Wer bei den Worten melodic Death und Göteborg feuchte Augen bekommt, der kann an dieser Stelle bereits abbrechen und sich das Teil ohne Bedenken zulegen.

So. Beschäftigen wir uns nun mit dem Rest der Welt. Man muss nicht unbedingt ein untertänigster In Flames oder Dark Tranquillity Anhänger sein, um an "Sindustries" gefallen zu finden, denn mittlerweile scheinen die 4 Schweden ihren eigenen Trampelpfad im melodic Death Metal Bereich gefunden zu haben. Angefangen hat alles im Jahre 1997, als über das französische Label Listenable Records das Debut "Two Feet Stand" veröffentlicht wurde. Niclas Engelin, der Gitarrist, kam durch seine Toureinsätze bei In Flames mit Nuclear Blast in Kontakt, und siehe da, es kam auch was dabei heraus. 2 Jahre später lag das Album "Soulburner" auf dem Tisch, und die Medienwelt war hin und weg, grösstenteils jedenfalls. Zu "Soulburner" Zeiten musste man für die cleanen Vocals (neben den genretypischen Growls) noch den ehemaligen Artch Vokalisten Eric Hawk hinzuziehen. Mittlerweile übernimmt der "hauseigene" Kreischvogel Jim Kjell diesen Part selbst.

Das neuste Resultat des Gardenian Schaffens hat seine songwriterischen Ups and Downs, das sollte man nicht verschweigen. Aber andererseits sind die wirklich tollen Stücke auf "Sindustries" wahre Killer, vollgepackt mit melodischen Refrains, knallenden Gitarrenriffs, perfekt akzentuierten Growls und einer satten Produktion, welche das Prädikat "in your face" mehr als nur verdient. Nicht unbedingt verwunderlich, denn Onkel Tägtgren sass an den Reglern. Dies wiederum dürfte auch der Grund sein, warum sich soundtechnisch einige Choruslines verdächtig nach Pain Refrains anhören. Gardenian verbreiten mit "Sindustries" auf jeden Fall eine gehörige Portion gute Laune, und zwar nicht nur mit irgendwelchem Göteborg Gedudel. Ueber die vorzügliche Gitarrenarbeit muss man bei einer Band aus dieser Ecke wohl nicht sprechen, aber vielleicht wäre löblich zu erwähnen, dass auch hier die Abwechslung gesucht wird. Bei "Long Snap To Zero" und "Courageous" wurden beispielsweise ein paar Riffs eingebaut, die an die Grunge Legende Screaming Trees erinnern, und einige der Refrains auf "Sindustries" könnten sogar aus irgendwelchen amerikanischen Alternative Rocksongs stammen. Bei "The Heartless" ist man sich dann gar nicht mehr sicher, ob einem da noch Schweden gegenüber stehen oder sich ein paar US Citizens versammelt haben, und trotzdem passen auch Titel wie dieser wie angegossen in das Gesamtwerk. Sicherlich gibt es auch ein paar eher schwächere Stücke auf dem neuen Album. "The Suffering" könnte hier genannt werden, ein Song, der zwar durch seinen Bottleneck Einsatz bei den Gitarren (es hört sich jedenfalls nach Bottleneck an) auffällt, sich allerdings unterm Strich als ziemlicher Durchhänger erweist.

Aber es soll kein falscher Eindruck entstehen. Natürlich wird auf "Sindustries" zur Hauptsache gegroovet und gerockt, und zwar nach bester Schwedenmanier, und es ist sicherlich ein gutes Zeichen, wenn sich eine Band nach gut 3 Jahren und ebenso vielen Alben hinter niemandem mehr verstecken muss. Zudem sagt man Gardenian vorzügliche Livequalitäten nach. Was will man also mehr? Für melodic Death Metal Fans ist "Sindustries" jedenfalls ein gefundenes Fresschen, und für manch anderen vielleicht auch.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

11/2000

Format

CD

Land

Genre

Death Metal