren Zuschauermenge. Die meisten der Anwesenden, so hatte ich den Eindruck, wollten den Sänger Misanthrop sehen, der in einem Bericht eines deutschen Privatsenders nicht das beste Bild abgegeben hatte. Nun war der aber nicht dabei, was einige scheinbar gar nicht merkten und vom Publikum aus die ein oder andere unpassende Bemerkung machten. Der Sänger liess seinerseits ein paar Sätze fallen und die Sache hatte sich gegessen. Musikalisch kann ich mit den Herren allerdings wenig bis nichts anfangen, das änderte sich auch mit diesem quasi-Abschiedsauftritt nicht. Anschliessend war es Zeit, sich auf Nahrungssuche zu begeben, wodurch wieder einige Bands unter die Räder kamen.
Richtig anwesend war ich wieder zu den Hamburgern TODTGELICHTER. Da ich "Schemen" sehr mag, hab ich mich auch auf deren Auftritt sehr gefreut. Enttäuscht werden sollte ich nicht - erstmal überraschte die Band mit einer komplett weissen Bühnenpräsenz, was auch für sie selbst eine Premiere war (doch dazu mehr im Interview). Der Sound war gelungen und die Riffs sowieso, gerade der Übertitel "Blutstern". Ich mochte ebenso den nicht selten aufkommenden Frauengesang, auch wenn es mir nachher eine Idee zu viel wurde. Nichtsdestotrotz: einer der vier besten Auftritte des BMOA 2010!


Es folgten Adorned Brood - da mir diese Band wirklich absolut gar nichts gibt, war es Zeit, das Camp von ein paar Freunden und Bekannten zu besuchen. Später hörte ich, dass der Auftritt insgesamt und die Stimmung im Speziellen bei den Thüringern wohl aber sehr gut gewesen sein soll. Ich hätte das sicher anders gesehen. Bei meinem Besuch kam mir zu Ohren, dass sich passenderweise der Ablauf verschoben hatte - nach ADORNED BROOD spielten nun LIVIDITY: also eine weitere Stunde zum Plaudern und Fachsimpeln.
Zu etwas späterer Stunde gaben sich nun THE VISION BLEAK die Ehre. Tja, nun muss ich sagen, dass ich echt überrascht bin! Ich hätte gedacht, dass nach drei oder vier Titeln der Ofen aus ist und man nochmal in Ruhe über das Gelände schlendern kann. Doch nichts da! Live funktioniert die Bleak'sche Musik um einiges besser als auf Platte, besonders der Gesang gefiel fiel positiv auf. Für mich eines der BMOA-Highlights 2010!


Das Gegenteil war bei HELRUNAR der Fall. Auf die freute ich mich im Vorfeld, hatte also dementsprechend hohe Erwartungen. Doch irgendwie sprang der Funke überhaupt nicht über, vielleicht waren auch die wiedermal zu leisen und dünnen Gitarren Schuld... ich kann's nicht sagen. Obwohl andere Bands objektiv nicht so gut waren, war der Auftritt der Münsteraner die Enttäuschung des diesjährigen BMOA. "Älter als das Kreuz" war der einzige Titel, der mir wirklich gut gefiel, schade, dass das Niveau nicht gehalten wurde. Auf Platte sind HELRUNAR aber für mich nach wie vor eine Wucht.


Als letzte Band betraten die Finnen BEHEXEN mit viel Brimborium die Barther Bühne. Ich war mittlerweile auch ganz schön geschafft und hab den Auftritt nicht ganz bis zum Ende gesehen. Musikalisch blieb nicht viel hängen (altes Problem, die Flüsterklampfen), am ehesten werde ich mich wohl an die Bühnenaufbauten mit den ganzen Kerzen erinnern, aber mehr auch nicht. Ein gutes Konzert für den Kenner? Nicht unwahrscheinlich. Ich besitze aber keine Platte der Herren und somit für mich ein Konzert der Güteklasse "ganz in Ordnung".


Insgesamt kann ich sagen, dass mir das BMOA 2010 wesentlich besser gefiel als im Vorjahr, was logischerweise an den mir besser gefallenden Bands lag. Beste Band war im Rückblick ANGANTYR, grösste Enttäuschung HELRUNAR, auch wenn das härter klingt, als es gemeint ist. Aber eigentlich spielen für mich die Bands auch nicht die alleinige Rolle beim BMOA, vielmehr zählen das Herzblut des Veranstalters, die familiäre Atmosphäre und das gemütliche Festivalgelände. Nachbesserungsbedarf besteht vielleicht noch bei den etwas hohen Essenspreisen und beim Sound - der war zwar besser als die vergangenen Jahre, aber trotzdem schadet es nicht, wenn man die Gitarren mal hört. Gespannt bin ich aufs nächste Jahr, denn die Frage, ob ich zugegen sein werde, ist an sich überflüssig - die Antwort ist ja!