Kategorie: Interview
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Peter Wildoer ist ein glücklicher Mann, denn er und seine Mitstreiter heimsen für Insanity wo sie gehen und stehen Lob ein, und das sicherlich auch völlig zurecht. Peter wirkt fast schon überdreht...

Peter Wildoer ist ein glücklicher Mann, denn er und seine Mitstreiter heimsen für Insanity wo sie gehen und stehen Lob ein, und das sicherlich auch völlig zurecht. Peter wirkt fast schon überdreht, als er sich am anderen Ende der Leitung zu Wort meldet, und man kann sein Strahlegesicht beinahe schon durch den Telefonhörer hindurchschimmern sehen. Wenn jemand dann noch zusätzlich mit einer dermassen gewinnenden Art wie Peter ausgestattet ist, dauert es nicht lange, bis einen die gute Laune des Drummers ansteckt und das Gespräch in ein hektisches aber auch sympathisches Hin- und Her ausartet, das keine Denkpause zulässt, denn der Darkane Drummer redet wie ein Wasserfall (positiv gemeint - Verf.). Nach zwei Minuten ist Peter schon zur totalen Hochform aufgelaufen und nicht mehr zu bremsen, was uns und Euch ein paar interessante und ausführliche Antworten beschert hat. Ladies and Gentlemen, Peter "The Energizer" Wildoer ...

Peter, Du hast offensichtlich zu Beginn Deiner Musikerkarriere einen starken Bezug zur Jazzmusik gehabt, einem sehr interessanten Bereich für einen Drummer aufgrund der hohen, technischen Standards in diesem Genre. Warum hast Du Dich irgendwann entschlossen, als Metaldrummer weiterzumachen?

Peter: Also eigentlich habe ich mit Metal angefangen. Aber mit ungefähr 18 Jahren begann ich, mehr und mehr Jazz zu spielen. Als mit unserer vorherigen Band Agretator Schluss war, das war 1996 oder 1997, spielte ich nur noch Jazz. Damals wollte ich einfach noch etwas anderes als Metal spielen. Aber heute liebe ich es wirklich. Christofer, unserem Gitarristen, ging das auch so. Wir waren zusammen sogar für ein Jahr an einer Musikschule in Schweden, an der wir nur Jazz gespielt haben. Aber nun sind wir zurück, mit voller Kraft!

Darkane scheint auch die Geschichte zweier Freunde zu sein. Du hast in einer Hard Rock Band angefangen und fragtest Christofer, ob er einsteigen wolle. Dann spieltest Du in einer Thrashband, Agretator, und hast Christoper ebenfalls dazugeholt. Bei Darkane ist er nun auch wieder mit von der Partie. Kannst Du Dir überhaupt ein Leben ohne ihn vorstellen?

Peter: Nein, kann ich nicht, denn wir sind die besten Freunde. Wir leben auch ganz in der Nähe voneinander. Christopher wohnt mit seiner Freundin nur ein paar Blocks von mir und meiner Freundin weg. Wir schreiben die gesamte Musik und alle Texte für Darkane zusammen und ergänzen uns gegenseitig wunderbar. Er weiss sehr viel über Musiktheorie und Harmonien, und ich kenne mich gut in der Rhythmustheorie aus. Ich glaube, wir spielen jetzt seit 12 Jahren zusammen.

Ihr habt auch einen ehemaligen Mandolinenspieler in der Band, den zweiten Gitarristen Klas, der irgendwann zur Gitarre gegriffen hat, damit er mehr Lärm machen kann, ist das richtig?

Peter: Haha, genau. Er ist ein total cooler Kerl. Er und ich sind die Thrash-Typen in der Band. Seine rechte Hand ist wie eine Waffe. Sie ist unglaublich schnell! Klas war die einzige für uns in Frage kommende Variante gewesen, als wir einen weiteren Gitarristen gesucht hatten. Er lebt auch in unserer Heimatstadt, und wir kennen ihn schon ziemlich lange. Es ist immer gut, Freunde in der Band zu haben.

Klas spielte zu Anfang in einer Band, deren Musik mehr in die Richtung von Skid Row und ähnlichen Bands ging. Wie habt Ihr ihn denn überzeugt, härtere Musik zu machen?

Peter: Also eigentlich ist er derjenige, der schon am längsten die harten Sachen mag. Ich glaube schon seit 1983, als Metallica und Slayer starteten. Danach spielte er in dieser Band, die, wie Du sagtest, Hard Rock machte. Aber mittlerweile heissen die Defaced. Sie werden im April oder Mai über Scarlet Records ihr Debut veröffentlichen, und das wird kein Hard Rock mehr sein. Auch unser Sänger kommt eigentlich aus dem Hard Rock Bereich. Er ist sogar DER Hard Rocker bei uns. Er war immer in Bands, die Sachen in der Richtung der frühen Whitesnake oder auch Deep Purple gespielt haben. Er hat niemals Death oder Thrash Stücke gesungen, bevor er zu Darkane kam.

Ich glaube, das war auch ein bisschen ein Problem für ihn, oder? Er war sich nicht sicher, ob er sowas singen kann.

Peter: Das stimmt genau. Bei der ersten Probe war Andreas total ängstlich. Er wollte die Death und Thrash Metal Parts gar nicht singen, nur die cleanen Passagen. Aber nach einigen Proben hat er sich einfach gehen lassen und alle Vocals eingesungen. Wir machten dann einen Gig mit Andreas. Zu dieser Zeit war er noch als Session Vokalist bei uns, da unser damalige Sänger Lawrence nicht mit auf Tour kommen konnte. Gleich nach der ersten Show fragten wir Andreas, ob er nicht bei Darkane voll einsteigen wolle, denn Lawrence wohnte 700 Kilometer von uns weg, und diese Distanz machte es unmöglich, mit ihm überhaupt zu proben. Wir kannten Andreas schon eine Weile, denn er ist nebenbei auch als Soundengineer tätig und hatte bereits für Agretator als solcher gearbeitet. Ich denke, ihn zu Darkane zu holen war eine ganz natürliche Entwicklung.

Eine Eurer Lieblingsbands ist Meshuggah, und auf Eurem aktuellen Album hat Fredrik Thordendal (Gitarrist bei Meshuggah - Verf.) sogar ein Solo spendiert. War das nicht ein tolles Gefühl für Euch, denn immerhin verehrt Ihr diese Band schon seit vielen Jahren?

Peter: Das war eine verdammt coole Sache! Mittlerweile sind Meshuggah und wir gute Freunde geworden. Ich glaube, ich habe Meshuggah 12 oder 14 Mal live gesehen. Einmal sind wir nach einer Show backstage gegangen und haben mit den Jungs geredet. Seither sind wir, wie gesagt, gute Freunde. Christofer hat sogar ein Projekt mit dem Meshuggah Bassisten am laufen. Es heisst Neurotic. Aber trotz unserer Freundschaft war es natürlich eine grosse Ehre für uns, dass Fredrik dieses Solo beigesteuert hat.

Ihr hattet auch einen ziemlich bekannten Produzenten für Insanity, nämlich Daniel Bergstrand. Dieser hat in der Vergangenheit neben Meshuggah auch noch eine andere, von Euch favorisierte Band produziert, die in Bezug auf die Vocaleffekte einige Aehnlichkeiten zu Eurem Album aufweist, Strapping Young Lad.

Peter: Daniel hat mit uns auch schon das erste Album Rusted Angel gemacht, und für uns war diese Wahl ganz klar, denn wir sind grosse Fans von Meshuggah wie auch von Strapping Young Lad und Ocean Machine (ebenfalls ein Dewin Townsend Projekt - Verf.). Daniel ist zudem ein unglaublich talentierter und netter Kerl. Wir haben zusammen viel experimentiert, und Insanity hört sich genau so an, wie wir es haben wollten. Für das nächste Album kannst Du aber eine echte Killerproduktion erwarten!

Die Arbeit im Studio hingegen scheint ziemlich stressig gewesen zu sein.

Peter: Ja. Als wir starten wollten, funktionierten ein paar Sachen gar nicht. Einige gingen später sogar in Flammen auf (don't smoke in the studio area, guys - Verf.), drei der ADAT Recorder beispielsweise. In einem lagen die Mastertapes für die Drums drin. Die mussten wir dringend retten, denn ich hatte keine Lust, die ganzen Drumparts nochmals einzuspielen, haha. Eines Tages stand das ganze Studio plötzlich 20cm unter Wasser, also mussten wir erst einmal eine Weile warten, bis wir wieder hinein konnten. Schlussendlich blieb uns nur ein einziger Tag, um das gesamte Album zu mixen, denn Daniel musste mit seinem Studio umziehen. Die Umzugsleute montierten bereits die Wände und die Decken ab. Und unter diesem ganzen Lärm sollten wir dann noch eine Platte abmischen ... das war total irre. Nachdem wir fertig waren und eine CDR Kopie vom Album erstellt hatten, schlug ein Blitz im Studio ein. Wir dachten, jemand hätte ein Gewehr abgefeuert oder sowas, und plötzlich spielten alle Maschinen verrückt. Glücklicherweise hatte Daniel alles versichert, und mittlerweile scheint er das gesamte Equipment wieder zusammen zu haben. Aber ich denke, da wollte jemand oder etwas nicht, dass dieses Album entsteht, haha.

Eine Menge Metaltrends entstehen in den Ländern des hohen Nordens. Und momentan sieht es so aus, als würde eine neue Welle des melodischen Thrashes von Euch zu uns herüberschwappen. Denkst Du, dass die Zeiten für den Thrash wieder gekommen sind?

Peter: Ja, ganz sicher, denn es ist an der Zeit, dass der Thrash Metal wieder auflebt. Wir haben hier all diese guten, melodischen Death Metal Bands wie beispielsweise In Flames, aber ich denke, dass nun auch die Thrash Bands wieder aufkommen, Bands wie Darkane eben. Wir sind aggressiver, intensiver und vor allem thrashiger. The Forsaken kommen ebenfalls aus unserer Heimatstadt. Sie haben diese At The Gates Einflüsse, arbeiten aber gleichzeitig auch mit sehr vielen Blastparts. Dann gibt's natürlich noch Terror2000. Die meisten dieser Thrash Bands kommen aus dem Süden von Schweden. Somit hast Du die melodische Szene in Götheborg, die eher old school-lastigen Death Metal Bands in Stockholm und schlussendlich noch die thrashige Bewegung, die vor allem aus Helsingborg kommt.

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