Nachdem sie auf Welcome to Oblivion noch einen etwas eigenartigen Stilmix boten, haben sich Disinter jetzt offenbar, von einigen Black Metal-Einsprengseln und gelegentlichen Kreischvocals abgesehen, für den Death Metal entschieden. Eigentlich standen der Band schon auf dem letzten Album die DM-Riffs am besten zu Gesicht, von daher ist an dieser Entwicklung eigentlich nicht viel auszusetzen.

Allerdings artet das Bekenntnis zum Death Metal streckenweise in eine etwas bemühende Aneinanderreihung von endlosen Blastbeats und den genretypischen, nicht gerade originiellen Hummelriffs aus. Der erste Song, Strength & Honor (eingeleitet durch das an alte Metallica erinnernde Akustik-Intro First and Last in Battle) besteht praktisch nur aus Hochgeschwindigkeitsgesäge und ist zudem recht lang und damit nicht besonders spannend. Die folgenden drei Songs werden dann immerhin mit einem etwas langsameren Mittelteil aufgelockert, wobei irgendwie der Eindruck entsteht, dass die echten Ideen in eben diesen Mittelteilen verbraten werden und der Rest eher Beiwerk ist - insbesondere bei Where We Are Mortal, wo das, was offenbar der Mittelteil sein soll, mehr als die Hälfte des Songs ausmacht. Irgendwie hat man das Gefühl, Disinter wollten auf Teufel komm raus in jedem dieser Songs zeigen, wie schnell ihr Drummer blasten kann.

Bei Woven with Pestilence and War hat das Blastbeat-um-jeden-Preis-Spielchen aber endlich ein Ende, und Disinter packen ein paar ganz fiese Thrashriffs und prima Stop & Go-Breaks aus. Der Song ist zwar durchgehend schnell, wirkt aber durch die Riffs wesentlich interessanter als das Dauergehummel in den vorherigen Songs. Es folgt mit What Once Was, Again Shall Be ein superschwerer langsamer Song, der erst ganz am Ende ein wenig das Tempo anzieht, ohne allerdings ernsthaft schnell zu werden. Spätestens jetzt fällt auf, dass Disinter ihre Fähigkeiten sowohl spielerisch als auch kreativ bei den gemässigteren Passagen wesentlich besser entfalten können.

Mit Cyclopean Ruins wird dann nochmal im eintönigen Gehämmer gefischt, bevor mit Upon the Wings of Vengeance der eindeutig beste Song des Albums folgt. Midtempo- und Blastbeats wechseln sich wild ab, durchsetzt von erstklassigen Breaks. Warum gibt's auf dem Album nicht mehr hiervon?

Whirling Spectral Voices wirkt wieder etwas eigenartig. Der Song beginnt wie so viele auf Demonic Portraiture superschnell, wird dann leicht ausgebremst und ist so plötzlich wieder vorbei, wie er begonnen hat. Den Schluss des "regulären" Teils bildet der Titeltrack, ein Midtempo-Stampfer mit leichter Black Metal-Schlagseite. Auf den restlichen 36 Minuten folgen dann verstreut zwischen reinem Leerlauf nochmals zwei Songs der Marke kurz & schnell und ein völlig überflüssiges Outro. Keine Ahnung, was das soll.

Alles in allem ist Demonic Portraiture also leider eine etwas zwiespältige Angelegenheit geworden. Es finden sich zweifellos einige erstklassige Songs, und auch die furztrockene und druckvolle Produktion kann überzeugen. Die immer wieder aufkommende Tendenz zu endlosen, gleichförmigen Blastbeat/Hummelriff-Passagen führt aber zumindest bei mir zu ständigem Augenverdrehen und lauten "nicht schon wieder"-Stosseufzern. Irgendwie schade, denn wenn Disinter mal ein paar richtige Ideen auspacken, hört man deutlich, dass hier fähige Musiker und kreative Köpfe am Werk sind. Wenn die Jungs mal vergessen würden, dass sie unbedingt ständig zeigen wollen, wie irre schnell und hart sie doch sind, könnten sie sogar richtig gut werden.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Morbid Records

Veröffentlichung

1/2002

Format

CD

Land

Genre

Death Metal