Kategorie: Filmkritik
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Power It Up haben über die Jahre ohne Zweifel bewiesen, dass sie zu einer grundsoliden Anlaufstelle für hochwertige Veröffentlichungen im Grindcore Sektor gereift sind... Power It Up haben über die Jahre ohne Zweifel bewiesen, dass sie zu einer grundsoliden Anlaufstelle für hochwertige Veröffentlichungen im Grindcore Sektor gereift sind. Seit 2004 wagt man sich nun schon, dem - in Form des Giants Of Grind Festivals - einige eigenständige Beiträge zuzusteuern. Von der zweiten Ausgabe besagter Veranstaltung gibt es jetzt einen DVD-Sampler zu erstehen, der sich durchaus sehen lassen kann.

Die Ausstattung ist vorbildlich und mit insgesamt 114 Minuten bemessen, welche nicht nur Live-Mitschnitte, sondern auch Interviews sowie eine Fotogallerie einschliessen. Dabei bewegen sich sowohl Klang- als auch Bildqualität auf einem sehr hohen Niveau. Bei der Wiedergabe mit dem PC sei jedoch jedem ans Herz gelegt, einen besseren Player als Power DVD zu benutzen (also z.B. Sonic CinePlayer, Realplayer etc.), da dieses Programm den ohnehin recht kleinen Bildausschnitt (dank der Balken für den Kino-Effekt) zu ca. 5/7 mit einem Grauschleier unterlegt, in dem die Bewegungen der Musiker nachwischen und sichtbar bleiben.

Das Line-Up des zweiten Giants Of Grind Festivals ist mit Antigama, Total Mass Destruction, Third Degree, Mastic Scum, Dysmorfic, Depression, Mesrine, Suppository, F.U.B.A.R. und Jigsore Terror bis auf wenige Ausnahmen sehr gut besetzt. Aus insgesamt vier verschiedenen Perspektiven wird das Treiben der Musiker näher beleuchtet und so bleibt dem interessierten Zuschauer bis auf den (leider fehlenden) Blick ins Publikum nichts verwehrt.

Den Anfang machen Antigama, die, so tolle Techniker sie auch sein mögen, mich mit ihrer lausigen Performance nicht wirklich mitreissen können. Gelangweilt brettern sie solche eigentlich genialen Songs wie "Search" oder "The View" herunter, wobei besonders der kreischende Tom Hanks Verschnitt doch ziemlich enttäuscht. Sein teilweise arg schwachbrüstiger Gesang geht immer wieder im Geschehen unter und lässt mehr Hoffnung in die nachfolgende Band, die den Namen Total Mass Destruction trägt, setzen.

Bei eben jenen geht es zum Glück wesentlich spannender zu. Insgesamt zwar auch noch zu verhalten und bewegungsarm, jedoch mit sichtlicher Spielfreude vorgetragen, gehen die Songs sofort ins Ohr und können absolut überzeugen. Das liegt auch daran, dass der Fünfer recht offen für melodische Ansätze ist und weniger auf pure Geschwindigkeit setzt.

Die nachfolgenden Third Degree gehören zu den absoluten Höhepunkten dieser DVD, denn mit solch genialer Brachialität sind nur wenige Bands gesegnet. Der Sänger schreit sich mit seinem Wahnsinns-Organ in vollkommene Ekstase und vollführt gar sonderbare Freudentänze auf der Bühne. Insgesamt ist der Auftritt auch genau wegen diesem temporeichen Auftreten sehr schön anzusehen, denn alle Musiker sind zwar hochkonzentriert allerdings auch mit Leib und Seele bei der Sache. Genau hier lassen sich die qualitativen Unterschiede zu ihren Labelkollegen von Antigama ziehen.

Ebenso spannend geht es auch mit den Österreichern von Mastic Scum weiter, welche mit "Mind" einen der besten Grind Bolzen der letzten Zeit vorgelegt haben. Leider jedoch sind sie auf diesem DVD-Sampler mit nur zwei Songs vertreten, welche es jedoch umso mehr in sich haben. Es handelt sich dabei um "Human Scum" und "My Minds Mine" von erwähntem neuen Album. Der Shouter ist ständig bemüht, die Show nie langweilig werden zu lassen und rennt mal im Kreis, bangt dann wie ein Irrer und setzt schlussendlich zur nächsten Hasstirade an. Dabei ist besonders dem Drummer die Spielfreude richtig ins Gesicht geschrieben.

Über Dysmorfic möchte ich jedoch nicht viele Worte verlieren, denn ihr "Epileptic Grindcore" ist eine Beleidigung für das Genre und plötzlich versteht man, warum alle Welt diese Musik als dissonanten Krach abstempelt.

Depression aus deutschen Landen hingegen sind wohl die Showmaster des Festivals und haben einen enormen Unterhaltungswert. Sie lassen es zuerst langsam angehen und machen es sich mit einer Flasche Schnaps gemütlich, bevor sie richtig loslegen und sich der Sänger mit einem als Hannibal Lector verkleideten Genossen ein Grunzduell liefert. Aber sie können nicht nur eine gute Show abliefern, sondern bieten nebenbei auch noch äusserst schmackhaften Grind.

Mesrine aus Kanada sind hingegen ein wahrer Exot, der allerdings seine volle Daseinsberechtigung hat. Für mich die (!) Band des Abends. Hier wird nicht nur der Vorschlaghammer herausgekramt, sondern es werden auch richtig groovige Mid-Tempo Kunststückchen zum Besten gegeben. Der erste Song "André Gagnon" ist ein solcher, der absolut eingängig und Todesblei-verseucht daherkommt.

Bei Suppository aus dem Land des Goudas geht es dann allerdings weit weniger spektakulär zu. Technisch einwandfrei und präzise, aber zu vorhersehbar sind ihre Songs. Der Funke mag einfach nicht so recht überspringen und man nimmt die unscheinbare Show gar nicht wirklich wahr.

F.U.B.A.R. drücken das bisher eigentlich recht hohe Grundniveau gewaltig in den Keller. Die Niederländer fühlen sich offenbar sehr wohl mit dem was sie spielen, aber dass es einfach nur schlecht ist, sagt ihnen niemand. Warum diese Band die Position des Co-Headliners einnimmt, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Und weiter geht's...

Einen etwas ungewohnten Anblick bietet schlussendlich der Headliner in Form der absolut herausragenden Jigsore Terror. Weniger weil sowohl Basser als auch Gittarist kleidungs- und frisurentechnisch wohl in den letzten beiden Jahrzehnten hängen geblieben sind, sondern wegen der Doppelbelastung des Drummers, der ohne sich auch nur einen Fehler zu erlauben nebenbei noch den alleinigen Gesang übernimmt. Doch die Show ist trotz allem bodenständig, nicht wirklich spektakulär, aber gut. Das wird in dieser Form auch von den Fans gewürdigt, die mittlerweile aus der Reserve gelockt wurden und die Eigeninitiative ergreifen um die Band ausgelassen abzufeiern und sich mit vereinzeltem Stagediving zusätzlich bei Laune zu halten.

Der musikalische Gehalt dieser DVD ist also durchaus hochwertig und auch für entsprechendes Zusatzmaterial ist mit den komplett auf Englisch geführten Interviews ausreichend gesorgt. Diese sind leider jedoch eher nettes Beiwerk denn wirklich essentielle Ausstattung und sind nach gängigen Standard-Prinzipien geführt. Informativ sind sie allerdings allemal und deshalb besonders für solche Personen geeignet, die sich mit der Biographie einer der befragten Bands auseinandersetzen möchten. Beiträge dieser Art finden sich von Depression, Dysmorfic, Jigsore Terror, Mastic Scum und Mesrine.

Man kann Power It Up also eigentlich nur zu diesem Schritt und der gelungenen Umsetzung gratulieren, denn diese DVD dürfte für jeden Grind Fan interessant sein und ist mit 10€ (bzw. ca. 16 CHF) noch dazu absolut erschwinglich.
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