Eine Geschichte!

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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Ja. Und es lohnt sich NICHT!
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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

Danke, dass Sie das so freimütig zugeben, aber ich hätte es wahrscheinlich schon nach den ersten paar Zeilen gemerkt. Nein, im Ernst, ich lese es glaubs doch mal...
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Das war ernst gemeint... Ich hab' das Teil nur wegen Graf Feuersturm angefangen. Es besteht nur aus Versatzstücken alter Sachen... Es rentiert sich nicht...
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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

Dann werde ich es ERST RECHT lesen und Ihnen eine VERNICHTENDE Kritik zukommen lassen! VERNICHTEND!
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Stellen Sie sie hier rein, dann kann ich das ganze mal versickern lassen...
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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

Ich dachte da aber eher an ein Schlagwort, so wie "Kot", "Gaggi", oder "Seich". Ich weiss nicht, ob Sie daraus viel Brauchbares für Ihr weiteres Schaffen ziehen könnten...
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Das ist doch auch völlig zweitrangig...
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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

Dann kopiere ich dieses Machwerk mal und lese es später im Bett...

PS: Uff! 40 Textseiten!
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Oxford
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Beitrag von Oxford »

Geht es hier einmal noch weiter? Oder war's das schon? Hoffentlich nicht!!!




(bringt den Faden absichtlich wieder nach oben)
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readel
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Beitrag von readel »

Lesen Sie derweil die gesammelten Werke von Dr. phil. Stefan Lamboury. Nicht dass Sie das versäumen, bevor sie tod (sic!) sind.

Gruss Praesident Alcoholism
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Ich hoffte, ich könnte das versickern lassen...
Insomnivs

Beitrag von Insomnivs »

Ich werde auch langsam ungeduldig, Herr Clement...
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Verdammt! Dieser Scheiss ist nun wirklich nicht besonders gut!

Lesen Sie lieber eine GUTE Geschichte von mir!



DIE NACKTE FRAU


Sie kriecht über einen sandigen und glasigen Boden. Einen Boden, der so in Fetzen zu liegen scheint wie ihr eigenes Inneres. Sie hat keine Kleidung mehr, keine Vergangenheit und keinen Namen mehr. Vor ihren weit aufgerissenen, in der Hitze brennenden Augen erstreckt sich eine gelbe neue Realität aus endlosem Sand, über den sie langsam kriecht, ohne zu wissen warum oder wohin. Die nackte Frau ist ganz im Gefängnis des Augenblicks eingeschlossen. Es dringt nichts an ihre Ohren von den Geräuschen um sie und vor allem hinter ihr. Die Geräusche aus einer schwarzen, zensierten Vergangenheit, die nicht ihre sein darf und die es deshalb gar nicht geben kann. Sie nimmt nicht einmal ihr Kriechen mehr wahr. Es geschieht automatisch.

Wie eine Lebensform, die sich sonst unter diesem Sand verbergen mag, kriecht sie voran. Es gibt keine Herkunft dieses Impulses, der ihre Muskeln in dieser Hitze weiter vorantreibt. Sie kriecht Tag und Nacht seit ihrer Geburt aus einem grellen Blitz heraus, der eine alte Welt verbrannt hat, zu Glas und Sand hat werden lassen. Es sind Worte, die sich auf ihren Lippen formen, aber ihr Verstand kennt diese Worte nicht. Sie sagen sich von selbst in den Sand hinein, aus dem manchmal kleine Tiere in ihren Mund kriechen. Sie frisst diese Tiere. Sie ist selber ein Tier Oder vielleicht weniger. Vielleicht ist sie mehr wie ein Wurm. Oder tatsächlich ein Wurm?

Es ist nur Fleisch. Sonst nichts. Das Endprodukt dunkler Jahrtausende der Arbeit an der perfekten Menschmaschine. Also in gewisser Weise wirklich ein Wurm. Allerdings erfüllt das, was hier noch kriecht, im Gegensatz zum Wurm nicht einmal eine brauchbare Rolle im sterbenden Ökosystem dieser Welt.

In ihren abgehackten Bewegungen reflektieren die Zuckungen eines Reiches, das sich in Fieberträumen wälzt. Die Frau selbst bleibt von Träumen verschont.

Ein Stiefel tritt auf die Hand der Frau. Mit beachtlicher Kraft versucht sie, die Hand zu befreien. Sie macht aber keine Anstalten, sich effektiv zur Wehr zu setzen. Anscheinend will sie einfach weiterkriechen.

„Was ist das?“ fragt der eine.

„Das siehst du doch.“ gibt der Runzlige zurück.

„Ja, schon, Idiot. Ich mein, wo kommt die her?“ Unter seinem schweren Stiefel versucht die Frau immer noch, ihre Hand zu befreien. Alle anderen Körperteile setzen einfach sinnlos ihre Kriechbewegungen fort.

„Sieh dort.“ Der Runzlige zeigt mit seinem dunklen Zeigefinger in Richtung der schwarzen Rauchwolken.

„Verdammt!!“ sofort zieht der Mann seinen Stiefel zurück. „Eine Göttin?“

Der Runzlige schüttelt den Kopf. „Nein. Aber sie hat geglaubt, gegen Götter kämpfen zu können.“ Er packt die weiterkriechende Frau und dreht sie herum. Glasige Augen starren durch beide Männer hindurch.

„Sieh. Da!“ Der Runzlige deutet auf eine Halskette, welche die Frau trägt. Es ist ein Metallplättchen dran. Der Runzlige reisst ihr die Kette ab. Hält sie dem anderen hin.

„Sie hat geglaubt, sie sei eine Tochter des Gottkaisers.“ Er wirft die Kette weg, achtlos in den Sand. „Aber sie war nur ein Mensch, wie wir alle. Sie ging dorthin, wo Menschen nicht gehen sollen.“ Noch einmal deutet er in Richtung der schwarzen Wolken.

„Sie kamen zu uns, als du noch ganz klein warst.“ sagt der Runzlige zum anderen. „Sie haben gesagt, sie seien die Töchter des Gottkaisers. Dann haben sie dort bei Urd eine Festung gebaut und haben uns tyrannisiert, mit ihrem verdammten Glauben. Alles haben sie uns weggenommen. Wer sich wehrte, wurde getötet. Verfluchte Fanatiker! Sieh sie dir genau an. Solche haben deine Eltern aufgehängt, weil sie angeblich gegen den rechten Glauben gelebt haben.“

Dem Runzligen läuft eine unbeachtete Träne die linke Wange hinunter. Erinnerungen nehmen ihn mehr mit, als er zugeben mag.

„Und nun sind plötzlich welche gekommen, gegen die ihre Waffen so nutzlos waren wie die unseren gegen ihre.“ Er tritt der Frau hart ins Kreuz. Sie zuckt, kaum merklich.

„Nein. Das sind keine Göttinnen. Sieh sie dir doch an! Sieht so eine Göttin aus?“

Der andere beugt sich herunter über das zerschundene Gesicht der Frau. Er betrachtet sie lange, sieht ihr in die leeren Augen hinein. In seinen eigenen weicht die Angst der Wut.

„Nein, Alter. Das ist keine Göttin.“

In der Ferne grollt weiter der Donner der eigenartigen Schlacht. Die beiden Männer wissen nicht, wer gekommen ist. Vielleicht eine Befreiung, wahrscheinlich nur die nächste Tyrannei. Es ist ihnen auch egal. Sie sind ein hartes Geschlecht und werden auch die nächste Herrschaft überleben. Nur die Frau auf dem Boden hat heute wirklich verloren.

„Was sollen wir mit ihr machen, Alter?“

Der Runzlige zuckt mit den Schultern. „Mir egal. Kannst mit ihr machen, was du willst.“

In die Augen des anderen tritt nun neben der Wut noch etwas weiteres, während er seinen Blick über diesen nahezu perfekten Körper schweifen lässt.

„Indira wird nichts einwenden, wenn ich mir noch eine Nebenfrau nehme.“ sagt er schliesslich. „Diese hier hat mir die Eltern geraubt. Nun soll sie mir Kinder gebären, so lange sie noch am leben ist. Und ich werde bestimmen, wann sie stirbt.“

Der runzlige spuckt aus, grinst freudlos. „Dann nimm sie mit. Bringen wir sie ins Dorf.“

Der andere wirft sich die immer noch in ihrer Leere zuckende Frau über die rechte Schulter und die beiden Männer trotten ab, die entlarvten Götter am Horizont ihrem eigenen Krieg überlassend.


ENDE
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Oxford
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Beitrag von Oxford »

Ricardo Clement hat geschrieben:Ich hoffte, ich könnte das versickern lassen...
So einfach geht das natürlich nicht.
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Ok, morgen gibt es Nachschub...
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Beitrag von Oxford »

Danke! Das ist sehr nett und sehr gütig von Ihrer Heiligkeit!

*verneigt sich*
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Ok, für alle, die sich das wirklich antun wollen:




BLUTGOTT


Teil 10



I

Hansen erwacht. Langsam. Und sein Bett ist immer noch nicht so weich wie das, an welches er sich aus der alten Heimat noch erinnert… Wann war er das letzte Mal zuhause? Er weiss es gar nicht… Vor Monaten… Standardmonaten… Er hasst diese Begriffe. Er lässt die Bilder von zuhause an seinem geistigen Auge vorbeischweben, während er langsam wach wird. Und sich langsam aber sicher wieder wahrzunehmen beginnt. Er hat den schlimmsten Muskelkater, den er je gehabt hat. Es ist abscheulich. Wie hat er sich den eingefangen? Und die
Scheisse, die er geträumt hat. Er sollte den Alkohol definitiv herunterfahren… Alles tut weh. Was ist überhaupt für Zeit? Wieviel Zeit bleibt ihm, um sich zu
duschen und anzuziehen? Wann fängt seine dämliche Schicht an?

Ein Blick zum Wecker. 7.30 Uhr. Er ist vorzeitig aufgewacht. Warum? Das
passiert sonst nie.

Er versucht sich zu strecken… Brutale Schmerzen durchzucken jeden Muskel. Das ist ja nicht mehr normal… Was hat er getan, um diese Schmerzen zu
haben? Bruchstücke aus seinem Traum tauchen wieder auf. Da ist er gerannt. Und wie. Er wurde verfolgt… Er versucht, die Bilder zusammenzusetzen. Aber mit Gemach. Er wird jetzt, trotz seiner Kaputtheit, erstmal duschen gehen…

Er stakst auf unsicheren Beinen zum Bad. Licht an. Sein Anblick im Spiegel lässt ihn erschrecken. Er ist unrasiert und ganz zerschunden… Verdammt, was ist mit ihm los…?

Und während er von diesem Schreckbild weg zur Dusche taumelt, entwirren sich die Bilder aus seinem Traum langsam. Kommen wieder in ihre Ordnung… Alle Abläufe…

Dusche ein. Zu kalt. Heisswasser auf. Zu heiss. Scheisse. Mehr Kaltwasser…

…und dann war er auf den Gängen und hat seine verschissene Hose
gewechselt. Dann war er auf dem Landungsdeck und im Lander und…

und diese Mistdinger kamen… Das war kurz, bevor er aufwachte.

Verdammte Scheisse!

Er stürmt aus der Dusche, rutscht auf dem nassen Boden fast aus, zur Tür
seines Quartiers. Sie ist verschlossen. Er ist gefangen.

Er probiert ein paar Mal an der Tür herum, lässt es dann aber bleiben. Er
watschelt zurück in die Dusche, um wenigstens frisch zu sein, wenn man ihn
abholt.

Er hätte nicht einpennen dürfen! Warum hat er es nicht geschafft, sich irgendwie wach zu halten? Er hatte alles. Waffen, bis zum Erbrechen… den Lander…

Und was hätte ihm das alles gebracht? Gar nichts… Er hätte den Lander
vielleicht einige Zeit halten können, ja… Aber wie es scheint, ist man ganz
gemütlich reinmarschiert und hat ihn rausgeholt. Im Koma… Er hätte nach Pillen an Bord suchen sollen… Oder zur Not auch einfach Kaffee… Mann!

Würdet ihr und könntet ihr und hättet ihr…

Das alles ist so müssig… Er setzt seine Duscherei fort und überlegt sich, warum man ihn lebend eingefangen hat. Das heisst: Er überlegt es sich nicht. Er braucht sich das nicht zu überlegen, weil er es ja schon weiss. Man hat sich etwas ganz besonderes für ihn aufgehoben. Der Inquisitor, dieser Serking, hat sicher jede Menge Phantasie, was solche Dinge angeht. Noch mehr Phantasie, als der Normalmensch. Und der ist darin schon herausragend begabt…

Etwas gegen die Angst, wäre jetzt gut… Er wird nachher nachsehen, ob man sein Quartier geräumt hat… Erstmal fertig duschen…



II


Er ist stark, so stark. Schon jetzt. Serking kann es durch die Panzerung seines Kriegsanzuges fühlen. Er hat natürlich keine Chance, gegen diese Servorüstung. Sonst hätte Serking sich doch nie auf diesen Kampf eingelassen. Aber dennoch: Er kann ihn fühlen. Muskeln, die hart genug sind, sich mit Maschinenkraft zu messen. Ein voller Erfolg. Und das ist nur die erste Stufe von vielen, die noch folgen werden.

Serking geniesst dieses Kräftemessen mit vorbestimmtem Ausgang. Es ist schon erstaunlich. Ein Inquisitor dient nur dem Kaiser und dem Reich. Er hat keine
persönlichen Interessen und keine Furcht. Er istselbstlos. Zumindest wird er
dazu erzogen. So geformt. Und doch: sich selbst überlassen, kehren alte
Verhaltensmuster immer wieder zurück. Gier. Selbstsucht. Feigheit. So kehrt auch alles zurück, was den Menschen vom Kaiser und vom göttlichen trennt.

Serking weiss, dass er es längst zu weit getrieben hat mit der Kultivierung seiner negativen, allzu menschlichen Eigenschaften. Serking weiss, dass es viele gibt, die so sind wie er. Aber er kennt auch die Anderen. Die Reinen. Die Frommen. Er fürchtet sie. Ganz besonders einen. Aber der ist weit weg und man wird ihm nie auf die Spur kommen. So beruhigt er sich immer. So und mit ein paar
Substanzen, die er als Inquisitor gleichfalls nicht verwenden sollte…

Und hier steht er. Trotz allem das leuchtende Abbild des Reiches. Die Ikone des Herrschaftsanspruches der Menschheit auf die Galaxis. Ringend, im Kampfe vereint mit einem furchtbaren Gegner. Mit einem Gegner, der nicht einfach nur furchtbar ist, und furchtbar aussieht, sondern der auch noch furchtbar stinkt. So sehr, dass selbst sein Helm nicht alles ausfiltert. Na, egal. Er wird später
ausgiebig duschen… Nein! Er wird baden! So wie die alten Herrscher von einst!
Baden! Ja, das ist es.

So denkt und plant er vor sich hin, während die Motoren seiner Rüstung den Griff, die Hände und die Arme seines bestialischen Kontrahenten langsam
brechen. Und der gibt noch nicht mal einen Laut des Schmerzes von sich. Es ist faszinierend, ihn so sterben zu sehen, in all seiner grotesken Art. In all’ seiner Zucht… Nur der Anfang…

Und es ist natürlich notwendig. Serking muss hier ja auch Ikone sein. Den
Volltrotteln zeigen, wo der Hammer hängt. Und alle sind restlos fasziniert. Alle beobachten das Schauspiel des Todeskampfes. Er spürt die Blicke in seinem Rücken und die Blicke sind wie Strom, der ihn auflädt, ihm Kraft verleiht, in selbst so stark macht wie seinen Kampfanzug… Er geniesst es bis zum letzten
Augenblick. Und dann ist es getan. Der Zuchtsoldat bricht langsam zusammen. Die Arme gebrochen und aufgerissen, Serking und den Boden mit Blut
besudelnd. Das Sterben eines Kolosses unter den Händen des Reiches. Das Schauspiel erfüllt seinen Zweck. Serking bewundert sich selbst dafür, wie er
seine eigene Lust so perfekt mit seiner Pflichterfüllung verknüpft hat. Der Beweis der Hoheit seines Wesens. Eigentlich sollte er jetzt einen Steifen haben. Aber er hat keinen. Schon länger nicht mehr, bei solchen Aktionen. Die Stimuli, die er benötigt, sind inzwischen recht schwer zu finden. Aber dennoch ist es ein
Genuss, dies hier zu tun. Und er tut es, so langsam und eindrücklich wie
möglich. Wie in einer letzten, liebenden Umarmung bringt er den Koloss zu
Boden, sinkt mit ihm auf die Knie, lässt ihn dann los, zu Boden gleiten, in seinen Blutsee… Es muss bombastisch wirken… Ach, er hätte Schauspieler werden sollen… Aber das Schicksal wollte es anders und Serking ist kein Mann, der vor dem Schicksal kapituliert. Er hat aus all’ der Scheisse hier noch das Beste
gemacht, so wie immer. Und jetzt hat er alles wieder in der Hand. Der Auftrag wird ausgeführt, so wie es angeordnet wurde.

Serking erhebt sich. Bleibt einen Augenblick mit dem Rücken zu seinem
Publikum stehen. Geniesst das Spüren der Blicke, den Urinstinkt. Nimmt seinen Helm ab. Ja… ein Schauspieler, ein Darsteller. Und das Reich liebt Darsteller und Darstellung. Oftmals kommt es Serking so vor, als existiere das alles nicht. Noch nicht einmal er. Als wäre er und dieses ganze, wahnsinnige Reich, nur die Phantasie eines durchgedrehten, tablettensüchtigen Schreiberlings, irgendwo in einer anderen, nicht minder gottverlassenen Dimension. Und es ist ihm so was von egal. Denn was immer auch ist, er wird seinen Weg schon machen. Und noch mehr Genuss finden!

Jetzt dreht er sich um. Und sie stehen so da, wie er sich das schon ausgemalt hat. Die Menschen (er zählt sich selber nicht zu dieser Art) mit den gewohnt dämlichen, offenen Mündern, aber auch seine Soldaten mit einem gewissen Ausdruck von Erschrecken und Respekt. Man muss diese Soldaten gut kennen, um das überhaupt zu bemerken, aber Serking kennt sie. Bemerkt es. Gratuliert sich.

Er schreitet geradewegs auf die Gruppe zu. Der erwartete Korridor für ihn öffnet sich. Abtritt des Schaukämpfers. Der Champion verlässt den Ring. Als er am
anderen Ende der Gruppe angekommen ist, winkt er seine Soldaten herbei. Dann wendet er sich noch einmal an die verachteten Menschen.

„So und nicht anders wird es einem jeden Feind des Reiches ergehen. Ihr mögt euch also eure nächste… …Meuterei… gut…überlegen.“

Niemand antwortet. Es riecht nur so, als hätten sich ein paar der Anwesenden in die Hose geschissen. Aber das kommt natürlich vom toten Koloss. Die riechen einfach nicht gut. Aber sie wurden auch nicht dazu gezüchtet…

Er wendet sich endgültig ab und geht, mit seinen Soldaten, seines Weges.


III


Das Quartier wurde gründlichst geräumt. Es ist nichts mehr da. Nicht mal was zu trinken. Was immerhin bedeutet, dass man ihn vor Ablauf von drei Tagen
rausholen wird. Und das Warten ohne Alkohol und Drogen ist sehr lang und
anstrengend. Ein hübscher Vorgeschmack auf das Kommende. An Schlaf ist nicht zu denken. Und auch nicht an Entspannung. Er ist allein. Eingeschlossen mit dem Rasen der Gedanken. Er sitzt auf dem Bett. Er steht auf. Er geht auf und ab. Er macht Liegestütze. Er sitzt wieder. Er liegt. Er steht auf. Auf und ab, sitzen, aufstehen. Auf und ab. Auf und ab. Auf und ab. AUF UND AB. Vorwärts, vorwärts und dann liegt er. Auf dem Boden. Zuckend. Von Krämpfen geschüttelt. Er hat sich schon ganz schön gefickt, in letzter Zeit. Er bleibt liegen. Schwitzt. Rappelt sich irgendwann hoch. Braucht lange dafür. Kriecht in die Dusche. Duscht wieder. Im Sitzen. Bleibt dort. Lange. Versucht aufzustehen. Scheitert. Kriecht zurück. Und aufs Bett. Liegt dort. Schwitzt wieder. Kann nicht schlafen. Kann nicht weg. Kann nicht denken und nicht aufhören zu denken. Kann die
Gedanken nicht mehr ordnen. Sein Kopf wird gleich platzen. Alles wird
zusammenbrechen. Er wird sterben. Er weiss es. Er fühlt es. Angst. Angst. Sein Bauch verkrampft sich. Aber er hat nichts mehr zu kotzen oder zu scheissen in sich. Er bleibt liegen. Zuckt, schwitzt, denkt, aber kann keinen Gedanken halten. Das ist das Ende. Das Ende. Angst, Angst, Angst. Das Ende ist da.


Als die Tür geöffnet wird, kauert er neben dem Bett. Ohne Kraft, sich doch noch irgendwie festhaltend. Den Kopf mit matten, schwachen Bewegungen an die Bettkante schlagend. Immer wieder.

Hände ergreifen ihn und schleppen ihn hinaus.

Dann kommt eine andere Hand und eine Spritze. Und er wird weitergeschleppt. Und dann kommt Ruhe, Ruhe… Hansen kann plötzlich wieder denken.

Er betrachtet die Gänge, durch die er geschleppt wird. Seine ersten neuen
Eindrücke im neuen Leben. Die Gänge sind so wie immer. Er kennt sie. Aber es kommt ihm so vor, als wäre es ein anderer gewesen, der diese Gänge kannte und er irgendwie dessen Erinnerungen hat… Er kommt sich vollkommen
deplatziert vor.

Und dann die Hände, die ihn schleppen. Die werden zu Armen. Und die Arme zu Schultern. Da sind ganze Körper dran. Es ist ein Soldat von Serking. Und sie sind auf dem Weg zur Brücke. Der Weg ist ihm bekannt. Und momentan ist er gar nicht gewillt oder auch nur in der Lage, darüber zu sinnieren, was er als nächstes tun sollte. Er hat x Stunden mit dem Scheiss verbracht und genützt hat es am Ende überhaupt nichts! Er ist fertig damit. Fertig mit dem Leben. Mit allem. Er ist nicht einmal mehr bitter. Er wartet einfach nur ganz gelassen ab, was als nächstes passiert.

Es passiert auch was. Sie erreichen die Brücke. Die Tür fehlt. Wurde offenbar mal gewaltsam aufgebrochen. Sehr schön.

Er wird einfach hingeworfen. Auf den Boden, nackt und elend. Auf das
Wesentliche reduziert. Und so bleibt er auch liegen. Die Peinlichkeit der Situation ist ihm zusammen mit allem anderen egal. Es müssen wohl Leute um ihn sein. Aber niemand sagt etwas. Und es kommt auch keiner, um ihm aufzuhelfen. Er wird zunächst mal in der Stille liegengelassen. Dann kommt ein Fuss und stellt sich neben ihn. Ein zweiter Fuss dreht ihn unsanft um. Und er blickt nach oben. Zu Serking. Was für eine Visage. Genau das, was er jetzt braucht.

Hansen ist zu schwach und resigniert, um überhaupt etwas zu sagen. Er blickt nur zu der hoch über ihm thronenden Siegervisage hinauf und wartet, bis diese etwas sagt. Er braucht nicht lange zu warten.

„Endlich da, wo ich dich haben will, Hansen.“ Serking wirkt sehr ruhig. Sehr
sicher. Dies ist geeignet, im Opfer ein Gefühl der tatsächlichen Verdammnis zu erzeugen.


„Komm hoch, du verdammtes Stück Scheisse! Auf!!!“

Serking beginnt gegen Hansen zu treten. Der windet sich unter dem Schmerz, aber steht nicht auf.

„Willst du wohl!“

Intensiviertes Treten hilft auch dem Unbeholfenen auf die Sprünge. Hansen be-ginnt damit, sich aufzurappeln. Er kommt auf alle viere. Und dann auf die
wackligen Knie… Schliesslich steht er in aller Kleinheit vor dem Inquisitor. Ganz so, wie dieser sich das wohl wünscht. Er kommt nicht umhin, sich umzublicken.
Tatsächlich stehen einige von der alten Brückenbesatzung hier herum. Gott sei dank keine Frauen… Es wäre ihm sonst doch peinlich gewesen.

In den Gesichtern ist nichts. Keine Anteilnahme, kein Mitleid… Die Angst hat
alles gründlich getilgt. Man blickt mehr oder weniger durch Hansen hindurch, wenn man ihn anblickt. Auch Joel. Und warum nicht. Er ist ja schuld, dass alles so gelaufen ist. Aber wie wäre es denn gelaufen, wenn er den Alten einfach
weitermachen lassen hätte?

Hansen kann das nicht schlüssig beantworten. Aber er weiss, dass die
Brückenbesatzung wahrscheinlich überlebt hätte. Die Fracht abgeliefert, und
zurück. Zack, bumm, fertig. Sogar er hätte überlebt…

„Nun siehst du, wohin dich dein Verhalten… deine KETZEREI geführt hat.“
Serking verliert ganz kurz und sehr kontrolliert die Kontrolle über sich. „Ihr
werdet wahrscheinlich alle sterben…“ fährt er leise fort. „…vielleicht. Aber ein paar könnten auch überleben…“

Serking lässt Hansen keine Sekunde aus den Augen. Weidet sich an dessen
Zustand. Lässt die Worte in dessen Phantasie wirken.

„Was denkst du… was würden dir deine Freunde antun… um sich selbst
reinzuwaschen, von der elenden Häresie, die hier geschehen? Wie würden sie an dir die Strafe vollziehen? Was denkst du? Würden sie dich erniedrigen?
Würden sie sogar sich selbst erniedrigen, nur um der schrecklichen Last der Schuld zu entgehen?“

Hansen hört einfach zu und bleibt stehen. Dies ist das Ende des Weges. Wo zum Teufel ist der Alte? Hat Serking ihn umgebracht?

„Was denkst du? Antworte!“

Hansen überlegt sich, was er antworten soll. Aber ihm fällt nichts ein. Einfach nichts. Schon gar keine grosse Anklage gegen die Schweinerei, die dieser
Inquisitor hier abgezogen hat. Das würde hier absolut gar nichts bringen.

Also nickt er schliesslich. Und nicht zu spät. Er hat keine Lust, das psychotische Temperament dieses Mannes herauszufordern.

„Ja.“ sagt er einfach.

Der Inquisitor blickt ihn an. Ein Grinsen breitet sich auf seiner behinderten
Visage aus.

„Ja. Das würden sie. Ganz bestimmt. Und das würden sie nicht nur. Das werden sie, Hansen. Das werden sie.“

Hansen senkt den Kopf.

Serking grinst wahrscheinlich weiter.

„Aber vorher…“

Dieses Wort!! Vorher!!! Es kommt noch etwas! Egal was!! Etwas vor dem Ende!! Etwas, woran man sich noch klammern kann. Und auch wenn dieses Vorher nur ein weiteres Folterinstrument in dieser Inszenierung ist, ist es natürlicherweise etwas, an das sich der Ertrinkende klammert.

„wirst du sehen, wie sich mein Plan erfüllt.“

Sein Plan. Keine Rede von Pflicht und dem Reich. Egal. Jedenfalls gibt es ein Vorher. Das ist schon mal etwas.

Hansen blickt wieder auf, in dieses selbstzufriedene Grinsen. Und wartet.

„Geh! Zieh dir was an…“ Serking weist zur Tür, wo einer seiner monströsen
Bachel schon bereit steht, ihn zu begleiten. Hansen dreht sich ohne Widerspruch um und geht zur Tür, lässt sich hinausbegleiten.

Im Grunde genommen ist das wie ein Film. Man lässt ihn am Leben. Er erhält noch eine Chance. Nur, das dies kein Film ist. Er hat keine Chancen mehr. Er hat bloss einen Aufschub erhalten… Er wird in einen Raum nicht weit weg
geführt und bekommt neue Kleider. Endlich. Richtige Kleider. Obwohl das jetzt vollkommen egal ist. Man kann immerhin normal angezogen sterben.

Hansen zieht sich an und versucht den Vorgang irgendwie in die Länge zu
ziehen, ohne das es jemand bemerkt. Das gelingt allerdings nicht wirklich. Und die Wachen will er nicht reizen. Er hat genug Stress gehabt, mit seinen
Versuchen, zu überleben.

Aber natürlich kann man den Gedanken ans Überleben auch nicht einfach
abstellen… Er denkt sich von selber weiter… Und so sucht Hansen weiter nach
einem Ausweg aus seiner miesen Lage. Nach einer Möglichkeit… Nach
irgendwas.

Dann zurück zur Brücke. Auf halbem Weg steht Serking im Gang. Mitsamt seiner abartigen Begleiterin. Und einem neuen Ausdruck in seinem Gesicht. So etwas wie die übersteigerte Form grenzenloser Arroganz…

„Mitkommen.“ befiehlt der Inquisitor, während er sich schon umwendet und sich auf den Weg zu seinem Lander macht.



IV

Das Landungsdeck. Das grosse. Hier hat wohl der Hauptteil des Kampfes an Bord stattgefunden. Und aufgeräumt hat noch keiner. Man kann nicht ohne einen gewissen inspizierenden Blick an den Leichen und Teilen von Leichen
vorbeigehen. Die meisten gehören wohl zu den Kolossen. Aber Menschen sind auch viele drunter. Die meisten Menschen zerrissen, die meisten Kolosse
zerschossen. Im Grunde genommen hatte die Mannschaft Glück, dass dieser Scheiss-Inquisitor an Bord war, als das passierte…

Und der Lander steht inmitten dieses Sumpfes aus Blut und Tod. Immer noch ein Klotz vor dem Kaiser. Einem Typen wie Serking grad’ angemessen.

Neben dem Lander stehen Leute. Offenbar weitere Passagiere. Wie er
näherkommt erkennt Hansen die Menschen. Es sind Joel, Markus und Weller von der Brücke. Alle schön bewacht, wie er selbst. Und keine Zeit für
Begrüssungen irgendwelcher Art.

Sie werden alle in den Lander verfrachtet, den Hansen schon aus seiner wenig rühmlichen jüngeren Vergangenheit kennt. In einen der hinteren Räume. Immer unter Aufsicht. Als Joel einmal etwas sagen will, wird er sehr streng
„zurechtgewiesen“. Danach spricht niemand mehr.

Sie nehmen still platz auf alten Metallsesseln und dürfen sich sogar anschnallen für den kurzen Flug. Wie gnädig…


Sie verlassen das Schiff. Und es dauert nicht lange, bis sie in der Atmosphäre von Thanatos sind. In der zerstörten, schwarzen Luft, die diesen
stahlüberzogenen Planeten einhüllt wie die Faust eines Todesfluches, die sich endgültig und für immer geschlossen hat. Der Inquisitor weiss, was der Name Thanatos bedeutet.
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Oxford
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Beitrag von Oxford »

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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Pfffffffffffffffffff... (senkt ihn hydraulisch wieder)
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Troglodytron
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Beitrag von Troglodytron »

Ja, tun Sie das bitte.
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