Der arabische Frühling wird in Ägypten langsam aber sicher zum trocken-heissen Sommer, in dem Parlament und Demokratie genau so wenig zu sagen haben wie zu Zeiten der grossen Pharaos. Exakt in diese harschen Zeiten entführen uns Nile mit "At The Gate Of Sethu" nun schon zum siebten Mal. Wiederum stehen ägyptologische Schriften aus vergangener Zeit und H.P. Lovecraft Pate, wenn es textlich in Richtung altes Ägypten geht. Traditionelle und weniger traditionelle orientalisch Einspielungen bilden die musikalische Symbiose dazu.

In Anbetracht der kompromisslosen Prügelei der Mannen um Karl Sanders kann man sich geradezu vorstellen, mit welcher Energie die Sklavenhalter in den Katakomben auf ihre Leibeigenen eingeprügelt haben. Mit unsäglicher Gewalt splittert die Rhythmussektion den Donnerhagel über den geneigten Hörer. In einer unvergleichlichen technischen Konsequenz malen sich die Striemen auf der Sklaven Rücken. Auch wenn der mythologische Koloss das Tempo höchstens zwischen blitzschnell und sehr schnell variiert, besteht auch im aktuellen Werk genügend Abwechslung für das Schwermetallohr. So sind die Wechsel zwischen schreienden Soli, fast Thrash-artigen Fabrikationen und dumpfem Gewitterhagel extrem annehmbar gestaltet. Dass der Trommler dabei mindestens so viele Extremitäten haben muss wie ein ägyptischer Skarabäus versteht sich von selbst, ansonsten lassen sich diese enormen Wechsel und Geschwindigkeitsorgien schlicht nicht erklären. Das Prädikat technischer Death Metal lässt sich aber nicht nur auf die opulenten Trommelkünste zurückführen, sind doch auch die Gitarren-Spielereien nicht weniger akrobatisch. Des Hörers Gehirnwindungen werden wortwörtlich seziert und im nahtlosen Anschluss in komplett anderer Reihenfolge wieder in den Kopf gepflanzt.

Mit "At The Gate Of Sethu" besinnen sich Nile zurück auf die Zeiten von "In Their Darkened Shrines". Die wuchtigen Grunzschreie, die gezielten Orient-Samples und das dynamische Gesamtpaket machen das Neuwerk zu einem wahren Ohrenschmaus, der mit als das schwärzeste Album der Amerikaner tituliert werden darf. Karl Sanders umschreibt es selbst am besten: "Wir folgen einem hohen und reinen Zweck - Musik zu kreieren, die bösartige Emotionen in die Herzen, Hirne und Ohren der Hörer pflanzt".

Dass Nile seit zwanzig Jahren funktioniert ist der einzigartigen Fähigkeiten der technisch versierten Haudegen zu verdanken. Dazu denkt sich der Trupp in einer akribischen Art und Weise in das ägyptische Motiv ein, so dass eine deutliche Distanz zu normalen Todesformationen entsteht. Nile schaffen es auf ein Weiteres mit ihrer radikalen Brutalität Bilder zu schaffen und trotz gewaltiger Prügelei in des Hörers Windungen zu verweilen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

7/2012

Format

CD

Land

Genre

Death Metal

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