Eine Geschichte!

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marinetti
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Beitrag von marinetti »

Ich bin kein Kenner, aber ein Groupie von Ihnen :-)
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Ah, da kann ich ja froh sein...
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hellbathery
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Beitrag von hellbathery »

Ricardo Clement hat geschrieben:Das werden dann mal Diktatoren...

Aber ehrlich: Rechtschreibung? Bei einer Geschichte? Nein, das interessiert natürlich niemanden... Woher denn? Das braucht man ja gar nicht. Genausowenig wie Satzbau, Sprachgefühl, Inhalt...

Hier drinn sicherlich nicht!!Wenn du die Werke veröffentlichst als Buch oder auf deiner eigenen Page, zb dann ist's von Bedeutung!
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Aha... Ja, hier drin darf man auch behindert sein, wenn man es nun mal ist... Das heisst aber nicht, dass sich Nicht-Behinderte dann auch so verhalten müssen, bzw. dass es per se verboten wäre, über diese jeweiligen Behinderungen der Behinderten zu lachen...
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Und hier kommt der dritte Teil.

BLUTGOTT

Teil 3


I

Die Gänge sind lang. Und das Licht ist fahl. Die Schatten breiten sich dort aus, wo die fahlen Arme dieses Lichtes nicht hinreichen. Ein Geruch durchstreift diese Gänge. Und ein Kratzen manchmal. Ansonsten bewegen sich der Geruch und die Stille Hand in Hand durch dieses Reich. Beide ohne Annehmlichkeit für menschliche Wahrnehmungsorgane. Eine stinkende, verbitterte Stille, die mit einem fast spürbaren Schaben an metallenen Wänden entlang streicht, als wollte sie überall Spuren von Rost und Ekel hinterlassen.

Der Geruch ist so metallisch und bleiern, wie Stille in ihrer Schwere wiegt. Sie ergänzen sich hier. Sie sind ein Brüderpaar… Geschlechtslos und bösartig wie die Schatten, an denen sie ohne Gruss vorbeiziehen, bei denen sie verweilen… Ohne Sprache sprechend, ohne Augen sehend, ohne Gedanken sinnend.

Blut. Es ist der Geruch von Blut.

Tod. Es ist die Stille des Todes. Und es sind die Schatten einer uralten Vergangenheit und ihrer Geheimnisse, die sich hier vermischen.

Kaum jemals kommt jemand hierher. Der Bauch des Rostkolosses erstreckt sich über tausende von Quadratkilometern. Der Koloss ist so alt, wie er gross ist, seinem Spitznamen entsprechend. Und er ist, wie alles, was das Reich ausspuckt, während es langsam unter dem Thron einer Leiche abstirbt, abgrundtief schlecht. So schlecht und böse, dass er langsam, in tausend mal tausend Jahren, innerlich verfault.

Das Schweigen gehört nicht nur dem Tod. Der Koloss, die Tschernobog, die einen Namen aus einer längst vergessenen Sprache trägt, schweigt es mit. Es ist das Schweigen, das Menschen und menschgemachte Dinge umgibt, die zuviel gesehen haben. So viel, das Worte nicht mehr genügen, es auszudrücken. So dass man, wenn man kann, im Schweigen erfühlen muss, was geschehen ist, was unausgesprochen bleibt.

Die Tschernobog schweigt seit Jahrtausenden. Schweigt zu Folter, schweigt zu Mord, zu Vergewaltigung und Missbrauch. Sie schweigt zu Blasphemie und Schändung, zu Perversion und Entartung. ZU allem, was die Bäuche der alten Leviathane des Reiches in ihrem langen Leben verdauen.

Die Tschernobog scheisst den Tod aus. Sie scheisst ihn über Welten aus, wenn sie die furchtbaren, entstellten Menschen der Armee auf sie loslässt, sie scheisst ihn aus, wenn sie orbital Bombardiert und sie scheisst ihn in Form von Waffen, Krankheiten und reiner Zerstörungswut aus, wo immer sie hinkommt. Der Rostkoloss hat sich seinen Namen verdient. Alles, was er hinterlässt, sind Rost und Tod. Zehn mal zehn Milliarden Seelen, vernichtet durch seinen Tod. Und der Koloss schweigt.

Hier, in seinen innersten Gedärmen, haust der Nachgeschmack dieser destruktiven Unendlichkeit.

Oh, nicht dass es heute etwas Besonderes wäre… Nicht auf dieser Tour. Der alte, schweigende Riese, der mit dem Tod sein Bett teilt, hat schwerere Zeiten gesehen… Und scheusslichere Taten als die, die heute geschehen. Er summt in seinem Schweigen und lullt sich ein in die Tränen geschändeter Frauen und Kinder, in die Gedanken an die scheusslichen Orgien und Exzesse, die er gesehen und zu denen er geschwiegen hat. Er hat das alles in seiner Un-Seele aufgesogen. Und so geschieht es hier immer wieder. Es hallt in den Schatten vom Metall der Wände, für den, der es erfühlen mag… oder will.
Ist es ein Mensch oder eine Maschine, die hier im fahlen Lichte steht? Ein Soldat oder ein automatisierter Staubsauger? Es könnte beides sein.

Es ist keines von beidem.

Es ist Bernhard.

Nur Bernhard, der hierher kommt.

‚Käpt’n’ nennt ihn das Leben, das den Koloss momentan bevölkert, so, wie es das vorige schon tat… Und das davor. Aber Bernhard hat hier unten keinen Titel… Ausser einem wenig angenehmen, um den er aber weiss, und dem er hier unten gerecht wird, wenn alle ihn in seiner Kabine wähnen.

Bernhard könnte tatsächlich ein Staubsauger sein. ER sieht obszön aus, wie er hier unten auf seinem mechanischen Laufgestell steht. So still wie der Koloss selber, beinahe 400 Jahre alt… Nicht alt, verglichen mit der Tschernobog. Und doch, ein altes, liebgewonnenes Inventar. Hier ist er allein und tut das, was ihm niemand mehr zutraut, weil alle glauben, dass er tatsächlich zur Hälfte aus Metall besteht. Aber das stimmt nicht.

Und wie er so hier steht, ganz still auf stillen, metallenen Beinen, bringt er ein Geräusch in diese Fäulnis hinein. Ein glitschiges, fleischliches Geräusch, von dem niemand ausser ihm und dem Koloss weiss.

Es ist das vor- und zurück einer alten Vorhaut über der nassen Eichel.

Bernhard onaniert hier unten. Er ist derjenige, der die alten Zeiten hier erspüren will. Der hören will, was die Wände in ihrer bleiernen Stille raunen. Der das alles weiss und seinen alten Schwanz noch immer hochkriegt, wenn er daran denkt.

Oben ist er ‚der Alte’, ‚der Cyborg’, vielleicht sogar ‚der Staubsauger’.

‚Wichser’, nennt ihn die Tschernobog, seine alte Braut.

Hier unten ist er es.



II


Klicken und Licht. Das Rattern der Finger über der Tastatur. Der kleine, summende Rechner, aus dem Hansen mehr herausholt, als jemals drin war. Das, und eine kleine, gebunkerte Plastikflasche mit Vanaheimer, kombiniert mit ein paar Lho-Stäbchen und Zigaretten, ist die Ablenkung, die Hansen vor seiner Angst braucht. Er muss darauf verlassen, dass nicht demnächst jemand an seiner Tür klingelt. Er hat sich keine Waffe besorgen können. Und auch keine gebastelt. ER ist in solchen Dingen nicht unbedingt geschickt.

Aber er kann Programme entwerfen. Und er ist jetzt in der Lage, diese sogar in das schnatternde, konfuse Gedächtnis des Rostkolosses einzuspeisen. Er weiss um die Risiken, aber er glaubt nicht, dass er entdeckt wird. Diejenigen, die für diese Programme zuständig sind, gehören nicht zur neuen Clique um Bernhard… Aber natürlich kennt Hansen letztlich kaum jemanden auf dem Schiff… Es könnte sein, dass irgendwo ein Arschloch hockt, das ihn erkennt und meldet. Er muss eben hoffen. Und nur hoffen war schon immer scheisse.
Noch einen Schluck. Er ist schon weit gekommen. Während sich der miese Schnaps seinen Weg die Kehle herunter brennt, bringt Hansen die letzten Details im Script an. Es ist nicht das erste, das er in den alten Koloss geladen hat, in dessen grosses, rostiges Hirn. Nur in letzter Zeit ist es mehr geworden… notwendigerweise.

Er sollte schon längst mal pennen. Aber er, und seinem Ermessen nach auch nicht die anderen, die er hier an Bord kennt, schlafen verdammt wenig dieser Tage. Wer will es ihnen verdenken.

Hansen hat sich für routiniert und abgehärtet gehalten. Ein Mann, der alles gesehen hat und gut damit umgehen kann. Inzwischen weiss er, wie idiotisch diese Selbsteinschätzung war. Er fühlt sich momentan weder besonders abgehärtet, noch besonders männlich. Es ist recht schwer, sich so zu fühlen, wenn man oft Dünnschiss hat und vor saufen und angst sich kaum mal mehr ordentlich einen von der Palme wedeln kann. Seine geliebte Pornosammlung liegt seit Tagen unangetastet auf diesem kleinen Rechner. Und ihr Besitzer befindet sich in einer Situation, die ihn entweder zu dem machen wird, für das er sich früher gehalten hat, oder an der er jämmerlich zugrunde gehen wird…

Trotzdem muss er jetzt noch ‚ne Runde in die Falle, sonst klappt er in seiner Schicht auf der Brücke glatt zusammen. Also geht er pennen. Den seltsamen Schlaf, den Alkohol und Lho möglich machen…

Hansen lässt das Licht an.
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Graf Feuersturm
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Beitrag von Graf Feuersturm »

@Clement; Hat sich gelohnt, Sie ein wenig aufzuscheuchen! Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet! Ich meine Ihr Talent! Erinnert mich irgendwie an Clive Barker's Books of Blood. Der Graf würde sich sicher auch Ihrer Lektüre bemächtigen, stünde sie in einem Bücherregal. (Schleimt nicht, meint es ernst!)
Nun, ich bin Ihnen noch etwas schuldig! (Man möge einmal über die Schreibfehler hinwegsehen.) Ich wage auch nicht zu behaupten, dass es mehr Potential hat als Ihr Werk. Der Leser führt ja bekanntlich die Kritik…….


Melatonin

Schlagartig riss es Nathan aus seinem Bett. Ein Gurgeln und ein Faustschlag ins Leere, folgten seinem Erwachen. Hustend setzte er sich auf die knorzende Bettkante. Leerte seinen lauen Gin vom Vorabend in sich hinein, den er samt Kippe im gleichen Augenblick wieder auswürgte. „Scheisse!. Ach, was Solls!“ gestand er sich, „Diese verdammten Kopfschmerzen werden mich sowieso eines Tages umnieten. Stolpernd taumelte er ins düstere nach Ammoniak riechende Badezimmer, wo er eine eitrige Masse ins bräunlich melierte Lavabo spuckte. Das schlapp fliessende Wasser vermochte es nicht, sie wegzuspülen. Also wischte er diese träge Masse mit seiner Linken den Abfluss hinunter und warf sich danach sein fettiges Haar nach Hinten. Die krausen, tiefschwarzen Haare vielen auf seine breiten Schultern, die zu seiner Linken von zwei handbreiten, abstehenden Narben durchzogen waren. Klar, Nathan war nicht ein Mann, dem sich die Weiber reihenweise vor die Füsse warfen. Im Gegenteil, seine gelb-grünen Augen hinterliessen gar einen teuflischen Ausdruck in seinem blassen und knochigen Gesicht, der das andere Geschlecht gar hinweg ätzte.

Als er im Spiegel in seine, von Blut unterlaufenen Augen schaute, hörte er die Schreie der letzten Nacht. Wieder und wieder hämmerten sie gegen seinen Schädel. „Verdammt, diese verfickten Kopfschmerzen bringen mich noch um!“ Er drückte die Daumen an Seine Schläfen und lies sie druckvoll kreisen. Ein leises Knacksen trieb ihm daraufhin ein Flimmern in seine trüben Augen und verschaffte ihm einen Moment des Wohltuns. In Anbetracht dessen, dass jetzt Nasenbluten folgen würde, ging es ihm doch erstaunlich gut an diesem Morgen. Einzig eine mittlere, gelb-violett gefärbte Bisswunde brannte auf seinem blassen Unterarm. Diese war allerdings nicht das Thema. Sie liess sich bei dieser Jahreszeit gut unter einem Langarmshirt verbergen. Mehr galt es, zu begreifen, was er wieder getan hatte. Nein, das wollte er gewiss nicht! Davon hat er sich losgesagt. Oder?
Nathan schmiss sich zwei Pillen von diesem Doktor in den Rachen, die er anschliessend mit einem guten Schluck Gin versenkte. Nun verfing er sich in seinen Gedanken… Wollte er doch sein Leben endlich hinter sich lassen, seine Schmerzen der Psyche vergessen, und seine Krankheit zum Problem der Allgemeinheit machen. „Erleichterung!“ Leben, leben….ein Neuanfang! Neu! Jetzt!...

Doch Ihre toten Augen gaben keine Antwort!

Er schreckte auf, als dieses Bild vor ihm aufblitzte. Eine kalte Hand strich in diesem Moment seinen Rücken herunter und er bemerkte nicht, wie sich sein Schwanz versteifte. Wage Erinnerungen der letzten Nacht kehrten langsam wider in seinen tauben Kopf zurück. Bild an Bild reihte sich neu auf, und er fand sich in einem dichten und schweren Nebel aus Leere wieder. Er selbst, war ein Teil des Nebels geworden und schwebte durch das Nichts. Langsam festigte sich ein Raum unter ihm. Ja, sogar ein menschliches Wesen wurde erkennbar. Weiblich, konnte er unschwer feststellen, denn sie war nackt! Er umschlang sie. Zog über ihre weissen Brüste, hinunter zu ihrem Schamdreieck. Golden, leuchtete ihr spärliches Schamhaar im Schein des Kaminfeuers, dessen Schatten wie kleine Teufel auf ihrem nackten Körper tanzten. Seine Gestallt nahm nun Form an und festigte sich ebenfalls. Er riss sie an sich. Ihre Zähne verbissen sich darauf hin in seinem Arm. Doch das spürte er in seinem Wahn nicht mehr. Ihre Haut war seidig und der Duft nach Rosen versetzte ihn in Trance. Er war bereit, sich an ihr zu vergehen. „Ahh, ich kann nicht! Ich… nein!“ Er versagte, ganz im Zeichen seiner Krankheit. Wie Dr. Zachow so oft sagte: “Eine Missfunktion der Zirbeldrüse könnte hier ihren Ursprung haben!“ Sich hassend, mit dem Echo dieser Aussage im Kopf, griff er den schweren Feuerhaken und schlug ihr erzürnt ins Gesicht. Sie sackte zu Boden und zuckte umher. Er schlug noch weitere neunmal zu, bis sie regungslos in einem Meer von dunklem Blut und Innereien lag. Ihre hübschen und mädchenhaften Gesichtszüge waren zu einem dämonischen Grinsen geformt worden. Er liess sich langsam zu ihr niedersinken und streichelte sie grinsend mit seinen kranken Händen. Als sie plötzlich Blut nach ihm spuckte, schnellte er auf. Was, war sie doch nicht tot, erneut trieb er Ihr den Feuerhaken durch den Schädel, und es versprach Erlösung! Das Blut verbreitete einen metallischen Geruch, und liess Nathan für einen Moment wieder zu Sinnen kommen. Erneut kniete er zu ihr und zog sie an sich heran. War es nun ihr Blut, oder der warme Urin seiner selbst, der jetzt über seine Schenkel floss? Es war ihm egal. Er neigte in diesem Moment sowieso nicht zu Gefühlen. Gefühle waren Schwäche, und die konnte er im Augenblick gar nicht brauchen. Schliesslich hatte er ja noch etwas zu erledigen. Der Geruch von Äther und Galle trieben ihn aufs Neue an. Eine unermessliche Kälte strahlte er dabei aus, die nicht einmal das Fegefeuer der Hölle zu erwärmen vermochte!

Ein dumpfes hysterisches Klopfen platzte in seinen Kopf und holte ihn zurück. Es wurde immer klarer, und das grelle schnarren der Klingel nervte immens! Dann unterbrach eine Stimme:“ Ey, Nathan! Mach endlich diese verdammte Tür auf! Bist du wieder zugeknallt! Ich dachte du seist weg von der Scheisse! Los mach auf!“ „Ja, ja, schon gut. Halt die Schnauze, ich komme!“ Die Stimme war ihm wohl bekannt “ Ricks?! „ Er Steckte sich eine Kippe an und schlenderte zur Tür. ………………….
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Äääh... Warum in aller Welt haben Sie das nicht von Anfang an so hier hinein gestellt...???

So, und jetzt hab' ich es auch gelesen. Es würgt mich, es zu sagen, aber Sie haben Potential... Das Zeug hier, Schreibfehler hin oder her, ist immerhin schon mal viel besser als das von dem selbsternannten Schriftsteller der in letzter Zeit immer hier postet...

Ich hätte das nicht erwartet... Ich bin ein wenig verwirrt, jetzt.
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Kothund
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Beitrag von Kothund »

Clement, wann geht ihre Geschichte denn weiter? *Ist begierig*
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Wenn ich den verdammten vierten Teil fertig habe, würde ich vermuten...
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Kothund
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Beitrag von Kothund »

Davon bin ich überzeugt.
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Gut, dann können Sie auch warten...
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marinetti
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Beitrag von marinetti »

Machen Sie mal! LOS!
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Ich habe zur Zeit anderes zu tun...
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marinetti
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Beitrag von marinetti »

Iwoo, das ist doch alles nur so ein post modernes, also post post modernes...
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Ja, gewiss...
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Also dann: Teil vier...

BLUTGOTT

Teil4

I

„Das kann ich nicht machen.“

„Du musst.“

„Nein, das geht nicht… das ist zu gefährlich!“

„Meinst Du, dass der Alte was merken wird?“ Hansen ist nervös, schwitzend und drängend.

„Nicht nur das…“ Auch Joel hat Angst. Nicht mal er ist langsam genug, um noch nichts mitbe-kommen zu haben. Aber er ist weiterhin sehr behäbig. Und nun hat sich zu seiner allgemeinen Langsamkeit auch noch ein Unwille gesellt, den Hansen nicht brauchen kann. Nicht im Min-desten. Er hat nur Kurz zeit. Der Alte ist mal für ein paar Minuten weg von seinem Posten, aber er wird garantiert gleich wiederkommen.

Joel fährt fort, das Programm anstarrend, das Hansen ihm gegeben hat: „…es ist auch für uns zu gefährlich…. Erstmal wird der Koloss es merken wenn…“

„Wird er nicht. Dafür habe ich schon gesorgt.“

Joel sieht ihn nur missmutig und resigniert an. „Auch dann… Das Schiff… Wir sind im Orbit…“

„Komm zum Punkt, Mann! Der Alte ist gleich wieder da!“ Hansen presst seine Worte aus ei-nem vor Nervosität verkrampften Mund hervor.

„Wenn wir uns so neigen… Dann können wir abstürzen… Wir müssen stabil bleiben…“

„Stabil bleiben… Ja, genau. Damit sie uns am Ende alle umbringen? Ohne mich!“

Joel hat keine allzu grosse Mimik, aber Hansen entdeckt in Joels Gesicht immerhin etwas von dem, was er sich erhofft hat. Joel überlegt.

Joel überlegt zu lange.

„Jo! Bist du mein Freund oder nicht?“

Natürlich ist Joel keineswegs Hansens Freund. Er ist ein Typ, den man vom Arbeitsplatz her kennt und damit hat sichs. Mal zusammen eine rauchen und über Belanglosigkeiten reden… Aber Hansen braucht die grosse Geste.

Langsam scheint sich Joel zu einer Entscheidung durchzuringen. Zu spät! Die Haupttür geht auf. Und schon hört man das Staksen der Metallbeine vom Alten. Hansen muss so schnell wie möglich an seinen Posten zurück.

„Ich machs.“ raunt im Joel noch hinterher. Und darauf muss sich Hansen jetzt eben verlassen. Immer mehr Unsicherheiten. Immer mehr Verlassen, immer mehr Vertrauen… Alles Eigen-schaften, die Hansen nie hatte. Die Situation ist zermürbend für ihn. Und so huscht er zer-mürbt aber agil zurück an seinen Posten, in der Hoffnung, dem Blick des Alten zu entgehen. Ist zum Glück auch kein weiter Weg. Das hätte noch gefehlt.


Der Alte stelzt wortlos, eingehüllt in die Geräusche seines Metalls auf dem Boden, an der Be-satzung vorbei auf seinen Posten. Setzt sich langsam und mechanisch auf den Sessel, von dem aus er schon so viele Welten vernichtet hat, schweigt erst, so als wolle er damit die Stimmung auf der Brücke einfangen, spricht dann. Das wenige, was er spricht.

„Öffnen sie die Augen.“

Gemeint sind die Augen des Rostkolosses. Eine unaufhörliche Reihe von Kameras und ande-ren, spezielleren Gerätschaften, die den Raum um den Koloss abtasten.

Die Besatzung tut, wie ihr befohlen wird. Was will der Alte damit? Sie sind allein hier. Sie krei-sen allein und sinnlos um eine riesige Fabrik…

Oh… Moment. Etwas hat soeben in ihrer Nähe die Verwerfung verlassen…

Nach und nach hört Hansen laute des Erstaunens von den anderen Stationen. Von denen, die direkt sehen, was los ist… Und dann erscheint es auf seinem Bildschirm. Alle erfassbaren technischen Daten. Und auch wenn sie für den alten Rechner fassbar sind, für Hansen sind sie es erstmal nicht.

Der Rostkoloss stammt noch aus einer Zeit, in der das Reich wirklich, wirklich grosse Sachen baute… Eben solche Transporter und Ähnliches… Aber das, was ihm sein Rechner nun hier durchgibt, kann im Prinzip gar nicht sein. Hansen kann noch nicht mal sagen, ob es ein Schiff sein soll. Oder eine Art Stadt… Jedenfalls sieht es mehr so aus wie eine Stadt. Aber den sons-tigen Daten nach ist es ein Schiff… Was auch immer für eines.

„Beidrehen.“ kommt die Stimme vom Alten. Und einen Kanal öffnen.

Der Käpt’n hat bei seinem Sessel einen kleinen Bildschirm. Scheinbar scheint die Verbindung mit dem Riesenteil dort drüben zu klappen. Denn der Alte starrt auf den Bildschirm. Dann er-tönt eine Stimme:

„Inquisitionsschiff Hadramaut. Inquisitor Serking. Mit wem spreche ich?“

„Bernhard.“ antwortet der Alte knapp. Also keine Formalitäten. Das macht die Sache nur noch beunruhigender. Fast so beunruhigend, wie die Tatsache, dass das ‚Gespräch’ damit schon beendet scheint. Bernhards Bildschirm erlischt. Der Rostkoloss ist schon dabei, in einen paral-lelen Orbit zu diesem Ding einzuschwenken.

Bernhard spricht wieder: „Hansen, Muller. Mitkommen.“

Dann erhebt er sich auch schon. Ohne seinen Befehl auch nur im Geringsten zu erklären. Er kann sich auf das in letzter Zeit immer eisiger gewordene Schweigen an Bord verlassen.

Hansen erhebt sich von seinem Posten. Die Gedanken rasen. Warum er? Warum Muller?
Sie sind beide auf der Brücke nicht leicht ersetzbar. Und gleichzeitig unbedeutend in der Hie-rarchie… Ist der Zeitpunkt schon gekommen? Hansen hat Joel einen kleinen Pieper gegeben. Wenn Hansen diesen aktiviert, wird Joel (hoffentlich) das tun, worukm ihn Hansen gebeten hat. Möglicherweise wird das bald der Fall sein… Eine ganz vage Hoffnung sowieso, hier noch lebend rauszukommen.
Also trottet Hansen, zusammen mit dem glatzköpfigen Muller, hinter dem Käpt’n her. Vorbei an den Kameraden auf der Brücke. Hansen zieht sich alle noch mal rein. Die, die er mochte, und die, die er nie mochte. Der letztere Teil überwiegt zwar, aber nun sieht er sie vielleicht alle das letzte mal. Und da wird man schon irgendwie melancholisch. Auch in diesem ganzen Stress…

Und zur Tür hinaus.

Und in die Gänge des Kolosses. Neben der Tür wartet bereits eine Eskorte. Die neuen Typen, die den Käpt’n immer begleiten, in letzter Zeit. Vielleicht von den Truppen, vielleicht nicht. Sie sind zwar abartig gross, aber ansonsten wirken sie menschlich oder mindestens halbmensch-lich.

Der Käpt’n gibt den Weg vor. Geradeaus, dann links. Zu den Aufzügen. Hansen hat die rechte Hand in seiner Hosentasche. den Daumen am Auslöser für den Pieper. Aber noch ist der Zeit-punkt nicht gekommen. Zum einen, weil Hansen noch abwarten will, was geschieht und zum anderen, weil er sich noch nicht wirklich in Lebensgefahr wähnt.

Dann sind sie schon bei den Aufzügen. Und betreten einen. Im Aufzug noch mehr von den Typen des Alten. Nun sind es schon fünf Stück, die sie begleiten.

„Landungsdeck E.“ verlangt der Alte im Aufzug. Und langsam fahren Hansen und Muller mit-samt ihrer bedrohlichen Begleitung in die Tiefe.




II


Das Landungsdeck ist gross. Eines der grössten im ganzen Koloss. Quadratkilometer gross. Hier können eine Menge Transporter landen.

Aber es kommt nur einer. Hinter der Schleuse, durch gepanzertes Glas, kann Hansen die Landung des grössten Transporters, den er je gesehen hat, genau mitverfolgen. Es ist noch dazu ein sehr eigenwilliges Modell. Es ist auf allen Seiten verziert und mit eigenartigen In-schriften versehen, die Hansen nicht lesen kann. Was hat der Typ zum Käpt’n gesagt? „Inqui-sitionsschiff“?

Nun, wenn diese fliegende Stadt da draussen ein „Inquisitionsschiff“ ist, dann ist das wohl ein „Inquisitionslander“. Hansen hat den Begriff Inquisition noch nie gehört, aber in der Atmosphä-re, die hier an Bord in letzter Zeit herrscht, kommt einem jedes neue Fremdwort erstmal be-drohlich vor… Noch dazu hat Hansen das Gefühl, dass ihm dieses Wort auch in jeder anderen Situation bedrohlich vorgekommen wäre.

Dann ist das Ding gelandet und die grosse Luke in den leeren Raum wird geschlossen. Die Gruppe um den Käpt’n setzt sich in Bewegung und betritt das Landungsdeck. Ganz kurz schaut Hansen zu Muller herüber… Der scheint ganz erschlagen von der Wuchtigkeit des An-blicks. Wer will es ihm verdenken.

Und ständig brennen Fragen auf Hansen sowieso schon alkoholverbrannter Zunge. Fragen, die er dem Käpt’n nur zu gern stellen würde, aber nicht kann. Der Alte weiss doch genau, wa-rum er nur noch mit Eskorte unterwegs ist.

So betreten Sie das Landungsdeck. Winzige Figuren vor dem gewaltigen Lander. In den meis-ten Kulturen wäre das schon ein Raumschiff.

Und das Ding fährt schon seine Rampen aus.

Sogar die sind noch verziert. Irgendwo ist das schon mehr kitischig als imposant. Imposant wird das Ganze nur durch sein Ausmass.


Unten stehen der Bernhard, Muller und Hansen, dahinter ihre Bewacher. Oben erscheinen drei winzige Gestalten. Die Rampe richtet sich zu einer Treppe aus und die drei Gestalten ge-hen diese langsam hinunter. Es dauert eine ganze Weile, bis man von den Gestalten etwas erkennen kann. Sie sind angezogen wie Händler, oder Adlige. Also reichlich doof. Mit Roben und allerlei Schmuck behangen. Nun gut… Schmuck ist selten nur Schmuck…

Mit der Zeit erkennt man auch, was die drei Gestalten so ungefähr sein dürften. Ein grosser, kräftiger Mann, ein kleiner, offenbar noch kräftigerer Mann und eine Frau. Oder etwas, dass fast so aussieht.

Allen dreien ist eines gemeinsam: Sie strahlen eine Sicherheit und Berstimmtheit aus, die ih-nen grosse Autorität verleiht.

So nähern sich die Autoritäten, die offenbar Inquisitoren sind, bis sie genau vor Bernhard und seinen beiden unfreiwilligen menschlichen begleitern stehen.

Der Grosse muss Inquisitor Serking sein. Seine Robe ist nicht die, eines Geschäftsmannes. Die Abzeichen, die er daran trägt, weisen ihn eher als Militär aus… Der Gedrungene daneben wirkt in seinen Roben eher unpassend. So als müsste er sie gegen seinen Willen nur für die-sen Anlass tragen. Und die Frau ist… distanziert. So distanziert, als wäre sie gar nicht wirklich da. So, als gäbe es um sie herum eine Aura aus absolutem nichts. Sie ist vielleicht die un-heimlichste von den dreien.

„Serking.“ sagt Bernhard nur. Streckt dann seine Hand aus. Der Inquisitor nimmt sie. Drückt sie fest, sieht Bernhard in die Augen.

Dann sagen die beiden einen Moment lang nichts. Als hätte ihr Handschlag eine Art telepathi-sche Verbindung zwischen ihnen aufgebaut und als würden sie nun in Geheimnisse abtau-chen, die ausser ihnen niemand kennt. Oder kennen will.

„Wie lange ist es her?“ fragt Serking schliesslich.

„60 Standardjahre.“ gibt Bernhard zurück.

„Ja, die Zeit…“ der Handschlag endet. „man hat immer zu wenig davon…“ fährt Seking fort, fast verträumt. Und dann wird er wieder ernst.

„Das Material?“ fragt er.

„Steht zu eurer Verfügung, Meister Inquisitor“. Es sieht so aus, als versuche Bernahrd auf sei-nen Metallstelzen eine Art Hofknicks zu machen.

Aber über die unfreiwillige Komik dieses Vorgangs hinaus ist jetzt auch geklärt, wie die Autori-tätsverhältnisse stehen.

Die beiden Menschen (die Wächter hinter Ihnen zählt Hansen nicht als solche) hat bis jetzt noch keiner beachtet.

Das ändert sich nun.
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Kothund
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Beitrag von Kothund »

Sehr schön.

Warum trennen Sie mitten in den Zeilen gewisse Worte auf? Ist das ein Kom-plex?

Ansonsten, bitte weiterschreiben Meister Grossinquisitor.
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Tigga
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Beitrag von Tigga »

Geile Geschichte bisher!
Danke!
Weiter! LOS!
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Das TRennen kommt daher, dass ich es von Word hier reinkopiere und der Scheiss-PC es irgendwie dem Mass hier anpasst... Ich beuge da nächstes mal vor...
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Also dann...

BLUTGOTT

Teil5




I

„Wenn ich bekannt machen darf…“ Bernhards Stimme schnarrt kalt aus der alten Kehle, in der weiss Gott wie viele Metallteile eingebaut sein mögen. „Mein Adjutant, Hansen…“

Hansen sagt nichts zu dieser so plötzlich erfolgten Beförderung. Er steht ganz still und versucht abzuwägen, was dies zu bedeuten hat. Im Angesicht der Kreaturen die vor ihm stehen, nichts Gutes. Und natürlich die Frage nach dem Warum. Die Frage, mit der sich die Menschen wohl seit Anbeginn ihrer Existenz einen Grossteil ihres Lebens versauen. Hansen wartet einfach ab. Irgendwo, weit weg, wird Muller auch gleich noch zu was höherem befördert… Ausgerechnet dieser Bachel…

Der Inquisitor, Serking, nickt langsam und behäbig. Eine Figur, die entweder grenzenlos arrogant, oder aber sich einer wirklich verdammt grossen Macht bewusst ist. Letzteres ist zu befürchten.

„Ich grüsse Sie.“ sagt Serking dann in aller Emotionslosigkeit zu den Menschen. Er könnte genauso gut mit Laternenpfählen reden. „Dann wollen wir nun weitergehen, nicht, Bernhard?“

Bernhard nickt. Es wäre auch ein mechanischer Vorgang, wenn sein Nacken nicht mechanisch wäre.

„Gehen wir. Ich bin sicher, dass alles… zu Ihrer Zufriedenheit sein wird.“

Und so setzt sich der Trupp in Bewegung. Der Kapitän, die Menschen und ihre ganze, abscheuliche Begleitung. Sie verlassen das Landungsdeck, auf welchem die so unrühmliche plötzliche Beförderung stattgefunden hat, um wieder in die uralten, todkranken Gedärme des Kolosses einzutreten.

In der Durchschreitung der Stahlwelt hat der „Adjutant“ Hansen genügend Zeit, sich Gedanken über seine Lage zu machen. Und darüber zu sinnieren, warum der Alte ihn befördert hat. Wahrscheinlich deshalb, weil er ja sicher nicht mit einem einfachen Mannschaftsmitglied vor diese Inquisitoren treten kann… Viel wichtiger ist, dass Bernhard ihn überhaupt mitgenommen hat. Wahrscheinlich hat man ihn längst durchschaut. Während sie so gehen, verdichtet sich bei Hansen der Gedanke, dass absolut nichts geschehen wird, wenn er seinen blöden Pieper drückt. Trotzdem umfasst die schwitzende Hand weiterhin das gebastelte Gerät in seiner Hosentasche.

Manchmal huscht der Blick zu Muller herüber. Sekundenkurz. Und mehr als Angst und Unsicherheit kann Mullers nicht sonderlich mimikbegabte Visage auch nicht vermitteln. Sie bleibt nur eine Reflektion von Hansens eigenen Gefühlen…

So wird das Schreiten lang und die Veränderung der metallenen Landschaft fällt nicht auf… Zu dringend die inneren Anliegen und Ängste… Zu tief vergraben in der eigenen, inneren Welt.
Nur ganz langsam wird durch die Optik klarer und klarer, wie sehr sich die Gänge immer weiter dieser dumpfen, inneren Hölle anpassen. Oder schon längst angepasst haben.

Der Stahl hier drin ist rostig und nass. Von woher die Feuchtigkeit und der Rost kommen, vermag wohl keiner zu sagen. Bernhard vielleicht. Aber der ist der grosse Schweiger…

Wie überhaupt alle hier… Die Wachen, die Inquisitoren… Bloss dass alle zu wissen scheinen, wohin die Reise geht…

Und dann wird es wirklich schlimm. Die Umgebung bleibt sich zwar in etwa gleich, aber Bernhard tut etwas. Etwas, dass so fürchterlich ist, dass Hansen kurz davor ist, den verfluchten Knopf zu drücken. Seine lange verlorene letzte Hoffnung…

Bernhard dreht seinen idiotischen Kopf zu Hansen, so dass dieser Bernhard schön im Profil sehen kann… Und dann grinst er. Noch selten hat Hansen in seinem Leben etwas derartig deplatziertes gesehen wie das Grinsen in diesem Gesicht. Jetzt, so ist er sich sicher, ist der Zeitpunkt gekommen, den verdammten Knopf zu drücken. Aber etwas hält ihn zurück. Er braucht auch nicht lange, um herauszufinden, was. Es ist die reine Angst, dass gar nichts passieren wird. Dass der Alte seinen tollen „Plan“ schon lange kennt und alles längst zunichte gemacht hat. Das ist auch exakt das, was dieses unmögliche Grinsen in Gesicht des Alten aussagt. Oder ist das nur Hansens paranoide Einbildung? Er drückt den Knopf… Fast! Und traut sich nicht. Starrt den Käpt’n an. Wohl seine ganze Angst vollkommen zur Schau stellend.

Und der Alte wendet sich ab. Sein Grinsen schmilzt zurück und verliert sich in der Kraterlandschaft seines faltigen, hässlichen Gesichtes, während er dies tut. Aber mit diesem Abwenden sind die grauenvollen Taten des Alten noch lange nicht vorbei.

Hansen hat einen Stein im Magen, einen Klumpen im Hals und blanke Panik in seinem Hinterkopf. Es fühlt sich in etwa so an wie ein schwarzer Sog ins Nichts, der immer hysterischer dreht. Und in der Mitte dieses Soges blinkt das Bild des Knopfes, den er mit seinen Fingern umfasst. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen… Aber die Enttäuschung… Die Enttäuschung wird so gewaltig sein… Es wird nichts passieren… Und sie werden verloren sein… Der Sog der Panik weitet sich aus und schwillt an zu einem Sog der Verdammnis… Das ist Verdammnis: Kein Vorwärts, kein Zurück, kein Stehenbleiben… Kein Links und kein Rechts… Die dreidimensional gebundene Kreatur ist vollkommen ausgeschaltet und nur der grauenhafte, sich immer gleich bleibende Zahn der Zeit nagt und nagt an ihr…

Hansen drückt nicht auf den Knopf. Wozu auch… Er lässt ihn sogar los. Eine grosse, finale Geste in seiner kleinen Hosentasche. Er lässt mit diesem Knopf auch gleich sich selber los. Und der Mahlstrom der Panik versiegt in dem Moment, in dem sich Hansen ganz in sein Schicksal fügt…


II


Eine Tür (oder ein Tor, an Hansen gleitet alles mit derselben stumpfen Unwahrgenommenheit vorbei) öffnet und schliesst sich. Sie treten wohl hindurch. Alle. Und nun hat sich die Umgebung vollends der gefühlten inneren Verdammnis angepasst: Die Wände sind russig, aber auch blutig. Es muss frisches Blut sein. Frisches Blut über altem… Ergibt eine ganz besonders hervorragende Duftnote… Und die Wände sind verbeult und beschädigt. Hansen schaut nicht auf den Boden. Er stiert nur geradeaus… Aber manchmal tritt er auf etwas weiches, kleines… Er beachtet das nicht weiter… Er wartet nur noch, dass der Hammer endlich, endlich hernieder fährt.

Der Hammer fährt aber (noch) nicht hernieder. Er hält an. Und als Bernhard stoppt, hält auch seine ganze Eskorte an.

„Inquisitor… dürfte ich…“ Bernhard unterwürfig zu hören, klingt für menschliche Ohren fast pervers. „…eine Minute allein mit meinem Adjutanten sprechen?“

„Gewiss.“ Und das Wohlwollen des Inquisitors klingt noch viel perverser.

Bernhard stakst ein paar Schritte voraus und Hansen folgt ihm, bzw. wird von seinem tiefen Gefühl der Verdammnis hinter ihm hergezogen…

Als sie ausser Hörweite – jedenfalls wohl ausser Hörweite der Menschen und der halbmenschlichen Wächter – sind, wendet sich der Alte mit einer umständlichen Bewegung seines Fahrgestells zu Hansen: „Sie können Ihren Knopf jetzt loslassen.“

Und die Dunkelheit umhüllt Hansen völlig. Ihm ist tatsächlich schwindelig. Er schwankt. Er schwitzt und schwankt. Er fasst den Knopf, den er längst losgelassen hatte und lässt ihn nun nicht mehr los, während er die Worte des Alten wie aus weiter Ferne vernimmt und irgendwo unter ‚gehört’ ablegt…

Die Zeit hat keine Bedeutung mehr. Sie existiert überhaupt nicht mehr. Er starrt den Käpt’n an, verliert sich irgendwo in der unmöglichen Geometrie des alten, zerfurchten, hässlichen Gesichtes, fixiert sich auf die Augenbrauen seines Gegenübers (warum, weiss er auch nicht, wahrscheinlich, weil er die darunter liegenden Augen einfach nicht sehen will) und drückt den Knopf. Einmal, zweimal, dreimal… Viele, viele Male, ganz schnell, während er so im leeren Raum steht. Vollkommen verloren, komplett gearscht.

Er vernimmt weitere Worte, aber er interpretiert sie momentan nicht. Er hört sie einfach. Worte aus dem Mund des Alten, die sagen, dass sein Plan und seine Verschwörung schon lange bekannt seien. Worte, die fragen, für wie blöde man die Obrigkeit an Bord eigentlich halte, Worte, voller Grimm und vernichtend wie ein Panzer, der über einem hinwegrollt.

„…Ihnen dennoch diese Chance… Hören Sie mir überhaupt zu?“

Hansen reagiert nicht. Sein Daumen hat sich auf dem Knopf verkrampft. Und er stiert vor sich hin. Realisiert dann irgendwie die Frage. Und hat keine Ahnung, was er antworten soll.

„Was?“ fragt er schliesslich einfach.

„Ich gebe Ihnen diese Chance. Es liegt an Ihnen, sie zu nutzen.“ spricht der Alte tonlos.

„Welche Chance?“ Hansen klingt müde.

„Sie sind klug, Hansen… Eine sehr gefährliche Eigenschaft, wenn man dient. Egal wo… Aber ich kann Sie brauchen. Ich könnte einen klugen Adjutanten gebrauchen… Wollen Sie den Posten nicht annehmen? Wollen Sie nicht… überleben?“

„…und alles erfahren…“

„Alles erfährt man nie, Hansen… Ich bin schon so alt… Und jeden Tag weiss ich etwas weniger… Aber Sie können vieles erfahren… und leben.“

Langsam holen die Worte des Käpt’n Hansen zurück. Zurück in den Rostkoloss, zurück in dessen russige, vergammelte Eingeweide.

„Was… was verlangen Sie von mir?“ Seine Frage ist kraftlos und hohl. Aber er ist wieder da. Durchschaut, gestoppt, gefangen. Dem Wohlwollen der ihn begleitenden Unmenschen ausgeliefert. Er kann jetzt nichts mehr tun. Ausser versuchen, irgendwie am Leben zu bleiben… Und momentan scheint da Gehorsam angezeigt…

„Verlangen? Nichts.“ Der Alte grinst weiterhin sein unsägliches Grinsen. „Sie werden befördert. In echt. Sie SIND nun mein Adjutant!“

Hansen würgt es bei dem Gedanken, während er selber die Antwort hochwürgt.

„Mein Käpt’n.“ irgendwo da hinten bei den Anderen steht Muller, der arme Trottel. Hansen will gar nicht hinsehen. Er hat das Gefühl, ihn verraten zu haben. Alle auf dem Schiff verraten zu haben.

Der Alte nickt nur. Langsam und behäbig.

„Gut. Dann kommen Sie mit, Hansen. Sie werden einiges zu sehen kriegen.“

Zusammen kehren sie zu ihrer Gruppe zurück. Der Käpt’n nickt dem Inquisitor zu und sie setzen sich alle zusammen wieder in Bewegung. Hansens Daumen bleibt weiterhin auf dem Knopf seiner verlorenen Hoffnung verkrampft.



III


Dunkelheit. Ingrimm. Alte Erinnerungen. Fetzen von Gedanken in den Fetzen eines Gehirns. Alles ist kalt und farblos. Tiefe, innere Finsternis. Tiefer, innerer Tod.
Aber es ist nicht tot. Wenn ein Gedanke da ist, muss noch irgendwie Leben da sein. Metall umschliesst die Glieder. Regelmässig wird das Metall getestet. Immer wieder reissen und zerren die Muskeln der Extremitäten daran. Rhythmisches Zucken. Rhythmische, zyklische Wut. Alles, was noch übrig ist. Wie ein blinkender Stern in einem kalten, unendlichen Universum. Aber das Eisen ist fest und hart. Unnachgiebig. Eine Spezialanfertigung, aus Schmieden, deren Namen niemals genannt werden. Vergessene, geheime Orte. Und die Muskeln, das Fleisch, welches ihr Eisen bindet, vergessen ebenso. Oder nie gekannt?

Was kümmert es den Stahl, wen er bindet? Wovon träumt er in seiner schlichten, toten Perfektion? Träumen ist für das Fleisch. Und deswegen kann das Fleisch nicht siegen. Selbst wenn es, wie seit Urzeiten bekannt, am Ende doch stärker ist.

Was schlicht und tot ist, hat Perfektion. Was Perfektion hat, hat Ruhe. Was Ruhe hat, hat Kraft. Was Kraft hat, überdauert. Und nur darauf kommt es an. Was kümmert es den Stahl, wer ihn zerbricht? Was kümmert ihn Schmerz und Zerrissenheit? Das Fleisch, das ihn besiegt, muss doch vergehen. Wer in Scherben liegen kann und dennoch sich nicht in schwache Träume flüchten muss, der hat schon gesiegt.
Also lässt der Stahl sich fallen. Klirrend auf den Boden. Metall zu Metall. Ge-sprengt von schierer Muskelkraft, doch nicht dadurch zunichte gemacht. Unbekümmert des Massakers, verweilen metallene Fesseln gesprengt auf dem Boden, der mit Blut besudelt wird. Besudelt, nicht getränkt. Denn das Eisen träumt nicht nur nicht. Es trinkt auch nicht. Das Blut verteilt sich in schöner Regelmässigkeit auf dem Metallboden, Organe fallen klatschend in den kleinen See. Der See ist taub und hört es nicht. Auch nicht die abartigen, erstickenden, herausgewürgten Laute, die sich dem im Todeskampf um den Verstand gebrachten Leib entwinden. Organe, Gedärme, Blut, Pisse, Scheisse… Die Bauteile des Menschen werden achtlos dem Metall hingeworfen, das nichts mit diesen Dingen tut. Das keine Antwort auf die Frage Fleisch kennt. So bleibt alles schön liegen.

Der Boden ist eben. Also können sich die Säfte des Leibes gleichmässig in alle Richtungen verteilen.

„Wenn der Koloss jetzt den Orbit verlässt, und die künstliche Schwerkraft ver-sagt, werden wir alle in dieser Sosse rumschwimmen…“

Hansen wundert sich entfernt über diesen Gedanken. Er wundert sich ganz generell darüber, dass er noch etwas denkt. Aber irgendetwas muss man ja denken, und sei es nur um der Ablenkung willen. Nur ein paar Gitterstäbe trennen ihn von der scheusslichen Szene. Und Bernhard hat ihn gezwungen, hinzusehen.

Hinzusehen, wie die unmenschlichen Wachen Muller gepackt haben, den armen, flennenden Mann, der nicht mal was mit Hansens Verschwörung zu tun gehabt hat, zu diesem Ding hineingestossen haben und all’ das, was danach geschah.
Ein völlig sinnloses Opfer. Ein völlig schrecklicher Anblick. Ein Anblick, und Geräusche, die Hansen nicht mehr vergessen wird, so lange er lebt…

Nun steht er da, auf Gummiknien, aber immer noch stehend, und sein Gedärm scheint sich gerade selbst zu verdauen… Und dann denkt er das. Alles, was ihn interessiert ist, dass er nicht mit Mullers Abfällen… Entschuldigung: Überresten in Berührung kommt.

Muller. Hansen hat ihn kaum gekannt. Er war nicht Teil seiner Verschwörung. Und ganz genau deswegen hat der Alte Muller gewählt. Einfach nur, um ein Exempel zu statuieren. Und um Hansen zu zeigen, dass er alles weiss. Dass er weiss, wer dazu gehörte und wer nicht.

Der frischgebackene Adjutant kneift seine Arschbacken zusammen. Jetzt nicht auch noch einscheissen… Er beneidet den Alten, der wohl schon seit ein paarhundert Jahren nicht mehr geschissen hat.

Wie es sich wohl anfühlt, wenn man keine Verdauung mehr hat? Soviel Hansen weiss, frisst der Alte nichts ausser einer Nährlösung… Ob man sich da überhaupt noch lebendig fühlt?

Im Blick des Käpt’n jedenfalls ist nichts lebendiges. Er hat diesem sinnlosen Opfer zugesehen als würde er eine Inventarliste lesen oder etwas ähnlich interessantes tun.

Und die Inquisitoren stehen ihm in nichts nach. Sie bleiben einfach so, wie sie sind. Hansen hält sich quasi an seiner Übelkeit fest. Sie ist das, was ihn von dieser abscheulichen Clique trennt. Er muss sie sich bewahren, und selbst wenn dass bedeuten sollte, dass ihm von nun an für immer schlecht ist.

„Nun, Hansen… wissen Sie mehr.“ sagt der Alte neben ihm.

Hansen verneint dies innerlich. Alles, was er nun weiss, ist, dass sie im Bauch des Rostkolosses Dinger transportieren, die einen normalen Menschen mit blossen Händen zerreissen können… Und die das Opfer dann auch noch auffressen. Er hat nichts weiter bekommen, als eine Bestätigung seiner schlimmsten Vermutungen.
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