Sport und Politik

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Ravager
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Sport und Politik

Beitrag von Ravager »

Die Berichte über den italienischen Spieler Di Canio von Lazio Rom haben mich zu folgender Überlegung gebracht: Sollen sich Sportler politisch eindeutig im Stadion äußern? Im Fall von Di Canio macht es seine Unterstützung des Faschismus nicht unbedingt einfacher. Oder ist es dennoch lobenswert, dass überhaupt mal ein Spieler aneckt und nicht nur eine gesichtslose Sportmaschine ist, die nur den nächsten Werbevertrag im Kopf hat?
Bitte um konstruktive Diskussion und Begründungen der eigenen Argumentation.

Hier noch ein Bild des "prominenten" Sportlers.
Bild
Oktofalz
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Beitrag von Oktofalz »

hm, nazio rom, verwundert mich kaum...

ich finde, politik hat in stadien und auf künstlerbühnen nichts verloren! wenn mal einer seine meinung in einem interview äussert ist mir das schnuppe, aber sport oder musik für eine politische ropaganda zu missbrauchen finde ich daneben!
Zuletzt geändert von Oktofalz am 09.05.2006, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Hrimthur
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Beitrag von Hrimthur »

Hast Recht Kogogk
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Eiswalzer
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Beitrag von Eiswalzer »

kogokg hat geschrieben:hm, nazio rom, verwundert mich kaum...

ich finde, politik hat in stadien nichts verlohren!
Jawoll. genauso wenig wie das "h" in verloren.

Grüsse

Die Grammatik Gestapo

P.S. Auf Theaterbühnen stört mich Politik allerdings nicht.
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Bandog
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Beitrag von Bandog »

Nun, ich habe zwar auch ein Lazio-Leibchen zuhause. Dennoch, mal ganz unverzerrt: Es ist nicht die politische Einstellung, die hier das Problem ist, denn darum geht es gar nicht. Interessanter ist, wen Di Canio damit grüsst. Sein römischer Gruss gilt den Irriducibili, den Unbeugsamen, Lazio-Ultras, die sich getreu den italienischen Fanrichtlinien entweder links oder rechts positionieren müssen, bei Lazio ists zumindest dem äusseren Anschein nach ganz rechts drüben. Zitat: Auschwitz la vostra patria, i forni le vostre case.

Und die Irriducibili bringen sicher eine gute Stimmung in das Stadion. Aber leider tendieren sie trotz allem vorgeschobenen aufrechten Bürgertum zu einem marodierenden Haufen feiger Pseudohools. Wer ein bisschen eine Ahnung davon hat, wie es in Italien zwischen Fangruppen abgeht, der weiss, dass bei solchen Begegnungen die Fäuste stets unterbeschäftigt sind, zuerst muss mal alles ranhalten, das geworfen werden kann, auch Feuerwerkskörper, dann sind es Stangen und Schirme und so arbeitet man sich langsam nach vorne, bis die eine Firm wie die Hasen davonrennt. Dabei wird alles kaputtgemacht was gerade in Reichweite ist, mit Vorliebe Carabinieri. Mit anderen Worten, die Irriducibili sind so eine Art Schwarzer Block der römischen Vorstadt, die von ihrem heissgeliebten Duce vermutlich nach Sizilien in die Sulphurminen verfrachtet worden wären.

Doch die Kontakte der Irriducibili und diverser anderen Fangruppen reichen bei Lazio bis in den Vorstand rauf. Hooliganführer, die Stadionverbot haben, tauchen plötzlich auf der Ehrentribüne auf, an Spielerfeiern ist schon mal ein Irriducibile mit dabei usw. Und Paul Di Canio zeigte mit diesem Gruss seine Vebrundenheit zu den pseudofaschistischen Krawallheinis. Das ist das eigentliche Problem an der Sache.
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ticino1
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Beitrag von ticino1 »

In Italien sieht man regelmässig faschistische Fahnen in den Wind wehen, während der Spiele. Probiert's mal in der Schweiz? In Italien wird diese Einstellung eher tolleriert, man kann sogar Läden finden die offiziell Fascho Gadgets verkaufen. Italo Machismus halt. Wie oben gesagt: es ist eine (diskutable) Art verbundenheit mit dem Fans zu zeigen.
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Ravager
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Beitrag von Ravager »

Die Einstellung hin oder her, ich finde es zumindest mal interessant, dass sich ein Spieler auf derart dünnes Eis wagt. Weiss jetzt nicht wie es in der Schweiz ist, aber in Deutschland sind die Spieler in der Bundesliga ein Haufen glattgebügelter Geld/Sportmaschinen ohne großartige Ecken und Kanten. Statements gibt es da höchstens mal von einem Brasilianer, wenn er unter dem Trikot ein T-Shirt mit "Jesus liebt dich" oder ähnlichem Zeug hat, oder ein Spieler per T-Shirtbotschaft seine Frau/Freundin grüsst.
Wie es genau in der italienischen Liga aussieht weiss ich nicht, weiss nur, dass es da ab und an bei Derbys (Lazio gegen AS) hoch hergeht.
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Zimmer
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Beitrag von Zimmer »

Ravager hat geschrieben:Die Einstellung hin oder her, ich finde es zumindest mal interessant, dass sich ein Spieler auf derart dünnes Eis wagt.
Er ist kurz vor der Ausmusterung und braucht mögliche Konsequenzen nicht zu fürchten... er setzt keine Karriere auf das Spiel, höchstens seinen Ruf.
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Christian Hate
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Beitrag von Christian Hate »

Di Canio meinte, dass sein Gruß nicht politisch motiviert war, sondern dass er lediglich den antiken Römergruß verwendete.
Prinzipiell wäre dies ja glaubhaft, allerdings kann man bei einer solchen Anhängerschaft nicht davon ausgehen, dass dem so ist.

Im Großen und Ganzen halte ich nichts von der italienischen Liga. Ich habe mir vor ein paar Jahren mal ein 2.Liga Spiel angeschaut. Da bekommt man es mit der Angst zu tun
Wotan666
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Beitrag von Wotan666 »

ticino1 hat geschrieben:In Italien sieht man regelmässig faschistische Fahnen in den Wind wehen, während der Spiele. Probiert's mal in der Schweiz?
Also in München hier sieht man öfters mal einen mit einem Ch-Shirt (wie die Fahne - rot mit weißem Kreuz) rumlaufen, während man hier keinem mit einem deutschen oder österreichischen Flaggen-Shirt rumlaufens ieht.

Das witzige: Der italienische Coreograph Godani wagte sich vor seiner Premiere in München bei der Vorstellung seines Balletts gleich mit einem grünen Shirt "Polizei" auf die Bühne... und wurde prompt von einigen gleich als "Nazi" beschimpft und ausgebuht...
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Ravager
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Beitrag von Ravager »

Wie alt ist Di Canio eigentlich? In verschiedenen Quellen ist mal von 36, dann von 37 und sogar von 39 Jahren die Rede.
Bin noch auf der Suche nach Interviews von dem Herrn, kann jemand weiterhelfen? Wäre mal interessant zu sehen, wie er sich in der Öffentlichkeit rechtfertigt, oder auch nicht.
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diaokhi
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Beitrag von diaokhi »

kogokg hat geschrieben:hm, nazio rom, verwundert mich kaum...

ich finde, politik hat in stadien und auf künstlerbühnen nichts verloren! wenn mal einer seine meinung in einem interview äussert ist mir das schnuppe, aber sport oder musik für eine politische ropaganda zu missbrauchen finde ich daneben!

Sein Team zieht keine Konsequenzen... Wenn bei ähnlichen Fällen die Fifa eingriff, musste meisten das ganze Team oder besser der Verein mit Konsequenzen rechnen.. und normalerweise würde doch so etwas zu einer spielsperre für diesen spieler führen oder?
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GoatMolestor
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Beitrag von GoatMolestor »

Ravager hat geschrieben:Wie alt ist Di Canio eigentlich? In verschiedenen Quellen ist mal von 36, dann von 37 und sogar von 39 Jahren die Rede.
Bin noch auf der Suche nach Interviews von dem Herrn, kann jemand weiterhelfen? Wäre mal interessant zu sehen, wie er sich in der Öffentlichkeit rechtfertigt, oder auch nicht.
Ich glaube er meinte irgendwann dass er kein Faschist sei und das ein römischer Gruß sei...keine Ahnung.

Ich glaube ihm trotzdem nicht :)
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DemiGod-
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Beitrag von DemiGod- »

es muss ja nicht unbedingt ein nazitischer gruß sein, den er dort von sich gibt
Schrat
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Beitrag von Schrat »

es muss ja nicht unbedingt ein nazitischer gruß sein, den er dort von sich gibt
Mein ich auch. In einer Freudesituation (Tor geschossen oder sonst was) kann einem so was im Eifer schon mal passieren denk ich. Einfach in Euphorie den Arm heben und vergessen die Faust zu machen. Aber 100% sicher kann ich das natürlich auch nicht beurteilen
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Mjölnir
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Beitrag von Mjölnir »

Melkor hat geschrieben:
es muss ja nicht unbedingt ein nazitischer gruß sein, den er dort von sich gibt
Mein ich auch. In einer Freudesituation (Tor geschossen oder sonst was) kann einem so was im Eifer schon mal passieren denk ich. Einfach in Euphorie den Arm heben und vergessen die Faust zu machen. Aber 100% sicher kann ich das natürlich auch nicht beurteilen
ja, passiert mir auch mal so aus versehen :roll:
Schrat
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Beitrag von Schrat »

Ich kenne einen Mann mit schwarzen Haaren, den Scheitel auf eine Seite und Oberlippenbärtchen. Er läuft immer in Uniform herum. Dem passiert das auch öfters "ausversehen".
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Mjölnir
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Beitrag von Mjölnir »

Melkor hat geschrieben:Ich kenne einen Mann mit schwarzen Haaren, den Scheitel auf eine Seite und Oberlippenbärtchen. Er läuft immer in Uniform herum. Dem passiert das auch öfters "ausversehen".
ach so, ja wenn du den herrn persönlich kennst ist natürlich verständlich, dass du behauptest der hitlergruss würde einem halt ab und zu mal aus versehen passieren. willst ja schliesslich deinen arsch retten.
Schrat
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Beitrag von Schrat »

Jo, ich bin mit dem Herrn zusammen schon in den Kindergarten gegangen, damals in Braunau am Inn. Später war ich für 3 Jahre mal Kommandant des KZ Treblinka...und jetzt bin ich 116 Jahre alt und sitze vor dem Computer!

Das ganze hat eine Riesenlogik, darum muss ich hier vermutlich meinen Arsch nicht reten.
Falls du mich für einen Neonazi hälst, hast du diesmal falsch gedacht.
Schattengestalt
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Beitrag von Schattengestalt »

Ravager hat geschrieben: Weiss jetzt nicht wie es in der Schweiz ist, aber in Deutschland sind die Spieler in der Bundesliga ein Haufen glattgebügelter Geld/Sportmaschinen ohne großartige Ecken und Kanten.
Und wieder einmal hat der Fan das Gefühl, er müsse der Öffentlichkeit die arrogante Überheblichkeit zeigen, über die Art des Seins seiner Helden zu verfügen. Fussballer auf diesem Niveau zu sein, ist in jeder Weise vergleichbar mit einer ganz normalen Arbeit, für die der Arbeitende entsprechend seiner Leistungen entlöhnt wird.

Andere sitzen im Büro, trainieren ihre Fingermuskulatur beim Tippen und Fussballer rennen dem Ball hinterher. So verdienen sie ihr Geld und ich wüsste nicht, wieso sie sich politisch äussern sollten. Es sind Fussballspieler und wenn, dann sind sie dazu verpflichtet, schönen, unterhaltsamen, hochwertigen und fairen Fussball zu spielen.

Propaganda, politische Ideen und Gedanken gehören auf die Bühne und in Bücher. Und wenn der Durchschnittsbürger nicht den Mut hat, sich mit klar ausgedrückten, durchdachten und oftmals nicht einfach verständlichen Ideen auseinanderzusetzen, sondern sich über die pubertäre und plakative Provokation seiner Sesselhelden kindlich freut, zeigt dies doch von einer ziemlich stark ausgeprägten geistigen Verwirrung!
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