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Gleich nachher, 19:20 bei "Kulturzeit" auf 3Sat!
Der neue Musikclip der französischen Elektroband Justice zeigt eine Gang aus der Pariser Vorstadt im Gewaltrausch. "Stress" heißt das Werk, und der Name ist Programm. Die Jugendlichen greifen grundlos Menschen an, erstes Ziel ist eine junge Frau. Und das kommt an: Im Internet wurde der Clip bislang sieben Millionen Mal angeklickt.
"Das Video ist gefährlich und unverantwortlich", sagt Mouloud Aounit vom "Mouvement contre le racisme", der "Bewegung gegen den Rassismus". "Es ist eine Aneinanderreihung rassistischer Klischees und ekelhafter Stereotypen. Es zeigt ausschließlich Schwarze und Araber, die alles mit sinnloser Gewalt überziehen." Der Amoklauf dauert sieben heftige Minuten - sieben Minuten, in denen man den Tätern über die Schulter schauen muss. Einer alten Frau entreißen sie die Tasche.
Inszeniert als Reportage
Die Randalierer werden so inszeniert, als seien es TV-Aufnahmen von 2005, als die Vorstädte in Krawallen versanken. Die aggressiven Beats der Musik untermalen die Schläge der Randalierer. Das Video von Justice sorgt in Frankreich derzeit für heftige Diskussionen. Die Tageszeitungen schreiben sich die Finger wund. TV-Stationen haben sich geweigert, den Musikclip zu zeigen. Rassistische Provokation, exzessive Gewalt - mit welcher Botschaft? Ausgerechnet in Auftrag gegeben von "Justice", der Band, die 2007 den größten französischen Sommerhit landete, luftig, leicht, garantiert unpolitisch. Vom Elektropop zum Elektroschock?
Den Höhepunkt der Aggression erreicht der Clip, als der Schlägertrupp in ein Bistro einfällt. Fast ist das nicht mehr von einer Live-Reportage zu unterscheiden. "Das Stilmittel der Reportage wird hier benutzt, um den Anschein zu erwecken, dass es sich um authentisches Filmmaterial handelt", so der Medienwissenschaftler Francois Jost. "Deshalb ist das Dokument gefährlich, denn die meisten denken, die Gewalt sei echt." "Stress" greift die Tradition von Gewalt in Musikvideos auf, kupfert ab, was Kultbands wie The Prodigy vorgemacht haben. Das weiß auch Francois Jost. Das Video "Stress" aber geht einen Schritt weiter, es flirtet mit Realitätsnähe. Aber tatsächlich rasten hier Schauspieler aus.
"Das ist doch unverantwortlich, genau, weil wir wissen, dass diese Gewalt in einigen Stadtteilen zum Alltag gehört", sagt Francois Jost. "Wenn man aber Gewalt so in Szene setzt, dann verherrlicht man sie." Die echten Bilder sitzen seit den Aufständen in den Pariser Banlieues fest in unseren Köpfen. Noch im November 2007 flimmerten Bilder der Verwüstung über die Fernsehschirme. Das Video imitiert sie perfekt, zementiert all unsere Vorurteile über gewalttätige Jugendliche der Vorstädte. Übt es etwa Kritik daran, dass sich nichts geändert hat? Der Macher des Films, Regisseur Romain Gavras aus dem Umfeld des Künstlergruppe "Kourtrajme", verweigert sich allen Interviews. Wählt man die Nummer seines Künstlerkollektivs, erlebt man eine Überraschung: Man landet bei der Parteizentrale der Rechtsradikalen Partei Front National.
Spiel mit den geheimen Ängsten der Franzosen
Das sei eine witzige, intelligente Provokation, findet der Soziologe Michel Wieviorka. Er forscht seit Jahren über die Pariser Banlieues und weiß, wie sensibel die Franzosen auf dieses Thema reagieren - und warum der Clip Grenzen überschreitet. "Das Video hat alles, was ein Skandal braucht", sagt Michel Wieviorka. "Es erinnert an die Unruhen vom November 2005 mit einem Riesenunterschied: Es gab in der Realität nie Übergriffe gegen Zivilpersonen so wie im Clip. Er spielt mit den geheimen Ängsten der Franzosen." Das Vorbild von Justice ist "Hass" von Mathieu Kassovitz. Auf den ersten Blick feiert dieser Kinofilm den provokanten Realismus, fragt dann aber nach den Ursachen der Gewalt. Nicht so der Clip "Stress", der nur in Gewaltklischees schwelgt. Erklärt wird nichts, hier sind die Schläger anonym, tragen nur das Kreuz auf der Jacke - das Symbol der Band Justice, die zu der ganzen Debatte vornehm schweigt.
Die Elektro-Popper beteuern in einem wortkargen Communiqué: Nein, man wollte nie zu Gewalt anstiften. "Die Botschaft des Clips bleibt völlig ambivalent", sagt der Medienwissenschaftler Francois Jost. "Er kann Leute mitreißen, die gewaltbereit sind und sich dadurch bestätigt fühlen, aber auch Leute, die einfach nur die Machart des Videos genießen. In jedem Fall ist es ein gelungener Marketingcoup - aber sehr zynisch." Ästhetisch vermarktete Schläger - Zufall oder Vorboten eines noch größeren Marketingcoups? Denn die Band hat - passend zum Video - gerade eine eigene Modekollektion entworfen: Lederjacken, das Stück 600 Euro. Mitte Juni 2008 kommen sie auf den Markt. Die Nachfrage ist gigantisch. Garantiert aber ist sie nichts für Kids aus den armen Vorstädten.
Und wieder einmal KANN nicht sein, was nicht sein darf!!
Der neue Musikclip der französischen Elektroband Justice zeigt eine Gang aus der Pariser Vorstadt im Gewaltrausch. "Stress" heißt das Werk, und der Name ist Programm. Die Jugendlichen greifen grundlos Menschen an, erstes Ziel ist eine junge Frau. Und das kommt an: Im Internet wurde der Clip bislang sieben Millionen Mal angeklickt.
"Das Video ist gefährlich und unverantwortlich", sagt Mouloud Aounit vom "Mouvement contre le racisme", der "Bewegung gegen den Rassismus". "Es ist eine Aneinanderreihung rassistischer Klischees und ekelhafter Stereotypen. Es zeigt ausschließlich Schwarze und Araber, die alles mit sinnloser Gewalt überziehen." Der Amoklauf dauert sieben heftige Minuten - sieben Minuten, in denen man den Tätern über die Schulter schauen muss. Einer alten Frau entreißen sie die Tasche.
Inszeniert als Reportage
Die Randalierer werden so inszeniert, als seien es TV-Aufnahmen von 2005, als die Vorstädte in Krawallen versanken. Die aggressiven Beats der Musik untermalen die Schläge der Randalierer. Das Video von Justice sorgt in Frankreich derzeit für heftige Diskussionen. Die Tageszeitungen schreiben sich die Finger wund. TV-Stationen haben sich geweigert, den Musikclip zu zeigen. Rassistische Provokation, exzessive Gewalt - mit welcher Botschaft? Ausgerechnet in Auftrag gegeben von "Justice", der Band, die 2007 den größten französischen Sommerhit landete, luftig, leicht, garantiert unpolitisch. Vom Elektropop zum Elektroschock?
Den Höhepunkt der Aggression erreicht der Clip, als der Schlägertrupp in ein Bistro einfällt. Fast ist das nicht mehr von einer Live-Reportage zu unterscheiden. "Das Stilmittel der Reportage wird hier benutzt, um den Anschein zu erwecken, dass es sich um authentisches Filmmaterial handelt", so der Medienwissenschaftler Francois Jost. "Deshalb ist das Dokument gefährlich, denn die meisten denken, die Gewalt sei echt." "Stress" greift die Tradition von Gewalt in Musikvideos auf, kupfert ab, was Kultbands wie The Prodigy vorgemacht haben. Das weiß auch Francois Jost. Das Video "Stress" aber geht einen Schritt weiter, es flirtet mit Realitätsnähe. Aber tatsächlich rasten hier Schauspieler aus.
"Das ist doch unverantwortlich, genau, weil wir wissen, dass diese Gewalt in einigen Stadtteilen zum Alltag gehört", sagt Francois Jost. "Wenn man aber Gewalt so in Szene setzt, dann verherrlicht man sie." Die echten Bilder sitzen seit den Aufständen in den Pariser Banlieues fest in unseren Köpfen. Noch im November 2007 flimmerten Bilder der Verwüstung über die Fernsehschirme. Das Video imitiert sie perfekt, zementiert all unsere Vorurteile über gewalttätige Jugendliche der Vorstädte. Übt es etwa Kritik daran, dass sich nichts geändert hat? Der Macher des Films, Regisseur Romain Gavras aus dem Umfeld des Künstlergruppe "Kourtrajme", verweigert sich allen Interviews. Wählt man die Nummer seines Künstlerkollektivs, erlebt man eine Überraschung: Man landet bei der Parteizentrale der Rechtsradikalen Partei Front National.
Spiel mit den geheimen Ängsten der Franzosen
Das sei eine witzige, intelligente Provokation, findet der Soziologe Michel Wieviorka. Er forscht seit Jahren über die Pariser Banlieues und weiß, wie sensibel die Franzosen auf dieses Thema reagieren - und warum der Clip Grenzen überschreitet. "Das Video hat alles, was ein Skandal braucht", sagt Michel Wieviorka. "Es erinnert an die Unruhen vom November 2005 mit einem Riesenunterschied: Es gab in der Realität nie Übergriffe gegen Zivilpersonen so wie im Clip. Er spielt mit den geheimen Ängsten der Franzosen." Das Vorbild von Justice ist "Hass" von Mathieu Kassovitz. Auf den ersten Blick feiert dieser Kinofilm den provokanten Realismus, fragt dann aber nach den Ursachen der Gewalt. Nicht so der Clip "Stress", der nur in Gewaltklischees schwelgt. Erklärt wird nichts, hier sind die Schläger anonym, tragen nur das Kreuz auf der Jacke - das Symbol der Band Justice, die zu der ganzen Debatte vornehm schweigt.
Die Elektro-Popper beteuern in einem wortkargen Communiqué: Nein, man wollte nie zu Gewalt anstiften. "Die Botschaft des Clips bleibt völlig ambivalent", sagt der Medienwissenschaftler Francois Jost. "Er kann Leute mitreißen, die gewaltbereit sind und sich dadurch bestätigt fühlen, aber auch Leute, die einfach nur die Machart des Videos genießen. In jedem Fall ist es ein gelungener Marketingcoup - aber sehr zynisch." Ästhetisch vermarktete Schläger - Zufall oder Vorboten eines noch größeren Marketingcoups? Denn die Band hat - passend zum Video - gerade eine eigene Modekollektion entworfen: Lederjacken, das Stück 600 Euro. Mitte Juni 2008 kommen sie auf den Markt. Die Nachfrage ist gigantisch. Garantiert aber ist sie nichts für Kids aus den armen Vorstädten.
Und wieder einmal KANN nicht sein, was nicht sein darf!!
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- Kardinal
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Ist es eigentlich nötig, dass während dieser Scheiss-EM das restliche Fernsehprogramm nochmals um 100% verschissener ist als sowieso schon?
Apropos: http://www.focus.de/sport/fussball/em20 ... 11278.html
Apropos: http://www.focus.de/sport/fussball/em20 ... 11278.html
- Von Horffburg
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- Von Horffburg
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ich hab predator auch wieder mit genuss geschaut. diese ära des amerikanischen films war einfach toll (sicher auch, weil ich damit aufgewachsen bin). was mich an vielen heutigen filmen am meisten nervt, sind diese schnell geschnittenen bilder und der es-muss-immer-was-laufen-und-pseudo-spannend-sein-stil.
auf orf1 kommt um 00:20 shaolin soccer. ich hab den nicht gesehen, aber "kung fu hustle" hat mir noch gut gefallen, also werde ich mal einen blick riskieren. das plakat sieht schon mal vielversprechend aus:
auf orf1 kommt um 00:20 shaolin soccer. ich hab den nicht gesehen, aber "kung fu hustle" hat mir noch gut gefallen, also werde ich mal einen blick riskieren. das plakat sieht schon mal vielversprechend aus: