Oh, ein vierfach aufklappbares Digi-Pack! Äh, ist ja alles schwarz auf schwarz, na gut, sehr dunkle Graustufen sind gleichfalls zu sehen oder eben nicht! Im Original schlechter zu erkennen als auf dem Bild.

Zu diesem Zeitpunkt prädiagnostizierte ich mir ein akzeptables, in keiner Weise bahnbrechendes Stück Todesblei. Weit gefehlt, das Ding ist grottig. Das trifft, so widersprüchlich es anmutet, weder auf die transparent brutale Produktion, noch auf die grundsätzlichen schreib- und spieltechnischen Aspekte der Involvierten zu. Zu den Involvierten: Die Band hat bereits ein Demo und eine EP vor diesem Opus unter die Menschheit gebracht. Ich kann keine Angaben über Mitgliederfluktuationen finden und genau das irritiert und erwächst ein Mysterium aus sich heraus, welches für die Zerstörung des Albums verantwortlich ist. Laut MySpace gibt es neben Logan, Gabe und Matt noch D.J. und J.B.. Letztgenannter ist im Booklet nicht aufzufinden, dafür aber ein ominöser T.J., der anstelle der von mir erwarteten zweiten Gitarre ein Keyboard nutzt. Warum??? Ich kann nicht mal behaupten, er würde es beherrschen. Das Einzige, was davon hier beherrscht, nein unterdrückt wird, ist die Gesamtwirkung. Mit seinen lang gezogenen "Haaas und Hööös" sabotiert es gekonnt jeden erdenklichen Rhythmus, den der Rest der Truppe aus dem Old- und Newschool DM abzuleiten weiss. Das Schlimmste ist, es geht noch weiter. Entweder hat das Teil nur die Einstellungen Orchestral 1-3 oder T.J. ist eigentlich Pianist und hat keine Ahnung wie er diese verdammte Voreinstellung ändern kann und natürlich auch niemand anderes, der bei der Entstehung Pate stand. Durch dieses penetrante Gesäusel erinnern die Jungs mich gelegentlich an Bleeding Through (BT) ab dem dritten Album.

Bevor ich die markerschütternde Diagnostik an ein paar stellvertretenden Songs fortführe, eine kurze Verschnaufpause mit positiven Aspekten. Der Metal im Hintergrund besticht mit einer recht attraktiven Verbindung von The Black Dahlia Murder (TBDM), My Darkest Hate und BT. Sänger Logan könnte stimmlich übrigens ein Bruder, jedoch kein Zwilling, von Trevor Strnad (TBDM) sein. Die solide, nicht virtuose Musik wird von beachtlichen Soli geziert und einem Schlagwerk angetrieben, dass alle Tempi kennt aber eine Vorliebe für Double-Bass Spielereien in ruhigen und/oder moshigen Augenblicken hegt. Interessanterweise gibt es nicht nur diese Phantomperson, sondern ausser Logan und Gabe nehmen heute auch alle andere Positionen in der Band war. Ich sag mal Multitalente bis auf T.J..

Ein abschliessender Blick ins Horrorkabinett! Im Opener "Monster Condo" begeht T.J. einen diletantischen Versuch Ray Manzarek (The Doors) zu imitieren. Die Begleitung als auch der tragende Mittelteil in "Mobius Strip" sind so gespenstisch oder mystisch, wie ich mit meinen 1,65 m und 60 kg einen super Defensespieler im American Football abgeben würde. "Battle On" lässt den Alptraum eines Keyboardsolos Gestalt annehmen. Meine auf persönlichen Erfahrungen basierende Vermutung: T.J. hat seine Kindheit in Bottrop verlebt und die selbe Biolehrerin gehabt wie ich oder mit seiner gleiches erlebt. Und nun versucht er in diesem Solo den Balzruf des Zilpzalps (Singvogel), den er bestimmt 20 mal wiederholen musste nachdem sie es vorgemacht hatte, so zu verarbeiten, dass er das lang ersehnte karthatische Befreiungsmoment, dass sich seine malträtierte Psyche seit dieser Erfahrung herbeisehnt, endlich erlangt. Hoffentlich hat er sein Ziel erreicht, es würde uns allen gut tun. Juchuuhh!!! "Material Existence" hat einen "Sterne-Funkel-Geräusch"-Effekt über 20 Sekunden lang. Sollte T.J. doch wissen wie man so ein Ding bedient und geht ganz bewusst so sparsam mit den Möglichkeiten um? Vielleicht überrascht er beim nächsten Scheibchen mit Bagpipe 1-3! Verdammt ich kann nicht mehr! In "Symbiosis" zerstört das Elektro-"Hiep-Hüp" das komplette Lied und löst im Mittelteil, durch eine miserable, dem Titel entsprechende, Symbiose aus dem allseits bekannten "Psycho"-Sound und der "Akte X"-Serienmelodie, Brechreiz bei mir aus.

Fazit: Nachdem ich mir Luft gemacht habe, bin ich so Objektiv wie möglich. Ohne den "dritten Zwilling" hätte die Platte wohl 8 oder 9 Punkte für sich gut machen können. Bestimmt gefällt "King’s To You" irgendwem, doch nicht mir. Ich weiss nicht was das soll. Fans von Übergangsscheiben wie "Tales From The Southand Lakes" und "Elegy" von Amorphis werden verdutzt sein, wie falsch man Atmosphäre und Soundfülle erzwingen kann, obwohl man sich sehr ähnlicher Mittel wie die alten Haudegen bemächtigt.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

BombWorks Records

Veröffentlichung

3/2010

Format

CD

Land

Genre

Death Metal