jetzt mal im ernst:
die ältesten "satanischen" schriften, die im grossen stil um die welt gingen, sind meines wissens diejenigen von crowley. die "gnostische messe" (übrigens sehr an die römisch-katholische angelehnt, einfach in einer "umgekehrten" form), die sexualmagischen rituale usw. prägten alle den (vor allem rituellen) modernen satanismus beträchtlich. da der begriff satanismus früher noch nicht existierte, könnte man also streng genommen crowley als den ersten "satanisten" bezeichnen.
der O.T.O., La Veys Schriften und die CoS etc. entstammen aus dieser "philosophie", ein eigenwilliger und zusammengeklauter mix aus nietzsche, "heidnischen" ritualen, umgekehrten "katholischen" werten und messen, sex usw... was die teufelsanbetung betrifft, so kann man sich darüber streiten, welcher "orden" jetzt satanisch im sinn von "teufelsanbeterisch" ist und welcher nicht, aber das ist ein anderes thema.
gab es nun schon in früheren zeiten satanisten? nundenn, z.b. der ToS praktiziert mit der verehrung des personifizierten "fürsten der finsternis" Set (namen von einer ägyptischen gottheit geklaut) angeblich eine der ältesten religionen überhaupt. wenn das so wäre, dann wäre der satanismus des ToS demzufolge die älteste religion... ziemlich absurd, denn falls es solche "sethianer" je gegeben hat: was haben die genau gemacht und ist das als satanisch zu bezeichnen?
desweiteren sind die ganzen "satanischen rituale" zu sehr grossen teilen von alten "heidnischen" ritualen abgeleitet. im sinne von "heidnisch = antichristlich = satanisch" sind demzufolge die ganzen alten religionen satanisch? schwachsinn! oder ist der moderne satanismus zu einem teil nichts anderes als die neudefinition und neuinterpretation solcher rituale? schon eher...
nun, nach mittelalterlicher katholischer sicht gab es natürlich dazumals haufenweise vom teufel besessene, aber mittlerweile sind wir uns ja hoffentlich alle einig, dass rothaarige kräutersammlerinnen keine hexen im dienste satans waren und ein "ungläubiger ketzer" nicht zwingend direkten kontakt zur hölle hat.
die satanisten des mittelalters waren wenn schon die kirche und die inquisition selber, denn der teufel war als bestrafer und ursprung allen übels eine notwendigkeit und somit eine unverzichtbare gestalt des christentums! erst durch die "besinnung" auf gott als alleinige, gütige macht konnte der teufel zu einem "antichristlichen" symbol werden.
wer waren also die satanisten der früheren zeit, gab es überhaupt welche? folgende "vorreiter" sind mir bekannt. diese als satanisten zu bezeichnen wäre aber mehr als falsch. gerade was die templer anbelangt gibt es sowieso ein riesiges geflecht von legenden und märchen, das durch irgendwelche okkultisten immer wieder ausgebaut wird. das die templer "baphomet" anbeteten, ist durch nichts belegt. achtung, folgende texte sind nicht von mir verfasst:
1120-1307 - Tempelritter
Ursprünglich ein Orden von Kriegermönchen, der sich verpflichtet hatte, die Pilger auf der Reise nach und in Jerusalem zu beschützen und der relativ schnell nicht unerheblichen Reichtum in Form von Geld und Grundbesitz erlangte. Dies erweckte mit der Zeit Begehrlichkeiten bei den Herrschenden, und so wurden sie schließlich 1307 unter König Philip IV von Frankreich, genannte der Schöne, als Ketzer verfolgt und ihre ganzen Besitztümer wurden einkassiert. Als Beweis für das Ketzertum wurden Geständnisse herangezogen, die unter Folter gemacht worden waren. Hierbei erzählten einige Templer sie hätten bei ketzerischen Ritualen eine Baphomet angebetet.
Niemand kann heute noch genau sagen, wer oder was Baphomet gewesen sein soll. Manche Aussagen beziehen sich auf einen Schädel, und es gibt die verschiedensten Deutungen der Aussagen, die sich in ihrer Abstrusität beliebig steigern lassen.
Auf jeden Fall war nun der Begriff Baphomet in der Welt und sollte in der Zukunft die Fantasie der Leute anregen, von Eliphas Levi bis zur Nacht der reitenden Leichen.
1495-1553 - Francois Rabelais
Der Arzt und Benedektiner-Mönch Francois Rabelais veröffentlicht 1532-1552 das mehrbändige Werk um die Riesen Gargantua und Pantagruel.
In diesem Werk setzt er unter anderem dem mönchisch-mittelalterlichen Gehorsamkeitsideal das freie Selbstbestimmungsrecht des Menschen entgegen. In einer Episode tirtt ein Mönch namens Jean des Entommeures (Johann von Klopfleisch) auf, der sich als Belohnung für seine Tapferkeit im Lande Thelem (griechisch für freier Wille) eine Abtei gründen darf, die alle Ordensregeln aufhebt und nur eine einzige anerkennt: Tu, was du willst! ("Fay ce que vouldras"). und nur paarweise schöne, wohlgestalte Männer und Frauen" aufnimmt. Denn jeder Zwang erweckte sklavische Begierden, das Gelüst nach dem Verbotenen; aber die freien, in guter Gemeinschaft lebenden Menschen haben "schon von Natur einen Sporn und Anreiz, der sie beständig zum Rechttun treibt".
1816-1877 - Eliphas Levi
Alphonse-Louis Constant veröffentlicht unter dem Pseudonym Eliphas Levi über 200 Schriften zur Magie. Er bringt unter anderem als erster das Tarot mit der Kabbalah in Beziehung und formuliert auch das Gesetz der Entsprechung und der Allmacht des menschlichen Willens. Von ihm stammt die Baphometbeschreibung, die den ziegenköpfigen Teufel der mittelalterlichen Beschreibung der Hexensabbate, den Gott der Templer und die Teufelskarte aus dem Tarotkarten vereint.
Levi's Baphomet sitzt auf einem Würfel (einem Symbol menschlicher Beschränktheit), der auf einer Kugel (Sinnbild der Fruchtbaren Erde) ruht. Aus seinem Schoß ragt der geflügelte Stab des griechischen Gottes Hermes (in der Alchemie ist dies das Symbol der Vereinigung der beiden gegensätzlichen Prinzipien Merkur [Quecksilber] und Sulphur [Schwefel]) hervor. Die Figur besitzt zusätzlich die weiblichen Brüste und den Bauch einer Schwangeren (Darstellung des Mysteriums der Zeugung). Schließlich trägt Levi's Baphomet ein Pentagramm auf der Stirn und eine Fackel zwischen den Hörnern (ein Zeichen göttlicher Offenbarung).
Levis Darstellung des Baphomet ist die heute schon typische Erscheinungsform für Satan. In Levis Augen verkörperte Baphomet die höchste Macht im Universum, der sich in gute und böse Einflüsse aufteilt.
Für die Initiierten ist der Teufel keine Person, sondern eine schöpferische Kraft, zum Guten sowohl zum Bösen.
meines wissens haben wir also von nichts kenntnis, das es vor dem "modernen satanismus" gab, was als satanismus zu bezeichnen wäre. wenn es organisierte orden gegeben hat, die teufelsverehrung - oder anbetung oder ähnliches praktizierten, dann existieren einfach keine historischen fakten dazu. aber einen alten brauch als satanisch zu bezeichnen, nur weil sich heutige satanisten dessen bedienen, fände ich doch etwas verfehlt.
natürlich hab ich hier alles sehr zusammengefasst und ich meine auch überhaupt nicht, alles darüber zu wissen (gott behüte

). ist einfach das, was mir dazu eingefallen ist.
hier noch ein paar bücher dazu:
Josef Dvorak: Satanismus - Geschichte und Gegenwart, ISBN 3453172582, München 2000
Texte zum setianischen Satanismus, Frater Eremor: Im Kraftstrom des Satan-Set, ISBN 3935684029, Berlin 2001
Anna Maria Crispino u.a.: Das Buch vom Teufel, ISBN 3811209094, Bindlach 1994