Drei lange Jahre sind seit dem letzten Album "Sphynx" ins Land gezogen, doch nun sind Melechesh zurück und wie zuvor gelingt es ihnen erneut grosse Teile der extrem Metal-Gemeinde in Euphorie zu versetzten...

Drei lange Jahre sind seit dem letzten Album "Sphynx" ins Land gezogen, doch nun sind Melechesh zurück und wie zuvor gelingt es ihnen erneut grosse Teile der extrem Metal-Gemeinde in Euphorie zu versetzten, dies war für uns Grund genug Bandchef Ashmedi ein paar Fragen zu stellen.

Grüss Dich, wie geht es Dir?

Ich schlürfe gerade Whiskey und bin im Moment sehr entspannt.

Vermutlich wirst Du immer wieder über die Geschichte von Melechesh ausgefragt, vor allem über die Zeit in Israel, aber würdest du sie noch einmal kurz zusammenfassen für alle die, die bisher noch nichts von euch gehört haben?

Ironischerweise denken viele wir seien eine israelische Band, weil wir dort entstanden sind, aber niemand von uns ist Israeli! Egal, Melechesh wurde 1993 in Jerusalem gegründet. Damals war ich alleine, ab 1994 waren wir dann in Vollbesetzung. Als wir noch in Jerusalem lebten haben wir "As Jerusalem Burns...Al Intisar" (was übrigens über Proscriptors Label Tarot Productions neu veröffentlicht werden wird) und die 7" EP "Siege Of Lachish" aufgenommen. Wir wuchsen in Ostjerusalem auf, das soziale Leben spielte sich jedoch überwiegend in Westjerusalem ab. Aufgrund von ideologischen und auch sicherheitstechnischen Auseinandersetzungen geriet ich oft zwischen beide Fronten, da ich weder Araber noch Israeli war. Was kann ich noch hinzufügen? Wir waren die erste Black Metal Band in Jerusalem, die erste, nicht israelische Band aus dem nahen Osten, die unter Vertrag genommen wurde und die erste Black Metal Band die ihrem Stil nahöstliche Elemente hinzufügte. In Ostjerusalem wurden wir von der Gesellschaft ausgeschlossen, später hatten wir auch noch Ärger mit dem Staat aufgrund einer Lüge, die in der Zeitung veröffentlicht wurde. Wir wurden beschuldigt einen satanischen Kult zu führen, da wir Black Metal spielten, aber das erledigte sich wieder ziemlich schnell… in der heiligen Stadt Black Metal zu spielen war ebenfalls etwas besonderes, eine "practise what you preach"-Situation sozusagen. Unser erster Proberaum war beispielsweise kaum mehr als fünf Minuten von der Stelle entfernt, an der Jesus gekreuzigt wurde. 1998 sind wir dann nach Europa gezogen. Hier haben wir drei Alben aufgenommen ( "Djinn", "Sphynx", "Emissaries"). Die ganze Truppe lebt nun eigentlich in Holland, nur Moloch ist nach Frankreich gezogen, aber jetzt ist er in die USA um an seinem Doktortitel (Philosophie) zu arbeiten.

Leider besitze ich bloss die Promo-Veröffentlichung eures aktuellen Werkes, in der leider keine Texte abgedruckt sind. Auf dem beiliegenden Informationsblatt stand jedoch etwas von einen 5000 Jahre alten Text, denn ihr verwendet habt. Wieso habt ihr gerade diesen ausgewählt und wovon handelt er?

Allgemein kann man sagen, unsere Texte basieren auf einer Sammlung summerischer Zaubersprüche, mesopotamischer Mystik und deren kosmische Verbindungen. Wir haben sogar mit speziell für uns geschriebenen akkadischen und summerischen Passagen eines Gelehrten gearbeitet. Wegen dem 5000 Jahre alten Text: Dieser basiert auf einer antiken summerischen Schrift, die von den alten Göttern berichtet, die das Licht auf die Erde brachten. Verwendet haben wir ein paar Zeilen davon in "Ladders To Summeria". Ein Schwerpunkt war jedoch auch der Text "Seven Evil Spirits", der eher durch einen Zufall Verwendung fand. Ich hatte einen seltsamen Traum und als ich erwachte, hatte ich richtig Lust Gitarre zu spielen und so entstand "Deluge Of Delusional Dream", welches mit "Seven Evil Spirits" zusammen hängt, das ich (danach) gelesen habe. Mir fiel auf, dass meine Gitarrenmelodien sehr gut zu diesem Text passten, weshalb ich beides zusammenlegte. Das wird sich für alle Unspirituellen mit dieser Roboter-Metalität seltsam anhören, aber auch sie können zumindest die Musik geniessen, selbst wenn der Bezug zu dem Text nicht vorhanden ist.

Soweit ich es beurteilen kann, waren die Pressereaktionen zu "Emissaries" - wie immer - grossartig?

Ja, die Reaktion der Presse war sehr positiv. Unser aktuelles Werk haben wir nun in fast ganz Europa beworben, nun geht es nach New York, in die USA, um der Presse dort für Fragen zur Verfügung zu stehen.

Bist Du persönlich zufrieden mit dieser Veröffentlichung?

Jetzt bin ich es, zuvor war ich nicht objektiv. Ich verlor das Gespür für gut und schlecht. Jetzt hab ich ein paar Schritte zurück gemacht um das Album wie ein Musikfan zu hören, nicht wie der Erschaffer und ja, ich bin zufrieden.

Das Cover der neuen CD ist sehr gelungen! Habt ihr euch selbst darum gekümmert, oder ist jemand ausserhalb der Band dafür verantwortlich?

Wir haben einen Künstler aus England dafür angeheuert, John Coulthart. Er ist ein sehr talentierter Zeichner. Wir arbeiten mit ihm, seitdem ich einige seiner Buch Cover und ein paar seiner von Lovecraft beeinflussten Werke gesehen habe. Mit ihm haben wir mehrere Stunden am Telefon verbracht um die Details auszuarbeiten und die Skizzen zu Besprechen, ehe wir das Endergebnis bestaunen konnten. Es war also ein Ergebnis der Zusammenarbeit. Man kann das Album Cover aus mehr als nur einem Blickwinkel sehen, ausserdem wurden Thematiken der Lieder nochmals in ihm illustriert.

Kürzlich ist mir erst aufgefallen, dass ihr auf dem diesjährigen Party.San Open Air mit dabei sein werdet. Stehen noch andere solche Gigs an, oder darf man sich sogar auf eine Tour freuen?

Ja, wir wurden für das Party.San gebucht und freuen uns schon sehr darauf, dort zu spielen. Auf der "Excess Of Evil"-Tour im Mai werden wir zusammen mit Marduk, Enslaved und Keep Of Kalessin unterwegs sein.

Ist es schwer, das spezielle Gefühl, welches eure Musik vermittelt, unbeschadet auf die Bühne zu transportieren?

Eigentlich nicht und wie ich immer wieder höre, mögen die Leute unsere Auftritte. Vielleicht ist das spirituelle Gefühl ein wenig beeinträchtigt, aber der metallische, aggressive Teil von Melechesh kommt dafür besser rüber.

Da eure Musik sehr speziell klingt, hab ich mich immer wieder gefragt, ob ihr überhaupt irgendwelche Vorbilder habt?

Nein… ich habe sowieso ein Problem mit Vorbildern oder Helden, keine Ahnung wieso, aber ich habe einfach keine. Zwar mag ich Bands und Musiker die ein besonderes Talent für das Liedermachen haben, aber ich sehe deswegen nicht zu ihnen auf. Wenn ich jemals zu jemand aufschauen würden, dann wäre es zu jemanden, der etwas signifikantes auf einer kosmischen Ebene getan hätte.

Kannst Du ein paar Bands für Anhänger von nahöstlicher Musik nennen?

Es kommt auf das Genre an. Du musst wissen, es wäre unfair einige Bands zu nehmen und zu behaupten, alle würden den selben nahöstlichen Stil spielen… es ist ungefähr so wie mit westlicher Musik… ich persönlich mag Mezarkabul (oder Pentagram (Türkei)). Die sind wirklich sehr gut, sie spielen Heavy/Thrash Metal und verwenden dabei nahöstliche Skalen. The Tea Party ist noch gut, insbesondere die Alben "Edges Of The Twilight" und "Transmission". Zwar spielen sie kein Metal, dafür haben sie sehr starke eigene Ideen, die sich irgendwo zwischen Rock, Musik der 70er Jahre, nahöstlichen Klängen,… ansiedeln. Wie Du weisst ist das Stück "Gyroscope" ein überarbeitetes Cover eines Liedes von The Tea Party. Diese Nummer befindet sich in ähnlicher Form auf ihrem "Transmission" Album.

Kannst Du verstehen, wieso ihr so oft mit Nile verglichen werdet?

Nein… sie klingen komplett anders! Man braucht nur eine Hörprobe um festzustellen, dass die Unterschiede die Gemeinsamkeiten weit übertreffen. Sie drehen ihr eigenes Ding… brutal… richtig brutaler Death Metal mit östlichen Skalen… es ist gute, aber andere Musik! Wir spielen Black/Thrash Metal mit total anderen Skalen, anderem Riffing und anderem Drumming… es ist lustig, wenn zwei andere Bands dasselbe machen… Death oder Viking oder etwas in dieser Richtung, diese Bands werden nicht miteinander verglichen. Es wird viel über die nordische Mythologie gesungen, jedoch werden diese Bands nicht miteinander verglichen. Nile und Melechesh handeln verschiedene Themen ab, haben einen anderen Musikstil und trotzdem werden wir oft in einen Topf geschmissen. Es ist schon sehr ironisch, dass Bands die exakt den gleichen Sound haben… dieselben Texte haben... nur der Gesang (die eine Black, die andere Death zum Beispiel) unterscheidet sie, sie würden trotzdem niemals miteinander verglichen werden! Es würde strikt gesagt werden: "Das ist Death Metal" und "das ist Black Metal"… mich verwirt der Vergleich mit Nile immer wieder. Wir hatten auch noch nie ägyptische Einflüsse in unserer Musik und trotzdem bekommen wir Fanmails und manchmal sogar Meldungen von unqualifizierter Presse, die schreiben: "Ja, wir lieben eure ägyptischen Elemente".

Wie reagiert der durchschnittliche Hörer bei Erstkontakt mir eurer Musik?

Wenn sie es eilig haben, dann kapieren sie nicht, worum es geht. Wenn sie dann aber wirklich einmal zuhören, dann mögen sie die Musik, deshalb gewinnen wir auch immer mehr Anhänger und die Band wächst weiter.

Was macht die nahöstlichen Mythen so besonders?

Wir beschäftigen uns mit nahöstlichem Mystizismus, mit einem Fokus auf die mesopotamische Welt, da ich damit in Verbindung stehe, weil ich halb armenisch und halb syrisch bin. Ich bin sehr fasziniert von all dem Okkultismus und Mystizismus in nahöstlichen Regionen, da auch viele Mysterien und Chaos-Ursprünge dort ihre Wurzeln haben. Dieses Gebiet bietet also Antworten auf viele Fragen. Wie Dir sicher auch schon aufgefallen ist, sind sehr viele Leute interessiert, in diesen Aspekt der östlichen Welt. Einige Bands und Alben wurden ja nach biblischen Orten benannt, die sehr oft in Israel liegen (beispielsweise Sodom, Gomorrah, Jericho, Bethlehem, Mazada, Jerusalem, Gehenna, Megiddo/Armageddon, Golgotha...). Diese Orte habe ich alle schon besucht (aussgenomen Gomorrah, da es ja nicht mehr existiert). Mesopotamische Gottheiten haben auch einen grossen Einfluss (Marduk, Ishtar, Nergal, Tiamat, Absu, Shamash...) und da wir alle aus eben dieser Region stammen und uns auch für sie interessieren, fliesen diese Elemente in unser Schaffen mit ein.

Haben sich eure Einflüsse geändert, seitdem ihr nach Europa gezogen seid?

Ich bin wer ich bin, wer immer ich sein mag. Wie auch immer, meine Erziehung war sehr westlich. Östlich ist unsere künstlerische Kultur und Spiritualität, da mich diese aufgrund ihrer Tiefe und Substanz sehr anzieht, aber mein Lebensgefühl hat sich nicht geändert… die Einflüsse haben sich aufgrund der persönlichen Reife/Entwicklung auch verändert, dies hat jedoch nichts mit einem Wechsel des Landes/der Region zu tun.

Auf dem Informationsblatt, das ich mit eurer Promo CD bekommen habe, wurde euer Musikstil "Mesopotamian Metal" genannt. Ist das eine Bezeichnung speziell für euch oder gibt es auch andere, ähnlich klingende Bands?

Ich hab diese Bezeichnung erfunden. Einige jüngere Bands wussten jedoch nicht, dass ich diese Sache erfunden hatte, weshalb sie dachten, sie sei Teil eines etablierten Genres. Also sagten sie: "Wir spielen Mesopotamian Metal", oder etwas in dieser Art. Mir ist sogar ein Statement untergekommen, indem behauptet wurde, Melechesh sei eine der besseren Mesopotamian Metal Formationen… Ich habe mich nur gefragt, welche anderen Bands es noch gibt… Diese Bezeichnung hab ich erfunden, wie auch "Assyrian Black Metal" oder "Sumerian Thrashing Black Metal" (wobei Zweitgenanntes eher als ein Adjektiv gelten soll). Später soll es aber mal ein Sub-Genre dieser Art geben.

Was bedeutet Dir Metal, insbesondere Black Metal?

Metal ist eine Form von Musik, die man in zwei Fronten einteilen kann, die konservative und unkonservative Seite (selbiges gilt auch für Black Metal). Schwarzmetall kann viele Dinge bedeuten. Es ist eine sehr "echte" und ausdrucksvolle Musik, jedoch kann sie auch Ignoranz und Heuchelei bedeuten. Du siehst, es hängt immer davon ab, aus wessen Händen sie stammt. Jeder kann sagen und beanspruchen was er will, weshalb einiges schief gehen musste. Allgemein gesagt ist Black Metal jedoch durch starke Emotionen motiviert, noch dazu steckt eine tendenziell sehr überzeugte Ideologie hinter diesen Klängen. Das Problem liegt bei den "Schafen" (damit meine ich nicht Musikfans, sondern Nachahmer, die viel reden, aber selbst nicht einmal wissen, warum sie dieser oder jener Meinung sind)

Wieso spielt ihr Thrash/Black Metal?

Ich hab mir das Genre nicht ausgesucht, rational gesagt… es ist wie immer geschrieben wird, man selbst wählt nicht die Musik, die Musik wählt dich! Melechesh ist als Black Metal Band gegründet worden, da ich aber schon immer ein Thrash Metal Anhänger war, hat es sich irgendwann so ergeben und nun klingen wir halt so, wie wir klingen.

Wenn du Melechesh mit drei Adjektiven beschreiben müsstest, welche wären das?

Machen wir vier daraus. Ich mag es nicht durch Limitierungen eingeschränkt zu werden. SUMERIAN BLACK THRASHING METAL: Summerisch: Unsere Themen, Texte, Bilder, östliche Melodien und Schlagzeug Schemen. Thrashing: Viele Gitarrenriffs sind nun einmal sehr thrashig. Black Metal: Das Herz von Melechesh besteht aus schwarzem Stahl. Metal: Wir veredeln alte Metal Riffs und präsentieren sie in einem neuen Stil. Nach einer genaueren Analyse sind wir eine originelle Band, die ihren eigenen extremmetallischen Klang besitzt. Kurz gesagt, wir vereinen eine perfekte Balance aus all den Elementen, die oben genannt wurden… Melechesh klingt heavy, durchdacht, aggressiv, atmosphärisch und headbangen kann man dazu auch wunderbar.

Ihr hört ja wahrscheinlich nicht nur Metal, aber in diesem Genre, welche Bands würdest Du als wichtig bezeichnen?

Als eine Band… ich kann es wirklich nicht genau sagen… wir hören viele gleiche, aber auch viele unterschiedliche Bands. Formationen, die eine gewisse Glaubhaftigkeit in ihren Gefühlen oder der Musik bieten gefallen mir sehr gut. Vorher habe ich schon einmal ein paar genannt, füge dazu noch einige 70er Psychedelic Klänge; nahöstliche, klassische Musik und rohen Black Metal, sowie auch Thrash, Heavy, Death Metals Bands, die ihren eigenen Klang haben. Es hängt jedoch immer von meiner Stimmung ab.

Wenn Du eine Split-CD machen müsstest, welche Band würdest Du um einen Beitrag bitten?

Ich mag keine Split Alben.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte sind Deine:

An alle Schlafwandler: Wacht auf! Danke für das Interview - Ashmedi