Mit Branntwein haben die Ungarn von Hænesy ganz und gar nichts am Hut. Auch wenn der Name eine reine Aneinanderreihung von Buchstaben ohne Bedeutung ist, bedeutungslos ist das musikalische Destillat nicht. Im Gegenteil: Es herrscht frostige Harmonie im Post Black Metal Gewand auf dem Zweitwerk des Dreierpacks. In dichter Atmosphäre trifft der Blackgaze auf klassischen Schwarzstahl. Das Gesamtbild wirkt über grosse Strecken harmonisch und voller Melancholie.

Damit ist alles wie es von einem derartigen Gesöff zu erwarten ist: vielschichtig im Geschmack, dicht an Atmosphäre und im Abgang bleibt ein fahler Nachgeschmack einer sich nähernden Depression. Richtig temperiert trifft das Würzige auf die richtige Pfeffernote und es bleibt ein vollmundiger Nachhall aus Feigen und schwarzer Schokolade. Aus dem Synästhetischen übersetzt heisst das: Ein raues Klanggewand voller schleifenden Gitarren und verzerrten Kreischgesängen vermengt sich mit rasendem Hall. Dazwischen reihen sich schleppende Harmonien, die im Erzählstil vorgetragen Bilder voller Wehmut entstehen lassen. Die ungarische Sprache spielt dabei die Rolle des Verschlüsselns verdeckter Botschaften.

Sicher hat Hænesy die Welt der Spirituosen nicht neu erfunden und greift auf längst bekannte Essenzen zurück. Doch auch wenn Ungarn nicht gerade zur Hochburg gebrannter alkoholischer Getränke mutieren wird, setzt sich Hænesy mit ausserordentlich guten Akzenten ins Regal von Sear Bliss oder Realm of Wolves, wenn sich auch geschmacklich auf «Garabontzia» eine ganz andere Klangnote ergeben hat.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Purity Through Fire

Veröffentlichung

2/2021

Format

CD

Land

Ungarn

Genre

Black Metal

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