Einmal im Jahr wird die Stille im schwyzerischen Muotathal gestört und für zwei Tage lässt eine Death Metal-Kapelle nach der anderen die eindrücklichen Felswände erzittern...

Einmal im Jahr wird die Stille im schwyzerischen Muotathal gestört und für zwei Tage lässt eine Death Metal-Kapelle nach der anderen die eindrücklichen Felswände erzittern. Tagsüber wird dazu die idyllische Landschaft genossen und nachts wird in familiärer Atmosphäre kräftig abgefeiert. Das Ganze geschieht anlässlich des Mountains of Death-Open Airs, welches zu den wichtigsten Events in der Schweizer Metal-Szene zählt. Haupt-Organisator und Initiant Reto Ehrler erzählt, wie viel Arbeit hinter einem Open Air steht, und was die Philosophie und Faszination des MOD ist.

Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, das Mountains of Death-Open Air zu veranstalten? Und wie waren die ersten Schritte von der Idee zur Umsetzung hin?

Also, ich habe ca. drei Konzerte selber veranstaltet unter dem Namen Demonenbrut, der mir einfach so in den Sinn kam. Es machte mir mächtig Spass, alles zu organisieren und so. Auf einmal kam mir dann die Idee von einem kleinen Open Air. War irgendwie so ein Geistesblitz. Von der Idee verging dann nicht lange Zeit, bis ich ein Konzept ausarbeitete. Ich berief dann paar meiner Freunde zu einer Sitzung ein, wo wir alles einmal besprachen. Diese waren von meiner Idee hell begeistert und sicherten mir ihre Hilfe zu. Von da an machte ich mir ein Budget, das tragbar war für mich und fing an, alles zu organisieren...

Wie gross ist der Aufwand für die Organisation des MOD, oder anders gefragt: Wie viel von deiner Freizeit opferst du dafür?

Es geht sehr viel von meiner Freizeit drauf. Vor allem die Bandanfragen sind ein grosser Teil des Zeitaufwandes. Man stelle sich vor, dass man bei Stosszeiten so sechs Bandanfragen pro Tag hat. Letztes Jahr waren es über 300 Anfragen. Manche schicken CD`s per Post oder geben ihre Homepage an. Da ich nicht einfach irgendwas zurückschreibe, habe ich mir für jede Band Zeit genommen und zumindest zwei, drei ihrer Songs angehört. Mit gebuchten Bands gab es dann ein Hin und Her und viele Fragen mussten jeweils beantwortet werden. Dies ist der zeitaufwendigste Teil des ganzen Open Airs. Zum Glück konnte ich dieses Jahr diese schwere Last meinen Freunden von der Metal Die Hard Front abgeben, die auch mit vollem Herzblut für brutale Musik dabei sind.

Natürlich kann ich jetzt nicht auf der faulen Haut herumliegen, denn es gibt noch so einiges zu tun, da ich ja sonst alles alleine organisiere; z.B: Helfer von der Feuerwehr einteilen, WC's bestellen, Bühnenplan/bau, Festzeltplan/bau, Bewilligungen einholen, Versicherungen, Helfer/Security – Einteilung, Aufbau, Mischer, Ton und Licht, Abbau, Imbissstände, Müllcontainer bestellen, Transport der Bands vom Flughafen zum Festival, und und und…

Ein wichtiger Punkt ist noch die Einteilung der Bar- und Eintrittskassen-Teams und die Getränkelieferung. Das konnte ich dieses Jahr auch abgeben, um mich ein bisschen zu entlasten. Grosser Dank gebührt daher Danja, die diese Aufgabe übernommen hat. Ich denke, dass viele den Aufwand dieses Open Airs unterschätzen, denn es gibt so viel zu tun - auch viele kleine Sachen, da bin ich froh, kann ich auf mein ca. 15-köpfiges Helferteam zählen!

Wie hat sich der Organisations-Aufwand im Laufe der Jahre geändert? Hast du jedes Jahr mehr zu tun oder eher weniger, da du ja mittlerweile die ganzen Abläufe gut kennst?

Im ersten Jahr war es natürlich verdammt viel Arbeit, bis alles einmal geplant war. Es gab dann viele Fragen wie z.B. Wo muss ich das bestellen? Wo muss ich das anfragen? Muss ich eine Spezialversicherung haben? Was für Vorschriften gibt es? etc. Aber schon beim zweiten Mal hatte ich einen übersichtlichen Ordner, wo alle wichtigen Sachen darin standen. Natürlich lernt man jedes Jahr wieder dazu und macht Veränderungen, die dann auch zu einem Mehraufwand führen – schliesslich will man ja, dass die Besucher sich wohl fühlen und man ihnen ein geiles Billing präsentieren kann. Je mehr Besucher kommen, grössere Bands engagiert werden und halt einfach die Medienaufmerksamkeit und der Bekanntheitsgrad im Allgemeinen grösser ist, umso mehr gibt es zum Organisieren.

Dieses Jahr findet die 5. Ausgabe des MOD statt. Obwohl es also erst vier Mal über die Bühne gegangen ist, hat es schon einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Wie erklärst du dir das?

Ich erklär mir das so, dass es sehr wenige Open Airs auf diesem Planeten gibt, an welchen ausschliesslich Death und Brutal Death Metal-Bands spielen. Es ist das einzige in der Schweiz und die Brutal Death-Szene hierzulande trägt einen grossen Teil dazu bei, um die Bekanntheit des Mountains of Death Open Airs in der ganzen Welt zu verbreiten, da sie einen beachtlichen Stellenwert des globalen Szene-Netzes hat. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben aber hat schon etwas.

Warum findet das MOD eigentlich so abgelegen, zuhinterst im Muotathal statt?

Weil es dadurch einzigartig ist! Wer einmal dort war und sich dieses Ambiente zu Gemüte führen lies, wird das bestätigen.

Könnte das MOD genau so gut auch in einem anderen Tal stattfinden?

Können schon, aber es wäre nicht mehr dasselbe. Der Geist der Todesberge rund um das Gelände macht eben sehr viel aus!

Wie sieht es mit der Bevölkerung von Muotathal aus, haben die kein Problem damit, dass einmal jährlich eine Horde Metaller einfällt?

Am Anfang gab es einige, die sehr grosse Zweifel hatten - und auch Angst. Ich meine "normale" Leute, die die Metalszene nicht kennen, halten uns ja immer noch für arbeitslose, drogensüchtige Raufbolde. Es gab da schon so Gerüchte, dass da im Thal hinten eine riesige Satansmesse stattfindet usw. Da aber auch viele aus der heimischen Bevölkerung am Open Air selber mitarbeiten - z.B. Feuerwehrleute, Sanitäter und Getränkelieferant - ging dann schnell mal die wahre Geschichte des Open Airs in der Bevölkerung um: Dass nämlich die Besucher des Festivals anständige, dankbare und fröhliche Menschen sind! Sicher gibt es noch vereinzelt Leute, denen es wahrscheinlich immer noch nicht passt, dass wir in ihrem Dorf ein Metal-Open Air machen, aber die meistem haben es akzeptiert und wissen nur Gutes darüber zu erzählen.

Wie viele Helfer werden am MOD benötigt und sind dies grösstenteils solche, die unentgeltlich arbeiten?

Die einzigen, die bezahlt werden, sind die Feuerwehrleute, Sanitäter und die Security. Die restlichen ca. 15 Helfer machen es für Gratis-Getränke und eine warme Mahlzeit. Auch die etwa 15 Kassen- und Bar-Helfer machen es unentgeltlich. Alles in allem sind etwa 30 Helfer am MOD beteiligt.

Es gibt zwei Sachen, die am MOD schon Kult-Status geniessen: Die “Schnäpsli“ und das Brotsandwich (Brotstück eingeklemmt zwischen zwei Fleischstücken). Hast du irgendwelche Angaben, wie viel davon je getrunken bzw. verzehrt werden?

Letztes Jahr wurden 65 Flaschen Apfelkorn vernichtet! Sollte dieses Jahr aber zu toppen sein! Beim Brotsandwich weiss ich nicht, wie viele verzehrt wurden. Es ist aber sicher der Imbiss, der am meisten verkauft wurde. Dazu wurden noch ca. 1500 Liter Bier und etliche Flaschen Whisky, Vodka und Baileys gesoffen. Diese Anzahl ist sehr beachtlich bei einer Besucherzahl von 500 Leuten.

Was macht das MOD eigentlich so speziell? Ist es die schöne Landschaft, die Band-Auswahl, das Publikum oder etwas ganz anderes?

Alles! Einmal sicher die Landschaft - rundherum steile Felswände, das ist schon sehr eindrücklich und wird vor allem von Leuten aus dem Ausland jedes Mal sehr bewundert. Dann natürlich auch die Bandauswahl, die auch sehr speziell ist; nur Death und Brutal Death-Bands dürfen am MOD spielen und sie sind dazu meist auch noch technisch sehr hochstehend! Und das wichtigste: Die Party! Bis jetzt habe ich wirklich nur positive Rückmeldungen bekommen was die Stimmung anbelangt. Es ist einfach ein riesiger Haufen Metalmusikliebender, die sich miteinander betrinken oder es sonst super lustig miteinander haben. Dazu noch geiler Sound - für die meisten auf jeden Fall - und somit macht es das Festival für die einen zu den schönsten beiden Tagen im Jahr.

Wie schon erwähnt findet das MOD nun bereits zum fünften Mal statt und erfreut sich grosser Bliebtheit. Wird nun auch die Infrastruktur für die Besucher etwas ausgebaut?

Wir legen schon auch grossen Wert darauf, dass sich die Besucher wohl fühlen, aber das Budget zwingt uns halt, auch auf gewisse Sachen zu verzichten. Ich denke aber, dass es den Besuchern sehr gut geht. Es hat zwar keine Duschen, dafür aber einen wohlerfrischenden Fluss, in dem man baden kann. Die WC`s mit fliessendem Wasser - welches man sogar trinken kann (kann man ja nicht überall!) sind sicher auch besser als Dixiklos. Es sind bis jetzt auch noch keine Beschwerden gemeldet worden und darum werden wir es so beibehalten. Mal schauen, kommt auch ganz auf die Besucherzahl an.

Du bist jetzt neuerdings "nur" noch für die Organisation des Festivals zuständig, das Booking haben die Leute von der Metal Die Hard Front übernommen. Warum dieser Schritt?

Tja, dieser Schritt ist ganz einfach zu erklären: Ich brauche mehr Zeit für mich! Da ich sonst ja alles alleine organisiere, fand ich, dass ich die letzten Jahre ein bisschen zu kurz kam mit der Freizeit. Dass die Auswahl  der Bandbookers auf die Metal Die Hard Front fiel, war ja auch abzusehen, da sie einen ähnlichen Musikgeschmack haben und sie die Philosophie des MOD zu vertreten wissen: Only Death Metal!

Fällt es dir nicht schwer, die Auswahl der Bands nicht mehr in deinen Händen zu haben?

Doch schon, gerade die Kommunikation mit den Bands per Internet oder auch auf Festivals und Konzerten machte mir sehr viel Spass. Und natürlich, dass dann sicher nur Bands spielen, die mir 100 % gefallen. Aber die Metal Die Hard Fröntler machen das auch sehr gut. Da sie mehr Leute sind und gute Kontakte pflegen, haben sie auch mehr Zeit, um auf gewisse Bands näher einzugehen oder mit der einen oder anderen grossen Band zu verhandeln.

Habe ich das richtig verstanden, dass Suffocation euch abgesagt haben, weil sie lieber ein Konzert in ihrer Heimat spielen wollen? Und bist du dafür wenigstens mit den zwei letzten bestätigten Bands (Krisiun und Necrophagist) zufrieden?

Suffocation spielen nicht, weil uns der Booker verarscht hat. Die Band hat anscheinend nichts davon gewusst. Ihr Flug nach Hause geht ca. eine Woche vor dem MOD, um noch paar Konzerte in den USA zu spielen. Genaue Infos gibt es auf unserer Homepage.

Ich selbst bin mit dem “Ersatz“ sehr zufrieden. Necrophagist liebe ich über alles, denn sie sind wohl die technischste Band überhaupt in dieser Musikrichtung. Das haben sie auch live vor zwei Jahren eindrücklich bewiesen. Krisiun finde ich auch geil und sie haben auch schon einen recht bekannten Namen.

Die Auswahl der Bands am MOD grenzt sich ja schon mal dadurch ein, dass nur Death Metal-Bands spielen. Die Auswahl grenzt sich aber noch mehr ein, da das Spektrum oft relativ schmal gehalten wird. Ich z.B. liebe Death Metal, vermisse aber am MOD zwischendurch mal eine Melodic Death-Band. Wird so etwas nie gebucht werden?

Doch schon; wir hatten ja schon Violation, Soul Demise, Fallen Yggdrasil, The Unchallenged, Rellik, usw. Aber Hauptpunkt sind halt schon die brutalen Death Metal-Bands – weil es mir persönlich und dem Grossteil des Helferteams am besten gefällt. Das ist die Philosophie des Mountains of Death. Das heisst, es wird nie eine Black, Thrash, Heavy oder weiss was noch für eine Musikstilrichtung aufspielen am MOD. Wir haben absolut nichts gegen andere Musikrichtungen, aber da wir das Ganze aus Spass organisieren bei einem Profit von null Franken, lassen wir auch nur die Bands spielen, die uns gefallen. Ich weiss, es ist sehr einseitig, aber eben das ist auch das Spezielle daran. Wir wissen genau, dass wenn wir die Bands bunt mischen, wir eine viel grössere Besucherzahl erwarten könnten. Nun geht es uns aber nicht darum, sondern mehr um die familiäre Party. Natürlich sind alle herzlich willkommen. Wenn aber jemand nur dumm rummotzt von wegen nur brutale Bands und so, dann soll er doch sein eigenes Open Air organisieren. Ist jetzt nicht böse gemeint aber manchmal nervt es halt schon ein bisschen. Fazit: von Brutal Death-Fans für Brutal Death-Fans und für alle, die diese geile Party mitfeiern wollen. No commerce, just for fun!

Was war deine jeweils schönste und schlechteste Erfahrung am MOD?

Die schönste Erfahrung ist jedes Jahr wieder, wenn ich all die fröhlichen Gesichter sehe und die geile Party, die wohl einzigartig ist! Auch die Bands, die bis jetzt alle immer von A bis Z sehr begeistert waren vom MOD und die Hilfsbereitschaft und Unterstützung aus der Szene. Das macht mich mega happy.

Die schlechteste Erfahrung war die, als ein paar Nazis das Fest störten und ich machtlos war, etwas dagegen zu tun - obwohl ich mein bestes gab. Das traurige war, dass dann viele eine falsche Meinung von mir hatten und viele Gerüchte im Umlauf waren. Es gibt dazu auch ein Interview auf der “Metal Against Racism“- Homepage.

Nochmals für die, die es nicht wissen: Ich distanziere mich in jeder Weise von diesem Gedankengut! Solche Leute haben auf dem MOD nichts verloren! Darum auch die professionelle Security, die nun für Recht und Ordnung schaut. Normalerweise geht es ja auf dem MOD voll friedlich zu und her. Und so soll es auch bleiben

Man hört, für das MOD seien nur noch wenige Tickets zu haben. ist da etwas Wahres daran?

Haha, ja ja, da gehen so einige Gerüchte herum. Kann dies aber nicht bestätigen. Es sind noch einige Tickets zu haben. Es ist aber zu bedenken, dass die Eintrittszahl auf 666 Tickets beschränkt ist. Daher wäre der Vorverkauf zu empfehlen.

Als Organisator träumt man manchmal davon, die eine oder andere Lieblingsband an den eigenen Event zu holen. Was wäre deine absolute Wunsch-Band für dein Festival?

Hm, da gibt es so einige. Gorgasm mit einem geilen Line-Up wären da schon mein Traum. Aber auch andere, vor allem Amibands wie Dying Fetus, Deeds of Flesh, Immolation. Ich könnte noch etliche aufzählen. Es haben aber auch schon etliche Lieblingsbands von mir gespielt. Schade, dass ich während des Festivals meistens zu wenig Zeit habe, um mir die Bands ausgiebig zu Gemüte zu führen.

Vielen dank für die Beantwortung der Fragen. Ausserdem wünsche ich euch viel Erfolg und schönes Wetter am 5. Mountains of Death-Open Air!

Danke, das können wir gebrauchen! Vielen Dank auch an alle Leute da draussen, die das MOD besuchen oder sonst irgendwie unterstützen! Thanks and stay evil!