Kategorie: Interview
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Zehn Jahre nach Gründung der Band im Jahre 1996 stellen Dornenreich hernach mit "Durch den Traum" ihr fünftes Werk fertig. Im folgenden Interview gewährt Eviga bedeutungsvolle Eindrücke in das Wesen Dornenreichs...

Zehn Jahre nach Gründung der Band im Jahre 1996 stellen Dornenreich hernach mit "Durch den Traum" ihr fünftes Werk fertig. Im folgenden Interview gewährt Eviga bedeutungsvolle Eindrücke in das Wesen Dornenreichs, welches eindringlicher den je in den Urgrund des Seins heimführt…

Mit "Durch den Traum" vertraust du der Hörerschaft ein Werk an, welches wie schon "Hexenwind" die wertvolle menschliche Fähigkeit der Fantasie herausfordert. Inwiefern hat sich die Musik im Laufe der letzten Jahre nochmals verändert und was empfindest du gegenwärtig?

Evíga: Diese Stücke liessen mich nicht los. Ich wusste, dass diese Stücke, die bis auf den Gesang bereits Mitte 2004 komplett aufgenommen waren, nach Fertigstellung verlangten, denn ich hatte schon damals so viel meiner künstlerischen Leidenschaft in sie gelegt, dass es kein Zurück mehr gab, sondern nur die Ruhe vor dem Sturm, ein Versammeln neuer Energie. Denn im Jahre 2005 hatte nicht die nötige Vision für den konzeptionellen Rahmen und hatte auch gewiss nicht ausreichend Kraft, um im selben Jahr "Hexenwind" und "Durch den Traum" gerecht zu werden. Und die Erfahrungen, die ich in der Zeit rund um die Beendigung der "Hexenwind"-Arbeiten machte, wirkten sich schliesslich sehr, sehr stark und konstruktiv auf die Texte von "Durch den Traum" aus. Ich versuchte, alles im authentischen Fluss zu halten. Das Gefühl von Befreiung, das ich nun empfinde ist wirklich nicht unerheblich.

Die Texte auf "Hexenwind" basieren auf den musikalischen Klängen. Wie verhält es sich analog auf "Durch den Traum"?

Evíga: Wort und Ton beziehen sich in "Durch den Traum" in einem beseelenden Masse aufeinander. Mir ungemein Wichtiges wie das Sehnsuchtsvolle, das Ahnungsvolle, das Vieldeutige, das im Umfassenden Geborgensein - all das findet Ausdruck und Andeutung durch den Tanz von Tönen mit Worten, Silben mit Klängen.

Deine enorm symbolhafte als auch poetische Sprache lässt bereits beim Albumtitel zahlreiche Interpretationen zu. So lässt sich jener beispielsweise mit den Wörtern aufgrund oder hindurch erfassen. Welche Intention verbirgt sich letztendlich hinter dem Titel und dem Werk?

Evíga: Beide Bedeutungen spielen für mich eine wichtige Rolle, denn in der abschliessenden achten Traumszene heisst es ja auch: "Durch den Traum reise ich, durch den Traum werde ich (…)". Der Titel "Durch den Traum" stellt also in denkbar knapper Form dar, was das Album in unterschiedlichsten Bildern erahnbar machen möchte. Alles ist mit Allem verwoben und in einer scheinbar klaren und einfachen Formulierung wie "Durch den Traum" schwingen Welten mit. Nicht zuletzt, da "Traum" ja ein - wie ich es gerne nenne - altes, weit gereistes Wort ist, das in tausenden Farben und Gefühlen im Sein jedes Menschen strömt.

Die Bedeutung des Traumes war bereits im Altertum eine zentrale Frage des Menschen. Doch was assoziierst du mit diesem Begriff? Was fasziniert dich dermassen an Träumen?

Evíga: Im Traum fliesst das, was mich bewegt, frei von blanker Ratio und Kalkül. Wohl erscheint manches chiffriert, doch das unfassbare Gefühl, dem Verschmelzen von Bewusstem und Unterbewusstem weit tiefer und wirklicher anzugehören, alles allem im Alltäglichen Durchdämmerten, war und ist mir besondere Quelle und besonderer Antrieb künstlerischen Ausdrucks.

Betrachtet man die Tracklist des neusten Outputs, so stechen rasch die durchnummerierten Stücke ins Auge. Weshalb hast du diesmal darauf verzichtet den acht Liedern einen Namen zu geben? Sollte ihr Fluss nicht gestört werden und sich dem Individuum gleichermassen noch mehr annähern?

Evíga: Nun, Du hast in Deiner Frage die greifende Antwort bereits mitgeliefert. Jede Zeile, jede Melodie, jede Stimmung und jedes entstehende innere Bild rund um "Durch den Traum" steht für sich und es lag mir fern, die vielen Schichten jeder einzelnen Traumszene mittels eines Titels zu verdecken. Auch wenn ich in früheren Alben stets darauf bedacht war, weit reichende und zugleich prägnante Titel zu finden, war es mir dieses Mal ein Anliegen, keinerlei Titel zu setzen.

Mit Gilvan gibt es zumindest für das Konzert in Regensburg ein Wiedersehen. Ist eine gänzliche Rückkehr denkbar?

Evíga: Ich freue mich sehr, wieder mit Moritz gemeinsam auf die Bühne zu gehen, aber weder hat er die Zeit, um wieder an der Entstehung eines Albums mitzuwirken noch wäre das für Dornenreich im Moment richtig.

Auf den Vorgängerwerken konnte deine geheime Leidenschaft deinen Ansprüchen noch nicht gerecht werden. Kann sie es nun, wo Wort, Klang und Bild mehr denn je verzaubernd ineinander strömen?

Evíga: Ja, in mir fühlt sich das durchaus so an. "Durch den Traum" scheint mir als Ganzes ungemein stimmig und beseelt und das ist eine herrliche Erfahrung für mich selbst. Gewiss fehlt mir im Augenblick doch auch noch einiges an Abstand, doch mein Gefühl ist gut. Was mich überdies bzw. generell sehr zufrieden stellt, ist, dass "Durch den Traum" mein persönliches Reifen meiner Meinung nach auf allen Ebenen ausdrucksstark und authentisch aufzeigt.

"Durch den Traum" stellt musikalisch wie auch inhaltlich die Essenz der ersten Dekade Dornenreichs dar. Wie gestalten sich damit eure Pläne für den Rest des Jahres sowie in naher Zukunft?

Evíga: Inve und ich werden in diesem und im kommenden Jahr noch einige Konzerte geben. Zudem werden wir uns ab Ende 2006 im Stillen daran machen, das sechste Album Dornenreichs aufzunehmen, dessen Titel bereits feststeht und dessen Musik ebenfalls schon entstanden ist. Doch ist es noch zu früh, um näher auf dieses Album einzugehen…

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