Seit Stone's Reach sind die Australier von Be' Lakor das Mass der Dinge im bisher schwedisch dominierten Melodischen Death Metal. Warum das so ist, versucht George Kosmas im Interview zu erklären.

Da ich nicht sicher bin, wie bekannt eure Arbeit den Schweizer Fans bisher ist, sei doch bitte so gut und gib uns eine Kurze Geschichtsstunde zu Be' lakor. Wo lebt ihr? Wann habt ihr Be' lakor gestartet und warum? Wer sind die Leute hinter Be' lakor?

Kein Problem: Wir sind Be' lakor und kommen aus Melbourne, Australien. Wir haben uns 2004 gegründet, unser erstes Album (The Frail Tide) 2007 veröffentlicht, 2009 unser Zweitwerk (Stone’s Reach) und unser drittes Album, Of Breath and Bone dieses Jahr. Wir sind eine Melodic Death Metal Band, obwohl einige Fans und Reviewer finden, dass wir auch Doom und Progressive Elemente in unserer Musik haben. Be' lakor besteht aus 5 Mitgliedern – ich (George Kosmas, Vocals/Guitar), Steve Merry (Keyboards/Piano), Shaun Sykes (Guitar), John Richardson (Bass) and Jimmy Vanden Broeck (Drums). Wir waren schon alle befreundet, bevor wir die Band gegründet haben, es war also natürlich und schön, in dieser Zeit so zusammen zu wachsen.

Ich habe herausgefunden, dass der Name Be' lakor vom Fantasy Spiel Warhammer kommt. Kannst du mir etwas über den Charakter eures Namensgebers erzählen und warum ihr genau diesen gewählt habt?

Ein paar von uns haben Warhammer gespielt, als wir an der Uni waren. Heutzutage kommen wir gar nicht mehr zum spielen. Wir haben ihn einfach nur gewählt, weil er etwas anders ist als viele Bandnamen und noch dazu gut aussieht und schön klingt.

Einige Zeitgenossen mögen lästern, dass im Genre des Melodic Death Metal mit den Schwedischen Bands bereits alles gesagt wurde. Was unterscheidet Be' lakor von allen anderen Bands des Genres? Warum macht ihr dort weiter, wo In Flames und diverse andere in den frühen 90ern gestartet sind?

Wir glauben, das wir inzwischen unseren eigenen Sound entwickelt haben. Zum Beispiel diese Art von 3- und 4-Stimmigen Melodien und Harmonien, die wir häufig gebrauchen, kann so bei anderen Bands nicht ohne weiteres gefunden werden. Eine Menge Leute sind sehr schnell dabei, Vergleiche zwischen uns und anderen Bands auf Basis unserer Melodien und unseres melancholischen Sounds zu ziehen, aber ich glaube, das ist eine genauso oberflächliche Feststellung, wie wenn man annimmt, dass sich zwei Brutal Death Metal Bands generell gleich anhören oder alle Black Metal Bands das gleiche spielen. Vielleicht nehmen die Leute bei melodischer Musik einfach von Natur aus mehr an, dass sie bereits woanders gehört wurde, als dies bei atonaler Musik der Fall ist.

Ich glaube, dass in jedem Genre noch viel Wachstumspotenzial steckt. Neben dem Hinzufügen neuer Elemente und einfachem Experimentieren, können bestehende Genres immer redefiniert, verbessert und perfektioniert werden.

Die grosse Mehrheit der Reviews, die ihr für Stone's Reach und Of Breath and Bone bekommen habt, ist nicht nur sehr gut, sondern geradezu enthusiastisch (auf jeden Fall die, welche ich in Deutschsprachigen Magazinen lesen konnte). Kannst du dir erklären, warum ihr hier in der Presse so beliebt seid? Wie ist es denn im Rest der Welt und in Australien?

Das ist eine verdammt gute und schwierige Frage! Wirklich schwer zu sagen, warum manche Reviewer so positiv reagieren. Auf jeden Fall arbeiten wir sehr hart daran, unsere Melodien, Harmonien und Arrangements zu erzeugen und zu verbessern. Ich nehme an, dass zahlt sich aus. Das neue Album kam auch im Rest der Welt (was auch Australien beinhaltet) gut an, aber in Europa lief es auf jeden Fall am besten.

Da wir gerade bei Australien sind: In den letzten Monaten bin ich über ein paar sehr interessante australische Bands gestossen. Wie schätzt du die Metal Szene in Australien momentan ein? Nach welchen Bands sollte der europäische Metaller seine Augen offen halten?

Metal ist so gut wie komplett Underground in Australien – er wird entweder ignoriert oder durch die Mainstreammusiker und die Öffentlichkeit wie ein Exot behandelt. Trotzdem ist die Szene voll von talentieren Musikern und loyalen Fans. Gerade Melodic Death ist in Australien sehr angesagt, da gibt es einige gute Bands, genauso wie in den anderen Genres. Unser Underground ist sehr vielversprechend. Im Melodic Death würde ich besonders Okera empfehlen, ansonsten generell Eyefear, Nazxul, Psycroptic, Portal, Arbrynth und Ne Obliviscaris.

Nach diesem Ausflug in die Australische Szene zurück zu "Of Breath and Bone". Wenn man das aktuelle Album mit dem Vorgänger "Stone's Reach" vergleicht, fällt auf, dass die "Maiden"-haften Gitarrenharmonien zurückgegangen sind, obwohl die Musik so melodisch und progressiv ist, wie zuvor. Wie findest du, unterscheiden sich eure Alben voneinander?

Eigentlich finden wir das neue Album ist dem alten sehr ähnlich geworden. Vor allem darin, dass jeder Song eine Herausforderung war und hoffentlich für den Hörer interessant. Die Bereiche, in denen wir uns verbessert haben, sind vor allem die Übergänge zwischen den Riffs, welche glatter und natürlicher klingen. Wir haben auch den Eindruck, dass wir schneller zu starken melodischen Riffs kommen und Stone’s Reach vielleicht noch ein paar mehr langsame Teile hatte.

Wie sieht denn der normale Songwriting Prozess bei komplexen Songs, wie den euren? Gibt es da etwas, dass ihr gerne verbessern würdet oder für euer nächstes Release ändern wollt? Schon Pläne dafür?

Das Songwriting fürs aktuelle Albun war dem von Stone’s Reach sehr ähnlich. Einzelne Musiker erschaffen Sektionen der Musik und dann arbeiten wir als Band daran, diese Sektionen zu kompletten Songs zusammenzubringen. Wir haben versucht, bei jedem Riff sehr kritisch zu sein und, sobald ein Bandmitglied fand, dass es nicht unserer Qualität entsprach haben wir es herausgeworfen und erneut begonnen. Ich glaube auch nicht, dass wir fürs nächste Album etwas ändern werden, unser System funktioniert gut und erlaubt es jedem Mitglied, etwas zur Musik beizusteuern. Trotzdem glauben wir, dass für das nächste Album noch einiges drin ist und es durchaus noch etwas experimenteller und progressiver ausfallen könnte. Ob es dann so wird, wird sich zeigen.

Be' lakor haben ihre Plattenfirma bisher mit jedem Release gewechselt. Wie ist denn die Arbeit mir dem aktuellen Label Kolony Records?

Da muss ich dich leicht korrigieren, wir haben sowohl für "Stone’s Reach" und "Of Breath and Bone" mit Kolony Records gearbeitet. Das ist ein exzellentes Label, das uns sehr mit der Promotion, unseren Europatouren und der Tatsache, dass man unsere Alben in Europa sehr leicht erhält, geholfen hat. Wir sind da sehr zufrieden.

Soweit ich weiss habt ihr aber bisher nur an einem der grossen Sommerfestivals in Deutschland gespielt, dem Summer Breeze Open Air 2010. Wie war es, dort zu spielen? Dieses Jahr kommt ihr ja zurück ans Summer Breeze. Habt ihr auch Pläne für eine weitere Tour oder mehr Festivals? Mit welchen Bands würdet ihr überhaupt gerne mal touren?

Das Summer war eine fantastische Erfahrung. Es war unser erstes grosses Festival, an welchem wir als Band teilgenommen hatten und deshalb gab es viel zu lernen für uns – und ich denke, wir waren alle sehr nervös. Ich erinnere mich, dass wir ein paar Probleme hatten, an die wir nicht vorausgesehen haben. Die Sonne hat meinen Tuner überstrahlt, das war übel. Aber davon abgesehen hatten wir eine grossartige Zeit und haben auch ganz gut gespielt. Dafür, dass es 11 Uhr morgens war, sind doch einige Leute gekommen, um uns zu sehen.

Dieses Jahr spielen wir wieder am Summer Breeze – und auch am Brutal Assault in Tschechien. Könnte auch sein, dass wir das mit einer Clubshow in Prag verbinden. Ansonsten gibt es momentan keine Tourpläne, denn erstens ist es problematisch, im Sommer Clubshows zu bekommen und zweitens brauchen wir unseren Urlaub von unseren Vollzeitjobs, um uns zu erholen und ein bisschen Ferien zu machen.

Be' lakor waren ziemlich früh dabei, ihre Musik auch bei Amazon als MP3s zu verkaufen. Wie schätzt ihr die Situation zum Thema legale und illegale Downloads ein? Was haltet ihr von den aktuellen digitalen Entwickelungen (z.B. dass jeder Song bei YouTube oder anderen Streaming Diensten zu finden ist)? Habt ihr da eine Ahnung, wie hoch der Verkaufsanteil von Datentracks im Vergleich zu echten CDs ist?

Aus der Sicht von Be' lakor ist Songpiraterie kein Problem. Wir erschaffen unsere Musik zum Spass. Die Musik ist nicht unser Beruf und wir sind auf das Geld nicht angewiesen. Es gibt halt viele Leute da draussen, die unsere Musik aus verschiedenen Gründen nicht kaufen können oder wollen. Da ist es uns lieber, wenn sie die Musik downloaden, als dass sie sie gar nicht hören.

Für uns ist die Entwicklung bei den Digitalverkäufen fantastisch – es ist ein Wachstumsmarkt für Musiker und erlaubt uns schnell und einfach etwas an unserer Musik zu verdienen. Wir verkaufen unsere Musik via Band Camp, iTunes, Amazon und alle anderen grossen Verteiler. Daher haben wir eine recht genaue Vorstellung davon, wie viel wir digital und physikalisch verkaufen.

Die letzten Worte gehören wie immer der Band:

Vielen Dank für euer Interesse an Be' lakor und den Support in den letzten Jahren – wir schätzen das sehr und das ist es, was die Band am Laufen hält! Hoffentlich sehen wir ein paar von euch beim Summer Breeze oder beim Brutal Assault.