Manchmal ist etwas von solch unsäglicher Schönheit, dass es einem fast zerreisst: Mit keltisch anmutenden Melodien über atmosphärischen Gitarrenweiten, verzauberten Zwischenspielereien und Kompositionen von einer schier andersweltlichen Anmut hinterlässt einem das dritte Saor-Album unweigerlich in der verträumten Starre melancholischen Schmerzes.

Nachdem auf den Vorgängern "Roots" (2013) und "Aura" (2014) kompositorisch wie auch mixtechnisch noch zielloses Chaos herrschte, ist es eine umso grössere Freude, "Guardians" zu lauschen: Die Kompositionen lassen sich mit durchschnittlich 11 Minuten viel Zeit, sich voll zu entfalten, wodurch hier und da gesuchte Längen entstehen. Jedoch fliessen die einzelnen Teile auch so ungezwungen ineinander, dass angesichts dieses Flusses die Langeweile ausbleibt und die verträumte Stimmung restlos übermannt.

Auch dieses Mal kommen klassische schottische Folkinstrumente wie die Fiedel, Whistle oder Dudelsack zum Einsatz – wen es davor im Metal graust, muss sich hier jedoch nicht fürchten: Andy Marshall – der Name hinter dem Einmann-Projekt Saor – hat für die Folkanteile nicht nur hochwertige Gastmusiker engagiert (u.a. Ex-Eluveitie Meri Tadic an der Fiedel), sondern schafft es, die entsprechenden Instrumente so geschickt einzubinden, dass sie zwar einen wichtigen Teil des Sounds ausmachen, jedoch an keiner Stelle nerven. So sorgfältig ist alles arrangiert, dass jedes Instrument auf natürlich anmutende Weise einen sinnstiftenden Platz erhält.

Das einzige wirkliche Manko der Scheibe ist auf der produktionstechnischen Seite zu finden, obwohl in diesen Belangen im Vergleich zu den Vorgänger-Alben schon einiges passiert ist. Trotzdem verschwimmt auch auf "Guardians" alles zu sehr, sodass gewisse Stellen manchmal zu überladen wirken und mit viel Wummern das Gehör überstrapazieren. Gerade die sehr kraftvollen Growls hätten etwas roher gemischt sein dürfen, um noch mehr Wucht zu erhalten.

Spätestens beim Outro von "The Declaration" ist das aber alles verziehen und vergessen, so wie man dann auch unweigerlich alles andere um sich herum vergisst – so unbeschreiblich schön wirken sich hier Fiedel und Gitarren entgegen. Und "Guardians" ist voll solcher Momente, in denen es einem vor unsäglicher Schönheit – so kitschig es sich anhören mag – in guter schottischer Folk-Tradition fast das Herz zerdrückt. "Guardians" ist ein wahres Zauberwerk, das durch verträumte Melodien und andersweltliche Atmosphäre fasziniert und bannt.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Northern Silence Productions

Veröffentlichung

11/2016

Format

CD

Land

Genre

Folk Metal

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