Vincent Raven - The next Uri Geller?

Satanismus, Christentum, keltische und nordische Religionen sowie die zugehörigen Mythologien!

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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

Dös hett i jetz ober vom Härrn Cläment a net dänkt!

Sie, Sie Schlimmer, Sie!
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Ratte
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Beitrag von Ratte »

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Neu im Shop von Pro Sieben
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Oxford
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Beitrag von Oxford »

Ratte hat geschrieben:Genau, weil die Shaolinmönche so selbstlos und mit sich im Reinen sind, treten sie in regelmässigen Abständen in fast jeder Stadt auf. Die brauchen doch bloss Geld für ihre Klöster. Vom chinesischen Staat bekommen sie wohl keins. Wären die tatsächlich so mit sich im Reinen, dann würden sie ihre Techniken dem Westler nicht derart provokativ zeigen. Es fehlt eigentlich nur noch, dass sie Kurse und Lehrgänge anbieten. Aber das kann ja noch werden.
Vielleicht weil die "Shaolin Mönche" die überall immer auftreten nur gut trainierte Artisten sind? Genau wie die heutigen Mönche im Kloster gut trainierte Kampfsportler sind und den Ausländern modernes Wushu beibringen und sicher kein traditionelles Kung Fu?
Und die "richtigen" Shaolin Mönche sicher kein Schild mit sich tragen, wo gross drauf steht "Ich bin ein Shaolin Mönch". Und man sie meist dort findet, wo man sie nicht vermutet.

Wer die Meisterschaft in irgendetwas beherrscht, braucht es nicht (öffentlich) zu zeigen.
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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

@Ju-Hu und Marinetti:

(Jaja, ich weiss, dass das jetzt nicht mehr viel mit dem Thema zu tun hat; da die beiden Herren hier aber einige interessante Impulse gesetzt haben, wende ich mich in erster Linie an sie.)

Erkenntnistheoretische Modelle (wie etwa dasjenige Kants), welche zu einer Re-Formulierung der Metaphysik führen, sind in der Hinsicht positiv zu bewerten, als sie den alten (sogenannten) dogmatisch-rationalistischen Ansatz der Metaphysik als falsch entlarven, wonach es letztlich keine Trennung von Subjekt und Objekt gibt. Das heisst, die alte, vor-kantische Disziplin der Metaphysik unterscheidet in letzter Konsequenz nicht zwischen Subjekt und Objekt, denn wenn das Sein in seiner Gänze im Denken erfasst wird, dann gibt es keinen Bruch zwischen Erkennendem und Erkanntem. Die Methodik, derer sie sich dabei bedient, wird als apriorisch-deduktiv bezeichnet: aus apriorisch geltenden Erkenntnissen werden streng deduktiv weitere Sätze abgeleitet, welche dann als allgemeingültig für alle möglichen Welten zu gelten haben. Dies ist der Ur-Impuls dessen, was als Rationalismus bezeichnet wird: Eine Erkenntnisform, die als alleiniges Erkenntnisinstrumentarium die Vernunft (im Sinne des höheren abstrakten Denkens, basierend auf apriorischen Kategorien, Logik etc.) anerkennt. Alles andere, also etwa Verstand (nicht das gleiche wie Vernunft, denn der Verstand operiert konkreter, dinglicher und nicht begrifflich-abstrakt wie die Vernunft!), „natürliche“ Erkenntnisformen wie Ahnung und Intuition, werden gestrichen. Die verschiedensten Zweige wie Monismus, Dualismus, Pluralismus, Materialismus stammen letztlich alle aus dieser „Tradition“, denn was sie miteinander verbindet, ist das Primat der Vernunft als oberster Erkenntnisform, was sie unterscheidet ist lediglich die Nuancenverschiebung der postulierten apriorischen Grössen (also etwa die angenommene eine Ursubstanz im Monismus, z.B. beim Materialismus als Teilströmung des Monismus eben die Materie als Grundsubstanz, oder zwei Grundsubstanzen im Dualismus usw.).
Kants sogenannte Transzendentalphilosophie hält es im Gegensatz dazu für unmöglich, die letzte Wirklichkeit erkennend zu erfassen. Was in der dogmatisch-rationalistischen Metaphysik die Ideen waren, verstanden als Urprinzipien jeglicher Weltformung und damit als letztgültige Wahrheiten (nicht zu verwechseln mit dem, was im Traditionalismus etwa eines Evola unter Prinzipienhaftigkeit verstanden wird; diese rationalistisch-metaphysischen Ideen sind immer Konstrukte der Vernunft, sind immer aus dem Prozess des Denkens herausgeschält), wird bei Kant abgelehnt und umformuliert zu einem regulativen Prinzip in der Unendlichkeit: die Welt bewegt sich darauf zu, erreicht diesen focus imaginarius (wie Kant ihn nennt) aber nie. Dass heisst, der Erkenntnisvorgang auf diese Urprinzipien hin muss immer scheitern, die Urprinzipien sind für die Erkenntnis niemals zur Gänze erfassbar. Erkenntnis ist bei Kant also nicht total! Freilich muss man sich immer vor Augen halten, was hier mit „Erkenntnis“ gemeint ist: es ist ein Konglomerat von Vernunft (abstrakt), Verstand und Wahrnehmung (dinglich-konkret). Hier bei Kant gibt es also eine Verbindung von Rationalismus und Empirismus. Und Sie beide würden doch zustimmen wollen, dass diese Erkenntnisform so ziemlich diejenige des heutigen Menschen ist, oder? Kant zeigt auch, dass Erkenntnis immer einen Bruch zwischen Subjekt und Objekt ergibt: da das Subjekt letztlich das Erkennende ist, dieses Erkennende aber mittels dem, was Kant Transzendentalien nennt, überhaupt erst erkennend auftreten kann, also mittels der apriorischen Identitäten wie Raum, Zeit und der Kategorien, ist das Erkannte, das Objekt, immer interpretiert, konstruiert. Das Objekt „erhebt“ sich im Erkenntnisprozess aus dem, was Kant das „Ding an sich“ nennt (bei Onkel Schopenhauer zum Willen erhoben). Dieses „Ding an sich“ ist der Urstoff, aus dem im Erkenntnisprozess das Objekt zurechtgeknetet wird, wenn man so sagen will. Das heisst aber, dass es immer etwas gibt, was dem Subjekt nicht zugänglich ist, wenn es sich erkennend das Objekt aneignet. Das „Ding an sich“ entzieht sich der Erkenntnis. Die Wirklichkeit, dieses gigantisch orchestrierte Riesenobjekt, ist eine rein interpretative Konstruktion. Da haben Sies doch, Ju-Hu! Wer sich der „Diktatur der objektiven Welt“ unterwirft, erliegt letztlich einer Täuschung. Dies, finde ich, kann und muss man Kant hoch anrechnen. Freilich, was im Zuge der Aufklärung daraus gemacht wurde, das erzürnt Sie genau wie mich. Und nein, ich bin trotzallem alles andere als ein Kantianer.
Wenn wir jetzt auf die Ebene des Traditionalismus wechseln, finden wir durchaus ähnliche Konzepte (wie in der späteren Metaphysik), wenn auch hier (meiner Meinung nach) in unverfälschter Form, weil hier das menschliche Bewusstseinsstadium ein anderes, ein höheres ist (ja, ich bin auch Anhänger besagter Involutionstheorie): man findet hier den Bereich der „Welt“, der Natur dämonisch-chtonischen Charakters, des Zeitlich-Räumlichen – und den Bereich der „Überwelt“ also das Überzeitliche, Überräumliche, Übermenschliche, Göttliche, das Transzendente eben. Eine Kultur ist dann traditional (Sie wissen, wie dieser Begriff zu verstehen ist, meine Herren, eine Erläuterung in Bezug auf die heutige, „moderne“ Verwendung desselben erübrigt sich hier), wenn sie das Weltliche, Naturhafte, auf das „Oben“ hin formt und gestaltet, wenn sie also die „dämonischen“ Kräfte, die dem Diesseits innewohnen, auf die Prinzipien des Transzendenten hin ordnen und somit erhöhen. Der Impuls hierbei erfolgt also von oben her und wirkt immer auf das Oben hin. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Hierarchie, deren Spitze, der Priesterkönig, gleichzeitig die Basis ist, und zwar die Spitze in Bezug auf das weltliche Reich, und die Basis in Bezug auf das überweltliche Reich: der Priesterkönig ist die Basis der Wirkung und Waltung des Transzendenten in der Welt, und damit natürlich die Spitze besagten weltlichen Reiches. In seiner edelsten und vollkommensten Form finden wir ein derartiges System in dem, was des Herren Ju-Hu liebstes Steckenpferd ist: der Heliokratie. Dieses System basiert nun auf einer Erkenntnisform, welche diejenige der Jetztzeit bei weitem übertrifft und deutlich macht, warum des Herren Ju-Hu Forderung nach „Transzendenz jetzt!“ wahrscheinlich noch für eine ganze Weile unerfüllt bleiben muss: Magie. Magie ist traditional gesehen nichts geringeres als Erkenntnis, sie ist im Bewusstsein implementiert, so wie heute die Vernunft, welche eigentlich ein verkümmerter Teilaspekt derselben ist. Traditionale Magie ist Fühlung mit, Aktion im und Erkenntnis vom Überweltlichen, und zwar mit dem Ziel, das Weltliche zu erhöhen. Was bei Kant aufgrund der verkümmerten Erkenntnisform, die der moderne Mensch heutzutage mit sich herumschleppt, nur noch ein unerreichbarer focus imaginarius sein kann, ist im traditionalen Stadium schlichtweg Realität: Transzendenz. Freilich kann man heute nur noch von einer Transzendenz reden, wenn es um dieses Überweltliche geht, weil es eben jenseits unserer Erkenntnismöglichkeiten liegt. Für den traditionalen Mensch aber war die Überwelt letztlich nicht transzendent, sie war schlichtweg Teil seiner höheren Natur (die Sache mit dem Kastensystem, der Hierarchie und der damit verbundenen Teihaftigkeit am Überweltlichen sparen wir uns jetzt mal an dieser Stelle, das würde zu weit führen, aber Sie beide wissen, was ich meine). Herr Marinetti hat absolut Recht: da er die Bücher der Gruppe von UR zuhause stehen hat, weiss er, dass echte Magie nichts anderes als eben die Manifestation „metaphysischer“ Ordnungen und Prinzipien sein kann: also die „Weltwerdung“ des Überweltlichen mittels höherer (magischer) Erkenntnis.
Für die Jetztzeit müsste es also darum gehen, diese höhere magische Erkenntnisform wiederzuerwecken, oder besser: wieder aus all dem Matsch epistemologischer Verfallsformen herauszuschälen, sprich also, das Bewusstsein zu erweitern. (Dem Futuristen Marinetti würde es hierbei sicher zusagen, sich an gigantische, scheissviel Strom verbrauchende „Mind-Machines“ anschliessen zu lassen, um die hierfür erforderliche Synchronisation der Hirnhemisphären zu erwirken; den Herrn Ju-Hu müsste man wahrscheinlich sämtliche Rollen des Wagnerschen Lohengrin singen und spielen lassen, um ihn endgültig in die Gralssphäre zu entrücken. Dies als kleine Anregung, hehe.)
Das Problem hierbei liegt aber in eben jenem Involutions-Imperativ. Der heutige Mensch ist verkümmert. Magische Praxis muss weiter gehen als dieser ganze „New-Age-Müll“, der heutzutage grassiert und letztlich nur ein Symptom dieses Verfalls ist. Sie wissen ja, wieviel Evola vom „Okkultismus“ hielt. Die Frage ist, ob eine Wiedererweckung jener traditionalen Magie möglich ist, oder ob es einfach gilt, das Ende dieses Involutionszyklus abzuwarten. Wie stehen Sie beide dazu?

(Aber wie gesagt, ich glaube, man kann in dem Material von Kant und Konsorten durchaus viel Brauchbares finden, und sei es auch nur, um die Symptomatik des Verfalls zu studieren. Man kann es ja anschliessend immer noch mit Füssen treten.)
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marinetti
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Beitrag von marinetti »

Von Horffburg, Sie erstaunen und erfreuen mich zugleich.
(Aber wie gesagt, ich glaube, man kann in dem Material von Kant und Konsorten durchaus viel Brauchbares finden, und sei es auch nur, um die Symptomatik des Verfalls zu studieren. Man kann es ja anschliessend immer noch mit Füssen treten.)
Na was meinne Sie wesshalb ich zu Hause neben Gruppe von UR, Evola, Dávila, und Guénon einen Kant stehen habe?

Edit: Besagter Kant "Kritik der reinen Vernunft" hat mir übrigens freundlicherweise Ju-Hu überlassen, der dieses Buch ausversehen 2 mal erworben hatte. Sie Herr von Horffburg, haben jetzt mit obigen Ausführungen geschafft, dass es mich in den Fingern juckt, Kant nochmals etwas genauer zu studieren.
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

(liest aus Prinzip keine Philosophen, weil er selbst alles viel besser begreift als diese)
Mr. X

Beitrag von Mr. X »

Von Horffburg hat geschrieben:@Ju-Hu und Marinetti:

(Jaja, ich weiss, dass das jetzt nicht mehr viel mit dem Thema zu tun hat; da die beiden Herren hier aber einige interessante Impulse gesetzt haben, wende ich mich in erster Linie an sie.)

Erkenntnistheoretische Modelle (wie etwa dasjenige Kants), welche zu einer Re-Formulierung der Metaphysik führen, sind in der Hinsicht positiv zu bewerten, als sie den alten (sogenannten) dogmatisch-rationalistischen Ansatz der Metaphysik als falsch entlarven, wonach es letztlich keine Trennung von Subjekt und Objekt gibt. Das heisst, die alte, vor-kantische Disziplin der Metaphysik unterscheidet in letzter Konsequenz nicht zwischen Subjekt und Objekt, denn wenn das Sein in seiner Gänze im Denken erfasst wird, dann gibt es keinen Bruch zwischen Erkennendem und Erkanntem. Die Methodik, derer sie sich dabei bedient, wird als apriorisch-deduktiv bezeichnet: aus apriorisch geltenden Erkenntnissen werden streng deduktiv weitere Sätze abgeleitet, welche dann als allgemeingültig für alle möglichen Welten zu gelten haben. Dies ist der Ur-Impuls dessen, was als Rationalismus bezeichnet wird: Eine Erkenntnisform, die als alleiniges Erkenntnisinstrumentarium die Vernunft (im Sinne des höheren abstrakten Denkens, basierend auf apriorischen Kategorien, Logik etc.) anerkennt. Alles andere, also etwa Verstand (nicht das gleiche wie Vernunft, denn der Verstand operiert konkreter, dinglicher und nicht begrifflich-abstrakt wie die Vernunft!), „natürliche“ Erkenntnisformen wie Ahnung und Intuition, werden gestrichen. Die verschiedensten Zweige wie Monismus, Dualismus, Pluralismus, Materialismus stammen letztlich alle aus dieser „Tradition“, denn was sie miteinander verbindet, ist das Primat der Vernunft als oberster Erkenntnisform, was sie unterscheidet ist lediglich die Nuancenverschiebung der postulierten apriorischen Grössen (also etwa die angenommene eine Ursubstanz im Monismus, z.B. beim Materialismus als Teilströmung des Monismus eben die Materie als Grundsubstanz, oder zwei Grundsubstanzen im Dualismus usw.).
Kants sogenannte Transzendentalphilosophie hält es im Gegensatz dazu für unmöglich, die letzte Wirklichkeit erkennend zu erfassen. Was in der dogmatisch-rationalistischen Metaphysik die Ideen waren, verstanden als Urprinzipien jeglicher Weltformung und damit als letztgültige Wahrheiten (nicht zu verwechseln mit dem, was im Traditionalismus etwa eines Evola unter Prinzipienhaftigkeit verstanden wird; diese rationalistisch-metaphysischen Ideen sind immer Konstrukte der Vernunft, sind immer aus dem Prozess des Denkens herausgeschält), wird bei Kant abgelehnt und umformuliert zu einem regulativen Prinzip in der Unendlichkeit: die Welt bewegt sich darauf zu, erreicht diesen focus imaginarius (wie Kant ihn nennt) aber nie. Dass heisst, der Erkenntnisvorgang auf diese Urprinzipien hin muss immer scheitern, die Urprinzipien sind für die Erkenntnis niemals zur Gänze erfassbar. Erkenntnis ist bei Kant also nicht total! Freilich muss man sich immer vor Augen halten, was hier mit „Erkenntnis“ gemeint ist: es ist ein Konglomerat von Vernunft (abstrakt), Verstand und Wahrnehmung (dinglich-konkret). Hier bei Kant gibt es also eine Verbindung von Rationalismus und Empirismus. Und Sie beide würden doch zustimmen wollen, dass diese Erkenntnisform so ziemlich diejenige des heutigen Menschen ist, oder? Kant zeigt auch, dass Erkenntnis immer einen Bruch zwischen Subjekt und Objekt ergibt: da das Subjekt letztlich das Erkennende ist, dieses Erkennende aber mittels dem, was Kant Transzendentalien nennt, überhaupt erst erkennend auftreten kann, also mittels der apriorischen Identitäten wie Raum, Zeit und der Kategorien, ist das Erkannte, das Objekt, immer interpretiert, konstruiert. Das Objekt „erhebt“ sich im Erkenntnisprozess aus dem, was Kant das „Ding an sich“ nennt (bei Onkel Schopenhauer zum Willen erhoben). Dieses „Ding an sich“ ist der Urstoff, aus dem im Erkenntnisprozess das Objekt zurechtgeknetet wird, wenn man so sagen will. Das heisst aber, dass es immer etwas gibt, was dem Subjekt nicht zugänglich ist, wenn es sich erkennend das Objekt aneignet. Das „Ding an sich“ entzieht sich der Erkenntnis. Die Wirklichkeit, dieses gigantisch orchestrierte Riesenobjekt, ist eine rein interpretative Konstruktion. Da haben Sies doch, Ju-Hu! Wer sich der „Diktatur der objektiven Welt“ unterwirft, erliegt letztlich einer Täuschung. Dies, finde ich, kann und muss man Kant hoch anrechnen. Freilich, was im Zuge der Aufklärung daraus gemacht wurde, das erzürnt Sie genau wie mich. Und nein, ich bin trotzallem alles andere als ein Kantianer.
Wenn wir jetzt auf die Ebene des Traditionalismus wechseln, finden wir durchaus ähnliche Konzepte (wie in der späteren Metaphysik), wenn auch hier (meiner Meinung nach) in unverfälschter Form, weil hier das menschliche Bewusstseinsstadium ein anderes, ein höheres ist (ja, ich bin auch Anhänger besagter Involutionstheorie): man findet hier den Bereich der „Welt“, der Natur dämonisch-chtonischen Charakters, des Zeitlich-Räumlichen – und den Bereich der „Überwelt“ also das Überzeitliche, Überräumliche, Übermenschliche, Göttliche, das Transzendente eben. Eine Kultur ist dann traditional (Sie wissen, wie dieser Begriff zu verstehen ist, meine Herren, eine Erläuterung in Bezug auf die heutige, „moderne“ Verwendung desselben erübrigt sich hier), wenn sie das Weltliche, Naturhafte, auf das „Oben“ hin formt und gestaltet, wenn sie also die „dämonischen“ Kräfte, die dem Diesseits innewohnen, auf die Prinzipien des Transzendenten hin ordnen und somit erhöhen. Der Impuls hierbei erfolgt also von oben her und wirkt immer auf das Oben hin. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Hierarchie, deren Spitze, der Priesterkönig, gleichzeitig die Basis ist, und zwar die Spitze in Bezug auf das weltliche Reich, und die Basis in Bezug auf das überweltliche Reich: der Priesterkönig ist die Basis der Wirkung und Waltung des Transzendenten in der Welt, und damit natürlich die Spitze besagten weltlichen Reiches. In seiner edelsten und vollkommensten Form finden wir ein derartiges System in dem, was des Herren Ju-Hu liebstes Steckenpferd ist: der Heliokratie. Dieses System basiert nun auf einer Erkenntnisform, welche diejenige der Jetztzeit bei weitem übertrifft und deutlich macht, warum des Herren Ju-Hu Forderung nach „Transzendenz jetzt!“ wahrscheinlich noch für eine ganze Weile unerfüllt bleiben muss: Magie. Magie ist traditional gesehen nichts geringeres als Erkenntnis, sie ist im Bewusstsein implementiert, so wie heute die Vernunft, welche eigentlich ein verkümmerter Teilaspekt derselben ist. Traditionale Magie ist Fühlung mit, Aktion im und Erkenntnis vom Überweltlichen, und zwar mit dem Ziel, das Weltliche zu erhöhen. Was bei Kant aufgrund der verkümmerten Erkenntnisform, die der moderne Mensch heutzutage mit sich herumschleppt, nur noch ein unerreichbarer focus imaginarius sein kann, ist im traditionalen Stadium schlichtweg Realität: Transzendenz. Freilich kann man heute nur noch von einer Transzendenz reden, wenn es um dieses Überweltliche geht, weil es eben jenseits unserer Erkenntnismöglichkeiten liegt. Für den traditionalen Mensch aber war die Überwelt letztlich nicht transzendent, sie war schlichtweg Teil seiner höheren Natur (die Sache mit dem Kastensystem, der Hierarchie und der damit verbundenen Teihaftigkeit am Überweltlichen sparen wir uns jetzt mal an dieser Stelle, das würde zu weit führen, aber Sie beide wissen, was ich meine). Herr Marinetti hat absolut Recht: da er die Bücher der Gruppe von UR zuhause stehen hat, weiss er, dass echte Magie nichts anderes als eben die Manifestation „metaphysischer“ Ordnungen und Prinzipien sein kann: also die „Weltwerdung“ des Überweltlichen mittels höherer (magischer) Erkenntnis.
Für die Jetztzeit müsste es also darum gehen, diese höhere magische Erkenntnisform wiederzuerwecken, oder besser: wieder aus all dem Matsch epistemologischer Verfallsformen herauszuschälen, sprich also, das Bewusstsein zu erweitern. (Dem Futuristen Marinetti würde es hierbei sicher zusagen, sich an gigantische, scheissviel Strom verbrauchende „Mind-Machines“ anschliessen zu lassen, um die hierfür erforderliche Synchronisation der Hirnhemisphären zu erwirken; den Herrn Ju-Hu müsste man wahrscheinlich sämtliche Rollen des Wagnerschen Lohengrin singen und spielen lassen, um ihn endgültig in die Gralssphäre zu entrücken. Dies als kleine Anregung, hehe.)
Das Problem hierbei liegt aber in eben jenem Involutions-Imperativ. Der heutige Mensch ist verkümmert. Magische Praxis muss weiter gehen als dieser ganze „New-Age-Müll“, der heutzutage grassiert und letztlich nur ein Symptom dieses Verfalls ist. Sie wissen ja, wieviel Evola vom „Okkultismus“ hielt. Die Frage ist, ob eine Wiedererweckung jener traditionalen Magie möglich ist, oder ob es einfach gilt, das Ende dieses Involutionszyklus abzuwarten. Wie stehen Sie beide dazu?

(Aber wie gesagt, ich glaube, man kann in dem Material von Kant und Konsorten durchaus viel Brauchbares finden, und sei es auch nur, um die Symptomatik des Verfalls zu studieren. Man kann es ja anschliessend immer noch mit Füssen treten.)
Dies ist wohl der längste Beitrag, der hier je verfasst wurde. Ich hab nun ein bisschen Angst vor Ihnen, Von Horffburg!
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Hagel
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Beitrag von Hagel »

Kopiert wurde.
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

(tut hochnäsig und verächtlich gegenüber dem Beitrag, nimmt in extra nicht ernst)
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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

*ignoriert den hochnäsigen Besserwisser Ricardo C.*

Geschätzter Herr von Horffburg, was kann man auf Ihre vortreffliche Analyse noch erwidern?

Mein Herr und Gott, nun ruf' ich dich,
dass du dem Kampf zugegen seist!
Durch Schwertes Sieg ein Urteil sprich,
das Trug und Wahrheit klar erweist!
Des Reinen Arm gib Heldenkraft,
des Falschen Stärke sei erschlafft!
So hilf uns, Gott, zu dieser Frist,
weil unsere Weisheit Einfalt ist!

Lohengrin, 1. Aufzug, 3. Szene ("Königsgebet")

*singt*
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Eine Analyse beruht auf einer Betrachtung, welcher eine vorher festgelegte LOgik zugrundeliegt. Insofern können, bzw. dürfen Sie niemandem zu Analysen gratulieren, Ju-HU. Schon gar nicht, wenn diese auch noch "gelungen" sind, d.h. der ihnen zugrundeliegenden Logik einen Beweis erbracht haben...
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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

@M.K.J.: Müssen Sie nicht, mein Freund. Sie wissen doch aus unseren Chat-Orgien im Schwatzraum, wie umgänglich ich doch eigentlich bin.

@Ricardo: Es war ja auch eigentlich keine Analyse, sondern eher eine Meditation, eine reflektierende Betrachtung zu einem Thema, welches natürlich nicht jedem zusagen muss. In meinem Falle funktioniert es so, dass man gemütlich bei Bier und einer Villiger Original Krummen am Compi sitzt und munter drauf los reflektiert.

@Ju-Hu und Marinetti: bei Interesse liesse sich diese Thematik natürlich ausweiten, auch auf die Gefahr einer Dauerbelästigung durch Herrn Clement hin, hehe.
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marinetti
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Beitrag von marinetti »

*ignoriert ricardo clement*
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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

@Ricardo Clement: Schon mal was von traditionalem Synkretismus gehört?
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Gut, Sie N. Twickeln sich in der Avatarwahl. Und ja. Von Ihnen. Und auch das dürfen Sie nicht. Es ist VIEL zu systematisch, in seiner Alogik logisch! (reitet darauf herum)
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great_maex
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Beitrag von great_maex »

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Beitrag von marinetti »

@Ju-Hu und Marinetti: bei Interesse liesse sich diese Thematik natürlich ausweiten, auch auf die Gefahr einer Dauerbelästigung durch Herrn Clement hin, hehe.
Ja klar nur vielleicht nicht in diesem "Thread"
Vielleicht wäre auch ein Umfeld bei einem Glas Rotwein geeigneter, denn was Sie zu sagen haben interessiert mich jetzt natürlich um so mehr.
Vielleicht mal kurz ein, zwei PM's?
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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

@Thema:
Solche Ektoplasma-Emissionen wären doch um ein Vielfaches interessanter als das kindische Verbiegen von Löffeln:
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Mr. X

Beitrag von Mr. X »

Früher war sowieso alles besser:

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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

Naja...
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