Seit 16 Jahren steht Susan Gerl aus Holland bereits auf der Bühne. Sie hat in diversen Bands, u.a. Cliteater und Desensitised viele Erfahrungen sammeln können. 2008 hat die heute 35-Jährige mit einem ehemaligen Band-Kollegen die Death Metal

Seit 16 Jahren steht Susan Gerl aus Holland bereits auf der Bühne. Sie hat in diversen Bands, u.a. Cliteater und Desensitised viele Erfahrungen sammeln können. 2008 hat die heute 35-Jährige mit einem ehemaligen Band-Kollegen die Death Metal Kapelle Murder Syndicate ins Leben gerufen. Aus Zeitgründen musste sie dieses Projekt aber wieder an den Nagel hängen, denn God Dethroned holten die leidenschaftliche Gitarristin zu sich ins Boot. Es folgte für Susan eine spannende Zeit mit viel Presse-Präsenz, Amerika-Tournee, Auftritten auf grossen Bühnen und bekannten Open Airs. Mittlerweile ist das God Dethroned-Kapitel im Musikerleben der sympathischen Blondine abgeschlossen und sie widmet sich wieder ihrer Band Murder Syndicate.

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Welchen Stellenwert hat Metal in deinem Leben?

Susan: Metal ist für mich sehr wichtig und war in den vergangenen 24 Jahren (ein Teil) mein(es) Leben(s).

Für was steht Metal für dich persönlich?

Susan: Es steht dafür, sich selbst auszudrücken, es steht für das, was du bist, Freiheit, Bruderschaft und auch Individualität.

Wie ist dein Werdegang als Musikerin? Wie verlief deine Karriere?

Susan: Sehr gut so weit! Ich habe so viel gelernt und ich lerne immer noch jeden Tag. In den vergangenen 16 Jahren bin ich um die halbe Welt gereist, habe viele Shows gespielt und bin netten und freundlichen Leuten über den Weg gelaufen.

Wie bist du zum Metal gekommen?

Susan: Meine Schwester kam eines Morgens zu mir hinauf und sagte, dass sie in der Nacht zuvor ein Metal-Programm im Radio entdeckt habe und ich es mir mal rein ziehen soll. Das habe ich getan und seitdem bin ich süchtig danach (schmunzelt).

Ist es dir wichtig, dass du nicht nur Konsument bis, sondern auch aktiv in der Szene tätig bist?

Susan: Ja, für mich ist das wichtig, da ich mir nicht vorstellen könnte, keine Musikerin zu sein. Für mich ist Gitarre und live zu spielen und meine Leidenschaft mit anderen zu teilen, die schönste und kraftvollste Art mich selbst auszudrücken.

Metal ist männlich – würdest du dieser Aussage zustimmen?

Susan: Teilweise. Obwohl es immer mehr weibliche Musikerinnen auf dem Aufstieg gibt, ist die Metal-Szene immer noch hauptsächlich eine männlich dominierte Industrie.

Wie ist selbst dein Bild von Frauen im Metal?

Susan: Das hängt total von der jeweiligen Frau ab: Es gibt da Frauen, die für mich der Inbegriff von Brutalität sind wie z.B. Angela Gossow und Jo Bench. Aber es gibt auch Frauen, die in einer Robe gekleidet auf die Bühne gehen und mit klarer Stimme singen und dabei sogar noch getrauen, sich Metal zu nennen?! Hm, das ist nicht mein Ding, das ist sicher, und ich würde diese Art von Aussehen auch nicht Metal nennen.

Es gibt einige Metal-Bands mit sexistischen Songtexten, die manchmal sogar frauenverachtend sind. Was denkst du, woher das kommt?

Susan: Die Leute, die diese Texte schreiben, können die eigentlich wirklich Frauen hassen? Ich denke, dass es meistens Macho-Verhalten ist, da ich Bands kenne (und sogar selbst in einer gespielt habe), die solche Songtexte haben und sehr oft sind die Musiker in diesen Bands wirklich nett und freundlich und eigentlich lieben und respektieren sie Frauen.

Fühltest du dich innerhalb der Metal-Szene schon einmal nicht ernst genommen oder nicht akzeptiert aufgrund deines Geschlechts?

Susan: Nein, nicht persönlich. Die Leute mögen im Internet Sachen herumposaunen, wie z.B. "Frauen sollten nicht in einer Metal-Band oder Gitarre spielen" oder was auch immer, aber ich hatte niemals das Gefühl nicht ernst genommen oder nicht akzeptiert zu sein.

Wie wirst du speziell als Musiker im Metal beurteilt? Merkst du, dass man aufgrund des Geschlechts einen Unterschied macht und dass viele Klischees vorhanden sind?

Susan: Ich denke, dass es Klischees gibt und es diese immer geben wird, weil - auch wenn es heutzutage mehr weibliche Metal-Musikerinnen gibt – die Leute immer noch überrascht sind, eine weibliche Gitarristin auf der Bühne zu sehen, da dies offensichtlich noch nicht alltäglich ist.
Was ich überraschend fand, ist die Tatsache, dass es Leute gibt, die sich selbst als meine Fans bezeichnen. In den vergangenen Jahren, nach all den Tourneen, die wir gemacht haben, habe ich so viele Reaktionen und Unterstützung von Leuten aus der ganzen Welt erhalten. Und sehr oft wurden mir Sachen gesagt wie "deine Fans warten auf dich" und "wir als deine Fans unterstützen dich". Und das ist ein wenig eine komische Erkenntnis, zu hören, dass du effektiv Fans hast (lacht). Das schätze ich natürlich total! Aber ich selbst sehe mich einfach als eine Frau, die zufällig Gitarre spielt, es liebt und dies teilen möchte.

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Was denkst du, warum gibt es eigentlich viel mehr Männer als Frauen im Metal?

Susan: Ich denke (jetzt), dass dies eine definitive Tatsache ist. Als meine Schwester und ich zusammen zu unseren ersten Konzerten gingen, waren wir manchmal die zwei einzigen Frauen dort.
Die Tatsache, dass es im Metal mehr Männer als Frauen hat, könnte mit dem Testosteron zu tun haben (lacht). Aber ernsthaft: Sich selbst im Metal auszudrücken, hat mit Aggression zu tun. Metal ist laut, lärmig und brutal – und das ist normalerweise nicht das, an was Frauen interessiert sind.

Es heisst ja, dass Frauen im Metal sich oft bewusst männlich geben, um besser akzeptiert zu werden. Hast du niemals das Gefühl, etwas von deiner Weiblichkeit zu unterdrücken?

Susan: Nein, das muss ich definitive nicht tun! Ich würde das sogar ablehnen. Aber ich denke, der Grund, dass ich es so lange "ausgehalten" habe, ist, dass ich imstande bin, mich gewissen Situationen anzupassen. Und vielleicht auch, weil ich oft in einer sehr pragmatischen Weise denke – wie es die meisten Männer tun.

Inwiefern unterscheiden sich Metal-Frauen von solchen, die nicht diese Musik hören?

Susan: Ich weiss, um ehrlich zu sein, wirklich nicht, ob es da eigentlich einen Unterschied gibt. Viele von meinen Freundinnen hören keinen Metal und sind so cool und nett wie meine Freundinnen, die Metal hören.

Thema "weibliche Reize": Findest du es okay, wenn Metal-Musikerinnen sie einsetzen, oder ist dies für die Akzeptanz/Gleichstellung schädlich?

Susan: Meiner Meinung nach hat das alles mit der Art zu tun, mit der sich eine Frau in einer Band selbst repräsentiert. Es kann auf beide Weisen funktionieren.

Können Frauen genau so Metal sein wie Männer?

Susan: (lacht) Warum nicht?! Metal, und Musik im Generellen, ist etwas, das du in dir drin fühlst. Es kommt von deinem Herzen und läuft durch deine Venen, zumindest erlebe ich es so. Und da Frauen generell sensibler als Männer sind, könnten sie sogar mehr Metal sein!
Nun, das ist eine nette Theorie, findest du nicht auch? (schmunzelt).

Gibt es Metal-Band mit Musikerinnen, die du gut findest und auch weiter empfehlen kannst?

Susan: Arch Enemy, Bolt Thrower, Acrostichon, Carina Alfie.

Danke, Susan, ich habe mich sehr gefreut, dass ich dir diese Fragen stellen konnte.

Susan: Danke für dieses interessante Interview.