"Never change a running system" besagt eine alte Weisheit. Genau diese haben sich wohl auch die Verrückten von Jigsore Terror zu Herzen genommen und ihr Album eingeprügelt.
Gegründet aus dem Vorsatz heraus, Musik zu machen im Stil von Repulsion, Death und Terrorizer, spielte die schwedische, 2001 gegründete Band ein erstes Demo im Jahr 2002 ein und bekam 2004 einen Vertrag bei Listenable Records.
Was dabei herausgekommen ist? Eine zwiespältige Sache, die Freudentränen und Kopfschütteln hervorrufen wird. Das Mastering, immer neutraler Aufhänger jedes Genres, ist objektiv beurteilt, wirklich gut, das Schlagzeug klingt überzeugend, die Gitarre schrammelt gut dazu, die Stimme kann auch überzeugen, jedoch der Bass geht ein klein wenig verloren – insgesamt aber eine gute Leistung des Soundlab-Studios. Soweit so gut.

Was wird musikalisch geboten? Talent, das an erster Stelle, danach Geschwindigkeit, viel Geschwindigkeit. Blastbeats hacken durch das gesamte Album hindurch, dass einen der Schweiss zur bleibenden Erinnerung in die Stirn gepresst wird. Begleitet wird dieses Ungetüm bestialischer Vernichtungswut von einer sägenden Gitarre, die durchgehend eine gute Leistung abliefert, wenn auch mehr Variabilität in den Riffs zur Wiedererkennung der einzelnen Lieder sicher viel beigetragen hätte.
Die Stimme klingt böse, mehr gekreischt, als gegrunzt, was dem Ganzen einen noch aggressiveren Ausdruck verleiht. Das Problem, da sich der eigentliche Sänger kurz vor der Aufnahme aus dem Staub machte, wurde gut gelöst – der Gitarrist übernahm diesen Part und beweist, dass er mehr kann als "nur" Gitarre spielen.

Wo ist aber der oben genannte Akt des Gangs auf Messers Schneide? Er liegt in den Tracks selbst. Diese arbeiten von Lied eins bis Lied fünfzehn nach völlig gleichem Muster: Auf ein eingeknüppeltes Anfangsstück folgt eine Midtempo-Passage und danach wird noch einmal Gas gegeben, bevor der nächste Track startet und das Gleiche wieder von vorn beginnt.
Solos vermisst man fast gänzlich, mehr als drei wirklich ultrakurze und auch nicht wirklich innovative findet der Zuhörer nicht. Dazu der immer vollkommen geradeaus gehende Gesang und das polternde Schlagzeug; sie hinterlassen schnell ein Gefühl von Ausgelutschtheit und riskieren die Abschiebung in den Bereich des sinnlosen Geknüppels.

Eine schwierige Angelegenheit also: auf der einen Seite steht schwedische Perfektion, was das Können angeht der einzelnen Herren, auf der anderen Seite aber auch die Monotonie der Wiederholung, völlig nach dem Konzept des "Never change..."-Syndroms.
Für Grindcore-Freunde, wie ich einer bin, wird es wohl eines der besten Alben seit langem sein, das den Player zum Glühen bringen wird. Für andere jedoch sei hier Vorsicht geboten, denn das Gemisch verliert schnell an Kohlensäure und könnte eilig zur Seite gestellt werden, weiss man nichts damit anzufangen. Auf allzu hohe Kreativität ist hier nicht zu hoffen, jedoch auf brutales Geknüppel aus dem Sack Jigsore Terrors. Prost!

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Listenable Records

Veröffentlichung

9/2004

Format

CD

Land

Genre

Death Metal