Wenn George W. Bush von der Achse des Bösen lamentiert und damit Nordkorea, Kuba und einschlägige arabische Staaten meint, liegt er mit seiner Einschätzung komplett im Schilf. Jeder Fiesmetaller weiss, es gibt keine Achse des Bösen. Es gibt nur einen ultimativ bösen Punkt. Und dieser liegt irgendwo im Herzen von Norwegen. Oder ist dies doch nicht mehr ganz richtig?

Der dritte Hassteller von Hetroertzen zeigt zumindest, dass es falsch ist, von einer Monopolarität Norwegens zu jammern. Hetroertzen alleine schafft es jedoch bestimmt nicht, die Achse Norwegen-Chile zur gefürchteten Bösmacht emporwachsen zu lassen. Dennoch steht die chilenische Schwarzkunst einigen Nordbarden so nahe, dass sie in Chile wahrlich deplatziert wirkt.

Gegenüber den Vorgängerscheibletten ist "Rex Averno" noch einen Tick wilder geworden. So strahlt das Drittwerk mehr Schwärze und Extremität aus. Doch zunächst muss man sich die Zeit nehmen, sich eindringlich mit dem Werk zu befassen. Wer nicht wagt, sich auf komplexe Strukturen und Wechsel einzulassen, wird mit Hetroertzen anno 2006 nicht glücklich. Zwar schleichen sich immer wieder dezent melodiöse und mittelschnelle Passagen ins Geschehen, doch der Hauptbestandteil ist wildes Geknüppel. Vielleicht wird hier der eine oder andere in den Trommelreigen eine gewisse Einförmigkeit erhören, doch die Scheibe steigert sich gegen Ende mehr und mehr in ein architektonisches Glanzwerk. Insbesondere die dezenten Gitarrenlinien, neben dem rauen Geschrammel, wirken wie ein Nadelstich in die schon blutende Wunde.

Die alte Schule hat deutliche Spuren hinterlassen, doch das Konzept ist innovativ: Textlich geht es um ein verborgenes Bakterium, das in den tiefen Höhlen der Erde lauert, um von den schwarzen Kräften des Kosmos entfesselt zu werden und die gesamte Menschheit ausrotten wird. Askväder hat sich dabei wie bei der letzen Scheibe an einen deutschen Text gewagt.

Das aktuelle Werk von Hetroertzen kann mit dem hervorragenden 2002er Debüt gleichziehen. Die Kompositionen sind aber vielschichtiger und nicht mehr so zugänglich, offenbaren dafür mit jedem Durchlauf noch mehr schwarze Kraft. Ob Bush seine Meinung über die Achse des Bösen ändern wird? Wohl kaum.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Rawforce Productions

Veröffentlichung

1/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal