Kunst und Technik

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Vigrid
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Kunst und Technik

Beitrag von Vigrid »

Die keltische Kunst

Das, was heute als keltische Kunst bezeichnet wird (vor allem Metallgegenstände), ist meist im "La-Têne-Stil" gefertigt, welcher als eine der größten Hinterlassenschaften des prähistorischen Europa gilt.
Der weitgehend abstrakte Stil der geschwungenen Linien erscheint vielen Menschen der Neuzeit fremder und geheimnisvoller als z.B. die griechischen Statuen und römischen Mosaiken.
Die keltische Kunst erfuhr in den nachrömischen Jahrhunderten eine bemerkenswerte Wiederbelebung, besonders in Irland und Großbritannien.

Dem La-Têne-Stil ging die Hallstatt-Kunst voraus, meist Ton- und Metallarbeiten mit einfachen geometrischen Mustern wie Zickzack-Leisten und Querbänder, seltener Tier- und Personendarstellungen.
Durch den Import von Metall- und Keramikgegenständen aus dem Mittelmeerraum kamen die Hallstattkünstler mit griechischen und etruskischen Figuren und Mustern in Berührung, was zu einer Synthese mit der Hallstatt-Kunst und dem sich daraus entwickelnden La-Têne-Stil führte.
Jedoch ahmten die keltischen Künstler die Formen und Muster nicht einfach nach, sondern reinterpretierten sie und schufen eine neue Form und Verzierung.
Besonderes Gewicht wurde auf Pflanzen- und Blütendarstellungen gelegt, menschliche Gestalten blieben selten, ausgenommen von oft bis zur Unkenntlichkeit verzerrter Gesichter.
Der La-Têne-Stil entwickelte sich nördlich und östlich der Hallstattfürstentümer im 5. Jahrhundert v. Chr. Im Rhein-Mosel-Gebiet, zwischen Österreich und Böhmen und in Frankreich (Champagne).
Viele (frühe) Fundstücke sind stark geometrisch geprägt, beim Entwurf wurden manchmal Zirkel benutzt.
Verziert wurden hauptsächlich Gebrauchsgegenstände wie Schalen, Krüge, Kannen, Töpfe und Spiegel, aber auch Schwertscheiden und Rüstungsbeschläge.

Das besondere Merkmal der La-Têne-Metallarbeiten aus Gold und Bronze (Silber seltener) sind leuchtende Farben, Korallen- und Glasintarsien und später vielfarbige Emaille.
Wie viele andere Kulturbereiche der Kelten zeichnete sich auch der La-Têne-Stil durch Vielfalt statt Standardisierung aus.
Besonders der Pflanzenstil wurde zu einer weit verbreiteten Ausdrucksform der keltischen Kunst und wurde regional weiter entwickelt. Besonders im 2. und 1. Jahrhundert v. Ch. Ging der Einfluss der klassischen Welt fast völlig zurück, der Stil entwickelte sich aus eigenem Antrieb weiter.
Zwei Ableitungen des Pflanzenstils sind besonders beachtet worden: der Schwertstil (eingeritzte Muster auf eisernen Schwertscheiden) und der plastische Stil (dreidimensionale Ornamente auf Schmuckstücken), wobei sich der verwendete Stil nach Material und Funktionalität der Gegenstände richtete.
Großbritannien und Irland entwickelten den prächtigsten La-Têne-Stil, wobei häufiger Bronze (statt wie auf dem Festland Eisen) für Schwertscheiden, Schildbuckel und sogar vollständige Schildumrahmungen verwendet wurde.

Im Gegensatz zu der griechischen und römischen Kunst waren die Stücke der La-Têne-Kunst weitgehend transportabel. Am stärksten konzentrierte sie sich auf Gegenstände des persönlichen Gebrauchs wie Schmuck, Spiegel, aufwendig gefertigte Waffen sowie Pferdegeschirre und Fahrzeugbeschläge, schmückte aber auch aristokratische Festveranstaltungen. Zum größten Teil diente sie wahrscheinlich dazu, an einer Person oder ihrer unmittelbaren Umgebung zur Schau gestellt zu werden und den Reichtum und Geschmack ihres Besitzers zu zeigen. Die Künstler waren somit sehr stark für den Lebensstil und die Wünsche der herrschenden Schicht tätig.
Wie eng Kunst und herrschender Adel zusammenhingen, zeigt sich daran, dass die keltischen Adligen in Gebieten, die unter römische Herrschaft gerieten, schnell die römischen Statussymbole (z.B. Architektur) übernahmen. Die Herstellung von La-Têne-Meisterwerken hörte binnen einer Generation auf.



Technik

Feuertechniken (Metall, Glas, Keramik)
Der keltische Schmied genoss vermutlich einen hohen gesellschaftlichen Status, wohl wegen der Bedeutung seiner Erzeugnisse und seiner geheimnisumwobenen Kunst.
Die Herstellung von Gusseisen war unbekannt, stattdessen wurde das Eisen geschmiedet (erhitzt und gehämmert).
In jahrhundertlangen Versuchen hatten die Schmiede Techniken entwickelt, die die Herstellung sehr wirksamer Waffen und Werkzeuge erlaubten, und zudem das Wissen, wie unterschiedliche Metallqualitäten für die verschiedenen Zwecke hergestellt und verarbeitet wurden.
Besonders die La-Têne-Schwerter waren von hoher Güte, robust und biegsam. Manche Klingen wurden aus Lagen von Legierungen mit unterschiedlichen Eigenschaften geschmiedet, wobei die Schneiden aus ungehärtetem Stahl aufgeschweißt wurden. Oft wurden in die Schwertklinge Herstellerzeichen oder magische Symbole eingestanzt oder eingelegt.
Die Herstellung von Metall und besonders Eisen war mit viel Zeit, Geschick und Energieaufwand verbunden: Waldbestände mussten gehegt werden, um die für die Metallschmelze benötigte Holzkohle zu gewinnen, die Erze mussten abgebaut und geschmolzen werden, nachdem sie häufig lange Strecken transportiert wurden (es gab zwar an vielen Stellen Eisenvorkommen, die besten Erze stammten jedoch aus bestimmten Gegenden).
Das anschließende Formen und Nutzbarmachen des Metalls war ebenso mit erheblicher Mühe verbunden.

Seit dem Beginn der La-Têne-Zeit verschönerten die Schmiede ihre Waren durch erhabene Ornamente und Einlegearbeiten, meist Koralle und Glas.
Später erlernten die Handwerker, Glas auf die Oberfläche von Kupferlegierungen aufzuschmelzen (Emaille) und verwendeten viele verschiedene Farbtöne.
Glas wurde auch als solches verarbeitet, vor allem zu Glasperlen, die ein beliebter Schmuck waren. Da man bisher keine Spuren der Herstellung von Rohglas gefunden hat, wird angenommen, dass es aus der klassischen Welt importiert wurde.

Keramikwaren (Krüge, Töpfe, Schalen etc.) der Früheisenzeit zeigen Negativreliefs von Zeichnungen, später bemalten die Töpfer die Gefäße mit roten oder schwarz-weißen Mustern, indem sie vor dem Brand flüssigen Ton aufbrachten. Häufig wurde dem Ton auch Graphit beigemengt, was den Gefäßen einen metallenen Schimmer verlieh.
Mit dem Beginn der La-Têne-Zeit formten die Festlandkelten ihre Gefäße auf der Scheibe und erhitzten sie in Brennöfen, die bereits eine Steuerung der Sauerstoffzufuhr erlaubten.
Die Inselkelten hingegen formten ihre Gefäße mit den Händen, wodurch diese um einiges gröber ausfielen. Erst gegen Ende der Eisenzeit benutzten sie die Töpferscheibe.
In Nordbritannien und Irland wurden wenig Töpferwaren benutzt; vermutlich bevorzugten sie Holz- und Metallgefäße.

Handwerkskunst
Die meisten handwerklich gefertigten Gegenstände bestanden aus organischem Material (Holz, Stoffe, Leder). Da nur sehr wenige Leder- und Stofffragmente erhalten sind, ist es schwierig, etwas darüber zu sagen. Webstühle und Werkzeuge zur Lederverarbeitung sind gefunden worden, bzw. konnten rekonstruiert werden.
Hingegen sind viele Holzgegenstände und Werkzeuge erhalten geblieben, so dass sich die Kunst des Zimmermanns rekonstruieren lässt.
Holz spielte eine wichtige Rolle und wurde für Bauzwecke, Ausrüstungsgegenstände und als Brennmaterial verwendet. Die Bäume wurden gefällt und wahrscheinlich mittels Holzkeilen zu Balken und Brettern gespalten. Die Holzverbindungen bestanden meist aus einfachen Zapfen und Zapflöchern.
Den klassischen Quellen zufolge bauten die Zimmerleute Brücken, und es existieren archäologische Spuren kunstvoll gearbeiteter Torbauten und von Befestigungsanlagen der gallischen Siedlungen.
Die Schreiner fertigten viele tragbare Gegenstände, wie Gefäße, Kübel und Fässer, sowie Werkzeugstiele und Holzschalen, für deren Fertigung offenbar Drechselbänke benutzt wurden.

Die herausragendste Leistung war jedoch die Fahrzeugherstellung.
Hinsichtlich des Schiffbaus sind nur schriftliche Zeugnisse vorhanden. So beschreibt Cäsar die gallischen Schiffe als groß und robust, mit Ledersegeln und eisernen Ankerketten.
"Ihre [Schiffe] bauen die Veneter wegen der Ebben breitbauchig und hoch im Hintertheile und Vordertheile und aus Eichenholz. [...] Eben deshalb stoßen sie die Fugen der Planken nicht zusammen, sondern lassen Zwischenräume, welche sie dann mit Seetang ausstopfen, damit das Holz während der Schifflagerung nicht eintrockne, wenn es unbefeuchtet wäre; denn der Seetang ist von Natur feuchter, hingegen die Eiche trocken und ungeschmeidig." (Strabon, "Erdbeschreibung", 4,4,1)

Bei der Herstellung von Landfahrzeugen arbeiteten Schmiede und Zimmerleute eng zusammen, was besonders bei der keltischen Radherstellung Ausdruck kommt, welche eine große Präzision und Kenntnis der Eigenschaften der verschiedenen Holzarten beweist.
Der Radkranz (die Holzfelge) wurde aus einem einzigen Holzstück gefertigt; diese technische Glanzleistung sucht in der klassischen Welt, wo die Felge noch aus mehreren Stücken zusammengesetzt wurde, ihresgleichen.
Zunächst wurde das hölzerne Rad aus Nabe, Speichen und dem Radkranz zusammengesetzt. Darüber stülpte der Schmied einen erhitzten Eisenreifen, der sich beim Abkühlen zusammenzog und so Felge, Speichen und Nabe zusammenhielt, ohne dass dazu schwere Eisennägel nötig waren.


Quelle :
http://www.shadowsphere-mailorder.de/keltentum/

Eine weitere sehr aufschlussreiche Page ....
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