Ich gebe ehrlich zu, dass ich klammheimnlich auf einen Verriss hoffte, als ich die mir unbekannten ALGOR aus unserer Reviewliste aussuchte. Der Name könne eigentlich nur stinklangweiligen Schlafzimmer-BM versprechen, war mein Gedanke. Also flugs die Scheibe auf den MP3-Player gezogen und während der Erledigungen in der Stadt berieseln lassen. Nichts da - ich hatte mich getäuscht!

Das sehr atmosphärische Intro glänzt vor allem durch ziemlich schnieke Keyboards. Aber auch das kann unter Umständen Schlimmes ahnen lassen, wenn man an gruselige Bands wie Graveworm denkt. Doch der erste "richtige" Titel wartet dann gleich mit zünftigem Geholze auf und die bösen Vorahnungen scheinen sich nicht zu bestätigen. Die Herren Algor verstehen ihre Musik ordentlich hinsichtlich Tempo, Melodien und Instrumenteinsatz zu gestalten. Mal kräftiges Gebretter, das in ein melodiöses Midtempo wechselt und sich schliesslich sehr sphärisch auflöst - und wieder Geholze. Auf "Hierofania" passiert ständig etwas, die Melodien sind einfallsreich und auch die Keyboards sind durchweg sehr geschmackvoll eingesetzt. Zeitweise erinnert die ganze Kiste von der Atmosphäre her sogar an eine leichter zugängliche Version von Negura Bungets Meisterwerk "Om"! Hierzu tut der Gesang sein übriges, der im positiven Sinne sehr an die Rumänen erinnert. "Mysterium tremendum" kann nach einem stimmigen Tastenintro in der zweiten Hälfte das Album mit ein paar Thrash-Einsprengseln würzen, was wirklich gut funktioniert. Im letzten Drittel dachte ich, dass sich eigentlich eine Akustikgitarre noch ganz gut auf der Platte machen würde - und siehe da, auch die kommt zu ihren Ehren. Das Duo versteht sein musikalisches Handwerk ohne Zweifel!
Inhaltlich geht es übrigens um theologisch-philosophische Konzepte von Mircea Eliade und Rudolf Otto. Der Albumtitel (dt. "Hierophanie") bezeichnet das Aufscheinen des Heiligen im Profanen. Da mein Slowakisch aber etwas eingerostet ist, kann ich zum Inhalt nicht mehr sagen, finde aber, dass es einerseits interessant klingt und andererseits auch mal etwas anderes ist. Letztlich ist's aber ein (vermutlich) zum Genre passendes Textkonzept!

Dem einen oder anderen mögen die Keyboards eventuell etwas zu kitschig oder zu dominant sein. Man muss für diese Art Black Metal natürlich einen Nerv haben - Archgoat-Puristen werden hier nicht unbedingt ihre Erfüllung finden. Jedoch dürfte das auch nicht unbedingt die anvisierte Zielgruppe sein, was ein Blick auf das Textkonzept deutlich macht.

Ich aber für meinen Teil empfinde die Platte als echten Überraschungstreffer, die ich mittlerweile schon erstaunlich oft gehört habe - und das nicht nur, damit der Wocheneinkauf etwas unterhaltsamer gestaltet wird. Wer also atmosphärischen, tiefgehenden Black Metal mag und obendrein (so wie meine Wenigkeit) ohnehin eine Schwäche für die osteuropäische Szene hat, dem sei "Hierofania" empfohlen!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Hexencave Productions

Veröffentlichung

10/2014

Format

CD

Land

Genre

Black Metal

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