Schon seit über eine Dekade metzelt sich Cattle Decapitation durch den extremen Metallzirkus. Dabei hat man nie mit Kritik an die kranken Auswüchse der Menschheit gespart...

Schon seit über eine Dekade metzelt sich Cattle Decapitation durch den extremen Metallzirkus. Dabei hat man nie mit Kritik an die kranken Auswüchse der Menschheit gespart. Mit „Karma.Bloody.Karma“ haben die militanten Tierrechtverfechter und Veganer aus San Diego bisher ihr wohl dunkelstes und nihilistischstes Werk veröffentlicht. Auch sonst gab es einige mysteriöse Ereignisse um die Band. Schwermetall hat nachgebohrt und was die tiefen Löcher für Geheimnisse offenbarten könnt ihr in den nächsten paar Zeilen nachlesen.

Euer drittes Werk „Karma.Bloody.Karma“ steht kurz vor der Veröffentlichung. Seid ihr zufrieden mit dem neunen Album und der geleisteten Arbeit?

Travis: Ja, wird sind ziemlich glücklich mit dem Album. Natürlich findet man stets Stellen, die man im Nachhinein ändern würde, aber auf dieser Scheibe hat es nur wenige davon. Ich bin total begeistert wie die Lieder schlussendlich herausgekommen sind. Es hat sich bezahlt gemacht, im Studio die Stücke so detailliert auseinander zu nehmen. Wir haben viele neue Sachen ausprobiert und die Platte ist frischer als unser bisheriges Zeugs.

Was sind eurer Meinung nach die grössten Unterschiede zwischen „Karma.Bloody.Karma“ und den vorherigen Alben?

Travis: Musikalisch waren wir viel experimentierfreudiger und schüttelten dieses Album nur so aus dem Ärmel. Ich bin wirklich gespannt zu erfahren, was die Leute von der Scheibe halten. Die Produktion ist diesmal auch viel besser. Billy Anderson hat tolle Arbeit abgeliefert.

Apropos Billy Anderson. Warum habt ihr ihn als Produzenten ausgesucht? Wie war es, mit einer solch prestigeträchtigen Persönlichkeit zu arbeiten? Hatte er starken Einfluss auf „Karma.Bloody.Karma“?

Travis: Er stand auf unserer Wunschliste und wir haben uns mit ihm in Verbindung gesetzt. Ihm gefiel unser Zeugs und er meinte, er müsse unbedingt das Album aufnehmen. Wie können wir da noch etwas falsch machen, bei dieser Persönlichkeit? Billy beeinflusste eigentlich nur den Klang. Er will jeweils unbedingt den bandeigenen Klang herauskitzeln.

Karam (The Locust) und John Wiese (sunn0))) treten als Gastmusiker in Erscheinung. Magst du uns erzählen wie es zu dieser Zusammenarbeit gekommen ist?

Travis: Beide sind bereits längere Zeit unserer Freunde. Es gab eine bestimmte Stelle bei einem Lied, wo ich Joeys Gesang wollte. Wir fragten uns, warum wir ihn nicht auch gleich die Tastenlinien einspielen lassen wollen und somit etwas völlig Neues auszuprobieren? Es kam perfekt heraus und wir sind total begeistert mit dem Endresultat. Ich brauchte dringend noch qualitativ hochstehende, atmosphärische Teile und ich wusste, John würde uns nicht enttäuschen. Er mochte die Idee sofort und steuerte den Aufnahme das Intro und ähnliches bei.

Ihr unterstreicht deutlich, dass es kein antireligiöses Album ist. Nun würde ich gerne wissen, was „Karma.Bloody.Karma“ bedeutet? War ein Konzept dahinter?

Travis: Wir wollen einfach nicht, dass die Leute denken, es sei explizit gegen den Hinduismus gerichtet. Der Titel spielt nur mit einigen Ideen. Wir benützen die menschliche Angst vor dem Unbekannten um sie gegen die Menschheit im Namen der Boshaftigkeit und der Rache auszuspielen.

Das „Stier-Shiva“ Cover sieht nicht so hässlich aus, wie man es von euch gewohnt ist. Gibt’s dafür einen speziellen Grund oder ist es nur so „artig“ um nicht ein weiteres Mal auf dem Index zu erscheinen?

Travis: Haha. Nein zur Hölle! Die Texte sind weit bedrohlicher als ein dummes Albumcover es jemals sein könnte. Wir wollen die CD natürlich auch in den Läden haben, darum gibt es diesmal keinen klaffenden Kuhanus auf dem Cover. Aber wir waren überhaupt nie gory nur dem gore zuliebe. Es war immer eine komplett funktionelle Sache. In diesem Sinne ist das Cover nicht anders als die anderen.

Gibt es bereits Pläne für eine Tour durch Europe?

Travis: Ja, wir hoffen schlussendlich noch dieses Jahr rüberzukommen. Aber es wurde noch nichts in Stein gemeisselt, aber wir arbeiten daran!

Hab ihr bereits erfahren, dass Cattle Decapitation in Philip Akotos Buch „Menschenverachtende Untergrundmusik?“ erwähnt seid? Was denkt ihr über dieses Buch und den Autor?

Travis: Nein, ich kenne es nicht. Jason von Misery Index hat es mir kürzlich mitgeteilt. Sie sind auch erwähnt. Hört sich interessant an.

Cattle Decapitation Mitglieder wurden für den "Sexiest Vegetarian 2006" nominiert! Wie kam es zu dieser albernen Geschichte? Was werdet ihr unternehmen um zu gewinnen und was würdet ihr machen, wenn ihr gewonnen hättet?

Travis: Hahaha. Wir haben nicht gewonnen. Prince und noch jemand sonst hat gewonnen. Ich dachte es wäre lustig, denn du brauchst nur ein Schauspieler zu sein oder in einer Band zu spielen und musst natürlich ein Vegetarier sein. Das waren aber alles richtige Berühmtheiten und wir würden da nicht mal in einer Million Jahre gewinnen.

In den Staaten ist es momentan sehr angesagt Cattle Decapitation Girly Shirts zu tragen. Kaufen diese jungen Damen auch eure Alben oder ist es nur ein weiterer, alberner Trend?

Travis: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten unsere Alben nicht kaufen. Sie werden wohl als iPod oder Internet Generation in die Geschichte eingehen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt CDs kaufen, aber sie lieben sicherlich Mode. Ich könnte mich damit niemals identifizieren.

Ihr habt schon immer Politik und Musik vermischt. Glaubt ihr, dass es möglich ist, damit die Ansichten eurer Konsumenten zu ändern?

Travis: Nein, es geht uns auch gar nicht darum. Wenn es so wäre, dann wäre die Botschaft nicht so verschleiert oder im Kontext eingebettet. Ich will die Meinung der Leute gar nicht ändern. Es wäre schön, wenn sie es selber täten.

Tausend Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!

Travis: Hoffentlich werden wir euch bald sehen!!!