Verfasst: 03.06.2012, 11:19
Fenriz stellte einst die musikhistorische Theorie auf: "Tre er en magisk tall."
Neun ist es aber auch. Nur ganz wenige Ausnahmen schafften es nach Beethoven mehr als neun Sinfonien zu komponieren (z.B. Schostakowitsch oder Havergal Brian).
Bei den grossen Meistern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist es beinahe beängstigend:
Ludwig van Beethoven: 9 Sinfonien.
Franz Schubert: 9 (bzw. nach anderer Zählweise acht) Sinfonien.
(Die Neunte ist die vollendete "Grosse C-Dur-Sinfonie".)
Anton Bruckner: 9 Sinfonien.
Antonín Dvořák: 9 Sinfonien.
Gustav Mahler: 9 vollendete Sinfonien.
(Abgesehen vom herrlichen Adagio einer unvollendeten Zehnten.)
Tschaikowsky und Sibelius kommen sogar "nur" auf sechs, bzw. sieben Sinfonien.
Des Rätsels Lösung für dieses Mysterium lüftete Arnold Schönberg (dessen Frühwerk, wie ich erst kürzlich herausfand, überraschenderweise ausgesprochen tristanesk klingt), der um 1912/13 erklärte:
"Es scheint, die Neunte ist eine Grenze. Wer darüber hinaus will, muss fort. Es sieht so aus, als ob uns in der Zehnten etwas gesagt werden könnte, was wir noch nicht wissen sollen, wofür wir noch nicht reif sind. Die eine Neunte geschrieben haben, standen dem Jenseits zu nahe. Vielleicht wären die Rätsel dieser Welt gelöst, wenn einer von denen, die sie wissen, die Zehnte schriebe."
So, jetzt wissen wir's.
Übrigens:
Gerade erst zwei Wochen ist eine neue CD erschienen mit der brandneuesten Rekonstruktion des unvollendeten vierten Finalsatzes von Anton Bruckners Sinfonie Nr. 9, dirigiert von Simon Rattle mit den Berliner Philharmonikern.
Die vier Musikwissenschaftler Nicola Samale, Giuseppe Mazzuca, John Phillips und Bejamin-Gunnar Cohrs bemühen sich schon seit Jahrzehnten dieses Finale auf "musikforensische" Weise zu rekonstruieren und zu vollenden. Bereits ihre vor zwanzig Jahren eingespielte Fassung mit dem Bruckner-Orchester Linz war ganz anhörbar, teilweise staunenswert. Doch die Forschung kam in den letzten Jahren weiter, zumal in jüngerer Zeit anscheinend bedeutende Skizzenfragmente wiederentdeckt worden sind (die seinerzeit aus Bruckners Sterbezimmer von "Anhängern" entwendet worden waren, wobei sämtliche Takte bei Bruckner durchnumeriert sind, so dass man wusste, welche Teile fehlen), möglicherweise als Folge des Aufrufs von Nikolaus Harnoncourt.
Das Ergebnis ist absolut hörenswert! Es ist ganz anders und viel authentischer als die (ebenfalls zumindest teilweise hörenswerten) Rekonstruktionsbemühungen von William Carragan, der wesentlich freier vorgeht. Man könnte sagen, dass das Finale jetzt endlich so gut wie vollendet ist. Und diese neue Einspielung von Simon Rattle klingt wirklich wie von einer anderen Welt.
Skeptische Authentizisten müssten spätestens bei der Anmerkung von Rattle hellhörig werden, wonach sich hier viel mehr Bruckner fände als Mozart in dessen Requiem.
Neun ist es aber auch. Nur ganz wenige Ausnahmen schafften es nach Beethoven mehr als neun Sinfonien zu komponieren (z.B. Schostakowitsch oder Havergal Brian).
Bei den grossen Meistern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist es beinahe beängstigend:
Ludwig van Beethoven: 9 Sinfonien.
Franz Schubert: 9 (bzw. nach anderer Zählweise acht) Sinfonien.
(Die Neunte ist die vollendete "Grosse C-Dur-Sinfonie".)
Anton Bruckner: 9 Sinfonien.
Antonín Dvořák: 9 Sinfonien.
Gustav Mahler: 9 vollendete Sinfonien.
(Abgesehen vom herrlichen Adagio einer unvollendeten Zehnten.)
Tschaikowsky und Sibelius kommen sogar "nur" auf sechs, bzw. sieben Sinfonien.
Des Rätsels Lösung für dieses Mysterium lüftete Arnold Schönberg (dessen Frühwerk, wie ich erst kürzlich herausfand, überraschenderweise ausgesprochen tristanesk klingt), der um 1912/13 erklärte:
"Es scheint, die Neunte ist eine Grenze. Wer darüber hinaus will, muss fort. Es sieht so aus, als ob uns in der Zehnten etwas gesagt werden könnte, was wir noch nicht wissen sollen, wofür wir noch nicht reif sind. Die eine Neunte geschrieben haben, standen dem Jenseits zu nahe. Vielleicht wären die Rätsel dieser Welt gelöst, wenn einer von denen, die sie wissen, die Zehnte schriebe."
So, jetzt wissen wir's.
Übrigens:
Gerade erst zwei Wochen ist eine neue CD erschienen mit der brandneuesten Rekonstruktion des unvollendeten vierten Finalsatzes von Anton Bruckners Sinfonie Nr. 9, dirigiert von Simon Rattle mit den Berliner Philharmonikern.
Die vier Musikwissenschaftler Nicola Samale, Giuseppe Mazzuca, John Phillips und Bejamin-Gunnar Cohrs bemühen sich schon seit Jahrzehnten dieses Finale auf "musikforensische" Weise zu rekonstruieren und zu vollenden. Bereits ihre vor zwanzig Jahren eingespielte Fassung mit dem Bruckner-Orchester Linz war ganz anhörbar, teilweise staunenswert. Doch die Forschung kam in den letzten Jahren weiter, zumal in jüngerer Zeit anscheinend bedeutende Skizzenfragmente wiederentdeckt worden sind (die seinerzeit aus Bruckners Sterbezimmer von "Anhängern" entwendet worden waren, wobei sämtliche Takte bei Bruckner durchnumeriert sind, so dass man wusste, welche Teile fehlen), möglicherweise als Folge des Aufrufs von Nikolaus Harnoncourt.
Das Ergebnis ist absolut hörenswert! Es ist ganz anders und viel authentischer als die (ebenfalls zumindest teilweise hörenswerten) Rekonstruktionsbemühungen von William Carragan, der wesentlich freier vorgeht. Man könnte sagen, dass das Finale jetzt endlich so gut wie vollendet ist. Und diese neue Einspielung von Simon Rattle klingt wirklich wie von einer anderen Welt.
Skeptische Authentizisten müssten spätestens bei der Anmerkung von Rattle hellhörig werden, wonach sich hier viel mehr Bruckner fände als Mozart in dessen Requiem.