Mit "Enslaving the Masses" werfen Monstrosity nach längerer Pause ein Doppelalbum mit Demotracks und Liveaufnahmen auf den Markt. Als ich das erste Mal davon hörte, dachte ich mir ehrlich gesagt, dass die Band wohl am Ende sein muss. Das letzte Album ist schon ziemlich lange her, und jetzt versucht man offenbar, mit altem Ramsch nochmal etwas Kohle zu machen. Bein Besuch auf der Website des Labels stellte sich aber heraus, dass dem mitnichten so ist: Monstrosity sind zur Zeit damit beschäftigt, sich den Arsch abzutouren, und ein neues Album ist ebenfalls schon geplant. Das ist einerseits zwar erfreulich, aber andererseits frage ich mich jetzt natürlich, was diese Doppel-CD soll. Aber lassen wir das fürs Erste und wenden wir uns dem Inhalt zu.

Auf der ersten CD gibt's als Erstes fünf Tracks von den "Imperial Doom"-Sessions. Von der Scheibe gab es zwei verschiedene Mixversionen, da die Band Schwierigkeiten mit dem Drumsound hatte. Und hier bekommen wir nun eben den Mix geboten, der es nicht aufs Album geschafft hat. Erstaunlicherweise klingt er zumindest für mein Gehör besser; der Gitarrensound hat mehr Druck, und die Drums sind etwas leiser, wodurch man die Riffs besser raushören kann als auf dem Album-Mix, der ziemlich undifferenziert klang. Mir ist jedenfalls jetzt zum ersten Mal aufgefallen, dass die Songs eigentlich besser sind, als sie auf "Imperial Doom" klingen.

Es folgt das 1990er "Horror Infinity"-Demo. Da die Originalbänder mittlerweile futsch sind, wurde das Demo direkt ab Tape kopiert, gemastert und auf die CD gepackt. Undergroundiger geht's nimmer! Das Teil wurde in zwei Nächten aufgenommen, und da der Band vor dem Endmix die Kohle ausging, wurde am Ende der Rough Mix veröffentlicht. Und, äh, so klingt das Ding halt auch. Einerseits versprüht die Aufnahme eine enorme Authentizität, andererseits klingt sie bei aller Liebe eben einfach wie eine Proberaumaufnahme.

Schliesslich gibt's noch das "Slaves and Masters"-Demo von 1994, das zwischen "Imperial Doom" und "Millenium" rauskam. Hier muss ich nun wirklich das Verdikt "überflüssig" sprechen, die Aufnahme klingt weder besonders authentisch noch hat sie irgendwelchen Kultwert, sondern es sind ganz einfach drei "Millenium"-Songs in schlechterem Sound.

Bei der Live-CD hat man den Fehler gemacht, nicht eine Show am Stück auf die Scheibe zu nehmen, sondern Aufnahmen von fünf verschiedenen Konzerten zusammenzuschnipseln. Irgendwie ist es der Band (als Produzenten zeichnen "Lee Harrison and Monstrosity") aber gelungen, das Ding durch geschicktes Schummeln doch wie ein ganzes Konzert klingen zu lassen. Übergänge hört man keine, und am Ende kommen die Zugaben und ein herzhaft gegurgeltes "We'll see you next time." Spielerisch ist die Aufnahme top, und dank der aggressiven Performance insbesondere von Drummer Lee Harrison und dem lauten Publikumsgebrüll kommt auch ordentlich Liveatmosphäre rüber. Leider kann der Mix da nicht ganz mithalten. Die ganze CD klingt viel zu basslastig und wummrig und kann irgendwie nicht recht Druck entfalten, was wirklich schade ist, da die Band hörbar so spielt, als wollte sie dem ganzen Publikum kollektiv die Birne wegsägen.

Alles in allem ist "Enslaving the Masses" also beileibe kein schlechter, aber auch nicht gerade ein unverzichtbarer Release. An der ersten CD sind allenfalls die "Horror Infinity"-Tracks interessant, die wirklich kultig und authentisch klingen. Der Rest ist nur aufgewärmter alter Krempel, und wer wirklich scharf ist auf das "Horror Infinity"-Demo, der wird wahrscheinlich sowieso das Originaltape wollen und nicht eine neu gemasterte CD-Version. Die Liveaufnahmen sind ebenfalls gewiss nicht schlecht, aber auch nicht gerade weltbewegend, da eher mittelprächtig abgemischt. Zwar finden sich unter den Livetracks auch zwei neue Songs, aber das neue Album kommt ja sowieso nächstens, also könnt Ihr auch genausogut darauf warten, anstatt den Preis einer Doppel-CD für zwei neue Songs zu blechen.

Bleibt halt eben die Frage, was das hier soll. Da die zwei Scheiben von Lee Harrison und der Band zusammengestiefelt wurden, handelt es sich offenbar nicht um eine reine Abkassieraktion des Labels. Aus Sicht der Band ist die ganze Chose aber ziemlich überflüssig, da sie sowieso ein neues Album in der Mache haben. Und als Fan würde ich das Teil wohl eher im Laden stehen lassen. Absolute Monstrosity-Komplettisten, die unbedingt alles haben müssen, wo Monstrosity draufsteht, sollen meinetwegen zugreifen - schlecht ist "Enslaving the Masses" wie gesagt nicht, und sowohl die Demos als auch die Liveaufnahmen haben durchaus ihre sympathischen Momente. Normalsterbliche sparen sich die Kohle besser für den nächsten vollständigen Longplayer.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Conquest Music

Veröffentlichung

6/2001

Format

CD

Land

Genre

Death Metal