Lieblingsgedicht

Emotionen, Geistesblitze und Gedichte, die ihr nicht für euch behalten wollt!

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Aquifel
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Lieblingsgedicht

Beitrag von Aquifel »

Mal ne allgemeine Frage :

Was ist eigentlich so euer Lieblingsgedicht. Falls etwas unbekannter schreibt es ruhig mal hier rein :wink:
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Lilith
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Beitrag von Lilith »

Also mein liebstes is das hier...kann mich damit gut identifizieren.

Karoline vonGünderrode
(1780-1806)

Der Kuß im Traume,

aus einem ungedruckten Romane

Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Daß neue Wonne meine Lippe saugt.

In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb' ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.

Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.
Drum birg dich Aug' dem Glanze irrd'scher Sonnen!
Hüll' dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluthen.
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Aquifel
Papst
Beiträge: 1624
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Beitrag von Aquifel »

Bin kein allzu grosser Gedichtefruend/kenner, aber folgende sind IMo recht gut :

Alfred Lichtenstein - Nebel

Ein Nebel hat ndie Welt so weich zerstört.
Blutlose Bäume lösen sich in Rauch.
Und Schatten schweben, wo man Schreie hört.
Brennende Biester schwinden hin wie Hauch.

Gefangene Fliegen sind die Gaslaternen.
Und jede flackert, dass sie noch entrinne.
Doch seitlich lauert glimmend hoch in Fernen
Der giftge Mond, die fette Nebelspinne.

Wir aber, die, verrucht, zum Tode taugen
Zerschreiten knirschend díese wüste Pracht.
Und stechen stumm die wiessen Elendsaugen
Wie Spiesse in die aufgeschwollene Nacht.


Heinrich Heine - Die schlesischen Weber (1844)

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und feletschen die Zähne :
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -

Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungernöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt -

Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der dne letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschiessen lässt -

Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -

Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,

Wir weben, wir weben!
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Jimmyz
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Beitrag von Jimmyz »

die weber ist ein starkes gedicht, an sich heinrich heine


ich suche was
was suche ich
wenn ich es gefunden hab
weiß ich´s

:roll:
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Vigrid
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Beitrag von Vigrid »

es ist etwas sehr, sehr persönliches und ich weiss nicht wirklich ob ich es posten soll, aber den autor muss ich ja nicht verraten und wenn dieser mir böse sein sollte, kann er mir es ja auch schreiben.

ich liebe dieses gedicht, denn die worte hallen tief in meinem herzen wieder....für die person, die ich auf immer in meinem herzen tragen werde,die ich ehre und niemals vergessen möchte ;)

O Tropfen, den ich blute
Träne, die ich weine
Hoffnung, die ich hege
Angst, die mich verzehrt

O Wind, der fort mich trägt
Welle, die mich bedeckt
Freude, die mich heilet
Trauer, die mich quält

O Lied, das ich höre
Donner, der mich erschrecket
Tiefe, die mich empfängt
und Wärme, die mich umhüllt...

...all das bist du...
du Gedanke an meine Geliebte.
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UnchainedWolf
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Beitrag von UnchainedWolf »

Krähennachwuchs


aus rache erschlug der tote die feinde
er stritt mit schwert und schild
getragen von der macht der götter
gekleidet mit skirt und kilt

er zerstörte leben ohne sinn
er frass die unterlegenen
auch war er nicht allein
tote seine untergebenen

hauptfeind, töter meiner seele
fürchte mich!
ich such nach dir
ich fand sie alle
ich töte auch dich!


...
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UnchainedWolf
Mönch
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Beitrag von UnchainedWolf »

Das Leben ist schmerzhaft,
so wird mir erzählt,
doch bin ich verrückt
wenn Schmerz mir fehlt?

Nicht Körper, doch Geist,
er lechzt nach Schmerz,
grausame Kälte
wird frieren mein Herz

Gefühle Feuer soll mich schmerzen,
der Schlag der Wut soll treffen mich hart,
der Pfeil des Hasses soll auf mich zielen,
Liebe soll schicken mich auf Höllenfahrt

Der Lüge Zunge soll sprechen aus mir,
das Zeichen der Scham soll scheinen rot,
der Wahn des Hirn soll zeichnen mich,
tilgen soll mich der Tod...
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Iscariot
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Beitrag von Iscariot »

Gottfried Benn - Kleine Aster



Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie umgestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster.
[/i]
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