Lindisfarne aus dem Bergischen Land haben sich vorgenommen, eine alte Religion wieder aufleben zu lassen. Ihr Mittel ist der Pagan Metal. Wie sie ihre Musik verstehen und was hinter der Band steckt, war Gegenstand des folgenden Interviews.

Lindisfarne aus dem Bergischen Land haben sich vorgenommen, eine alte Religion wieder aufleben zu lassen. Ihr Mittel ist der Pagan Metal. Wie sie ihre Musik verstehen und was hinter der Band steckt, war Gegenstand des folgenden Interviews.

Bald zweitausend Jahre nachdem ein Gottessohn die Vertreibung der heidnischen Religionen einläutete, habt ihr euch unter heidnischem Banner vereinigt, um Viking Metal zu machen. Euer Ziel: Die Welt nachhaltig zu verändern. Könnt ihr dieses Ziel genauer erläutern?

In einer Zeit, in der Menschen unseres Alters hirnlos irgendwelchen schwachsinnigen Idealen und Idolen aus Christentum und Dieter Bohlens Popschmiede hinterher laufen, wollen wir eine Alternative bieten, für Leute die ihren Kopf benutzen und nicht einfach allem nachlaufen, was ihnen vorgemacht wird. Und diese Einstellung gepaart mit unserer Musik wird die Welt nachhaltig verändern.


Alle Bandmitglieder waren bei eurer Gründung schon erfahrene Barden. Habt ihr euch vorher schon ähnlichen Klängen gewidmet oder seid ihr erst unter Lindisfarne in Richtung Pagan Metal gegangen?

Wir kamen damals alle aus den veschiedensten Musikrichtungen und hatten in unseren vorherigen Bands schon den starken Drang in diese Richtung zu gehen. Damals konnten wir den aber noch nicht wirklich ausleben. Erst die jetzige Kombination von Musikern, also Lindisfarne, machte es möglich, dass alle ihre Ideen so einbringen konnten, wie es in unseren alten Bands nicht möglich war. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum jetzt alles so gut zusammenpasst. Es klappt Ahalt nicht, wenn man in einer „Rockband“ spielt und metal hört / machen will, die anderen aber nicht.

Als ich nach der Bedeutung eures Namens forschte, bin ich nur auf eine Insel im Norden Englands gestossen, die euren Namen trägt. Hat dieser tatsächlich mit der britischen Insel zu tun und wenn ja, wie? Wenn nein, was bedeutet der Name und die Zahl 793, die ihr in der Webadresse verwendet?

In der Tat hat diese Insel nicht nur etwas mit uns zu tun, sondern sie ist der Namensgeber für unsere Band. Naja, eigentlich nicht die Insel selber, sondern viel mehr ein Ereignis was sich dort im Jahre 793 zugetragen hat (deswegen auch die Zahl in der Webadresse). Im Jahre 793 setzten sich die Vikinger in Norwegen in ihre Schiffe und steuerten gen Westen. Das erste, auf das sie stießen war eben jene Insel, auf der sich ein (heute noch) reiches Kloster befand. Die Vikinger wüteten furchtbar unter den Mönchen und beschmierten die Kirchenwände mit ihrem Blut. Eben diese Härte und Gewalt, die sich dort zugetragen hat, findest du auch in unserer Musik und deswegen: Lindisfarne – The battle has come.

Pagan beziehungsweise Viking Metal zeichnet sich vor allem durch die textliche Nähe zu den nordischen Völkern vorchristlicher Perioden aus. Über die Musik selbst, scheint der Begriff ja nichts zu sagen. Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?

Unsere Musik lässt sich wohl am ehesten beschreiben als einen guten Mix aus melodischem death und black metal. Cleane Parts hier und da sowie ebenfalls kompromissloses Geknüppel reihen sich damit zusammen und ergeben im Endeffekt eine Musik die wohl am ehesten mit der Dissection Richtung vergleichbar wäre.

„Ancient Thoughts“ war euer erstes silbriges Lebenszeichen. Worin habt ihr euch seit der Veröffentlichung dieses Demos verbessert?

Menschlich oder Musikalisch? Menschlich saufen wir halt mehr und haben immer noch genauso viel (wenn nicht mehr) Spass an der Musik und allem was sie mit sich bringt. Musikalisch: Die technische Versiertheit aller, sowie das Zusammenspiel untereinander haben sich extrem verbessert. Das wird vor allem dadurch deutlich, dass sich immer mehr verschiedene Parts aneinander reihen, die Individualität der Musik dadurch gewinnt und sowohl Tempo als auch Varietät zugenommen haben.

Mit “Vengeance Of The Elder” ist euch ein wirklich gutes Album, das einiges Neues bringt geglückt. Was bedeutet der Titel des Albums?

Vielen Dank für das Lob. Der Titel „Vengeance Of The Elder“ bedeutet, dass die älteren Götter, die sich mit der gleichen Härte und Macht, die auch unsere Musik wiederspiegelt, an den Menschen rächen werden, wenn wir weiterhin so mir ihrem Vermächtnis umgehen werden.

Ein Song dieses Album heisst „Cuimhnich có leis a tha thu”. Die Lyrics sind dann allerdings Englisch. Was bedeutet der Titel in welcher Sprache und worum geht es in diesem Song?

Das ist ein Satz aus dem alten keltischen Sprachgebrauch. Es bedeutet soviel wie „Gedenke derer von denen du abstammst“. Die Lyrics handeln von einer Reise in dich selbst und dass du dich darauf besinnen musst, woher du kommst und wo du hin willst. Das ist eine Konfrontation mit deiner selbst, die jeder Mensch irgendwann mit sich austragen sollte, um seinen Weg durch das Leben zu finden.

Worin liegt eurer Meinung nach die Faszination der nordischen Mythologie?

Die Faszination für eine leider viel zu stark vergessene Kultur liegt in deren Prinzipien. Prinzipien, die entgegen der allgemein verbreiteten Meinung, nicht nur aus Kämpfen bestand, sondern viel mehr aus Ehre, Brüderlichkeit und Friedsamkeit. Alles Prinzipien, die sich viel mehr Menschen zu Herzen nehmen und danach leben sollten. Zum anderen spielt aber auch die Bewunderung der nordischen Natur eine starke Rolle, welche ebenfalls mit dem Glauben, den du hier als „Mythologie“ bezeichnest, zusammenhängt.

Wo habt ihr die CD eingespielt und seid ihr von der Produktion her mit „Vengeance Of The Elder“ zufrieden?

Die CD wurde eingespielt in den Dark and Dusty Cellars of Eckmanns Dungeons. Also im Grünton Studio in Leverkusen.
Zufrieden, nun man hätte etwas mehr erreichen können, hätte man mehr Mittel, und somit auch mehr Zeit zur Verfügung gehabt, aber dafür, dass die Komplette CD, so wie du sie (hoffentlich) in deinem CD Player liegen hast, an 3 Tagen fertiggestellt wurde, sind wir sehr zufrieden.

Im Review habe ich’s schon angetönt, dass ihr wohl live ziemlich abgeht und als ich euch letztens in Luzern live erleben durfte, wurden meine Vorahnungen bestätigt. Was macht für euch eine gute Liveband aus?

Ein Kriterium ist auf jeden Fall, dass man live tierisch abrockt und power produziert, die sich dann auch auf das Publikum überträgt. Desweiteren muss man natürlich auch noch stehen und gut spielen können, wenn man voll ist wie 80 Russen.
Nein, im Ernst: Eine Band die vor einer imaginären Wand spielt und nicht mit dem Publikum agiert, wird niemals so gut ankommen, wie Bands die Ihr Publikum „auf die Bühne“ hölen.

Solingen scheint ja eine Richtige Metalhochburg zu sein (Ihr, Suffocated Art, ...). Ist die Szene dort gross, oder einfach nur klein, dafür umso aktiver?

Die Metal Szene im Bergischen Land ist grösser als man vermutet. Es gibt hier viele Metal Bands und Clubs (Bahndamm Wermelskirchen und EXIT Solingen RULES!!!) und der Zusammenhalt der Bergischen Metal Szene kann sich problemlos mit dem Rest der Welt messen.

Das tönt ja prima! Und jetzt: die letzten Worte gehören euch!

Okay, die gleichen letzten Worte wie immer:
Auf die Liebe, ein langes Leben, Lindisfarne und wilden Sex.
Möge das Schicksal, welches die Nornen vor Äonen für uns webten uns gnädig gestimmt sein.

Vielen Dank für das Interview. Ich hoffe wir sehen uns beim nächsten Lindisfarne Gig in der Schweiz wieder.

Wir möchten auch an dieser Stelle noch mal danke an alle Schweizer Metaller sagen, die zu dem Auftritt gekommen und derart geil mit uns gefeiert und gerockt haben. Danke Jungs. Metal Forever – Forever Metal.