Ja, was war die Freude gross als ich gelesen habe, dass Lunar Aurora im März dieses Jahres wieder ein Album auf den Markt schmeissen. Doch nach der ersten Vorfreude kamen die ersten Zweifel: In welche Richtung würde "Hoagascht" gehen? Würden sie versuchen, den Vorgänger "Andacht" zu toppen? Meiner Meinung nach war dies der Höhepunkt der Veröffentlichungen aus dem Hause Lunar Aurora. Dies hätte dann ein schwieriges Unterfangen werden können. Als deutlicher Hinweis auf eine andere Richtung erschien aber die Tatsache, dass alle Texte in bayrischem Dialekt geschrieben wurden. Nun gut, es sollte sich bewahrheiten...

"Hoagascht" klingt erst mal minimalistischer als der Vorgänger. Das will heissen, dass die "gregorianischen" Chöre nicht mehr auftauchen. Überhaupt wurde die Anzahl der Samples, von Regen und dergleichen mal abgesehen, deutlich reduziert. Der Sound geht ebenfalls wieder in etwas weniger aufwändige Gefilde. Man könnte sagen, "Hoagascht" ist insgesamt zugänglicher ausgefallen, trotz der Produktion. Dies soll aber nicht als einfaches Album verstanden werden – meiner Meinung nach ist es bei genauerem Hinhören eine sehr vielschichtige Platte geworden. Wenn ich mich ganz drauf einlasse, bin ich oft schier begeistert von dem Einsatz einzelner Beckenschläge. Ja, es ist ein Drumcomputer – es geht aber um die Idee des Einsatzes. An vielen Stellen sind es nur wenige, teils einzelne Schläge, aber wirklich ganz genau da, wo sie hin müssen – nicht zu viel, nicht zu wenig. Das grösste Tennis spielen aber die Keyboardeinsätze und vor allem deren Melodien in "Beagliachda". Die sind einfach nur grandios, ich kann's nicht anders sagen. Anzumerken sei noch, dass sich alle Titel im Midtempo-Bereich bewegen, trotzdem (oder gerade deswegen) sind alle höchst abwechslungsreich. Die Blastbeats wurden wohl zugunsten der grossen Atmosphäre eingemottet. Gute Entscheidung!
Noch ein Wort in Bezug auf "Andacht": Ein direkter Vergleich zwischen beiden Alben ist nicht angebracht, wenn es nach mir geht. Die zwei Werke, ein hier wirklich mal angebrachtes Wort, gehen in verschiedene Richtungen. Andererseits sind sie auch nicht wie Tag und Nacht, eher wie Äpfel und Birnen. Die Grundstimmung auf "Andacht" ist nach meinem Empfinden sehr düster, bedrückend, beklemmend. "Hoagascht" hingegen wirkt teilweise sogar hoffnungsvoll - man höre dazu nur mal die zweite Hälfte von "Reng", dem (zufällig?) letzten Titel. Das mögen andere nicht so sehen, für mich ist die neue Scheibe sehr kraftvoll, auf eine fast positive Art und Weise.

Bleibt abschliessend zu sagen, dass mit "Hoagascht" definitiv einer DER Höhepunkte des jungen Jahres 2012 veröffentlicht wurde. Hiermit sei eine ganz klare und dringende Kaufempfehlung ausgesprochen! Ein einziges Album solcher Klasse macht einen Grossteil der deutschen Black Metal-Scheiben wirklich völlig überflüssig. Gross, gross, gross!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Cold Dimensions

Veröffentlichung

6/2012

Format

CD

Land

Genre

Black Metal

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