Mit ihrem zweiten Album Nihility haben die vier blutjungen Polen von Decapitated (das Durchschnittsalter der Band ist zur Zeit 19) in meinen Augen schon mal den Oberhammer des Monats abgeliefert. Die Scheibe ist von Anfang bis Ende ein Nackenbrecher erster Güteklasse und dürfte Decapitated als feste Grösse auf der Death Metal-Landkarte etablieren.

Decapitated spielen im Wesentlichen das, was man heutzutage wohl unter der etwas unglücklichen Bezeichnung "Brutal Death Metal" einordnet. Dabei sind sie eindeutig von den Prügelbands amerikanischer Prägung beeinflusst, was sich in etlichen an Morbid Angel, Hate Eternal oder auch Suffocation erinnernden Riffs niederschlägt. Aber im Gegensatz zu den Legionen von Morbid Angel-Kopien, die gerade im Zuge des dritten Death Metal-Frühlings den Markt mit ihren langweiligen "Guck mal, wie schnell ich blästen kann"-Scheiben überschwemmen, haben die Geköpften trotz ihres zarten Alters begriffen, dass der US-Death Metal eben nicht in erster Linie vom Schwanzvergleich der Drummer lebt und verwursten in ihren Songs unzählige tolle Breaks und Tempowechsel, ohne dabei allerdings in die abgehobenen Sphären von sagen wir mal Cryptopsy vorzustossen. Vielmehr ist Nihility ein Album, das letztlich ganz einfach von einer alles plattwalzenden Armada von Killerriffs lebt. Da kriegt man schon vom blossen Zuhören Genickstarre.

Spieltechnisch brauchen sich Decapitated auch hinter keinem zu verstecken. Hier fallen, mal abgesehen davon, dass sowieso alles hundertprozentig sauber und tight dargeboten wird, vor allem die Gitarrensolos auf, die mal an Meshuggah und mal an Hate Eternal erinnern - und dabei eben nicht wie die bemühten Fingerübungen eines Teenagers rüberkommen, der seinem Idol nacheifert, sondern tatsächlich gut klingen und auch durchaus eine eigene Note haben. Fast schon beängstigend, was die vier jungen Pfüderis hier vom Stapel lassen.

Dem hinkt auch die Produktion in keinster Weise nach. Vader's Peter hat Decapitated einen furztrockenen, knackigen Sound verpasst, der einfach alles in Schutt und Asche legt. Genaugenommen ist die Produktion von Nihility wesentlich besser gelungen als die der letzten paar Vader-Scheiben... und sagt's nicht weiter, aber die Musik finde ich auch besser.

So, irgendwas muss ich doch noch rummäkeln, bevor ich Euch den Kaufbefehl erteile. Mal überlegen... Das Einzige, was mir ganz leicht negativ aufgefallen ist, ist vielleicht die Tendenz zur unnützen Wiederholung in den Songstrukturen - Decapitated neigen dazu, etwa sechs Riffs aneinanderzuhängen, und dann wenn alles durch ist einfach alles nochmal abzunudeln. Dadurch werden gewisse Songs etwas vorhersehbar. Allerdings lässt der Titelsong, der überhaupt nicht nach diesem Schema funktioniert, erkennen, dass Decapitated auch anders können, und schliesslich müssen sie ja beim nächsten Album noch irgendwas besser machen können als auf Nihility, die ansonsten ja eh schon nahezu perfekt ist.

So, und jetzt kommt der Kaufbefehl, und der geht diesmal an alle Liebhaber des eingangs erwähnten "Brutal Death Metal": Nihility ist ein einziges Sammelsurium von Mörderriffs, dargeboten von einer hochtalentierten jungen Band, verpackt in einer perfekten Produktion, und wird Euch in Windeseile, naja, die Rübe abmontieren halt. Was erwartet Ihr schon von einer Band, die Decapitated heisst? Kaufen! Und zwar die limitierte Vinylversion!

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Earache

Veröffentlichung

3/2002

Format

CD

Land

Genre

Death Metal