Wenn das Thema in letzter Zeit auch aus den Massenmedien verschwunden ist, wird vor allem online noch häufig davon berichtet. Assange sitzt momentan in der ecuadorianischen Botschaft (ich glaube in Großbritannien) und beantragt dort Asyl in Ecuador. Damit will er seiner Auslieferung nach Schweden entgehen und seiner vermutlichen Auslieferung an die USA, die danach folgen könnte.
Was haltet ihr von der Idee hinter Wikileaks, wo seht ihr eventuelle Schwächen in dieser oder ihrer Umsetzung? Braucht die Welt das Geheimnis? Ist absolute Transparenz bestrebenswert?
Der Grundansatz, Aktivitäten von v.a. Regierungen transparent zu machen, ist auf jeden Fall richtig. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass seine Story stimmt. Die ganze Vergewaltigungschose ist derartig durchschaubar, dass es aber vielleicht auch ZU billig wäre, so eine "Verschwörung" aufzuziehen. Ich kanns natürlich nicht abschließend sagen, aber höchstwahrscheinlich ist es doch ein dielttantischer Versuch zur Diskreditierung, der bei Assanges (möglichem) Nachfolger sicher angewandt werden würde.
Diese Transparenz ist aber lediglich in Hinblick auf Regierungen wichtig, Bürger sind davor zu schützen. Aber komplett? Ich denke, auch das sollte seine Grenzen haben. Einige Abkommen, Verhandlungen etc. brauchen sicherlich erstmal eine geheime Vorbereitungszeit, ohne, dass jeder gleich Zugriff auf die Dokumente hat. Also: Eine gute Sache, dieses Wikileaks, die aber schlussendlich auch (sehr weit gesteckte) grenzen haben muss.
Ach was... Aktivisten... Ereignisse... Aufdecker, Attentäter und Amokläufer... unsere Zeit verschluckt alles so schnell... sie sind nicht mehr des Blickes würdig. Jeder ist eine Art von 5-Minuten-Erscheinung geworden. Ganze Regimes kommen und gehen in einigen Wochen...
Von daher ist mir auch dieser "grosse Enthüller" scheissegal.
An und für sich ist Wikileaks schon wichtig. Leider, und da gebe ich Herrn Clement uneingeschränkt recht, verliert es seine zugedachte Wirkung viel zu schnell, als dass es nachhaltige Spuren in der Gesellschaft hinterlassen würde. Die Schnellebigkeit unserer Zeit und die schiere Flut an Information, die jeden Tag auf uns einströmt sind dafür ebenso verantwortlich, wie das Desinteresse eines Großteils der Gesellschaft. Was schert mich der Skandal von gestern? Vor allem, wenn er mich nicht direkt betrifft.
"Joah ist schon Scheiße, wenn die Amis mit ihren Drohnen einfach nen paar Zivis umnieten. Aber haste schon das von dem Kachelmann gehört? Das geht ja mal garnicht!"
Ja, das stimmt. Auch die Enthüllungen verfehlen ihre beabsichtigte Wirkung. Ich erinnere mich, dass so ein CIA-Papier veröffentlicht wurde, auf dem die Art und Weise der Berichterstattung über Afghanistan für die einzelnen Länder dargelegt (= angeordnet) wurde. Dazu gab es zwei, drei Kommentare - und dann wurde die Berichterstattung wie eh und je für vollgenommen.
"Ja, achso, wir sollen in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Mhm. Naja, wenn die uns aber vor den Heerscharen an Muselmanenterroristen beschützen, ist das ja gut. Achso, genau das sollen wir wollen? Mh, is' ja eigentlich auch egal. Hauptsache, die bleiben weg."
Svart hat geschrieben:"Joah ist schon Scheiße, wenn die Amis mit ihren Drohnen einfach nen paar Zivis umnieten. Aber haste schon das von dem Kachelmann gehört? Das geht ja mal garnicht!"
Traurig aber zutreffend!
@Bombenhagel: Naja, es geht ja nicht ausschließlich darum, das "geleakte" Material den Medien zukommen zu lassen und zu überlassen. Ich glaube ein Grundgedanke von WL ist, dass JEDER sich die Dokumente ansehen kann, wenn er will.
Leider ist das Problem dann dabei, dass die wenigsten Leute Bock und Zeit haben, Tausende von Dateien zu durchforsten oder sich Hintergrundwissen anzueignen, um den Inhalt überhaupt erstmal zu verstehen (und diese Unlust ist dramatischerweise nachvollziehbar).
Grundsätzlich finde ich es allerdings auch in Ordnung, Verrat zu bestrafen. Wenn in einem Krieg o.ä. Informationen durchsickern, die den weiteren Verlauf beeinflussen können, gehts eigentlich direkt in den Hof des Bendlerblocks.
Abseits davon, klar, es ist wichtig und lebensnotwendig, die Wahrheit zu sagen, sagen zu dürfen und auch sie auch zu veröffentlichen. Wie sagte nicht schon die selige Ingeborg Bachmann: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.
