Römerfilme

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Der Theurg
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Römerfilme

Beitrag von Der Theurg »

Den Begriff "Sandalenfilme" möchte ich hier nicht anwenden, da im weitesten Sinne darunter auch die alten "Herkules"-Filme u.ä. fallen könnten.

Als "Römerfilme" gelten diejenigen Streifen (oder Fernsehserien), in denen mindestens ein römischer Legionär irgendwann einmal im Hintergrund zu sehen ist.

In diesem Faden sollen die einzelnen Filme genauer besprochen werden, FÜR und WIDER: historische Authentizität, Dramaturgie und Handlung, literarische Vorlage, schauspielerische Leistung, Kostüme, Kulissen, die Meinung von Reenactment-Puristen, denen in den Filmen niemals alles originalgetreu genug ist, Grad des Kitsches, ausserdem die Aussage, bzw. Botschaft des jeweiligen Films...

Unter den Römerfilmen, die wir hier einmal näher beleuchten könnten, fallen mir auf Anhieb folgende ein:

- "Quo Vadis" (nach dem Roman von Henryk Sienkiewicz)

- "Das Gewand"

- "Gladiatoren" (Fortsetzung von "Das Gewand")

- "Ben Hur"

- "Der Untergang des römischen Reiches" (Zweiteiler)

- "Spartacus"

- "Cleopatra"

- "Der Kampf um Rom" (Zweiteiler nach dem Roman von Felix Dahn, eigentlich fast eher ein Barbaren-, bzw. Byzantiner-Film)

- "Gladiator" (Remake von "Der Untergang des römischen Reiches")

- "Quo Vadis" (Remake)

- "Die letzte Legion"



Beginnen wir mit einem noch relativ neuen Römerfilm, nämlich:

Bild

"Der Adler der neunten Legion" (GB / USA 2011)

Dieser Streifen spielt in der römischen Provinz Britannia im Jahre 140 n. Chr. Als Vorlage diente ein Roman von einer gewissen Rosemary Sutcliff von 1954. Was die Kostüme und die Kulissen betrifft, staunt man zunächst einmal. Das alles könnte für die Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts wirklich detailgetreu zutreffen. (Reenactment-Fetischisten und Archäologen mögen mich bitte korrigieren.) Einzig die in Römerfilmen fast schon obligaten unhistorischen Lederarmbänder fallen aus dem Rahmen. Aber das kleine Militärlager und in die Inneneinrichtung eines Römerhauses... momoll. Der Zenturio betet manchmal sogar zu Mithras.

Eigenartig wirkt jedoch das Auftreten von kriegerischen keltischen Britanniern, angestachelt von einem fahrenden Druiden. War das Land nicht schon fast 100 Jahre zuvor von den Römern erobert, befriedet und in eine wirtschaftlich blühende Provinz verwandelt worden? Gab es 140 n. Chr. überhaupt noch Britannier, die ihre einst berühmt-berüchtigten Kriegswagen zu lenken wussten? Der Film lässt den Zuschauer über solche historischen Einzelheiten im Unklaren. Und dann fällt die schauspielerische Präsenz auf, bei welcher es sich leider um "Hollywood der neuen Schule" handelt. Wenn die Darsteller keine stimmigen Kostüme tragen würden, könnte man sie sich eher in Beverly Hills vorstellen, denn in der Antike. Doch da das Ambiente weitestgehend zu überzeugen weiss, drückt man diesbezüglich feste beide Augen zu.

Die zweite Hälfte des Films, deren Handlung hier nicht näher verraten sei, führt jenseits des römischen Hadrianswalls ins freie Schottland des Altertums und lebt mehr von herrlichen Landschaftsbildern. Die Kaledonier, bzw. Pikten des Hochlands erinnern irgendwie an Indianer. Es kann sein, dass das sogar der historischen Realität entsprechen mag. (Archäologen, die auf dem neuesten Stand der Forschung sind, mögen mich bitte abermals korrigieren.) Doch man fragt sich, wieso diese Pikten sich auf Keltisch mit einem britannischen Brigantier unterhalten können? Es sind solche kleinen Rätsel, die sich der geneigte Geschichtsfreund immer wieder stellt. Aber dieser hintere Teil des Films verlässt ohnehin das Genre des Historienfilms, da es sich plötzlich eher um einen Abenteuer- und Action-Film handelt.

Fazit:

Alles in allem ist "Der Adler der neunten Legion" meiner Meinung nach kein schlechter Streifen. Er ist über weite Strecken wahrscheinlich sogar geschichtsbewusster und authentischer als einige Römerfilme aus den 1950er und 60er Jahren. Und da er auch unterhaltsam ist, ruiniert man sich damit wohl kaum einen Filmabend.

Und für Reenactment-Fetischisten gilt:
Vorsicht, aber reingucken darf man.
Zuletzt geändert von Der Theurg am 29.12.2012, 18:09, insgesamt 2-mal geändert.
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Krulos
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Beitrag von Krulos »

Den neuen Kram kann man getrost vergessen...Klassiker bleiben Quo Vadis & Ben Hur.
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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

Womit wir mit dieser brechtigten Kritik nun bei "Gladiator" mit Russell Crowe (2000) angelangt wären:

Tolle Filmmusik (vor allem die atmosphärischen Passagen von Lisa Gerrard, der einstigen Hälfte von DEAD CAN DANCE); am Anfang eine tolle Schlacht gegen die germanischen Markomannen bei Wien (was im Film aber überhaupt nicht erwähnt wird); einige stimmungsvolle Szenen, z.B. wenn die Hand träumend vor einem wolkigen Himmel durch Getreideähren fährt.

Ansonsten handelt es sich bei "Gladiator" weitgehend bloss um einen reisserischen Unterhaltungsfilm, bei dem man die zahllosen historischen Fehler und Irrtümer besser gar nicht erst aufzuzählen beginnt.

Allerdings ist der Titel irreführend, wenn man die dämlichen Fantasy-Rüstungen der Gladiatoren betrachtet. Und wenn man bedenkt, dass die antiken Römer bei den Gladiatorenkämpfen in den Amphitheatern oft bombastische Shows boten, mit rasch aufgebauten künstlichen Landschaften, kleinen Hügeln, Pflanzen, Hainen, Quellen und Falltüren, und dass die Arenen angeblich zuweilen unter Wasser gesetzt werden konnten, so dass sogenannte Naumachien, also nachgespielte Seeschlachten mit Galeeren und richtigen Toten, abgehalten wurden (wobei es archäologisch neuerdings umstritten ist, ob tatsächlich dazu die Arenen einiger Amphitheater unter Wasser gesetzt wurden oder ob Naumachien eher in der freien Landschaft an künstlichen Seen abgehalten wurden), dann sieht man, dass die Filmemacher bezüglich dieses Punktes die wirklichen historischen Dimensionen komischerweise nicht einmal annähernd ausgeschöpft haben.

Man fragt sich, wieso sie an manchen Hollywood-Produktionsstätten keine Ahnung zu haben scheinen, wie man das Wörtchen "history" überhaupt buchstabiert...

Und natürlich wurde damals, als "Gladiator" in den Kinos anlief, glatt unterschlagen, dass der Streifen von der Story her eigentlich bloss ein Remake des Zweiteilers "Der Untergang des römischen Reiches" von 1964 ist, wo auch Kaiser Commodus einiges wahnsinniger dargestellt war.
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Imperial Warcry
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Re: Römerfilme

Beitrag von Imperial Warcry »

Ju-Hu hat geschrieben:Den Begriff "Sandalenfilme" möchte ich hier nicht anwenden, da im weitesten Sinne darunter auch die alten "Herkules"-Filme u.ä. fallen könnten.
So wie ich das verstanden habe, steht der Begriff "Sandalenfilme" für eher billigere Produktionen (v.a. aus Italien in den 60ern) à la Hercules, Maciste etc. als klare Abgrenzung zum qualitativ hochstehenderen "Monumentalfilm" (Ben Hur, Spartacus usw.)
Ju-Hu hat geschrieben: War das Land nicht schon fast 100 Jahre zuvor von den Römern erobert, befriedet und in eine wirtschaftlich blühende Provinz verwandelt worden? Gab es 140 n. Chr. überhaupt noch Britannier, die ihre einst berühmt-berüchtigten Kriegswagen zu lenken wussten?
Gute Frage. Was aber zweifellos geschah war eine keltische Renaissance nach dem späteren Abzug der Römer (Stichwort Artus-Saga), das keltische Erbe war also noch stärker vorhanden als es das auf dem gallischen Festland war.
Ju-Hu hat geschrieben: Die Kaledonier, bzw. Pikten des Hochlands erinnern irgendwie an Indianer. Es kann sein, dass das sogar der historischen Realität entsprechen mag. (Archäologen, die auf dem neuesten Stand der Forschung sind, mögen mich bitte abermals korrigieren.) Doch man fragt sich, wieso diese Pikten sich auf Keltisch mit einem britannischen Brigantier unterhalten können?
Ich kenne den Film zwar nicht, doch wurden Pikten generell als "bemalte Wilde" bezeichnet, durch die nicht-indogermanische Herkunft dürfte ihr Erscheinungsbild wohl durchaus "exotischer" gewesen sein. Was die Sprache betrifft, so muss man festhalten, dass die Pikten sich recht zügig mit den eindeutig keltischen Skoten vermischten und somit wohl des (Proto-)Gälischen mächtig waren. Ob dies aber für eine Verständigung mit anderen inselkeltischen Völkern wie den Britanniern reichte, weiss ich nicht.
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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

Zumindest "Gladiator" wurde seinerzeit in den Zeitungen als "Wiederbelebung des Sandalenfilms" angepriesen, da jahrzehntelang praktisch überhaupt keine Römer- oder Sandalenfilme gedreht worden waren.
(Zu meiner Kritik zu "Gladiator" siehe oben.)



Eine keltische Renaissance wurde bereits während der Römerzeit eingeleitet, auch in den gallischen Provinzen (zu denen ja bekanntlich auch Germania Superior, bzw. ab Diokletians Reichsreform Maxima Sequanorum gehörten). Inwiefern das auch politisch gilt mit Blick auf den Bagaudenaufstand, unabhängig davon das sogenannte Imperium Galliarum des Postumus und seiner Epigonen im 3. Jahrhundert oder solcher Usurpatoren wie Carausius (Britannia), ist Gegenstand der Forschung.

Zur Einführung des gallischen Wegmasses Leuge in der Spätantike (engl. league, franz. lieue, span. legua) siehe auch diesen Faden:
http://www.schwermetall.ch/forum/ftopic14874.php

Archäologisch ist in der Spätantike teilweise eine keltische Renaissance erkennbar, man spricht von der galloromanischen Kultur. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches wurde im Frühmittelalter der allgemeine Stil in Mitteleuropa, z.B. an frühen Kirchen, sogar zunehmend wieder keltischer (z.B. Dreiwirbel), zumindest vorübergehend.



Zurück zum Hauptthema dieses Fadens:

So weit ich mich erinnere, wurde ungefähr 1983 irgendwo im deutschen Fernsehen (ZDF?) eine gespielte Serie ausgestrahlt, welche den schlichten Titel "Rom" trug (nicht zu verwechseln mit der neueren Fernsehserie "Rom" aus diesem Jahrtausend!). Ich glaube, sie wurde jeweils am Mittwoch im Vorabendprogramm gesendet.

Leider blieb meine Forschung nach irgendwelchen noch so geringen Informationen zu dieser Serie im Internet bisher völlig ergebnislos. Das kann doch nicht bloss eine kindliche Einbildung gewesen sein? Ich erinnere mich vage an exerzierende Legionäre, an einen Tribun, sowie an marschierende Barbaren (Germanen?) im Wald.

Weiss jemand irgendetwas zu dieser Serie "Rom" (ca. 1983 ausgestrahlt)?
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Beitrag von Der Theurg »

Aha, ich komme der Spur endlich näher:

Handelte es sich womöglich um eine Serie mit dem Titel "Rom ist in der kleinsten Hütte", wobei mir in der Erinnerung nur das erste Wort hängengeblieben ist?
Rom ist in der kleinsten Hütte
D 1982

13 Episoden
Deutsche Erstausstrahlung: 27.09.1982 ARD

Die Serie erzählt vom tristen und manchmal lustigen Leben einer kleinen römischen Garnison in einem abgelegenen Weiler in Germanien.
1982. 13-tlg. dt. Familienserie von Robert Wolfgang Schnell, Regie: Michael Mackenroth.

Das Germanendorf Silva zur Römerzeit. Der ruhmreiche Cajus Sisenna Narcissus Africanus (Siegfried Wischnewski) ist nicht ganz freiwillig als Präfekt hierhin versetzt worden. Kommandant des Castels ist Legatus Varius Maximus (Arthur Brauss), der versucht, seinem neuen Vorgesetzten einen guten Eindruck zu verschaffen. Der gerissene Geschäftsmann und Bauunternehmer Hermann (Walter Jokisch) und sein Schwiegersohn (Günter Strack), der Wirt des einzigen Gasthauses „Zur Drossel“, machen beste Geschäfte. Dessen Tochter Irmingard (Ulrike Luderer) wird von Marius Septimus (Peer Augustinski), dem Fahrer des Präfekten, umworben.

Die halbstündigen Folgen liefen im Vorabendprogramm.
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Bombenhagel
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Beitrag von Bombenhagel »

Da müsste ich mal recherchieren, ob man die irgendwo mal sehen kann. Klingt von der Idee her eigentlich recht originell!
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Beitrag von Der Theurg »

@Bombenhagel: Bitte halte uns hier auf dem Laufenden!

Nachtrag zu Gladiator:
Ju-Hu hat geschrieben:Womit wir mit dieser brechtigten Kritik nun bei "Gladiator" mit Russell Crowe (2000) angelangt wären:

Tolle Filmmusik (vor allem die atmosphärischen Passagen von Lisa Gerrard, der einstigen Hälfte von DEAD CAN DANCE); am Anfang eine tolle Schlacht gegen die germanischen Markomannen bei Wien (was im Film aber überhaupt nicht erwähnt wird); einige stimmungsvolle Szenen, z.B. wenn die Hand träumend vor einem wolkigen Himmel durch Getreideähren fährt.

Ansonsten handelt es sich bei "Gladiator" weitgehend bloss um einen reisserischen Unterhaltungsfilm, bei dem man die zahllosen historischen Fehler und Irrtümer besser gar nicht erst aufzuzählen beginnt.

Allerdings ist der Titel irreführend, wenn man die dämlichen Fantasy-Rüstungen der Gladiatoren betrachtet. Und wenn man bedenkt, dass die antiken Römer bei den Gladiatorenkämpfen in den Amphitheatern oft bombastische Shows boten, mit rasch aufgebauten künstlichen Landschaften, kleinen Hügeln, Pflanzen, Hainen, Quellen und Falltüren, und dass die Arenen angeblich zuweilen unter Wasser gesetzt werden konnten, so dass sogenannte Naumachien, also nachgespielte Seeschlachten mit Galeeren und richtigen Toten, abgehalten wurden (wobei es archäologisch neuerdings umstritten ist, ob tatsächlich dazu die Arenen einiger Amphitheater unter Wasser gesetzt wurden oder ob Naumachien eher in der freien Landschaft an künstlichen Seen abgehalten wurden), dann sieht man, dass die Filmemacher bezüglich dieses Punktes die wirklichen historischen Dimensionen komischerweise nicht einmal annähernd ausgeschöpft haben.

Man fragt sich, wieso sie an manchen Hollywood-Produktionsstätten keine Ahnung zu haben scheinen, wie man das Wörtchen "history" überhaupt buchstabiert...

Und natürlich wurde damals, als "Gladiator" in den Kinos anlief, glatt unterschlagen, dass der Streifen von der Story her eigentlich bloss ein Remake des Zweiteilers "Der Untergang des römischen Reiches" von 1964 ist, wo auch Kaiser Commodus einiges wahnsinniger dargestellt war.
Damals im Jahre 2000 hiess es komischerweise überall in den Zeitungen, für den Film "Gladiator" seien angeblich grossartige "Computer-Animationen" der antiken Stadt Rom gemacht worden, vor allem in jener Szene, als die Kamera scheinbar durch einen Wolkenhimmel auf die Stadt hinabfährt (während die Filmmusik eine eindeutig entliehene Passage aus Richard Wagners "Rheingold" spielt).

Schon damals im Kino musste ich mich sehr wundern, da in jener Szene in Wahrheit überhaupt keine "Computer-Animation" oder "Computer-Rekonstruktion" zu sehen ist, sondern ganz schlicht eine einfache Filmaufnahme, welche auf das berühmte, alte Stadtmodell des antiken Roms, welches in den 1930er Jahren zu Mussolinis Zeiten gebastelt worden war, hinabfährt. Anschliessend wurden ein paar "Wölkchen" hineingepinselt - und fertig war diese Szene.

Dummerweise stellt dieses Stadtmodell jedoch Rom zur Zeit Kaiser Konstantins des Grossen im frühen vierten Jahrhundert dar. Der Film "Gladiator" beginnt aber weit über hundert Jahre früher, nämlich im Jahre 180 n. Chr. (Tod des Kaisers Marcus Aurelius in Wien).

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Beitrag von Der Theurg »

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"Kampf um Rom" (Zweiteiler, D / I / RUM, 1968 und 1969)

Als Vorlage zu diesem zweiteiligen Monumentalfilm diente der umfangreiche Roman "Ein Kampf um Rom" des deutschen Historikers Felix Dahn aus dem Jahre 1876. Dieser Autor war ein Historiker-Schwergewicht des 19. Jahrhunderts und wohl nicht wesentlich unbedeutender als Mommsen. Felix Dahn verfasste mehrere profunde, mehrbändige Geschichtswerke, vor allem über die germanische Völkerwanderung in der Spätantike und die Königsdynastien der germanischen Stämme. Noch heute geistern verkürzte Ausgaben seiner Geschichtswerke herum. Wer irgendetwas über die historisch überlieferten Könige oder Prinzessinnen der Gepiden, Langobarden oder der alten Thüringer in Erfahrung bringen möchte, z.B. wer mit wem verschwägert war sowie sämtliche Schlachten, der muss Felix Dahn konsultieren.

Vor diesem Hintergrunde sind auch Felix Dahns fiktive Romane und Kurzgeschichten zu sehen, sein anderes Steckenpferd. Sein berühmtester Roman ist "Ein Kampf um Rom", ein dicker Band, welcher noch heute in schönen Neuauflagen leicht erhältlich ist. Leider habe ich ihn bisher noch nie ganz gelesen. Er behandelt blumenreich, heroisch und romantisch ausgeschmückt auf komplexe Weise das Zeitalter des Niedergangs des Ostgotenreichs in Italien ab dem Tode König Theoderichs des Grossen (526) und seiner schwächeren Nachfolger, die da wären: Athalarich, Königin Amalaswintha, Witichis, Hildebad, Totila und Teja. Das oströmische Reich, Byzanz, beabsichtigt unter seinem berühmten Kaiserpaar Justinian und Theodora sowie den Generälen Belisar und dem mächtigen, zwergwüchsigen Narses in Italien wieder Fuss zu fassen.

Doch Felix Dahn macht die Geschichte noch wesentlich spannender, indem er einen rein fiktiven, mächtigen, alt-aristokratischen, verschlagenen und intriganten Römer namens Cethegus erfindet. Dieser ist Präfekt der alten Stadt Rom unter den ostgotischen Königen, hebt neue römische Truppen aus und lässt die verfallenden Stadtmauern Roms wieder aufbauen, um Rom als dritten Mittspieler im Bunde wieder zu altem Glanze zu verhelfen. Es geht insgesamt also um Intrigen, Verschwörungen, Liebe, Kämpfe und heroische nationalromantische Germanentümelei.

So viel zur Romanvorlage. Den Doppelfilm von 1968 und 1969 ist insgesamt auch aus heutiger Sicht nicht schlecht. Die führenden Köpfe der Ostgoten versprühen bei ihren konspirativen Zusammenkünften und Things in Grotten (Theoderichs Grabmal in Ravenna?) und auf Hügeln unter freiem Himmel teilweise einen echt urtümlich germanischen Geist, fast schon magisch. Cethegus (Laurence Harvey) hingegen ist ein scharfgeschnittener, sehr charismatischer, aristokratischer Römer, der sich mit wehendem Helmbusch - wie weiland die alten Cäsaren 500 Jahre zuvor - auf den wiedererrichteten Zinnen Roms zeigt und Tag und Nacht nur an Rom zu denken scheint.

Der grosse oströmische Kaiser Justinian (Orson Welles) wirkt mit seiner schönen Gemahlin Kaiserin Theodora (Sylva Koscina) am byzantinischen Hofe zu Konstantinopel so authentisch, wie man sie von zeitgenössischen Mosaiken her kennt. (Die historische Theodora, deren aussergewöhnliche Schönheit tatsächlich sehr gerühmt wurde, stieg ja gemäss den Geschichtsquellen aus der Gosse, sprich: aus dem horizontalen Gewerbe und als ehemalige Nachtclub-Tänzerin zur Kaiserin auf. Vielleicht machte dieser Hintergrund sie zu einer äusserst machtbewussten und starken Persönlichkeit, die im Roman und im Film ihre eigenen Intrigen spinnt.)

Manches an den Filmen, vor allem an den Inszenierungen oder den Kostümen, mag aus heutiger Sicht als Kitsch der 1960er Jahre erscheinen. Nichtsdestotrotz halte ich diesen Zweiteiler für sehenswert. Er fängt weitgehend den Geist der Zustände ein, wie sie in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts nach dem Untergang des weströmischen Reiches im ostgotischen Italien (Stichwort: "Barbarenherrschaft") sowie am oströmischen Kaiserhof zu Konstantinopel geherrscht haben KÖNNTEN.

Doch ein bitterer Nachgeschmack wird erst am Ende des zweiten Teils aufgetischt. Ich weiss nicht, wie Felix Dahns Roman endet, aber im Film erscheint plötzlich die mit den Ostgoten "verbündete" Wikingerflotte eines gewissen Königs Harald, welche den von den Byzantinern besiegten Rest der Ostgoten ins Exil mitnimmt. Zwar erschienen tatsächlich einst Drachenboote heidnischer Wikinger an der Westküste Italiens, jedoch erst rund 300 Jahre später! Warum dieser monumentale Zweiteiler mit einem solchen unverzeihlichen Tritt in die Magengrube eines jeden Geschichtsfreundes enden muss, bleibt eines der grossen Rätsel der Filmgeschichte...

Von den echten Ostgoten heisst es, dass die 800 letzten Überlebenden nach ihrer letzten Niederlage in Wahrheit nordwärts in die Alpen aus der Geschichte entschwunden seien. Nach alten Sagen und volkstümlichen Überlieferungen sollen sie sich am nördlichen Rand des untergegangenen Ostgotenreiches auf der Nordseite der Alpen im Berner Oberland angesiedelt haben.

Original-Trailer:
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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

Zwar keine "Römerfilme" in dem Sinne, dass man gross "herumsecklende" Legionäre sehen würde, aber da die beiden folgenden neueren Spielfilme innerhalb des römischen Reiches spielen, darüber hinaus beide in der gleichen spätantiken Epoche, nämlich um 400 n. Chr., sind sie in diesem Thread durchaus gut untergebracht:


Bild

"AGORA - Die Säulen des Himmels"
(Spanien 2009)

Dieser Film ist über die historische Philosophin Hypatia von Alexandria sowie über die äusserst gewalttätigen Wirren jener Zeit zwischen Heiden, Christen und Juden.

Kleiner Ausschnitt aus dem Anfang des Films, eine heidnische Zeremonie zu Ehren der Gottheit Serapis darstellend:




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"Das Leben des heiligen Augustinus"

(TV-Zweiteiler des Bayerischen Rundfunks, des polnischen Fernsehens und des italienischen RAI; offenbar katholische Seilschaften...)

Der historische hl. Augustinus hinterliess bekanntlich eine aufrichtige Autobiographie mit dem Titel "Confessiones", in der er seinen Wandel vom liederlichen, verkommenen heidnischen Mysterienkultanhänger und Weiberhelden, über seine jahrelange Anhängerschaft der dualistischen Irrlehre der Manichäer, seine philosophischen Studien über den Neuplatonismus sowie seine Hinwendung zum Christentum beschreibt. Als Bischof von Hippo (mitten zwischen dem heutigen Algier und Tunis gelegen) starb er hochtbetagt während der Belagerung durch die germanischen Wandalen unter ihrem legendären König Geiserich. Der Film ist vielleicht ein bisschen beschönigender als die Autobiographie, aber dennoch sehenswert.


Beide Filme sind nicht schlecht. "Agora" ist allerdings weitaus gewalttätiger, düsterer und verströmt Untergangsstimmung; das Geistige beschränkt sich weitgehend eher nur darauf, Hypatia als verkannte astronomische Vorläuferin von Niklaus Kopernikus darzustellen. Bei "Augustinus" hält sich die Brutalität in Grenzen und das Gewicht liegt eher auf dem geistigen Werdegang, jedoch ohne das durchschnittliche Publikum zu überfordern. Bei beiden Filmen werden die jeweiligen Städte, Strassen und Gebäude glaubwürdig und teilweise äusserst beeindruckend zum Leben erweckt.
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Beitrag von Oktofalz »

Für die Spezialeffekte musste man sich in den 60gern noch was einfallen lassen. z.B künstliche Pferde und Puppen den Fels runterwerfen und im 3-Sekundentakt eine Minute im Loop wiederholen. Was ich aber ziemlich dämlich finde bei diesen Filmen, dass die Gefallenen zu Boden (bereits regungslos) noch mit dem Kopf zucken und Laute wie "mmmmhh" von sich geben müssen, damit auch der Langsamste im Lichtspielhaus begriffen hat, dass er nun gestorben ist.
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Eldain
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Beitrag von Eldain »

The Life of Brian.
*duckt sich vor dem Steinhagel*
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Beitrag von Der Theurg »

@ kogokg: Natürlich waren die alten Filme geil gemacht, nur schon von den gemalten gigantischen Szenebildern im Hintergrunde her, was noch von der jahrhundertealten Tradition der möglichst wirklichkeitsnahen Bühnenbilder im Theater und in der Oper herkam. Und die Schauspieler wie Richard Burton beherrschten noch ihr Handwerk, waren dramatische Darsteller, die von Shakespeare herkamen.

Doch die beiden von mir genannten Filme sind definitiv KEINE Action-Filme mit Gladiatorenunfug. Bei "Agora" geht es im Laufe des Films eher um Pogrome in Alexandria und um sich zunehmend türmende Leichenberge sowie um eine unparteiische Philosophin, die es als Frau vor allem gegenüber den neuen christlichen Machthabern zunehmend schwer hat, sich durchzusetzen. Und bei "Das Leben des heiligen Augustinus" geht es um den selbstreflektiven geistigen Werdegang eines Mannes, der immer noch in den meisten heutigen Philosophiebüchern prominent vertreten ist. Die Gewalt ist dabei auf ein absolutes Minimum beschränkt. Irgendwo mal ein Strassenkampf im kaiserlichen Mailand, das ist so ziemlich alles, woran ich mich erinnere.

Solchen Gugus wie diesen neuen "Pompeii", anscheinend ein extrem platter Action-Streifen ohne Charaktere und ohne brauchbare Dialoge, werde ich hier mit Sicherheit NICHT besprechen. Die vernichtenden Kritiken, die ich dazu gelesen habe, genügen.

Eldain hat geschrieben:The Life of Brian.
*duckt sich vor dem Steinhagel*
"Oho! Blasphemie! Er wiederholt seine Sünde!" :)
Im Ernst, wer an Monty Python keinen Geschmack findet, dem ist sowieso nicht zu helfen. Allerdings habe ich in meiner Jugend diese Filme ein bisschen zu oft gesehen...
Zuletzt geändert von Der Theurg am 29.10.2014, 18:08, insgesamt 1-mal geändert.
Furor
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Beitrag von Furor »

Keine Sorge, das merkt man nicht... :wink:

offtopic: Das von Dir empfohlene Buch ist übrigens sehr unterhaltsam, mei Gudster.
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Beitrag von Der Theurg »

Ich habe in meiner Jugend Monty Python dermassen VERINNERLICHT, so dass man es mir nicht einmal mehr anmerkt...
[5*5]
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Hagel
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Beitrag von Hagel »

Furor hat geschrieben:Keine Sorge, das merkt man nicht... :wink:

offtopic: Das von Dir empfohlene Buch ist übrigens sehr unterhaltsam, mei Gudster.
Du hast hier Bücher liegen, die ich für dich kaufte. So langsam könnteste mal.
Furor
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Beitrag von Furor »

Du weest ja nu wie es ist selten daheeme zu sein. Wäre aber schon mal wieder ( viel zu lange ) an der Zeit für ein Bier. Seid Ihr im Nov mal in der OL? Ich denke, dass ich Ende November daheim bin. Evtl bin in ja bald wieder richtiger OL'er. Die Entscheidung steht gerade aus.
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