Vor einigen Jahren kam ich das erste Mal mit dieser deutschen Ausnahmeformation in Berührung und muss gestehen, dass mich ihr damaliges Schaffen nicht restlos überzeugen konnte und ich trotz einer gewissen Faszination nicht wirklich den Zugang zu den neoklassisch anmutenden Kompositionen finden konnte. Lange Zeit interessierte mich Behind The Scenery nicht mehr, doch mit "Rétroviseur" hat sich dies wieder geändert. Dieses Werk ist ein bemerkenswertes Stück Tonkunst.

Was ist das Besondere an diesen fünf Herren, die mittlerweile optisch eher wie eine Britpop-Band wirken und in keinster Weise um ein typisches Metal-Image bemüht sind? Sie haben einen sehr originellen Stil kreiert und sich über drei Alben hinweg weiterentwickelt, ohne ihre typischen Merkmale wie die "klassischen" Melodiebögen kombiniert mit progressiven Songstrukturen zu vernachlässigen. So klingt auch "Rétroviseur" streckenweise sehr hymnisch und ergreifend, dabei aber nicht mehr so wild wie in früheren Tagen, sondern deutlich ausgereifter. Man darf sich auf Grund der vielen atmosphärischen ruhigeren Parts durchaus fragen, ob es sich hierbei noch um Death Metal handelt, aber wenn man diesem Album lauscht, vergisst man die Stilkategorisierung schnell. In den epischen Klangwelten kann man sich verlieren und einfach tragen lassen. Die ausgeprägte Dynamik und Komplexität ist vergleichbar mit der neuen Opeth, denen Behind The Scenery hin und wieder gar nicht unähnlich sind. So fanden auch sanfte Piano- und Orgelklänge ihren Platz.

Ganz ungetrübt bleibt das Gesamtbild aber trotzdem nicht, denn zwei Ausfälle haben sich leider eingeschlichen: Der etwas deplazierte weibliche Gesang in zwei Liedern kann mitunter schon nerven. Wenn die Dame dann auch noch auf Französisch losträllert, kommt mir das eben verputzte Baguette endgültig wieder hoch. Bitte nächstes Mal ohne!

Da "Rétroviseur" ansonsten aber auch klangtechnisch mehr als gelungen ist, kann ich diesen Silberling allen ans Herz legen, die ein offenes Ohr für innovative Ideen haben und auch mit etwas weniger "Härte" auskommen. Statt auf Brachialität setzen Behind The Scenery ganz auf hochmelodischen Metal mit viel Gefühl. Die einen oder anderen schrägen Tonfolgen und die enorme Vielfalt machen dieses Werk zu einem nicht unbedingt leicht verdaulichen, dafür aber lang anhaltenden Hörgenuss.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Supreme Chaos Records

Veröffentlichung

10/2005

Format

CD

Land

Genre

Death Metal