Aids-Epidemie erreicht neuen Höhepunkt
Verfasst: 22.11.2005, 17:27
Aids-Epidemie erreicht neuen Höhepunkt
Neu Delhi/Genf/Berlin/New York (dpa) - Die weltweite Aidsepidemie hat einen neuen Höchststand erreicht: Mit 40,3 Millionen HIV-Infizierten leben nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) in diesem Jahr mehr Menschen mit dem Virus im Blut als jemals zuvor.
Aids-Patientin in Indien
© AFP
Für 2005 verzeichnet der Weltaidsbericht 4,9 Millionen neue Infektionen und 3,1 Millionen Todesfälle durch die Immunschwäche. Täglich stecken sich 14.000 Menschen neu an, etwa alle sechs Sekunden einer. "Der Höhepunkt der Epidemie ist noch keineswegs erreicht", sagte Jim Kim, Direktor der Aids-Abteilung der Weltgesundheitsorganisation, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in New York.
Der in mehreren Ländern veröffentlichte Bericht des UN- Aidsbekämpfungsprogramms UNAIDS fasst den Stand der weltweiten Epidemie für Ende 2005 zusammen. Das Aidsvirus hat demnach seit seiner Entdeckung im Jahr 1981 mehr als 25 Millionen Menschen getötet. Die Immunschwäche ist nach wie vor unheilbar, eine Impfung ist nicht in Sicht. Zugleich gibt es in wenigen afrikanischen Ländern einen Lichtblick: Durch Aufklärung und Vorsorge scheine in Kenia, Uganda und Simbabwe der Anteil der HIV-Infizierten an der Bevölkerung leicht zu sinken.
Das berichtete UNAIDS. "Der große Vorteil, den wir jetzt nutzen müssen, ist: Die Bereitschaft, sich testen zu lassen, ist dramatisch gestiegen, weil die Leute wissen, es gibt Behandlungsmöglichkeiten", sagte Kim. Im Zentrum der Krise stehen dennoch weiterhin die afrikanischen Länder südlich der Sahara. Hier sind fast 26 Millionen Menschen infiziert, 3,2 Millionen kamen 2005 hinzu. Auch in Osteuropa, Zentral- und Ostasien steigt die Zahl der Infizierten.
Deutschland hatte im ersten Halbjahr 2005 ebenfalls einen dramatischen Anstieg der Neuinfektionen um 20 Prozent registriert. Als Ursache gilt hier zu Lande wachsende Sorglosigkeit bei Sex.
Weltweit zugenommen hat der Anteil der infizierten Frauen. Ende 2005 werden 17,5 Millionen Frauen das Virus in sich tragen, eine Million mehr als 2003. Eine Ursache ist der niedrige soziale Status von Frauen in vielen afrikanischen Ländern. Daher können sie sich ungeschütztem Geschlechtsverkehr häufig nicht verweigern. Die Immunschwäche trifft auch die Kinder hart: 2,3 Millionen Kinder jünger als 15 Jahre infizieren sich in diesem Jahr, 570 000 sterben an den Folgen von Aids.
Nach Ansicht von UNAIDS sind in den Jahren 2006 bis 2008 rund 55 Milliarden Dollar (etwa 46 Milliarden Euro) für den Kampf gegen Aids nötig. Obwohl die Hilfe in den vergangenen beiden Jahren zugenommen habe, reiche sie nicht aus, heißt es in dem Bericht. "Die Forderung, dass wir Milliarden für Kondome brauchen, hat die Fantasie des US-Kongresses bisher nicht beflügelt", sagte Kim. "Das lässt sich einfach nur schwer verkaufen."
Deborah Landey, die neue Direktorin des UN-Programms UNAIDS, präsentiert den neuen Aids-Report in Genf.
© dpa
Während in Brasilien, Argentinien, Chile und Kuba inzwischen 80 Prozent der Bedürftigen Medikamente gegen das Virus erhielten, sei es in Afrika bestenfalls einer von zehn und in Asien einer von sieben. Andererseits lebten inzwischen eine Million Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern länger und besser, weil sie die nötigen Pillen erhielten.
"Wir fühlen uns durch die Fortschritte in einigen Ländern und die Tatsache, dass nachhaltige HIV-Präventionsprogramme eine wichtige Rolle bei der Senkung der Infektionsraten gespielt haben, ermutigt", sagte UNAIDS-Chef Peter Piot. "Die Realität ist jedoch, dass die AIDS-Epidemie weiterhin die globalen und nationalen Anstrengungen zu ihrer Eindämmung weit übertrifft." Wichtig sei, die grundlegenden Ursachen zu bekämpfen: Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheit.
In Simbabwe hat der Anteil HIV-Infizierter unter den Schwangeren dem Bericht zufolge von 26 Prozent (2002) auf 21 Prozent (2004) abgenommen. Dazu habe vermutlich ein Wandel in den sexuellen Gewohnheiten beigetragen: Bei flüchtigen Sexkontakten nutzten 86 Prozent der Männer und 83 Prozent der Frauen inzwischen Kondome. Möglicherweise nehme in Simbabwe auch die Zahl der Sexpartner ab. Die Infektionsrate in dem Land sei aber weiter sehr hoch.
In Deutschland haben sich nach Angaben des Berliner Robert Koch- Instituts (RKI) von Januar bis Juli dieses Jahres 1164 Menschen neu mit dem Aidsvirus angesteckt, rund 20 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2004. Die Ursachen sieht das RKI vor allem im zunehmenden ungeschützten Sex. Selbst bei neuen oder kaum bekannten Sexpartnern werde zunehmend auf Kondome verzichtet.
würdet ihr sagen, dass speziell für euch auch die gefahr besteht infiziert zu werden?
Neu Delhi/Genf/Berlin/New York (dpa) - Die weltweite Aidsepidemie hat einen neuen Höchststand erreicht: Mit 40,3 Millionen HIV-Infizierten leben nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) in diesem Jahr mehr Menschen mit dem Virus im Blut als jemals zuvor.
Aids-Patientin in Indien
© AFP
Für 2005 verzeichnet der Weltaidsbericht 4,9 Millionen neue Infektionen und 3,1 Millionen Todesfälle durch die Immunschwäche. Täglich stecken sich 14.000 Menschen neu an, etwa alle sechs Sekunden einer. "Der Höhepunkt der Epidemie ist noch keineswegs erreicht", sagte Jim Kim, Direktor der Aids-Abteilung der Weltgesundheitsorganisation, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in New York.
Der in mehreren Ländern veröffentlichte Bericht des UN- Aidsbekämpfungsprogramms UNAIDS fasst den Stand der weltweiten Epidemie für Ende 2005 zusammen. Das Aidsvirus hat demnach seit seiner Entdeckung im Jahr 1981 mehr als 25 Millionen Menschen getötet. Die Immunschwäche ist nach wie vor unheilbar, eine Impfung ist nicht in Sicht. Zugleich gibt es in wenigen afrikanischen Ländern einen Lichtblick: Durch Aufklärung und Vorsorge scheine in Kenia, Uganda und Simbabwe der Anteil der HIV-Infizierten an der Bevölkerung leicht zu sinken.
Das berichtete UNAIDS. "Der große Vorteil, den wir jetzt nutzen müssen, ist: Die Bereitschaft, sich testen zu lassen, ist dramatisch gestiegen, weil die Leute wissen, es gibt Behandlungsmöglichkeiten", sagte Kim. Im Zentrum der Krise stehen dennoch weiterhin die afrikanischen Länder südlich der Sahara. Hier sind fast 26 Millionen Menschen infiziert, 3,2 Millionen kamen 2005 hinzu. Auch in Osteuropa, Zentral- und Ostasien steigt die Zahl der Infizierten.
Deutschland hatte im ersten Halbjahr 2005 ebenfalls einen dramatischen Anstieg der Neuinfektionen um 20 Prozent registriert. Als Ursache gilt hier zu Lande wachsende Sorglosigkeit bei Sex.
Weltweit zugenommen hat der Anteil der infizierten Frauen. Ende 2005 werden 17,5 Millionen Frauen das Virus in sich tragen, eine Million mehr als 2003. Eine Ursache ist der niedrige soziale Status von Frauen in vielen afrikanischen Ländern. Daher können sie sich ungeschütztem Geschlechtsverkehr häufig nicht verweigern. Die Immunschwäche trifft auch die Kinder hart: 2,3 Millionen Kinder jünger als 15 Jahre infizieren sich in diesem Jahr, 570 000 sterben an den Folgen von Aids.
Nach Ansicht von UNAIDS sind in den Jahren 2006 bis 2008 rund 55 Milliarden Dollar (etwa 46 Milliarden Euro) für den Kampf gegen Aids nötig. Obwohl die Hilfe in den vergangenen beiden Jahren zugenommen habe, reiche sie nicht aus, heißt es in dem Bericht. "Die Forderung, dass wir Milliarden für Kondome brauchen, hat die Fantasie des US-Kongresses bisher nicht beflügelt", sagte Kim. "Das lässt sich einfach nur schwer verkaufen."
Deborah Landey, die neue Direktorin des UN-Programms UNAIDS, präsentiert den neuen Aids-Report in Genf.
© dpa
Während in Brasilien, Argentinien, Chile und Kuba inzwischen 80 Prozent der Bedürftigen Medikamente gegen das Virus erhielten, sei es in Afrika bestenfalls einer von zehn und in Asien einer von sieben. Andererseits lebten inzwischen eine Million Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern länger und besser, weil sie die nötigen Pillen erhielten.
"Wir fühlen uns durch die Fortschritte in einigen Ländern und die Tatsache, dass nachhaltige HIV-Präventionsprogramme eine wichtige Rolle bei der Senkung der Infektionsraten gespielt haben, ermutigt", sagte UNAIDS-Chef Peter Piot. "Die Realität ist jedoch, dass die AIDS-Epidemie weiterhin die globalen und nationalen Anstrengungen zu ihrer Eindämmung weit übertrifft." Wichtig sei, die grundlegenden Ursachen zu bekämpfen: Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheit.
In Simbabwe hat der Anteil HIV-Infizierter unter den Schwangeren dem Bericht zufolge von 26 Prozent (2002) auf 21 Prozent (2004) abgenommen. Dazu habe vermutlich ein Wandel in den sexuellen Gewohnheiten beigetragen: Bei flüchtigen Sexkontakten nutzten 86 Prozent der Männer und 83 Prozent der Frauen inzwischen Kondome. Möglicherweise nehme in Simbabwe auch die Zahl der Sexpartner ab. Die Infektionsrate in dem Land sei aber weiter sehr hoch.
In Deutschland haben sich nach Angaben des Berliner Robert Koch- Instituts (RKI) von Januar bis Juli dieses Jahres 1164 Menschen neu mit dem Aidsvirus angesteckt, rund 20 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2004. Die Ursachen sieht das RKI vor allem im zunehmenden ungeschützten Sex. Selbst bei neuen oder kaum bekannten Sexpartnern werde zunehmend auf Kondome verzichtet.
würdet ihr sagen, dass speziell für euch auch die gefahr besteht infiziert zu werden?