Stellt euch vor: Ein kleines Metalzine namens Schwermetall hat die riesige Ehre Martl, den Bassisten von Profanity zu befragen... Ein Traum? Nein - hier das Interview! Stellt euch vor: Ein kleines Metalzine namens Schwermetall hat die riesige Ehre Martl, den Bassisten von Profanity zu befragen... Ein Traum? Nein - hier das Interview!
Euch gibt es schon ziemlich lange, genau gesagt seit 1993 und ihr habt als death-, black- und gothic Band begonnen. Welches waren die bisher prägendsten, also schönsten und schlimmsten Augenblicke während dieser Zeit? 


Martl: Habe die Ehre Andre! Erst mal vielen Dank für Deine Fragen und Deinen support! Zu den prägendsten Momenten gehörten sicherlich die line-up Wechsel der vergangenen Jahre an, da diese sehr wohl die weitere musikalische Entwicklung mitbestimmten. Nach den beiden Demos, das war so Pi mal Daumen `96 rum wurde das line-up von Tomml (guit, voc) komplett neu zusammengewürfelt, da mit der damaligen Mannschaft nicht der Weg des komplexeren und extremeren Deathmetals gegangen werden konnte. Mit Armin (drums) und meiner einer am Bass brachen wir dann zu Dritt zu neuen musikalischen Ufern für Profanity auf. Das lief auch alles wunderbar bis ich aus familiären Gründen die Band verlassen musste, dies war ein wenig schöner Augenblick für uns drei, zudem in dieser Zeit nicht absehbar wann ich wieder zurückkommen konnte. Trotz dieser schwierigen Lage konnten die Burschen in Daniel einen klasse Bassmann finden und mit ihm die erste Scheibe "Slaughtering Thoughts" und die split 7" "Drowned in Dusk" mit Lividity (US) einspielen. In dieser Zeit war die Teilname am FTC II und nicht wenige Konzerte, u.a. mit Cannibal Corpse sehr schöne Erfahrungen. Während den Aufnahmen zur 7" wurde der letzte line-up Wechsel wieder in umgekehrter Weise vollzogen so dass sich der Kreis wieder geschlossen hat, auf deutsch: Daniel wechselte zu den deutschen Thrashbrüdern von Reactor und meine familiäre Situation hatte sich genau in diesem Moment so geändert dass ich mich wieder zu 100% Profanity widmen konnte. Im nachhinein gesehen passte alles bis aufs I-Tüpfelchen zusammen, mit Daniel verbindet uns weiterhin eine enge Freundschaft! So, ab dieser Zeit ging`s dann eigentlich ständig aufwärts. Wir spielten die zweite Scheibe "Slaughtering Thoughts" ein und konnten uns damals noch nicht so richtig ausmahlen wie sehr das Album uns neue Pforten öffnen würde, sehr viele Konzerte, viele neue Bekanntschaften und wunderbare Erlebnisse entwickelten sich daraus. Ein besonderes Ereignis sind für mich persönlich immer noch die UUDays Part I, insbesondere der Gig in Zofingen, welcher von Deinen Landsmännern von der MDHF organisiert wurde. Was dort jede Band erfahren durfte war der Oberhammer!!! Seit dieser Zeit verbindet uns gerade mit den Freaks aus der Schweiz ein besonderes Verhältnis, welches auch auf dem Mountains of Death oder das gemeinsame Abfeiern auf anderen Konzerten zum Ausdruck kommt.

Da ihr schon einige Gigerfahrung habt, interessiert es mich, ob sich bei euch schon Songs als Klassiker herauskristallisiert haben, die beim Publikum besonders gut ankommen.

Martl: Als Klassiker möchte ich keinen unserer Songs bezeichnen, das können große Bands wie Morbid Angel, Death oder Suffocation für sich in Anspruch nehmen, als underground Band, und nichts anderes sind wir, käme dies meiner Meinung nach etwas zu hoch gegriffen vor. Dennoch merken wir beim anstimmen des einen oder anderen Songs dass sich dieser mittlerweile in einigen Köpfe Erinnerung verschaffte. "Drowned in Dusk" welcher auf der split 7" und auf "Slaughtering Thoughts" ist, sowie "During the Hours of Darkness" oder "Giants of Void Vortex" und vom ersten Album "An Age of Growing Tragedy" machen sich vielleicht etwas bemerkbarer als andere Stücke, wobei mir das eher schwer fällt zu beurteilen. Natürlich kommen die wirklichen Klassiker, nämlich coversongs von Possessed oder Terrorizer gut an, keine Frage. In Zukunft werden wir aber was cover angeht etwas "umrangieren", mit der kommenden 7" wird ein weiterer Klassiker von uns aufgegriffen der für Deathmetalfreaks sicherlich nicht wegzudenken wäre. Wir freuen uns schon sehr darauf den Song bei kommenden Konzerten zu spielen, da es riesig Spaß macht ihn zu zocken und runtergeht wie Öl.

Eine übliche Metalband trinkt im Proberaum Bier und will Spass. Nun sind ja Eure Songs nicht einfach und auch anstrengend zu spielen. Wie ist denn das so vor den Livekonzerten? Müsst Ihr Euch die Songs vorher nochmals schnell anschauen oder kann man sich die mit der Zeit tatsächlich komplett merken?

Martl: Also wenn es rein nach dem "Bierprinzip" geht dann sind wir keine übliche Metalband. Nichts ist schlimmer als besoffene Hampelmänner die gegen Eintrittspreise auf der Bühne einen Patzer nach dem anderen bringen. Das ist nicht unsere Art von Metal. Überhaupt, ich kann es überhaupt nicht verstehen dass für manche Bands das wichtigste der Kasten Bier ist. Bei so was könnte man manchmal echt aus der Haut fahren, gerade wenn's darum geht kurz vor einem Auftritt noch mal alles abzuchecken. Wenn dann auch noch der Veranstalter selber schon halb im Bierhimmel schwallt und sich keiner Verantwortung mehr bewusst ist dann müssen wir uns echt zusammenreißen um Ruhe zu bewahren. Was das angeht verstehe ich es absolut nicht dass teilweise so wenig an die Leute die Eintritt zahlen gedacht wird, also ich würde mir verarscht vorkommen für ein Konzert gezahlt zu haben und dann lallende Knalltüten auf der Bühne zu sehen auf die ich mich im Vorfeld schon gefreut habe. Vor Konzerten trinken wir so gut wie nichts, das wichtigste sind genügend Wasserflaschen und ein ruhiger Platz um sich auf den Auftritt vorbereiten zu können. Wenn wir uns die Songs nicht komplett merken könnten, dann hätten wir auf einer Bühne auch nichts zu suchen. Hört sich vielleicht etwas hart an, aber wir sind trotz all dem Spaß den wir an unserer Musik haben in bestimmten Punkten sehr diszipliniert und alles andre als eine Funband. Aber zurück zu Deiner Frage, müssen wir uns einfach Warmspielen - nichts ist schlimmer als mit kalten Fingern/Füßen aufzutreten und diese nicht richtig einsetzten zu können. Das Gefühl der Sicherheit für sein Instrument und in sich kehren vor einem Auftritt macht das Ganze relaxter und befreit von unnötigen Ballast.

Ihr geht ja im Frühling zusammen mit Cryptopsy, Haemorrhage und Spawn auf Tour, was erwartet ihr von dieser Tour?

Martl: Hm, was erwarten wir - eine gute Frage. Auf alle Fälle dass wir hinterher sofern hoffentlich alles gut geht um eine große Erfahrung reicher sind. Ansonsten ist es für uns natürlich DIE Möglichkeit uns einem größeren Publikum und dies auch an Orten an denen wir zuvor noch nie waren präsentieren zu können. Ansonsten erhoffen wir uns viele neue nette Bekanntschaften, Wiedersehen mit guten Freunden (MDHF - KFD,...) einen freundschaftlichen Umgang mit den anderen Bands und dass wir uns gegenseitig nicht die Köpfe im Bus einschlagen. Wenn ich ehrlich bin hatte ich als 18jähriger der damals zum ersten Mal seinen Bass umschnallte nie im Traum daran gedacht selber mal auf Tour zu gehen, heute 10 Jahre später bin ich schon sehr gespannt was da alles auf einen zukommt. Trotzdem, oder gerade deswegen bin ich sehr realistisch und weiß dass noch viel Wasser den Lech runterfließt bis wir tatsächlich im Bus sitzen, von daher heißt es den Ball immer schön flach halten, nicht dass sich dann einer den Arm bricht oder sonst noch was vorher passiert - slowly we rot!

Seit eurem letzten Output ist es schon einige Zeit her, wie denkt ihr im Nachhinein über "Slaughtering Thoughts", was würdet ihr jetzt anders machen?

Martl: Es gibt im Nachhinein immer Kleinigkeiten die man besser machen kann. Zum Beispiel kann man am Sound sehr lange basteln bis man wirklich einigermaßen zufrieden ist, irgendwann muss jedoch auch mal Schluss sein. Beim Gesang oder an den Soli wird bei kommenden Aufnahmen mehr Wert gelegt, ebenso wird der Bass als Instrument besser zu hören sein. Ein Album mit dem man 100% zufrieden ist wird es nie geben, und wenn dann wird man seine Klampfe danach an den Nagel hängen müssen weil es keine Herausforderungen mehr gibt. Wir sind im Großen und Ganzen mit der letzen Veröffentlichung sehr zufrieden, beim nexten Mal wollen wir aber noch mehr aus uns und den vorhandenen Möglichkeiten herausholen. Vielleicht hört es sich etwas hochgestochen an, aber unsere Vision von der eigenen Musik ist noch lange nicht erreicht, wir befinden uns auf dem richtigen Weg, aber der ist noch sehr weit.

Nachdem was ich von euch bisher zu Ohren bekommen habe, unterscheidet ihr euch vor allem durch die Komplexität, die absolute Durchdringung von Sound ohne hintergründliche Leere und durch die Stimme von anderen Bands. Was gibt es sonst noch, was euch von der Otto normal Death Metal Band unterscheidet?

Martl: Schwierig zu beantworten Andre, da ich nicht objektiv genug sein kann. Ich denke mal dass wir uns insofern von anderen Bands unterscheiden dass wir im großen und ganzen recht diszipliniert sind, was unsere Musik angeht da sowieso, da gibt es keine Kompromisse, darf es auch gar nicht geben. Auch grenzen wir uns vom typischen Splatter/Gore/Evil-Image ab, im Grunde haben wir gar kein Image. Wozu auch? Die Musik sollte das einzige Image sein! Wenn wir eines haben dann von den Bayern die komischerweise sich nicht ein Weizen nach dem anderen hinter die Binde gießen, versuchen konzentriert unseren Weg zu gehen und den obwohl wir mit unseren Trachtenhüten im Gepäck unterwegs sind.

Um was geht es denn bei euch in den Lyrics, wenn nicht um Splatter und Gore? Am besten suchst du dir einen Song raus und erklärst deinen Schülern Schritt für Schritt, was ihr euch dabei gedacht habt!

Martl: Hm, machen wir es anders, ich erzähle Dir um was es allgemein bei uns geht und um was nicht. Wie weiter oben schon erwähnt haben wir absolut nichts mit den typischen Splatter/Gore/Religion/Satan/Politik/Prongrind - Ding am Hut, bevor wir bei so etwas mitmachen machen wir lieber einen auf John Trady. In den Texten erscheint des öfteren eine Figur namens "Morething". Dieses Wesen ist ein Abbild eines jeden selbst und entwickelt sich durch die eigenen Entscheidungen im Leben ständig weiter. Man kann sich also durch sein eigenes Leben selber "formen", das Problem ist nur man bekommt sich lange Zeit nicht zu Gesicht bis zum ersten und zugleich auch letzten Treffen. Bei diesem "Doomsday" richtet dann der eigene "Morething" über einen selbst. Für mich ist dieses Thema etwas sehr persönliches was mir selber Angst und auch Mut macht. Im Grunde gestalte ich durch mein Handeln mein Ende und das was dahinter liegt, aus meiner Sicht beinhalten die Texte positive und lebensbejahende Elemente. 

Wenn man mit einer Band beginnt, ist wohl das grösste Ziel, irgendwann mal seine eigene Platte im CD Regal eines Ladens stehen zu sehen. Dieses Ziel habt Ihr mittlerweile erreicht. Was sind denn deine persönlichen, mittelfristigen Ziele für die Zukunft?

Martl: Das ist sicherlich richtig, der Wunsch nach vielen Konzerten und der eigenen CD ist bestimmt ein Motivationspunkt, gerade am Anfang. Mittlerweile ist es bei uns so dass wir uns immer mehr auf das eigentliche, nämlich die Musik konzentrieren. Das "Drumherum" ist uns nicht mehr so wichtig wie es vielleicht früher einmal war. Man muss nicht auf jeder Hochzeit tanzen um in der Szene einen gewissen Stand zu haben. Einzig und allein der Inhalt des eigenen Silberlings entscheidet langfristig ob man als Band bestand hat oder frühzeitig die Segel streicht. Unser oberstes Ziel ist es als Band insgesamt und jeder für sich als Musiker besser zu werden, danach kommt wie man die eigene Musik, von der man denkt dass sie nicht nur einem selber gefällt einem größeren Publikum vorstellen kann. Da sind viele Konzerte oder eine Tour natürlich eine große Chance um seinen Bekanntheitsgrad weiter aufbauen zu können und neue Freaks kennen zu lernen. Letztendlich ist das Wichtigste die Freude an der Musik, denn wenn diese nicht wäre, wären alle anderen Ziele belanglos. 

Auf einem eurer T-Shirts steht "Before you get slaughtered you must be drowned in dust". Was bedeutet dieser Satz für dich, warum habt ihr ihn auf das T-Shirt drucken lassen?

Martl: Das war quasi eine Anspielung auf die damals um einige Male verschobene Veröffentlichung von "Slaugtering Thoughts". Also die Titel der beiden bisherigen Veröffentlichungen auf Cudgel. Das "Before you you get slaughtered" bezieht sich auf "Slaughtering Thoughts" und das "you must be drowned in dusk" auf die split 7" "Drowned in Dusk" mit Lividity. Die Idee gefiel uns so gut dass wir sie beim aktuellen shirt ebenfalls verwenden. Auf der Rückseite sind zwei Songtitel des aktuellen Albums und der Titel des kommenden Albums eingebracht worden. "HateRed Hell Within" wir nach der 7" "Humade me flesh" das dritte Album werden. 

Politische Statements sind ja im Metal nicht gerade unumstritten. Äussert ihr euch politisch oder sollten Musiker grundsätzlich zwischen Politik und Musik eine Trennlinie schaffen? Haben politische Statements in der Musik überhaupt etwas zu suchen?

Martl: Grundsätzlich muss das jeder für sich entscheiden, ich kann aber, und das gilt auch für meine beiden Mitstreiter sagen dass wir unsere Musik in keinster Weise in Verbindung mit Politik bringen. Weder textlich noch bei Konzerten oder sonst wo! Ich sehe es nicht ein mir selbst in der Musik irgendwelche politischen Anschauungen aufzwingen zu lassen, da mache ich keinen Unterschied aus welcher Richtung diese kommen. Natürlich kann ich Rassismus oder fanatisches Gedankengut bei einer Band, die musikalisch klasse wäre nicht gutheißen und müsste Konsequenzen daraus ziehen. Zwar bin ich selber bis zu einem gewissen Punkt politisch interessiert und halte es auch für wichtig einigermaßen bescheid zu wissen was im eigenem Land und darüber hinaus passiert, dennoch weiß ich sehr wohl die Trennlinie zur Musik zu ziehen. Frage tausend Leute über ihre politische Anschauung und Du bekommst tausend verschiedene Antworten - diese brauche ich erst recht nicht in der Musik. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht braucht keine "Die Welt ist so schlecht aus dem und dem Grund" - Texte, vielmehr ist das Positive zu suchen und nicht das ständige Evilgetue, gerade im Metal! Dies ist meine Meinung.

So nun bist noch einmal du an der Reihe: Wenn ihr ein Treffen mit irgendeiner Band arrangieren könntet, wen würdet ihr wählen und warum. Die einzige - aber harte Bedingung ist: Die Band oder die Person muss momentan in den Charts vertreten sein!

Martl: Öhem, sauber! Keine Ahnung wer gerade in den Charts ist. Wir hören auch andere Musik, nicht nur Geholze, auch wenn dieses überwiegt, von daher wäre es jetzt nicht so dramatisch nicht Doug Cerrito sondern meinetwegen R.E.M. zu treffen. Allerdings wüsste ich auch nicht was ich die Burschen fragen würde, vielleicht ob sie auch Bud Spencerfilme und Weißwürschd mögen. Im Grunde freuen wir uns über alle Begegnungen mit netten Menschen, unabhängig ob diese in den Charts oder nebenan aus dem Juze kommen. So "groß" kann eine Band oder eine Person gar nicht sein dass sie als "Idol" herhalten muß, Gefallen finden ja, aber einen Kult draus machen nein. 

Andre, wir sagen vielen Dank für Dein Interesse und Deine Fragen! S hat an Haufen Schbaß gemacht diese zu beantworten, da sie keine 08/15 Standardfragen waren, schbitzenmäßig. Weitere Infos über Profanity gibt es auf www.profantiy.de oder bei Interesse einfach eine mail schreiben, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Dir und allen Lesern von Schwermetall best wishes und ein zünpftiges Grind On!

Ist das nicht ein herrliches Schlusswort?!