Also wenn Sinister weiterhin 200 Jahre pro neue Platte brauchen, dürften Altar auch in Zukunft einer der grossen, holländischen Death Metal Hoffnungen bleiben (sie bestehen immerhin schon seit 1992), denn spätestens nach dem letztjährigen Kracher In The Name Of The Father ist mit dieser Todeskäseformation unbedingt zu rechnen.

Altar spielen puren Adrenalin Death, der einem durch seine druckvolle und staubtrockende Produktion förmlich um die Ohren fliegt. Trotz einer gewissen Schnörkellosigkeit und Direktheit wird Red Harvest zu keiner Sekunde langweilig. Ein grosses Lob muss man hierbei sicherlich auch dem Powerdrummer Sjoerd Visch aussprechen, der auf diesem Album eine supertolle Verprüglungsorgie hinlegt. Ein weiteres, grosses Plus der Holländer ist das stetige Zusammenspiel von Midtempo- und Uptempopassagen mit gelegentlichen Blastattacken, welche sich permanent abwechseln und somit die Songs interessant gestalten. Geht’s erst mal richtig rund, erinnert so manches an deftiges Deicidematerial, aber statt ständig im Doublebassbereich herumzurasen, bewegen sich die Holländer viel im "normalen" Uptempobereich, worin sich der Vokalist Edwin Kelder mit seinen kräftigen Growls natürlich sehr gut in Szene setzen kann.

Doch das ist längst nicht alles. Altar haben auch ein grosses Flair für den Midtempobereich und Grooveeinlagen, die sehr oft mit melodic Death Riffs ausgestattet werden, um der ganzen Chose ein bisschen Melodie zu verpassen. Eine weitere Facette von Altar sind die klassischen Metalriffs und die etwas britisch klingenden Doppelleads (die Gitarristen haben garantiert mindestens fünf Iron Maiden Platten zu Hause), die immer wieder, manchmal weniger und manchmal mehr auffällig, in die Songs reingeschmuggelt werden. Denkt man sich vor allem im mittleren Tempobereich ein paar Doublebassdrums weg, kommt die Vorliebe zum traditionellen Metalriffing ziemlich gut zum Vorschein. Beim zurückgeschraubten Red Harvest und dem instrumentalen To My Friends hört man dies besonders gut heraus.

Ein äusserst herausstechender Titel ist sicherlich The Unbeliever, denn diesem folgt nach einer stark von Melodien geprägten Raserei ein völlig unerwarteter Zwischenpart, der mit seinem eigentümlichen Soloteil so richtig schön kitschig wirkt, um anschliessend wieder zum Ursprungsgeprügel zurückzukehren. Aber das ist nur eines von zahlreichen Beispielen dieser Art, denn Altar haben so manch kleines Ueberraschungsei in ihrem Material versteckt. Schon beeindruckend, dass die Holländer bei all diesen kleinen Spirenzchen unter dem Strich dennoch eine bretterharte und echte Death Metal Scheibe abgeliefert haben, denn Zweifel bekommt man betreffend der Grundausrichtung von Altar eigentlich nie. Zwar starten viele der Tracks etwas harmlos, beinahe schon bedächtig, aber das hält die Holländer niemals davon ab, nach kurzer Anlaufzeit voll auf’s Powerpedal zu treten. The Stress Factor und Spikes And Pain sind echte Paradebeispiele für die Spannungsaufbautaktik dieser Death Metal Truppe und dürften somit als geeignete Anspieltips empfohlen werden. Das einzige Pfui dieser Platte ist das Booklet. Der Farben- und Typberater, der diese Mischung aus Blutrot und Himmelbau empfohlen hat, sollte unverzüglich gefeuert werden. Nun ja, eigentlich passt’s ja für eine Death Metal Platte. Brutale Musik für die Ohren, brutale Farbenzusammenstellung für die Augen.

Schade eigentlich, dass Altar dieses Mal nicht wieder eine Coverversion auf die CD gepackt haben, denn Iron Maiden’s The Trooper vom In The Name Of The Father Album war ein echter Spass. Dennoch haben Altar mit Red Harvest bewiesen, dass auch zukünftig voll mit ihnen zu rechnen ist - "in your face" statt Technikerfanatismus lautet hier die Devise. Das ist eine gute Devise (und das ist ein nicht gutes Deutsch - Red.).

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Pavement Music

Veröffentlichung

8/2001

Format

CD

Land

Genre

Death Metal