Kategorie: Dossierartikel
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Durch ein Internetforum habe ich den Besitzer der PMT-Studios in Lautertal, Deutschland kennen gelernt. Dieser nennt sich Tik, ist ein Ami, der vor Jahren nach Deutschland kam und nun vor ca. einem halben Jahr sein Studio aufgemacht hat.

Durch ein Internetforum habe ich den Besitzer der PMT-Studios in Lautertal, Deutschland kennen gelernt. Dieser nennt sich Tik, ist ein Ami, der vor Jahren nach Deutschland kam und nun vor ca. einem halben Jahr sein Studio aufgemacht hat. Er lud mich ein, für ein Wochenende in sein Studio zu kommen und ihm über die Schulter zu schauen. Tik ist seines Zeichens Drummer in einer polnischen Death Metal-Band, deren Namen er mir partout nicht verraten wollte.

Nach ca. 3.5h Autofahrt erreichte ich Lautertal, unweit von Bayern entfernt. Ich wurde sodann von Tik begrüsst, lud meinen Scheiss aus dem Auto und wir starteten sofort mit Aufnahmen. Es wartete bereits eine Band mit dem Namen Super Absorber darauf, die ersten Testaufnahmen zu machen (Die Band hat sich für einen Monat eingemietet und wollte Testaufnahmen machen, um ihre Arrangements zu überprüfen).

Um ca. 3 Uhr morgens war soweit alles fertig und das Ergebnis war beeindruckend. Der Punkrock hätte (vom Spieltechnischen, wie auch von den Aufnahmen her) locker im Radio gespielt werden können. Produktionstechnisch ebenbürtig mit Pennywise und NOFX (nicht übertrieben). Aber eben: Es war ja nur eine Vorproduktion.

Der nächste Tag begann gegen Mittag. Tik hatte endlich die Zeit, mich im Studio herumzuführen und mir das teure Equipment vorzuführen.

Der Aufnahmeraum war ziemlich beeindruckend. Gebaut hat Tik es mit Freunden oberhalb einer mechanischen Werkstatt. Das waren locker 120 Quadratmeter Aufnahmefläche. Die Wände verliefen alle nicht parallel, sondern je nach dem schräg, oder in einem 60°-Winkel, wo sie sich dann in der Mitte der Wand trafen. Die Decke war mit Tüchern zugedeckt, darüber jedoch, war eine schwebende Decke mit Rigips (mehr Fotos auf www.pmtstudios.com).

Der Raumklang war einfach nur super. Ein natürlicher Nachhall, welcher aber ziemlich schnell wider abklingt (das nennt man dann living-room).

Die Aufnahmetechnik war komplett digital. Tik nennt ein Nuendosystem sein eigen, welches durch einen Spider und 3 RME ADI-8 AS gefüttert wird, somit ist es ihm möglich 32 Spuren gleichzeitig aufzunehmen. Als Preamps dient ihm der Spider, ein Viper und sein Yamaha-Mischpult. Die aufgenommenen Signale wandern dann in einen PC oder eine 8 Spur-Bandmaschine (Studer A80).

 

Wird dann von den aufgenommenen Sachen eine Produktion gefahren (das Zeug wird gemixt), kommen die Signale vom PC zurück (über die RME) in das Yamaha-Mischpult und können auf einen Alesis Harddiskrecorder gemischt werden.

Für einen Mixdown stehen die vielen tollen Effektgeräte zur Verfügung (ich hab gesabbert, glaubt’s mir). Tik besitzt einen MassivePassive (ein ganz toller EQ, der mich wegen seines Preises schon alleine in den Ruin treiben würde), 2 EL Distressoren (EL-X 8) mit BritMod, 2 Mercenary-edition 69 Stereokompressoren von FMR-Audio und einiges mehr. Als Abhöre dienen Adam S3. Einfach nur geil!

Warum man solche Geräte lieb haben kann: keine Ahnung, ich glaube man muss total bescheuert sein.

Am späteren Nachmittag traf dann Azraels Seed ein. Diese waren damals die zweite Band, welche bei Tik aufgenommen hatte, seit der Eröffnung. Es stellte sich heraus, dass ein paar Fehler bei den Aufnahmen passiert waren (Mikrofonierung, Pegel zu leise etc.), deshalb musste einiges korrigiert werden.


Ich war der Fähigkeiten Tik’s wegen ziemlich erstaunt. Mit grosser Sorgfalt korrigierte er diese Fehler und es entstand eine gute Produktion (der Output wird wohl bald auf CD erscheinen). Sowohl in Nuendo, als auch Analog, entpuppte sich Tik als wahre Offenbarung, was Ideen, Wissen und Geduld angeht. („Dude, was it worth doing, it is worth overdoing“).

Abgesehen von den teilweise verunglückten Aufnahmen, war die Stimme des Sängers wirklich ausserordentlich und erinnerte mich an eine Mischung aus Diary of Dreams und Saviour Machine (ohne christlichen Inhalt).

Soweit so gut. Der Mixdown zog sich wieder bis 4 Uhr morgens hin und dann war pennen angesagt. Am nächsten morgen sagte mir Tik, dass ich mit Abstand „the most evil snorling, ever“ hätte. Danke Tik!

Am letzten Tag meines Besuchs, standen wir um 10.30 Uhr auf, um am Mixdown zu arbeiten. Die Sache entwickelte sich sehr ordentlich. Ein gewisser Zeitdruck war doch vorhanden, da am Montag sodann wieder Super Absorber zurück kommen würden, um mit den Aufnahmen zum Album zu beginnen.

Preislich ist Tik nicht zu schlagen. Da er erst gerade angefangen hat, verlangt er praktisch nichts. Schlafen kann man gratis, er hat Dusche, Waschmaschine, Backofen, Kühlschrank und es gibt genug Platz, um einfach nur eine tolle Zeit zu verbringen.

Gegen 17.00 verabschiedete ich mich von den Herrschaften und hoffe doch bald wieder einmal den Tik zu besuchen. Tik freut sich über jede Band, welche ihn zwecks Aufnahmen kontaktiert. Das Studio ist bis und mit Dezember ausgebucht. Im Herbst hat eine Band, welche bei Metal Blade unter Vertrag ist, Interesse angemeldet, in den PMT-Studios die Drums aufzunehmen (wegen dem tollen Raumklang, wie schon erwähnt).

Verglichen mit der Schweiz ist es wirklich unglaublich günstig bei ihm. Ausserdem klingen Metalaufnahmen wirklich druckvoll, was man von den meisten schweizer Studios nicht behaupten kann. Das besondere bisschen "Dräck" bringt er gut auf den Aufnahmen rüber. Es lohnt sich also, sich mal bei ihm zu melden, auch für Bands, welche es sich in der Schweiz nicht leisten können, aufzunehmen. Nebenbei sei bemerkt, dass Tik bei Michael Wagener gelernt hat (Metallica’s "Master of puppets" wurde z.B. von Wagener gemischt).

Übrigens: das Schwermetall-Logo (siehe T-shirt) erinnerte Tik irgendwie an Black Metal-McDonalds. „Cool guy, you are working for McEvilDonalds? Haha, I wonder how Ronald McDonald would look like, dude!“

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