Da sind die alten Hasen(oder die die es sein möchten)gefragt

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ticino1
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Da sind die alten Hasen(oder die die es sein möchten)gefragt

Beitrag von ticino1 »

Ah, das waren Zeiten: man kaufte eine LP/MC, ging nach Hause, legte sie auf und als Side A fertig war, wendete man die Platte und wartete (kratz-kratz-kratz) bis Side B fing an. Es war so, als ob man zwei Aufnahmen gekauft hätte. Das erste Lied von der Kehrseit dürfte nicht enttäuschen, ansonsten war die Band in unseren Augen bestraft!

War es Einbildung? Ich glaube und weiss (von aussagen einigen Bandmitglieder), dass es für die Bands wichtig war ein Zeichen auf die berüchtigte Kehrseite zu setzen. Ich möchte jetzt nicht im Keller gehen und meine LP Sammlung durchwühlen um Beispiele zu suchen. Jeder der eine Live-CD neupressung besitzt weiss um was es geht. Die Bands versuchen auch Live nach der Pause einen bleibenden Eindruck zu lassen.

Heute geht dies bei der CD Veröffentlichungen verloren, oder nicht? Wie sieht es das Publikum hier so?


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Bandog
Kardinal
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Beitrag von Bandog »

Das siehst du definitiv richtig. Die Songs wurden in der Regel genau so arrangiert, dass es auf jeder Seite mit einem Highlight begann. Es gab allerdings aber auch genau das umgekehrte, dass man ein Album nur für die A-Seite produzierte und die B-Seite dann mit Lückenbüssern, Demoversionen und Schrott füllte.

Ich kannte das lange nicht anders, da ich mir Zeit liess, bis ich von Kassette auf CD umstieg. Es war schon etwas ganz anderes, aber damals war man auch noch nicht so bis zum Überdruss mit Musik vollgestopft; man wartete bei einem neuen Album jeweils auf jeder Seite mit Herzklopfen darauf, bis die Musik einsetzte. Heute mit den im Übermass vorhandenen Hörproben von den x-tausenden Veröffentlichungen jährlich, wäre Platten- oder Kassettenkehren vielen einfach nur lästig. Ich mochte es sehr, diese zwei Seiten mit ihrem eigenen Charakter deren unterschiedliches Profil man im Hinterkopf speicherte; jedoch ist es teilweise vor allem bei epischen Werken gar dienlich, wenn alle Stücke aneinandergereiht sind und in einem Zug durchgehört werden können.

Mühsam finde ich es dagegen manchmal bei Black-Metal-Underground-Tapes, wenn sie (polemische Übertreibung) Material für geschätzte 20 Minuten auf zwei Seiten eines 90-Minuten-Tapes verteilen.
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the shamen
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Beitrag von the shamen »

Vinyl hatte es in sich...früher hatte ich weniger mühe mit der Reihenfolge, bzw. die Titel der Songs zu merken. Bei CD's verhält es sich anders...weiss der Teufel wieso. Vielleicht weil eine CD vom ersten Track bis zum letzten durchläuft und meine Aufmerksamkeit nicht wirklich diesselbe ist, wie wenn ich beim anhören einer Vinyl Platte, die ganze Zeit das herrlich grosse Cover in den Händen halte...und ja, ist mir zwar noch nie aufgefallen, aber es ist tatsächlich so, das meistens der erste Song auf der B Side genau so gut war / ist wie der opening track...Venom's Black Metal ist für mich persönlich ein klassisches Beispiel dafür , volles durchstarten mit dem opener "Black Metal" und B legt gleich los mit "Leave me in Hell".
gelal
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Beitrag von gelal »

also wenn man eine platte auflegt ist das irgenwie erhaben im gegensatz zur cd. eine cd sieht man nicht so als kunstwerk an wie eine schallplatte. schon allein das große cover auf der hülle, die bilder kamen viel besser zur geltung. und dann dieses knistern wenn man die scheibe dann abspielte. heute wird man da gleich wieder wehmütig und denkt an alte tage zurück. wenn ich eine cd in den schacht schiebe dann ist das fast als wenn man nur ein radio anschaltet. eine platte aufzulegen(besonders von seinen favs) das ist schon fast ein ritual.
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klage
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Re: Da sind die alten Hasen(oder die die es sein möchten)gef

Beitrag von klage »

ticino1 hat geschrieben:A
Heute geht dies bei der CD Veröffentlichungen verloren, oder nicht? Wie sieht es das Publikum hier so?
heute wird einfach auf track 2 wert gelegt, glaube ich auf jedenfall. track 1 oder 2 haben irgendwie nicht den gleichen stellenwert wie track 11.

ich höre übrigens auch noch platten, so jung ich auch bin, aber hauptsächlich klassisches, desshalb kann ich das wenig beurteilen.
allgemein muss ich aber sagen, dass ich es unbevorzugend finde, wenn eine band auf bestimmte tracks wert legt, das werk soll als gesamtwerk funktionieren.
Insomnivs

Beitrag von Insomnivs »

Vinyl kenne ich nur von diversen Kumpels, erhaben ist es schon...
Bei CDs ist für mich wahnsinnig wichtig, einen Knaller als letzten Track zu hören...
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Nordkrieger
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Beitrag von Nordkrieger »

Es ist wirklich so das man früher die Musik intessiver genossen hat.
Früher habe ich mir eine LP gekauft, hab sie aufgelegt, Seite A angehört, das grosse Cover lange angeschaut, Seite B aufgelegt, nochmals das grosse Cover lange angeschaut....
Danach kannte ich alle Songs beim Titel(evtl. noch den Text) und konnte das Cover fast blind im Traum nachzeichnen.

Als klassisches Beispiel möchte ich da IRON MAIDEN's Klassiker "Powerslave" nennen. Die Musik war genial und das LP Cover war gross.... verdammt gross ...man könnte meinen diese LP war grösser als alle anderen LP's.
War sie wirklich grösser?
Natürlich nicht!
Aber das Artwork war sooooo fantastisch und detailreich, das man stundenlang draufschauen konnte und immer wieder etwas neues dabei entdeckte. Hier eine Figur, da ein Zeichen an der Wand, usw...
(später dann dasselbe bei "Somewhere in time")
Dieses Ritual fehlt bei einer CD komplett... ausser man hält sich gerne 40 min lang eine Mega-Lupe vor's Auge und sucht so das winzig kleine CD-Cover ab.
Das ist einfach nicht mehr dasselbe.

Heute werfe ich eine CD schnell schnell in den CD-Player des Autos höre kurz rein während ich versuche auf den Verkehr zu achten. Wenn mich die Musik nicht sofort irgendwie fesselt skipe ich auf das nächste Lied... nicht gut? Skip! ...immer noch nix? Skip! usw... nach 6 Minuten ist alles vorbei, da ich angekommen bin bei der Arbeit/im Coop/bei der Tierkadaver-Sammelstelle(ich habe wohl eine Katze überfahren während ich mit skipen beschäftigt war!). :lol: :wink:
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adonaiobscura
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Beitrag von adonaiobscura »

Mein Lieblingsbeispiel ist die Reign in Blood von Slayer! Auf dieser Platte kommt man nur einmal zum Luftholen, nämlich wenn man sie nach Jesus Saves umdreht um sogleich mit Criminally Insane bis zum bitteren End weggeblasen zu werden. Altar of Sacrifice/Jesus Saves gehen nahtlos ineinander über, genau wie Postmortem/Raining Blood, da ist nix mit shuffeln! Neue Slayer Scheiben haben diesen genialen Aufbau nicht mehr, warum auch im MP3 Zeitalter...
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Nordkrieger
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Beitrag von Nordkrieger »

adonaiobscura hat geschrieben:Mein Lieblingsbeispiel ist die Reign in Blood von Slayer! Auf dieser Platte kommt man nur einmal zum Luftholen, nämlich wenn man sie nach Jesus Saves umdreht um sogleich mit Criminally Insane bis zum bitteren End weggeblasen zu werden. Altar of Sacrifice/Jesus Saves gehen nahtlos ineinander über, genau wie Postmortem/Raining Blood, da ist nix mit shuffeln! Neue Slayer Scheiben haben diesen genialen Aufbau nicht mehr, warum auch im MP3 Zeitalter...
Da muss ich dir recht geben... in allen Punkten.
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Ja, die CD hat alles schneller gemacht. Und je schneller die Dinge laufen, desto mehr kann man in kürzerer Zeit konsumieren, also wird alles belangloser. Die Zeit ist der Rächer der LP, denn mittlerweile serbelt "dank" internet ja der CD-Verkauf vor sich hin und wird sich irgendwann erledigt haben. Wenn die CD die Dinge um ca. 25% beschleunigt hat, so hat das internet sie schätzungsweise um 1000% beschleunigt. Heute liegen in tausend Ablagen irgendwelche runtergeladenen songs, die man sich gar nie oder höchstens einmal anhört, bevor man das ganze wieder vergisst. Heute kann ja auch tollerweise jeder sich im internet mit seiner Musik verewigen, um für 5 Minuten irgendjemandes Lieblingsband zu sein...
Mr. X

Beitrag von Mr. X »

Ich persönlich bin dem Tape-Zeitalter noch sehr verbunden. Die Dinger waren einfach niedlich, und wenn die Mucke shit war, ein geiles Demo war es trotzdem noch. Man hatte ein ganz anderes Hörverhalten, man war gezwungen jeden Track laufen zu lassen. So wurden jene Alben als Ganzes aufgenommen. Bsp.: Transylvanian Hunger auf Tape, einfach genial!
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ticino1
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Beitrag von ticino1 »

Ich habe mich vor kurze Zeit gedanken darüber gemacht, wieso viele Alte, und damit meine ich nicht unbedigt das Alter von der Person, sondern die dauer der Leidenschaft zu härteren Klänge, so sehr an ältere Datenträger hängen.

Einerseits ist sicher bewusst oder unbewusst der Hauch Nostalgie der damit verbunden ist, schuld. Gestern habe ich eine 7" erhalten (ich kaufe eigentlich sehr selten Vinyl), und habe sie erst gehört, nachdem ich sie auf Tape aufgenommen habe. Dieses "Ritual" habe ich früher durchgeführt um erstens, die Platte beim mehrmaligen Abspielen nicht zu beschädigen, zweitens weil es vor etliche Jahren keine Mp3-Player vorhanden waren, sondern nur sperrige MC-Walkmen, die mit lächerlichen Kopfhörer ausgestattet waren. Andernseits gibt es immer mehr Leute die sich Zeit für die Musik nehmen möchten, und überlassen gerne den Pop-Fans den Musik Konsum und seine Eintagsfliegen.

Der Herr Clement hat bereits irgendwo erwähnt, dass man früher weniger Musik gekauft hat, dafür wurden die MC/LP/CD während eine längere Zeitspanne gehört. Das stimmt. Aber es ist auch wahr, dass die Kanäle damals nicht so viele waren wie heute, und sie nicht immer über eine solche Auswahl verfügten wie einige Anbieter heute. Ich beginne mich erst jetzt für Bands zu interessieren, die ich damals vielleicht schon gehört hatte, oder dessen Namen aus der Fachliteratur kannte (damals konnte man den Rock Hard noch knapp dazu zählen), ihre Aufnahmen aber waren weniger einfach zu finden. Mailorder waren auch nicht immer zuverlässig, die Kataloge konnten nicht so schnell aktualisiert werden wie es heute bei eine Internet Seite möglich ist, und es passierte durchaus, dass man etwas das man sich gewünscht hatte, bereits beim Eingang der Bestellung nicht mehr erhältlich war.

Hinzu kommt, dass vor etwa 15 Jahre die Preise für eine Platte höher waren als heute. Ich finde immer wieder irgendeine LP bei mir die immer noch das Preisetikett trägt. Die Preise schwanken meisten zwischen 28.- und 35.- Franken. Ich kaufe heute für das Geld mindestens zwei CD. Zum Glück gab es viele Läden die eine Second-Hand Abteilung führten. Die Platten waren vielleich nicht mehr wirklich einwandfrei, das störte aber kaum einer, solange die Kratzer sich in Grenzen hielten.
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reynhold
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Beitrag von reynhold »

Ich kann zwar nur bedingt mitreden, da ich altersbedingt einfach nie diese Zeiten erlebt habe, in denen die neuen Formate CD, MP3 und Konsorten noch nicht existierten, bzw. noch keine/kaum eine Rolle spielten.
Allerdings verhält sich im Vergleich MP3 zu CD für mich ähnlich.
Ich habe früher eigentlich aussschiesslich MP3's auf dem PC gehabt und habe diese mehr oder weniger planlos in Playlists gepackt, ohne dabei darauf zu achten welches Album, Lied oder z.T sogar welcher Interpret gerade laufen. Also der hier angeprangerte passive, ja eigentlich geistloser Konsum von Musik als Alltagsprodukt, als Hintergrundbegleitung zu anderen Tätigkeiten.
Irgendwann kam bei mir allerdings der Punkt an dem das Interesse und die Leidenschaft zu extremeren, bzw. härteren Klängen, so groß wurde dass diese Art des Musikhörens völlig aus meinem Alltag verschwand. Obgleich ich immer noch viel Musik auf dem PC höre (wahrscheinlich die meiste...), höre ich mir immer nur bewusst ein einzelnes Album an.
Die Prozedur, eine CD einzulegen nachdem man sie sich bewusst nach Lust und Laune aus dem Regal gesucht hat, intensiviert diesen bewussten Konsum natürlich noch ungemein, weil man einfach seine Musikwahl aktueller Stimmung anpasst, folglich wird das Hören intensiviert oder gar erst aktiv, manche Band/Künstler entfalten schliesslich erst volle Wirkung und Aussdrucksstärke wenn man sich als Hörer in der richtigen Stimmung dafür befindet.

Deswegen finde ich, auch wenn ich all diese Entwicklung nicht miterlebt habe und eigentlich zu den "typisch neuen" Konsumenten gehöre, dass das angeprangerte, belanglose Konsumieren von Musik keine Frage des Mediums ist, sondern viel eher persönlicher Einstellung zur Musik als Kunstform, und nicht als Alltagsgut wie Bier oder Brot.
Mag sein, dass die neuen Formate und die Überflutung des Marktes an Schrott und Klonen diesen Konsum unterstützen, allerdings finde ich es nur umso spannender inmitten dieses Urwalds an Müll immer wieder Perlen zu entdecken, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und die Musik bewusst zu geniessen.
gelal
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Beitrag von gelal »

M.K.J. hat geschrieben:Ich persönlich bin dem Tape-Zeitalter noch sehr verbunden. Die Dinger waren einfach niedlich, und wenn die Mucke shit war, ein geiles Demo war es trotzdem noch. Man hatte ein ganz anderes Hörverhalten, man war gezwungen jeden Track laufen zu lassen. So wurden jene Alben als Ganzes aufgenommen. Bsp.: Transylvanian Hunger auf Tape, einfach genial!
dem kann ich nur zustimmen !!! auch auf vinyl ist das ja ähnlich, mit zappen ist da auch nichts, es sei denn du gehst immer zum spieler hin und machst dir die arbeit, was natürlich für'n arsch wäre.
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Kain
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Beitrag von Kain »

Um nochmal auf den Anfangspost einzugehen:
Genau das ist mir gerade vor 15 Minute aufgefallen, als ich die Branded and Exiled von Running Wild gewendet habe. Der erste Track auf der zweiten Seite war das Lied, das mich auf Anhieb am meisten überzeugt hat.
Werd in Zukunft mal vermehrt drauf achten, ob das bei den meisten Platten so ist.
Ein Album als ganzes durchzuhören ist meiner Meinung nach sowieso die Grundlage eines bewußten Musikhörens. Das handhabe ich auch bei MP3s so.

Ritualisiertes Musikhören ist auf jeden Fall 'ne tolle Sache. Die erste Handlung eines jeden Tages sollte das Auflegen einer Schallplatte sein *g*
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