Kurzgeschichte- Die Sirene

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GoatMolestor
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Kurzgeschichte- Die Sirene

Beitrag von GoatMolestor »

So, ich habe mich auch ma an einer Kurzgeschichte versucht. Ich bitte um schonungslose Kritiken, da das meine erste, zu Ende geschriebene Story ist :wink:


Die Sirene


Vor sieben Jahren ist es passiert. Ja, ganze sieben Jahre sind seither vergangen und doch kommt es mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, wo ich sie das erste Mal im Stadtpark gesehen habe. Ja, ich habe alles gesehen! Gesehen, wie sie furchtlos den verlassenen Weg entlangging, wie sie die Ruhe genoss, die Einsamkeit und das Dunkel der Nacht.
Oft saß sie zu der Zeit am See und betrachtete lächelnd ihr Spiegelbild im Wasser. Ich saß unter der großen Eiche auf der Parkbank, tief im Schatten eingebettet, wo sie mich nicht bemerken konnte. Dann, wenn sie ein paar Schritte gegangen ist, bin ich ihr lautlos gefolgt, bis zu dem kleinen See. Sie saß einfach so da. Manchmal hat sie auch eine Melodie gesungen, die mich bis in meinen Träumen verfolgt hat. Wie eine Sirene klang sie! Ihre süßliche Stimme bohrte sich tief in meinen Kopf und ließ mich nicht mehr los.

So ging es die ganze Zeit weiter. Nacht um Nacht tönte die Sirene und ich saß da und lauschte ihr.
Doch irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten. Irgendwann habe ich die Luft nicht mehr angehalten, sodass sie meine Anwesenheit nicht bemerkt. Ich wollte gesehen werden! Ich wollte sie meinen Namen singen hören!

Es war stockdunkel. Sie ging wieder diesen abgelegten Weg entlang und setzte sich an den See. Erneut betrachtete sie ihr Abbild im Wasser. Ich sah, wie sie ihren Finger ins Wasser tunkte und ihr Spiegelbild verschwamm. Sie begann zu singen. Ich schlich mich von hinten an und sang mit ihr den letzten Ton. Auf einmal schreckt sie hoch, dreht sich um und fängt an, zu schreien.
„Nein, bleiben Sie ganz ruhig! Bitte...ich tue Ihnen nichts!“, versuchte ich sie zu beruhigen.
Hastig steht sie auf und klopft sich den Schmutz von ihrem Kleid.
„Ach ja? Und wieso machen Sie das dann? Haben Sie mich etwa verfolgt? Was wollen Sie eigentlich von mir und wer sind Sie überhaupt?“, keifte sie mich hysterisch an.
„Ich...ich...ich habe Sie gesehen, und...und...“, stotterte ich.
„Ja und?“, sie hielt sich genervt die Hände an den Kopf. „Okay, okay, gehen Sie einfach und lassen mich in Ruhe!“
„Ja, es stimmt, ich habe Sie verfolgt! Aber nur aus dem einfachen Grund, dass ich mich nicht getraut habe, Sie anzusprechen!“, sagte ich eilig und schaute dann auf den Boden. „Sie sind so wunderschön und unnahbar...ich konnte einfach nicht anders. Es tut mir Leid.“
Sie hatte sich schon ein wenig beruhigt und lächelte mich an: „Ich wusste nicht, dass ich so eine Wirkung auf Männer habe.“
Wenn sie sich da mal nicht täuschte. Wie könnte mich eine so überirdische Schönheit nur kalt lassen? Eisblaue große Augen, die einen vom ersten Blick an fesseln. Lange, schwarze Haare, die ihr bis zum Po reichen und sich wie tausend Schlangen um ihren wohlgeformten Körper legen.
Ich schaute sie an: „Sie wissen ja gar nicht, was für eine Wirkung Sie haben...“
Sie musste lachen: „Ich muss jetzt fort. Vielleicht sieht man sich ja morgen Nacht wieder.“

In der Tat, ich habe Sie wiedergesehen! In der folgenden Nacht haben wir uns am See geliebt. Ich durfte endlich ihren warmen Atem auf meiner Haut spüren und ihre zarten Lippen auf meinen. Wir gaben uns unserer Lust hin, unsere Körper verschmolzen ineinander und die Luft war erfüllt mit Liebe.
Von diesem Moment an waren wir unzertrennlich und einige Monate später zogen wir sogar zusammen. Wir erlebten viele romantische Abende zu zweit und nachts sang mich meine kleine Sirene in den Schlaf.

Ich habe alles für sie getan, ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Mit der Zeit wurde aus meiner Liebe jedoch Obsession. Das weiß ich heute. Ich war besessen von ihr, wollte sie immer bei mir haben, wich nie von ihrer Seite. Vielleicht wurde sie deshalb mit der Zeit immer abweisender zu mir und kam abends nicht mehr nach Hause.
Sie meinte, sie würde mit ihren Freundinnen weggehen. Aber ich wusste, dass sie einen Liebhaber hatte! Sicher war ich mir! Und das hat mich in den Wahnsinn getrieben. Gott, wie viele Nächte lang saß ich wach und habe auf sie gewartet, jede Sekunde, Minute, Stunde, vergeblich bis zu ihrer Rückkehr gezählt?
Es machte mich krank, sie in den Armen eines anderen vorzustellen. Wie er sie mit seinen dreckigen Fingern berührt, wie er mit seiner Zunge über ihre Haut fährt und wie er ihre wunderschöne Stimme hört!
Es ist meine Sirene, sie gehört mir allein! Nur mir! Und nun sollte ein anderer dieser Melodie lauschen? Nein, das durfte nicht sein, das konnte ich einfach nicht zulassen!

Eines Abends saßen wir am Kamin. Es war ein kalter Herbstabend und draußen regnete es in Strömen. Sie hockte mir gegenüber auf einem Sessel und las ein Buch. Sie sah nervös aus und ich konnte dass sie meine Anwesenheit ganz und gar nicht genoss! Das dachte ich zumindest.
„Komm zu mir, mein Engel“, sagte ich sanft, aber bestimmt, und dirigierte sie auf meinen Schoß.
Sie lächelte mich mühevoll an und saß sich stumm auf mich. Ich nahm sie fest in meine Arme und schloss die Augen.
„Du bist alles, was ich habe, mein Schatz. Du bedeutest mir verdammt viel, weißt du das eigentlich?“
„Aber...natürlich weiß ich das, spürst du das denn nicht?“
„Ich liebe dich, meine Sirene...liebst du mich auch?“, fragte ich sie weiter und drückte meine Wange gegen die ihre.
„Ja, schon...das tue ich auch.“
Nein, das tat sie nicht! Wie gekünstelt das aus ihrem Munde klang. Natürlich liebte sie mich nicht!
Ich nahm sie noch fester in meine Arme und spürte einen leichten Widerstand ihrerseits.
„Bist du dir so sicher? Dann würde mich mal interessieren, wo du letzte Nacht warst und in all den anderen Nächten, wo du nicht bei mir warst?“
Sie löste sich aus meinen Armen und schaute mich verwirrt an.
„Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich mit Freundinnen aus war. Ich verstehe nicht, was du...“
„Lügnerin!“, schrie ich sie an, schlug ihr ins Gesicht und warf sie ruckartig auf den Boden.
„Du warst bei einer Freundin! Warst du vorgestern auch bei einer Freundin, ja? Oder hast du dich mal wieder so richtig durchficken lassen von irgendeinem dreckigen Penner!?“
Sie blickte mich schockiert an und als ich sah, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, wurde ich ruhiger.
„Oh nein, das wollte ich nicht. Weine nicht, meine Sirene.“, sagte ich mit sanfter Stimme und ging hastig auf sie zu, doch sie wich mir ängstlich aus.
„Lass mich in Ruhe!“, keifte sie mich an. „Ich will dich nie wieder sehen! Du bist Abschaum!“
Sie kroch rücklings auf dem Boden rum, Richtung Tür.
„Ich habe es nicht so gemeint! Bleib bei mir, bitte! Du darfst mich nicht verlassen.“
Ich sackte zusammen und fing an, zu weinen.
Doch sie schaute mich eiskalt und abwertend an.
Du bist so ekelhaft! Einfach widerlich! Ich weiß gar nicht, wie ich mich je auf so eine jämmerliche Gestalt wie dir einlassen konnte!“, fauchte sie und wollte weglaufen. Doch ich griff ihr rechtzeitig ans Bein und sie fiel hart auf den Boden.
„Du sagst also, ich bin ekelhaft? Ich bin widerlich? Ich?! Dann zeig ich dir jetzt was widerlich ist, du gottverdammte Hure!“
Ich legte mich auf sie drauf und hielt ihre Handgelenke fest, sodass sie sich nicht mehr von mir lösen konnte. Schnell griff ich mit der rechten Hand nach den scharfen Brieföffnern, die auf dem kleinen Tisch neben dem Kamin lagen und rammte sie ihr mit voller Wucht in die Handflächen, sodass sie am Boden festgenagelt war.
„Nein! Nein, tu mir das nicht an!!“, brüllte sie, doch ich schenkte ihrem Flehen keine Aufmerksamkeit.
„Na, wie fühlt es sich an, so hilflos zu sein?“, fragte ich sie, während ich ihren kurzen Rock hochschob. Brutal drang ich in sie ein.
„Und? Gefällt dir das, du kleines Miststück!“ Meine Bewegungen wurden immer heftiger.
„Oh Gott, nein!“, schrie sie und daraufhin hielt ich ihr mit einer Hand den Mund zu.
„Halt den Mund, du elende Schlampe!“ ich schlug ihr noch einmal ins Gesicht.

Nach einer Weile ließ ich von ihr ab. Ich ging in die Küche und holte mein Fleischermesser.
Sie lag stumm auf dem Boden, in ihrem Blut, und schreckte hoch als sie meine Schritte hörte.
Ich stellte mich direkt vor sie hin
„Na, geht es dir gut?“ fragte ich sie und schwang grinsend mein Messer.
Sie riss die Augen auf und ihr stand der Mund offen.
„Was...was hast du mit mir vor?“ stotterte sie hilflos.
Ich grinste weiter und ging langsam auf sie zu. Sie wand sich, hob ihren Kopf und schaute mich an.
„Nein! Auf gar keinen Fall! Das wirst du nicht...oh, Gott, Nein!“, kreischte sie.
„Wenn ich dich nicht haben kann, dann soll dich auch kein anderer bekommen!“, schnaubte ich und rammte ihr das Messer tief in den Bauch. Und noch einmal. Sie schrie unaufhörlich weiter.
„Jaha, meine Sirene“, lachte ich bitter und rammte ihr das Messer ein drittes und viertes Mal in den Bauch. Immer und immer wieder.
„Zeig dich mir in deiner vollsten Pracht! Schrei nur, ja, schrei nur!“
Dann stach ich in ihr Geschlecht und in ihre Schenkel, bis ihr Fleisch herausragte. Ich leckte ihre Wunden und trank ihr Blut, das ihr das Bein herunterfloss.
Mir wurde schlecht und ich erbrach mich über dem bereits toten Körper. Dann labte ich mich an ihrem Fleisch.
„Ja, mein Engel. Jetzt bist du in mir. Endlich gehörst du mir allein!“, krächzte ich und fraß weiter. Zwischendurch erbrach ich mich immer und immer wieder über dem Leichnam. Doch ich fraß weiter, bis nichts mehr von ihr übrig blieb, ungeahnt dessen, dass sie bereits tot war.

Ich suhlte mich in ihrem Blut und in mein Erbrochenes und streichelte den freigelegten Schädel.
„Nun sind wir eins, meine Sirene“, flüsterte ich. „Du bist in mir und wirst nie wieder von mir weichen.“

Noch jetzt, fünf Jahre später, hallt diese liebliche Melodie durch meinen Kopf und wird mich nicht mehr loslassen, solange ich lebe.
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samael
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Beitrag von samael »

ich find vor allem den anfang sehr gelungen...poetisch, ja fast märchenhaft, gefällt mir!
der untere teil will für mein empfinden irgendwie nicht so richtig passen..aber, die botschaft, sollte denn eine enthalten sein, ist bei mir angekommen. für mich heisst die: bedingungslose liebe kann schnell in bessessenheit ausarten.
auf alle fälle: hör nicht auf zu schreiben! :wink:
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GoatMolestor
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Beitrag von GoatMolestor »

Es gibt eine Botschaft und die iss bei dir angekommen :wink: schön dass es gefällt
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