Selbstmordattentate

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Morgenstern
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Selbstmordattentate

Beitrag von Morgenstern »

Hab mir grad das NZZ Folio zum Thema "Bomben" reingezogen, wobei ein Thema Selbstmordattentate sind. Was glaubt ihr, warum Menschen sowas tun? Was haltet ihr davon?

Märtyrer gab es vor allem zu Zeiten, an denen die Welt einpolig wurde, so auch zum Zeitpunkt 0. Dann war bis auf zwei drei Sekten Schluss und Mitte der Achziger hat sich das von Iran aus (Iran/Irak Krieg) wieder verbreitet. Denkt ihr, dass die momentane "Dominanz" des Westens und die Ohnmacht anderer der Grund sein könnte?

Wer übrigens bei diesem Thema mit nur einem Satz antworten will, kanns gleich bleiben lassen...
Weltentod
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Beitrag von Weltentod »

Das ist die ultimative Form des Terrors. Man kann nie wissen wo der nächste Anschlag stattfindet und in welchem Umfang. Der Kerl neben dir im Bus ist möglicherweise mit fünf Kilo Sprengstoff gegürtet ... Für Angst und Schrecken gibt es eigentlich nichts besseres.

Warum die Menschen das machen ist eine gute Frage. Mal wieder läuft es auf die Religion raus. Fanatismus eben. Sie bekomme die schönsten Versprechungen gemacht, was nach dem Tod auf sie wartet ( ich denke es waren 75 Jungfrauen, oder so ), möglicherweise noch mit Drogen voll gepumpt und sprengen sich dann im Namen Gottes in die Luft mit dem Ziel möglichst viele "Ungläubige" zu erwischen. Da sie das natürlich auch alles glauben sind sie und ihre Familien stolz auf die Tat. Da wird auch nicht viel um den zerfetzten Körper des Sohnes geweint. Nein, er ist ein Held. Irgendwie krank.
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Brunwar
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Beitrag von Brunwar »

Auch in diesem Fall ist das wieder ein Effekt der Religion,die "normal psychisch gestörten" klammer ich mal aus da die eigentlich nur aus einem
Aufmerksamkeitsdefizit heraus handeln und deutlich in der Minderzahl sind.
Also Religion und Attentate.Stell dir mal vor das
1. du ein wirklich hartes schweres Leben hast
2. du nur Informationen aus religiös gefärbten Quellen bekommst
3. dir eingetrichert wird das du im nächsten Leben voll der Abräumer wirst
wenn du dich zum Märtyrer machst

Wenn du ständig mit dem Hammer draufhaust triffst du irgendwann zwangsläufig sprich die Indoktrination ist nur ein Frage der Zeit und wenn man dann erstmal GLAUBT das sowieso alles besser wird wenn man Tod ist und das das Maryrium ne Freifahrkarte dahin ist dann verwundert es nicht.
Wenn dann auch noch wie im Iran/Irak Politik = Religion bzw. die Politik von
der Religion diktiert wird kommt dann auch noch das "politische Machtpotential" eines Attentats ins Spiel und Voila ....Jihad wohin man sieht.
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nesges
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Re: Selbstmordattentate

Beitrag von nesges »

Interessante Fragestellung, die mich auf den Gedanken bringt ob man dem "Märtyrer vom Zeitpunkt 0", nicht vielleicht doch noch ein paar Opfer anhängen könnte, die er mitgeholt haben könnte, denn schliesslich war er ja so hoch religiös motiviert, dass er es geschafft hat, noch nach 2000 Jahren von vielen Leuten verehrt zu werden und da die Parallele zu heutigen fundamentalistischen Selbstmordattentätern zu ziehen ist zwar ungewohnt, aber vielleicht nicht ganz abwegig, wenn mir auch auf Anhieb kein wirkliches Indiz für "Collateralschäden" (Herodes' Kindstötung?) einfallen will.
Morgenstern hat geschrieben:Wer übrigens bei diesem Thema mit nur einem Satz antworten will, kanns gleich bleiben lassen...
SCNR ;-)
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Ravager
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Beitrag von Ravager »

Habe zu der Thematik mal ein Buch gesehen mit dem passenden Titel "Mein Leben als Waffe". Ich denke das trifft es am besten. Gerade diese totale Selbstaufgabe für eine Wertvorstellung ist etwas was uns in der westlichen Welt mitlerweile vollkommen fremd ist.
Das es nicht nur religiös motivierte Selbstmordattentäter wie im Nahen Osten gibt beweisen ja die Kamikaze-Piloten Japans im zweiten Weltkrieg. Bei denen war es halt bedingt durch einen übersteigerten Wert des Vaterlandes/Kaiserreiches und der Ehre in Verbindung mit der zusehens schlechter werdenden Kriegslage.
Was weitgehend unbekannt ist, auch auf deutscher Seite gab es Selbstmordpiloten. Als die russischen Verbände versuchten über die Oder Brücken zu bauen erhielten deutsche Flieger den Befehl, sofern sie keine Munition mehr hätten sich mit ihren Maschinen auf die Brücken der Russen zu stürzen.
Wobei der Umstand das dies durchgezogen wurde wohl eher damit zusammenhing das die Flieger andernfalls wohl erschossen worden wären.
Im Fall der arabischen Selbstmordattentäter kann ich nur den Kopf schütteln wenn sie Mord an Zivilisten als Heldentat ansehen.
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Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

diese nzz folio ausgabe hab ich auch recht intressiert gelesen, und hat teilweise auch sehr gewagte bilder (abgetrennter kopf einer palästinensischen attentäterin). terrorismus ist die hinterhältigste, unehrenhafteste und feigste art, schrecken zu verbreiten und somit ein (verzweifelter!!!) versuch, politische ideologien unter dem deckmantel von ehre und djihad (heiliger krieg) durchzusetzen. natürlich ist das der islam, islam ist schlecht, islam hat keine toleranz. und deshalb muss sich hier etwas ändern, sonst sind wir die nächsten, die "zahlen".
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Högdahl
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Beitrag von Högdahl »

Ragnar hat geschrieben:terrorismus ist die hinterhältigste, unehrenhafteste und feigste art, schrecken zu verbreiten und somit ein (verzweifelter!!!) versuch, politische ideologien unter dem deckmantel von ehre und djihad (heiliger krieg) durchzusetzen.
Beim ersten Teil kann ich dir durchaus zustimmen, allerdings hat Terrorismus nicht zwangsläufig immer etwas mit dem Nahen Osten gemeinsam!
Ich habe nichts gegen aggressiven Aufstand gegen bestehende Systeme, war den Hells Angels auch mal sehr verbunden, aber sobald Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen werden habe ich kein Verständniss mehr!
qiv
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Beitrag von qiv »

vielleicht sind sie selbstmordattentate auch einfach das letzte mittel, um sich zur wehr zu setzen?
... immerhin werden gerade in russland viele attentate von frauen verübt, die sich wohl wenig aus 20 jungfrauen machen ... sie sind derart verzweifelt, haben alles verloren und sind bereit zu sterben - das hat nichts mehr mit religiösem fanatismus zu tun.
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Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

ja klar hats nicht nur mit dem islam zu tun, aber in jüngster zeit grösstenteils schon.
gladhon
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Beitrag von gladhon »

Ich glaube dass die „Disposition zur eigenen Entgleisung” keineswegs auf bösen Computerspielen (bei Amokläufern) und einer bösen Religion (bei islamistischen Selbstmordattentätern) beruht. Vielmehr denke ich dabei an Narzissmus und an Fanatismus. An politischen Gründen fallen mir hauptsächlich zwei ein: Erstens, um Aufmerksamkeit zu erregen, sei es um auf die politische Lage, auf die eigene Organisation oder aus blosser Wichtigtuerei. Darüber hinaus demonstriert ein Selbstmord immer eine hohe Aufgabebereitschaft und damit einen starken Willen. Zweitens, sind es die Anti-Friedensverhandlungsgründe: man ist manchmal darüber erstaunt wieviele sonst unscheinbare Leute im Krieg Geltung erlangen, sie haben neben dem politschen auch ein pers. Interesse den Krieg aufrecht zu erhalten. Womit wir wieder beim Narzissmus wären.

Ich denke es gibt ziemlich viele Ost-Menschen die sehr gut mit der westlichen Dominanz leben können, so dass ich das genarisiert nicht als Grund gelten lassen möchte.
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Cerberus
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Beitrag von Cerberus »

morgenstern hat geschrieben:Denkt ihr, dass die momentane "Dominanz" des Westens und die Ohnmacht anderer der Grund sein könnte?
Ja auf alle Fälle, der Westen, hauptsächlich die USA diktieren anderen Ländern soviel in die Regierung, Wirtschaft, Werteempfinden etc., dass ein Widerstand eigentlich nicht überrascht. Viel Waffen um sich zu wehren haben sie nicht. Genaugenommen sind "menschliche" Bomben auch die unberechenbarsten und somit gefährlichsten Waffen... siehe 11. september, obgleich der eigene Nutzen, welcher zweifellos beabsichtigt ist, eher fragwürdig ist ^^

qiv hat geschrieben:vielleicht sind sie selbstmordattentate auch einfach das letzte mittel, um sich zur wehr zu setzen?
... immerhin werden gerade in russland viele attentate von frauen verübt, die sich wohl wenig aus 20 jungfrauen machen ... sie sind derart verzweifelt, haben alles verloren und sind bereit zu sterben - das hat nichts mehr mit religiösem fanatismus zu tun.
Ja einerseits das, andererseits hat es insofern was mit religiösen Fanatismus zu tun, weil gerade verzweifelte Menschen sich irgendetwas suchen was ihnen halt gibt. Meistens sind das dann übergeordnete Instanzen wie z.B der Gott irgendeiner Religion.
Solche Leute sind dann extremst lenkbar und für diesen Glauben bereit alles zu machen :?
Die Attentäter handeln ja auch nicht immer von selbst, sondern sind organisiert. Da muss es wohl immer eine Lobby geben.
gladhon hat geschrieben:Darüber hinaus demonstriert ein Selbstmord immer eine hohe Aufgabebereitschaft und damit einen starken Willen.
Hm glaub eher das Gegenteil, also zumindest für die Mehrzahl von Attentätern sind eher sehr schwache Persönlichkeiten(siehe oben) und dass sie gelenkt werden.
gladhon
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Beitrag von gladhon »

Was verstehst du denn unter Persönlichket?

Die Begrifflichkeit darin ist immer etwas konfus für mich; zum einen soll eine starke Persönlichkeit einen starken Willen haben, ein starker Wille setzt meines Erachtens immer eine gewisse Unwissenheit und Dummheit vorraus, denn gerade diejenigen die alles nur von einer Seite betrachten sind unglaublich sturr und kompromisslos. Und darauf wollte ich bei den Selbstmordattentätern aus, wenn man es nicht scheut sich selbst und undschuldige zu töten, was scheut man dann noch?
Es kommt wohl auf die Betrachtungsweise an, denn sich selbst für etw. oder jmd. umzubrigen zeugt schon von einem starken Willen, ob dieser Wille nun von jmd. geleitet wird und ob sich diese Person dessen bewusst ist, ist eine andere Frage. Ich denke am einfachsten einigen wir uns auf das Wort "kompromisslos"

Zur westlichen Übermacht:
Kulturelle Übermacht lässt sich nicht wirkungsvoll bekämpfen, Kulturgut setzt sich Völkerübergreifend durch. Politisch kann man vielleicht aus der Sicht der Taliban schon versuchen zu argumentieren, dass diese sich gegen ein Diktat, oder generell gegen westliche Einmischung, zu wehren versuchen. Damit hat man aber schlechte Karten, weil die Taliban selbst, in keinster Weise das Volk repräsentieren sondern selbst eine herschende Minderheit sind, die darüber hinnaus sogar ihre Vormachtstellung einem westlichem Eingriff zu verdanken haben. Etwas anders sieht es beim Palästina Konflikt aus, ich denke da wurde ein ganzes Volk überrumpelt in dem man ihnen ihr Land wegnahm. USA und Israel, das ist auch so eine Verbindung.... ich denke da kann schon Groll gegen diese Länder aufkommen. Aber in den anderen Ländern ist es IMHO eine Randgruppe die da ihren heiligen Kreuzzug gegen den Westen feiert.
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