Review: Schattenthron - Qwell der Verderbniß (CD, Sol Records - 2017)
Unverhofft kommt bekanntlich gut... die deutsche Horde SCHATTENTHRON veröffentlichten nämlich klammheimlich ihr neuestes Machwerk in Form einer neuer MCD. "Qwell der Verderbniß" nennt es sich und setzt eigentlich genau dort an, wo die Debüt-CD aus dem Jahr 2014 endete (ist das tatsächlich schon so lange her?!).
Dabei handelt es sich bei den Protagonisten der Band keinesfalls um Unbekannte. Grimwald am Gesang und am Bass dürfte den meisten von WINTARNAHT bekannt sein. Goatruler am Schlagzeug hat ebenfalls schon für diese Band getrommelt, aber auch für VARGSANG. Hinzu kommen dann noch Semogoroth (SEELENFROST, ex-AUF DEM SCHWARZEN THRON) an der Gitarre und Ragnar, verantwortlich für Gitarren und Keyboards, der wohl am ehesten durch seine Arbeit bei EWIGES REICH bekannt ist.
Die Aufmachung ist mal wieder ziemlich minimalistisch gehalten, aber dennoch zweckdienlich. Ein düsteres Cover, diesmal handelt es sich um eine Kohlezeichnung, die das Szenario eines finsteren Nadelbaum-Wäldchens darstellt, aus dessen Inneren sich ein Flüsschen in einen Wasserfall ergießt. Wenn man so möchte, könnte es die Darstellung der vorherigen CD weiterführen oder auch aus einer anderen Perspektive zeigen, gab es dort doch eine ähnliche Landschaft mit einem Waldbächlein zu sehen (immerhin stammen beide ja auch vom selben Künstler). Der Titel sowie auch die Texte des einen Liedes auf der CD sind im Altdeutschen gehalten - schlimm genug, dass es heutzutage Leute zu geben scheint, denen man das erst einmal erklären muss, da sie anscheinend noch nie davon gehört haben und direkt wegen lauter Schreibfehlern rum jammern. Kultur, wo bist du geblieben?!
Zu der Musik: ist präsentiert sich wie schon beim Debüt sehr 'Old School', sprich, es wird Black Metal in bester Tradition der frühen Mitt-90er gespielt, der ziemlich nordisch geprägt ist. Nostalgisch auf jeden Fall, aber auch melancholisch und voller erhabener Verachtung gegenüber dem größten Feind von Mutter Natur - dem Menschen. Das gesamte Werk verläuft überwiegend im majestätischen Midtempo und wird von hymnischen Samples und Keyboards zusätzlich aufgewertet. Aber nicht nur die Musik vermittelt den Eindruck, dass es sich bei SCHATTENTHRON um eine Horde handelt, der die Ursprünge des Black Metal viel bedeutet und die dafür Sorge trägt, dass diese Traditionen nicht in Vergessenheit geraten, auch die Erzählweise des Werkes lässt darauf deuten. Bei SCHATTENTHRON handelt es sich um düstere Poeten, die eine wirkliche Geschichte erzählen und den Hörer tief in diese Welten eintauchen lassen - dafür sollte man als Hörer allerdings auch bereit sein, sich voll und ganz auf das Machwerk einzulassen. Passend ist "Qwell der Verderbniß" (nicht sichtbar, dafür hörbar) in mehrere Akte gegliedert, wenn man so will - einen einleitenden Teil mit Dungeon Synth / Dark Ambient, einen Hauptteil, einen Zwischenteil mit ruhigen und beinahe schon besinnlichen Momenten. Auf einen ambienten Ausklang hat man jedoch verzichtet, was ich auch gar nicht mal so verkehrt finde - die Musik endet daher viel mehr in einem hymnischen Instrumental, das immer gedämmter aus den Boxen erklingt, bis es schließlich verstummt.
Fazit:
Ein großes Werk, welches jedoch einen Wermutstropfen in sich trägt - und das ist die relativ überschaubare Laufzeit. Gibt es so manche EPs, bei denen ich sagen würde, das die 18 Minuten mehr als ausreichend sind, so trifft auf "Qwell der Verderbniß" das genaue Gegenteil zu. SCHATTENTHRON lassen den Hörer nach dem Verklingen ihrer letzten gespielten Riffs ziemlich lethargisch zurück. Als aufmerksamer Hörer wird man gewahr, dass hiermit definitiv noch nicht alles gesagt wurde. Ich würde mir für die Zukunft ein weiteres Werk von SCHATTENTHRON in ähnlicher klassischer Qualität mit der Spielzeit eines Voll-Albums wünschen. Bis dahin bleibt nur eine Alternative: die CD in die Anlage gelegt und in Endlos-Schleife abspielen lassen. Sol Records veröffentlichten die CD im Jewelcase in einer Auflage von 500 Stück (wie üblich bei den CD-VÖs nicht durchnummeriert). Bestellungen gehen dann auch am besten direkt an das Label oder an Deviant Records, Der Kostenpunkt liegt bei mehr als gut investierten 8,- Euronnen.
Traditioneller Schwarzmetall. Ich bin jedes Mal dankbar, dass es auch heute noch solche Horden gibt. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
Darbietungen:
01. Qwell der Verderbniß
Laufzeit: ca. 18 Minuten