Astaroth ist nicht nur einer der vier Erzdämonen. Hinter dem Namen verbirgt sich auch eine österreichische Black Metal Band, welche sich 1995 in Linz zusammentat...
Astaroth ist nicht nur einer der vier Erzdämonen. Hinter dem Namen verbirgt sich auch eine österreichische Black Metal Band, welche sich 1995 in Linz zusammentat. Auf dem ersten Album "Christenfeind" vermischten sie Highspeed-Geknüppel, schnelle Gitarrenmelodien und hasserfüllten Kreischgesang mit kurzen, ruhigen, melodiösen Mittelteilen, welche über ebenso hymnische wie auch kraftvolle Parts wieder zum Geknüppel überleiteten. Die zweite Scheibe "Sklavengott" welche 1997 nicht nur über CCP erschien, sondern auch in deren Studio aufgenommen wurde, verschrieb sich ebenfalls noch dem rauen Black Metal. Jedoch war es schon um ein grosses Stück melodiöser. Wer das Lied „Symphony of Requiem“ kennt, der weiss sicher, was ich meine.



Nach einigen Besetzungswechseln machte man sich Ende 99 an die Aufnahmen zum dritten Volllängealbum. Bei "Violant Soundtrack Martyrium" gab es dann gleich zwei Überraschungen. Nicht nur, dass die Produktion um ein vielfaches besser war, sondern es hielt auch noch ein Keyboard Einzug, das ziemlich stark im Vordergrund stand. Die Gitarren spielten plötzlich fast nur noch Begleitung. Trotzdem finde ich, dass es eines der genialsten Alben war und ist. Von den geilen Melodien und dem kraftvollen Kreischgesang konnte ich mich bis heute immer noch nicht satthören.

Irgendetwas hat dann allerdings zur Auflösung der Band geführt. Um dem auf den Grund zu gehen werde ich Nemesis, der seit 99 das Mikro und auch die Fäden der Band in der Hand hat, ein paar Fragen stellen.

Erzähl mal, warum kam es nach dem Album Violant Soundtrack Martyrium zum Split der Band?

Nemesis: Ich hatte damals mit dieser Besetzung massive private und musikalische Differenzen. Besonders was die Zukunft von Astaroth angeht. Die damaligen Mitglieder sahen Astaroth in einer anderen musikalischen Schiene, die mir so gar nicht zusagte.

Wie kam es dann dazu, dass ihr nach fünf Jahren doch wieder ein neues Album aufgenommen habt?

Nemesis: Nach dem Split mit der damaligen Besetzung nahm ich wieder Kontakt zu den Urmitgliedern auf. Alle, bis auf Berserker, waren sehr von der Idee angetan, es noch einmal mit der Band zu versuchen. Wir spielten viele Konzerte, bis aber bei allen, selbst bei mir, die Luft endgültig draussen war. Ich konnte aber doch nicht die Finger von der Musik lassen und schrieb während dieser Pause neues Material und beschloss dieses Material auch auf einen Tonträger zu bringen. 2005 war es dann so weit. Dass die alte Crew wieder mit dabei ist, ist natürlich ein doppelter Bonus.

Meine Meinung zum kommenden Album kann man ja demnächst in einem Review lesen. Wie würdest du das neue Album beschreiben?

Nemesis: Die neue CD ist für mich eine logische Weiterentwicklung. Sie ist wie Astaroth 2005 eben klingen sollte. Moderner Black Metal. Diese Art der Musik ist auch die Art der Musik, die ich gerne hören möchte. Aggressive Gitarren mit Synths, Klavier, Streichern und elektronischen Elementen. Ich habe es sehr gerne, wenn sich Stilelemente mischen.

Wenn du die Stilelemente gerne mischst, können wir dann in Zukunft vielleicht auch einmal mit echten Streichen oder gar einem Orchester oder Chor bei Astaroth rechnen? Oder ist dir das zuviel Aufwand?

Nemesis: Das wäre schon eine tolle Sache, ist aber natürlich eine Frage des Geldes und der Zeit. Das hängt sehr von unserem Label ab, ob sie so etwas finanzieren würden, aber machen würde ich das schon sehr gerne. Viel mehr Aufwand ist das nicht, da ich ja sowieso das Klavier und die Streicher am Computer programmieren muss, könnte ich ja genauso gut die Arrangements ausdrucken für ein Orchester.

Im Booklet steht bei Drummer Astaroth. Ist das der, der schon zu Gründungszeiten in der Band war? Warum war er bei der Violent… nicht dabei?

Nemesis: Das ist der Drummer, der bei der Gründung der Band dabei war. Da wir uns schon einmal nach der "Sklavengott" CD getrennt haben und ich für "Violent…" neue Mitglieder suchte, war er deshalb auch nicht auf dieser CD. Wir haben aber alle wieder zusammengefunden, was mich persönlich sehr freut.

Du sagst in einem anderen Interview, dass du alle Urmitglieder um dich scharen wolltest. Wolltest du dann ursprünglich gar nicht selbst singen? Du hast doch auf dem letzten Album auch schon gesungen.

Nemesis: Nach dem ersten Split mit der Urbesetzung (nach der "Sklavengott“) hatte ich gar keine Wahl, weil ein anderer Sänger für mich nicht in Frage kam. Also habe ich beschlossen auf der "Violent..." zu singen. Für die Neue CD war klar, dass ich ebenfalls wieder singen würde, da ich es wirklich sehr gerne mache. Ausserdem wussten wir von unserem damaligen Sänger, dass er mit Metal nichts mehr am Hut hat.

Die neuen Lieder dürften ja schon länger im Kasten sein, immerhin ist für den Song „Soulcloned“ ja auch ein Video mit auf der Scheibe. Nach dem Vanitas schon ein Stück visuell umgesetzt haben, welche ja auch bei CCP sind, gehe ich mal davon aus, dass das Label gefallen an Videodrehs gefunden hat. Oder hattet ihr selbst die Idee für das Video?

Nemesis: Solange sind die Nummern noch nicht im Kasten. Wir haben erst im Juli aufgenommen und im August in nur 3 Tagen das Video gedreht. Die Idee dafür kommt von einem sehr sehr guten Freund von uns, der in der Werbebranche tätig ist, und von mir. Wir hatten echt Glück, denn für den Video Dreh stand uns 3 Tage lang ein verlassenes Krankenhaus zur Verfügung, welches noch voll eingerichtet war.

Der Name des Albums klingt sehr merkwürdig. Bei "Organic Perpetual Hatework" denkt man eher an eine neue Dimmu Borgir Scheibe. Wie kamt ihr auf diesen Titel?

Nemesis: Nun der Titel ist der Grundtenor der CD. Er beschreibt perfekt den textlichen Kontext in dem wir uns auf diesem Album bewegen. Eben eine organische selbst bewegende, nicht aufhörende, Hassarbeit. Das kann man aber auch sehr schön auf die Bandgeschichte und unsere Discographie beziehen. Ausserdem stehe ich persönlich auf 3-teilige Titel. Hatte ich ja bei der letzten CD auch.

Bei einigen der Lieder handelt es sich scheinbar um ein geniales Konzept rund um die Seele. Man kann sich jetzt zu den Texten natürlich seine eigene Gedanke machen, aber wenn ich schon mal die Gelegenheit habe zu fragen: Was steckt hinter der Geschichte?

Nemesis: Ich sehe es als einen weiteren Schritt einer Reise. Auf den beiden Erstlingswerken beschäftigten wir uns damals sehr stark, wie jeder im Black Metal Bereich, mit Satanismus/Okkultismus, antichristlichen, heidnischen und spirituellen Themen. Da wir alle sehr spirituelle Ansichten haben. Dann ging ich einen Schritt weiter und verlegte die Thematik direkt an den Ort des Geschehens, nämlich in den Himmel. Auf "Violent..." ging es um den Krieg im Himmel. Der Krieg zwischen den Engeln. Aus Eifersucht auf die Menschen, da diese von Gott eine Seele bekamen und die Engel nicht. Auf unserem neuesten Werk geht es nun direkt um die eben erwähnte Seele und deren Abgründe. Gewissenskonflikte zwischen Kopf/Geist und Verstand in Extremsituationen. Ich habe sehr viel darüber gelesen und mich ausführlich mit philosophischen und psychiatrischen Themen auseinandergesetzt. Ausserdem habe ich mich von Filmen wie "The Machinist, American Psycho und Matrix" sehr stark inspirieren lassen, da diese für mich nicht nur ausgesprochen gute Filme sind, sondern auch sehr gut diese Thematiken über die Abgründe der menschlichen Seele widerspiegeln. Bei Matrix brauche ich kein Wort mehr verlieren, da dieser Film sowieso für sich spricht. Jeder, der den Film versteht, weiss, was ich meine.

Der letzte Track auf der Scheibe dürfte, ausser „Eugenic“, bei dem Inch die Musik komponierte, der einzige sein, der nicht deiner Feder entsprungen ist. Der erinnert mich allerdings am meisten an das Vorgängeralbum. Wer ist dieser M. Miesbauer, der die Musik sowie auch den Text verfasst hat und warum kam der Song mit auf das Album?

Nemesis: M. Miesbauer ist der bürgerliche Name von Beowulf, welcher auch bei der Gründung von Astaroth dabei war. Damals nannte er sich aber noch Myr. Der Grund warum dies so in der CD steht ist aus AKM/GEMA verrechnungstechnischen Gründen. Der Song ist deshalb auf dem Album, um eine Abwechslung zu meinen Songs zu bieten,welche meist sehr stark mit Synths und elektronischen Elementen versehen sind.

Das einzige, was mir am Sound der neuen Scheibe negativ auffällt, ist das extrem digital klingende Schlagzeug. Ist das so beabsichtigt oder habt ihr das erst am Ende bemerkt?

Nemesis: Wir haben das Schlagzeug in sehr kurzer Zeit eingespielt und wussten, dass wir einen bestimmten Sound wollten. Da die Synth, Klavier und Streicher Parts alle programmiert sind, müssen die Schlagzeugparts alle im Takt sein. Das ist bei unseren Geschwindigkeiten nicht immer ganz einfach. Also machten wir, was jede/r professionelle Band/Musiker mittlerweile im Studio macht, wir triggerten das Schlagzeug. Wir wollten aber auch einen bestimmten Sound, der zur Grundstimmung der CD passt. Steril und kühl.

Stellt Astaroth für dich jetzt ein Hobby für zwischendurch dar oder werdet ihr auch live wieder präsent sein und in absehbarer Zeit ein weiteres Album veröffentlichen?

Nemesis: Astaroth war immer ein Hobby, da ich ja nicht alleine von der Musik leben kann. Möchte ich auch gar nicht. Das soll aber nicht bedeuten, dass wir nicht live spielen werden. Ausserdem bin ich gerade dabei, neues Material für ein neues Album zu schreiben, welches dann nächstes Jahr aufgenommen werden soll.

Das mit "Hobby" meinte ich nicht Geldbezogen, sondern ob es sein kann, dass wir wieder fünf Jahre auf ein neues Album warten müssen. Aber wenn die nächste Scheibe schon im kommenden Jahr fertig sein soll, dann hat die Astaroth Fan-Gemeinde (mich eingeschlossen) ja wieder etwas, auf das sie sich freuen kann. Hoffentlich sieht man sich in naher Zukunft bei einem Konzert.

Nemesis: Nein, solange wollen wir nicht mehr auf uns warten lassen. Wir alle haben wieder Lust bekommen Musik zu machen. Konzerte sind auch schon in Planung.

Sehr gut. Das nehme ich gleich als Schlusswort und hoffe, dass ihr euer Versprechen einhaltet. Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast die Fragen zu beantworten.